Ich finde es übrigens bezeichnend, dass in der Diskussion (so auch hier im Forum) immer wieder von einigen Revierinhabern das seltsame Argument bemüht wird, wenn wir Jäger es nicht selber tun, würden andere in unseren Revieren damit fremd beauftragt. Könnte es sein, dass da der eine oder andere unter uns lieber die unweidmännische Abschlachterei selber betreibt als andere in sein Revier zu lassen? Wie glaubwürdig ist denn bitte diese weidmännische Haltung, die gar keine ist sondern bloßer Schussneid. Wird Unrecht etwa dadurch besser, das man es selber ausführt? Wird ein Massaker weniger verachtenswürdig, dadurch dass man anderen die Drecksarbeit abnimmt, nur damit man weiter Herr im eigenen Hause (Revier) bleibt? Mit der guten alten Herrenjagd und dem ganzen grosstuerischen Beständertum ist es - wie eben auch mit der Jagd - im Seuchenfall ganz schnell vorbei. Im Ernstfall eines Seuchenausbruchs wird in betroffenen Regionen wahrscheinlich ein Betretungsverbot ausgesprochen und die komplette Jagd ohnehin untersagt werden und nur noch nach behördlicher Anweisung von einigen wenigen Beauftragten durchgeführt. Diese praktizieren dann Seuchenbekämpfung und das hat mit Jagd nichts zu tun und muss auch nicht zwingend von Jägern ausgeübt werden. Dort wo dies notwendig und gewünscht ist, sollte sich jeder genau überlegen und kundig machen, wie weit er dabei kooperieren muss. Ich jedenfalls reisse mich darum, diese Aufgabe zu erfüllen und stehe dafür womöglich nicht zur Verfügung. Ich jage in zwei Revieren und bin nicht revierlos (weil diese Frage hier bereits gestellt wurde) und ich muss auch nicht befürchten, mit meiner jagdlichen Einstellung künftig keine Jagdgelegenheiten mehr zu haben. Die, die mit mir jagen, teilen vorbehaltlos meine Einstellung, sonst würden wir auch nicht gemeinsam jagen. Es ist die Einstellung und Haltung der Generationen, die vor uns in unseren Revieren gejagt haben und uns vermittelt und vorgelebt haben, was Jagd bedeutet. Ohne diese tradierten Werte und Prinzipien würde es die Jagd längst nicht mehr geben. Diesem Codex und dem Tierschutz fühle ich mich allein verpflichtet. Und zu diesem Codex gehört nicht der bewusste Abschuss von führenden Muttertieren und auch nicht der unzureichende, weil nicht schnell und sicher tötende, Schuss mit Schrot auf Schwarzwild und auch nicht der Einsatz von Saufängen, der eben mit Tierschutz nicht vereinbar ist. Wie gesagt, wer meint er muss das tun soll machen, was er nicht lassen kann. Jagd ist das nicht - und eben auch keine effektive Seuchenbekämpfung. Das ist purer Aktionismus ohne jagdlichen Sachverstand. Es verstösst gegen den Tierschutz und vor allem es verhindert die Seuche nicht. Es wird niemals gelingen, annähernd alles Schwarzwild in einem betroffenen Gebiet zu erlegen. Inzwischen weiss man ausserdem, dass einige Wildschweine Resistenzen gegen den Erreger entwickeln, selber nicht erkranken bzw. keine Symptome einer Erkrankung zeigen aber sehr wohl andere Schweine anstecken können. D.h. es kann Seuchenherde geben, die man aufgrund solcher Resistenzen gar nicht rechtzeitig identifizieren und abschotten kann. Infizierte Wildschweine kontaminieren das komplette Areal. Der Erreger kann z.B. in Erdreich lange überdauern und von anderen Tierarten weiterverschleppt werden (Prädatoren). Deshalb breitet sich die ASP ja gerade unaufhaltsam immer weiter aus. Wer an den polnischen LKW Fahrer mit seinem Wurstzipfel als Hauptursache und einziges Erklärungsmodell für die Ausbreitung der ASP glaubt, glaubt auch noch an den Weihnachtsmann. So einfach sind die Dinge eben nicht und deshalb wird die Politik mit ihren einfachen Konzepten scheitern und wir Jäger sollten jetzt aufpassen, dass wir nicht am Ende dafür auch noch die Schuld zugeschoben bekommen. Seuchenbekämpfung, speziell so wie sich die Politik das bei der ASP vorstellt, ist keine Jagd - und deshalb haben Jäger dabei auch nichts verloren, zumindest nicht so lange es keine besseren Konzepte unter konstruktiver Einbindung der Jägerschaft auf Augenhöhe gibt.