es ist wie mit vielem anderen auch, Wahrheiten treffen auf Fehler und persönliche Ansichten. So ist es auch in dem Artikel. Als Förster erkenne ich die Polemik, die Einstellung des Journalisten, die fachlichen Fehler, aber auch die korrekten Ansichten, die ehrlichen Probleme und die richtigen Schlussfolgerungen.
Man könnte nun einen seitenlangen Artikel schreiben, aber ich bin ja kein Journalist. Nur soviel: Die einfachen Lösungen, die sich alle wünschen gibt es nicht, auch nicht in der Forstwirtschaft.
Wenn ich in meinem Wald Naturverjüngung will, muss ich Licht machen, bezahle dann aber mit Strahlung und Verdunstung. Will ich meinen Wald nicht vollflächig befahren und den Boden schädigen, benötige ich Rückelinien und damit einen technischen Aufschluss. Will ich hier 40 Meter Abstände umsetzten, brauche ich bei nur 25m hohen Bäumen mehr Technik und Menpower. Will ich meinen Wald zur Mischung umbauen, brauche ich Saatbäume, Feuchtigkeit, Geld und angepasste Wildbestände. Will ich meine Kosten auch in Zukunft noch decken, benötige ich Holzsortimente, die die Industrie mir abkauft und ausreichend gut bezahlt.
Der wichtigste Punkt ist aber, und dass vergessen sehr viele schnell: Wir sind Importland für Holz. Jeden Festmeter, den ich nicht in ausreichender Qualität produziere, ihn in Referenzflächen stehen lasse oder technisch nicht ernten kann, importieren wir aus dem Ausland.
Ich habe aber z.B. überhaupt keinen Einfluss oder Informationen über bzw. auf die Eichenwirtschaft in Russland, die als Vollholzmöbel im Dänischen Bettenlager landet.
Wir brauchen eine gute Forstwirtschaft in Deutschland und die wird auch in Zukunft nicht ohne Massensortimente und den Einsatz von Technik auskommen. Allerdings mit einer deutlich höheren Mischung an Arten und einer breiteren Streuung an Sortimenten.
Darüber hinaus leistet der Wald ungemein viel Gemeinwohl, für den die Waldbesitzer seit jeher wenig bis nichts bekommen haben, im Gegenteil.
Grundsätzlich kann ich mir eine durch die Politik finanziell gesteuerte Forstwirtschaft durchaus vorstellen (wenn ich das als Waldbesitzer denn will). Wieso sollte man nicht für stillgelegte Waldgebiete Einnahmeausfälle gelten machen, warum sollte es nicht Prämien für Trinkwassergewinnung und touristische Aktivitäten geben. Wobei es auch heute schon in der Theorie einige Förderprogramme gibt.
Aber, und damit hat der Autor Recht: es ist mir völlig schleierhaft, wie die Gießkanne über dem Wald ausgegossen werden konnte, ohne Forderungen und Prüfungen. Da wird z.T. eine Monokultur-Wirtschaft auch noch für ihre Untätigkeit belohnt und ehemalige Kahlschlagsbetriebe bekommen jetzt genauso ihren Anteil, wie der rührige ANW Betrieb.
PS: Die Corona Abgabe ist im übrigen
de-minimis bewährt und daher für große Waldbesitzer gedeckelt.
PSS: Die Chance einer CO2 Einnahme auf die Fläche wäre, dass man nicht mehr so Abhängig von den Holzpreisen wäre (wie ein Grundeinkommen) und z.B. Teile zeitweise aus der Produktion nehmen könnte. Der Nachteil wäre aber, ausreichend Holz aus dem Ausland vorrausgesetzt, so kenne ich das aus der Landwirtschaft, dass die Holzpreise gar nicht mehr steigen.