Antibiotika-Verbot für Tiere -was ist da dran?

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Hier die Ausführungen eines TA zum Thema:

Achtung! Unser aller Haustiere sind in akuter Gefahr, weil das EU-Parlament für die Tiermedizin ein drastisches Antibiotika-Verbot beschließen will!

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin

Hinter den Kulissen, völlig unter dem Radar der Bürgerinnen und Bürger und in aller Stille zeichnet sich gerade auf EU-Ebene ein echtes Drama für die moderne Tiermedizin und unser aller Haustiere ab. Wenn sich nicht sofort ALLE Tierbesitzer:innen energisch auf die Hinterfüße stellen und den zuständigen Politiker:innen die unmissverständliche Botschaft zukommen lassen, dass es so nicht geht, werden wir in der Tiermedizin innerhalb kürzester Zeit vor geradezu unvorstellbaren Problemen stehen. Wir müssen Sie also dringend bitten, sich in dieser Angelegenheit SOFORT persönlich zu engagieren, bevor es zu spät ist. Die Zeit drängt, und das ist keine Floskel!

Der Hintergrund: 2019 wurde die neue EU-Tierarzneimittelverordnung 2019/6 verabschiedet. Vor dem Inkrafttreten im Januar 2022 müssen die EU-Kommission, die Mitgliedsstaaten und das EU-Parlament nun festlegen, welche Antibiotika zukünftig für den Menschen vorbehalten und damit für die Tiermedizin verboten werden sollen. Die Kommission hat dem zuständigen Ausschuss des Parlaments einen sorgfältig erarbeiteten, wissenschaftlich sauber fundierten und mit zahlreichen Fachorganisationen (der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA, dem European Center of Disease Control ECDC, der Weltorganisation für Tiergesundheit OIE und der Weltgesundheitsorganisation WHO) abgestimmten Entwurf zur Abstimmung vorgelegt. Dieser Entwurf hätte die bislang weltweit strengste Regulierung des Antibiotika-Einsatzes in der Tiermedizin dargestellt, wäre aber gleichzeitig wissenschaftlich korrekt und vernünftig gewesen.

Einigen übereifrigen und kurzsichtigen (sorry, anders kann man es echt nicht ausdrücken!) Abgeordneten unter der Führung des Grünen-Politikers Martin Häusling und unter dem Einfluss humanmedizinischer Organisationen aber ging dieser Entwurf nicht weit genug, so dass sie sozusagen in letzter Minute die Mitte Juli erfolgte Ausschuss-Abstimmung mit einem geradezu irrwitzigen und wissenschaftlich absolut nicht begründbaren Entschließungsantrag torpediert haben, der – wenn er im September auch noch vom EU-Parlament abgenickt wird - ohne jede Übertreibung eine tödliche Gefahr für unsere Haustiere darstellt.

Um es mal möglichst einfach auszudrücken: Bei Hunden, Katzen und Pferden könnten wir Tiermediziner:innen zahlreiche komplizierte, gefährliche und schwerstes Leiden auslösende bakterielle Infektionen einfach nicht mehr erfolgreich bekämpfen. Bei Kaninchen, Meerschweinchen, Repilien, Exoten und Co. könnten wir sogar bei fast jeder Art von bakterieller Infektion nur noch verzweifelt die Hände heben, weil wir für diese Tierarten GAR KEIN funktionierendes Antibiotikum mehr zur Verfügung hätten. Diese Entwicklung stößt bei der EU-Kommission, dem Europäischen Tierärzteverband FVE und dem Bundesverband Praktizierender Tierärzte BPT auf Unverständnis und Entsetzen. Mein Kollege Siegfried Moder, Präsident des BPT, sagt dazu: „„Die Abgeordneten verkennen dabei, dass Antibiotikaklassen, die auf die Reserveliste gesetzt werden, nicht nur für lebensmittelerzeugende Tiere verboten werden, sondern für ALLE Tierarten, also auch für Hunde, Katzen, kleine Heimtiere, Exoten, Pferde und Zootiere, und keine Ausnahmen zulässig sind“.

Die an diesem hirnrissigen Entschließungsantrag beteiligten Politiker betreiben eine Agenda, die Massentierhaltung letztendlich unmöglich machen soll, ignorieren dabei aber völlig, dass die beabsichtigten, drastischen Restriktionen zu absolut tierschutzwidrigen Zuständen auch im Hobbytierbereich führen würden. Die ebenfalls dahinter steckenden Humanmediziner sind nach wie vor eifrig und leider ziemlich erfolgreich bemüht, die Rolle der Humanmedizin bei der Entstehung von Antibiotikaresistenzen durch eine Schuldverlagerung auf die Tiermedizin zu verschleiern, obwohl nur 5 Prozent der resistenten Keime aus dem Tierbereich stammen und die Humanmedizin nach wie vor jede vernünftige statistische Erfassung ihres Antibiotika-Einsatzes verweigert.

Es bleibt nur ein Weg: Sie, also ALLE Tierhalter:innen, müssen sich SOFORT wehren und eine klare Botschaft an das EU-Parlament senden. Der Bundesverband Praktizierender Tierärzte macht das durch eine über Ihre jeweiligen Tierarztpraxen laufende Unterschriftenaktion möglich. Wenn Sie in den nächsten Wochen die Praxis oder Klinik Ihres Vertrauens aufsuchen, dann fragen Sie bitte, wo Sie unterschreiben können. Haben Sie keinen Tierarztbesuch geplant, dann kommen Sie ruhig einfach so vorbei und unterschreiben. Außerdem wurde unter dem unten stehenden Link die Möglichkeit der Teilnahme an einer Online-Petition geschaffen.

Wenn wir in unserem Blog und auf unseren Social-Media-Kanälen Artikel veröffentlichen, überlassen wir die Verbreitung normalerweise dem Interesse der Leser:innen. In diesem Fall aber bitten wir Sie buchstäblich auf Knien: Verbreiten Sie diesen Aufruf im Interesse unserer Tiere aus allen Rohren! Die für diese Entwicklung Verantwortlichen verlassen sich nach meiner Einschätzung fest darauf, dass das Ganze beschlossene Sache ist, bevor die Öffentlichkeit davon Wind bekommt. Diese Suppe muss versalzen werden, und zwar gründlich! Bitte, bitte, helfen Sie mit, durch Verbreitung der Botschaft und natürlich durch Ihre Unterschrift!

Link zur Online-Petition: https://www.change.org/.../europ%C3%A4ische-parlament-eu...
Wer sich über diesen zwangsläufig plakativen und kurzen Aufruf hinaus informieren möchte, kann das in aller Ausführlichkeit auf der Homepage des BPT tun:
https://www.tieraerzteverband.de/

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald,
Ihr Ralph Rückert, Ihre Johanne Bernick

Wir heben für diesen Beitrag das Copyright ausdrücklich auf! Wenn Sie ihn kopieren / ausdrucken wollen, um ihn zu verbreiten, dürfen Sie das gerne tun!
das haben uns die Grünen eingebrockt.Man wollte,nachvollziehbar, bei Massentierhaltungen die ABs wg Resistenzen runterschrauben.
Die EU Tiermedikamenteverordnung(oder wies immer amtlich heissen mag)macht jedoch keinen Unterschiend zwischen Einzelhaltung und Massen Tierhaltung.
Blöde gelaufen,aber nicht vorstellbar, dass die Katze und der Pekinese und das M Dressurpferd der EU Abgeordneten nicht mehr zu behandeln sind.
Aber, so gestern in den Nachrichten, beginnt es schon ab Jan.2022.
Wer braucht solche Politik ?
Wer braucht solche Abgeordnete,die haben doch keinen Wert,von unserem Außenminister angefangen.......

Nebei
 
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das haben uns die Grünen eingebrockt..
Von 705 Sitzen im EU-Parlament sind !!! 73 !!! an Grüne/EFA gegangen. Das sind gut zehn Prozent. Irgendwo in diesem Faden steht auch das Abstimmungsergebnis bei der Angelegenheit. Kann also wohl kaum sein oder?

Die Phobie vor den Grünen ist anscheinend schon so groß, dass man sie aus lauter Angst noch ins Kanzleramt bringt ...

Ich versuchs jetzt mal mit Merksätzen a la SirHenry ... :cool:

Man unternehme den Versuch, grüne Treffer zu verhindern/minimieren, indem ......

1. .... man nix wähle, was ex ante in keine Regierungsverantwortung kommen kann und wird....
2. .... man Genossen nur in einer Jagdgenossenschaft wählt ...
3. .... man sich bewusst wird, dass die Farbe der Ampel in der Mitte die Jagd sofort nach unten weiter schaltet, sollte die Ampel doch noch funzen...
4. .... wenn überhaupt nur die Stärke von Schwärze verhindert, dass zwei Ministerien grün leuchten und im Gleichklang hupen.
 
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In Zeiten,

in denen die Grüne „Kanzlerkandidatin“ befindet, Verbote seien in Wirklichkeit Innovationsbooster, eine gute Nachricht. Offensichtlich sind nicht alle Europäer so blöd, wie das deutsche Stimmvieh.

Anitiotika, die dem Mästen dienen und solche, deren intensive Anwendung lediglich dazu dient, Massentierhaltung, die Tierschutz-widrig ist, zu ermöglichen, sollten in der Tat entweder untersagt werden oder, wenn in ihrer Anwendung unverzichtbar, auf dokumentierbare Einzelfälle beschränkt werden - außer in Deutschland leben wir im Digitalzeitalter...

Alle anderen Medikamente sollen durch Tierärzte ohnecEinschränkungen verabreicht werden dürfen.

Gruß,

Mbogo
 
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In Zeiten,

in denen die Grüne „Kanzlerkandidatin“ befindet, Verbote seien in Wirklichkeit Innovationsbooster, eine gute Nachricht. Offensichtlich sind nicht alle Europäer so blöd, wie das deutsche Stimmvieh.

Anitiotika, die dem Mästen dienen und solche, deren intensive Anwendung lediglich dazu dient, Massentierhaltung, die Tierschutz-widrig ist, zu ermöglichen, sollten in der Tat entweder untersagt werden oder, wenn in ihrer Anwendung unverzichtbar, auf dokumentierbare Einzelfälle beschränkt werden - außer in Deutschland leben wir im Digitalzeitalter...

Alle anderen Medikamente sollen durch Tierärzte ohnecEinschränkungen verabreicht werden dürfen.

Gruß,

Mbogo

Das Problem mit resistenten Keimen könnte man auch lösen wenn man denn wollte, andere EU Staaten machen es uns vor!
 
G

Gelöschtes Mitglied 13565

Guest
Über den Antrag wurde abgestimmt und er wurde nicht angenommen



Der Artikel ist eine Frechheit, der entscheidende Teil wird in den letzten Zeilen ziemlich vage beschrieben. Ansonsten liest der sich, als wenn die grynen mal wieder gescheitert wären bei der Rettung der Welt.


CdB
 
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Das Problem mit resistenten Keimen könnte man auch lösen wenn man denn wollte, andere EU Staaten machen es uns vor!
Ein gewaltiges Problem der Neuzeit - mangelhafte Krankenhaushygiene - die allermeisten MRE-Infektionen werden durch die Krankenhäuser verbreitet. Da gab es sogar schon mehrere Studien dazu - und die sind auch schon mehr als 15 Jahre alt. Es wurde halt nur in Deutschland nicht entsprechend reagiert, war ja viel einfacher Krankenhäuser aus dem Gemeinwohl als vermeintliches Tafelsilber zu verkaufen.
 
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Ein gewaltiges Problem der Neuzeit - mangelhafte Krankenhaushygiene - die allermeisten MRE-Infektionen werden durch die Krankenhäuser verbreitet. Da gab es sogar schon mehrere Studien dazu - und die sind auch schon mehr als 15 Jahre alt. Es wurde halt nur in Deutschland nicht entsprechend reagiert, war ja viel einfacher Krankenhäuser aus dem Gemeinwohl als vermeintliches Tafelsilber zu verkaufen.
Richtig, aber wir machen weiter wie bisher.

Sehr plastisch wurde das einem ehem. Kollegen aus dem Rettungsdienst in den Niederlanden bewusst.
Als Deutscher sofort isoliert und abgestrichen, als er belustigt erzählte wo er arbeitet wurden die Maßnahmen DEUTLICH intensiviert.
Das ist nun deutlich über zehn Jahre her.....
 
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Es wurde eine Frage gestellt, warum ich die Grünen als "nicht vertrauenswürdig" erachte. Das war die entsprechende Antwort darauf... Nur mal so als neutraler Kommentar.
OK, hab ich verstanden. Können wir zu Antibiotika in der Tierhaltung und Tiermedizin zurück kommen? Mich interessiert das Thema nämlich wirklich.
 
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OK, hab ich verstanden. Können wir zu Antibiotika in der Tierhaltung und Tiermedizin zurück kommen? Mich interessiert das Thema nämlich wirklich.
Natürlich - ich frage mich dann aber warum Du ein Zitat von vor einem Monat herbeiziehst?

Der Thread ist ja nun schon etwas länger aktiv, und ich denke ich habe hier mit den von mir angebrachten Fachartikeln und Studien, die ich verlinkt habe mehr als deutlich gemacht, dass ich diesem Thema ebenfalls eine große Bedeutung beimesse?

Also warum? Oder war diese eine Antwort zu deutlich?
 
G

Gelöschtes Mitglied 25014

Guest
Wie könnte auch nur annähernd die Massentierhaltung damit was zu tun haben, solange man noch ein grünes Feindbild hat.

Der Vorschlag Reserveantibiotika für den Menschen zurückzuhalten statt in der Massentierhaltung zu verbraten ist ja auch komplett absurd.....
 
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Wie könnte auch nur annähernd die Massentierhaltung damit was zu tun haben, solange man noch ein grünes Feindbild hat.

Der Vorschlag Reserveantibiotika für den Menschen zurückzuhalten statt in der Massentierhaltung zu verbraten ist ja auch komplett absurd.....
Ich gebe dir Recht, so kurz und simpel (nach Filtern und Übersetzung des Sarkasmus) sehe ich das derzeit auch. Außer es kommen noch überzeugende Gegenargumente.
 

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