Na klar Kamerad, das Heer hat es auf Anhieb gefunden
Fregatten ohne Besatzung
Die Bundeswehr hat Milliarden für vier Fregatten der Klasse F 125 ausgegeben. Laut einem internen Bericht des Rechnungshofs wurde aber die Ausbildung der Crews vergessen.
Von
Kai Biermann
20. Dezember 2018, 12:38 Uhr
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Taufe der Fregatte "Nordrhein-Westfalen" der Klasse F 125 im April 2015 in Hamburg © Axel Heimken/dpa
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Wer neue Schiffe baut, muss auch neue Besatzungen dafür ausbilden, die diese Schiffe fahren können. Das klingt selbstverständlich – denn was nützt ein Schiff ohne Mannschaft? Die Marine hat es trotzdem nicht getan. "Die Bundeswehr versäumte es, bei der Beschaffung von vier Fregatten der Klasse 125 zeitgerecht ein detailliertes Ausbildungskonzept zu erarbeiten", heißt es in einem internen Bericht des Bundesrechnungshofs, der ZEIT ONLINE vorliegt.
Das mag nach einer Nebensache klingen, es ist aber keine. Die Folgen sind gravierend und werden viele Jahre lang dazu führen, dass die neuen und sehr teuren Bundeswehrfregatten nicht so eingesetzt werden können wie geplant – weil die Besatzungen dafür fehlen.
Das bereits jetzt um Jahre verspätete Milliardenprojekt verzögert sich dadurch weiter und wird wohl auch noch teurer.
Das Urteil der Rechnungsprüfer ist vernichtend. Auf 24 Seiten attestieren sie dem
Verteidigungsministerium, dass die Beamten zwar neue Schiffe bestellten, sich aber nicht darum kümmerten, wer diese Schiffe später steuern soll. Mehrfach hat das Ministerium demnach die Planung verschleppt, wo und wie die neuen Crews ausgebildet werden sollen und viele Jahre ungenutzt verstreichen lassen. Erst 2016 – zwei Jahre nachdem das erste Schiff laut ursprünglichem Zeitplan im Dienst sein sollte – habe die Marine ein Konzept für die nötigen Ausbildungseinrichtungen vorgelegt.
Wurde das Projekt schöngerechnet?
Der Fehler begann demnach bereits mit der Bestellung. Im Jahr 2007 unterschrieb die
Bundeswehr den Vertrag für die vier Fregatten der neuen Schiffsklasse F 125. Doch im Etat waren nur die Schiffe selbst verbucht, mit damals kalkulierten 650 Millionen Euro pro Stück. Dass man neue Ausbildungsanlagen würde bauen müssen, um die dafür nötigen Besatzungen zu schulen, habe die Bundeswehr zwar bereits damals erkannt, schreibt der Rechnungshof. Trotzdem seien solche Ausbildungszentren nicht Teil des Projektes gewesen und damit nicht Teil des Etats.