Auch enttäuscht von Drückjagd beim Sachsenforst?

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Moin,

im Rahmen der Jagdausbildung war ich am Samstag auf einer Gesellschaftsjagd. Die Jagdschüler stellten ein Drittel der Treiber. 120 Schützen waren angestellt. Am Abend und am Tag nach der Jagd machten sich so ganz langsam unter den Jagdschülern Meinungen frei.
Viele, nein alle, von uns Jagdschülern waren enttäuscht von der herben Diskrepanz des Gelernten zu Lebensmittelhygiene, Brauchtum und Jagdethik und der erlebten Realität. Lustlose, ständig qualmende Treiberführer in einem Wald voller Autos und Zäunen. Besonders abstoßend empfanden wir das Streckelegen auf dem Parkplatz. Lediglich ein schmaler Reisigsaum umgab die Strecke, dierekt anschließend an einen Traktor und parkenden Autos. Schwere Sauen und Hirsche wurden durch den Dreck geschleift und in den zertretenen Matsch gelegt. Immer wieder wurde der Streckenplatz umsortiert. Immerwieder die Häupter in die richtige Richtung getreten. Die Waldarbeiter stiegen über Stücke und behandelten erlegtes Wild sichtbar respektlos. Kein letzter Bissen. Keine blutigen Brüche. Kein Einzelaufruf der Erleger,. Kein Blasen zum Streckelegen. Keine salbungsvollen Worte über das Wild. Keine Kultur. Kein Jagdkönig ect. "Danke für den Rehwildabschuß"

Die Jagdschule meinte, daß man es begrüße, daß uns solcherlei Mängel auffallen und aufstoßen. Unsere Kritik würde mitgetragen, das sei jedoch beim Forst so und es besteht ja die Hoffnung, daß wir uns irgendwann später anders verhalten oder diese Jagden meiden würden.

Wart Ihr auch enttäuscht vom Umgang mit erlegtem Wild und mangelndem Brauchtum, auf Euren ersten großen Jagden? Und vor allem - falls es so war - seid Ihr es noch?
 
G

Gelöschtes Mitglied 3257

Guest
Hallo,

darf ich fragen bei welchem Forstamt die Jagd stattgefunden hat? Gerne auch per PN. DANKE

Grüße
Forest
 
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Ja ich hab so eine Jagd auch schon hinter mir.

Dafür aber auch genau das Gegenteil und das auch beim Staat.
Da gabs Getränke, Kaffee und Gulasch so viel man essen konnte.

Das Wild wurde am Stand abgeholt und es wurde vom Jagdleiter zuvor die Spielregeln erklärt. Es wurde zentral aufgebrochen eine Jagd am Vormittag eine nach dem Essen. Aufbrechen war nicht erwünscht und wurde vom Forst mit fliesend Wasser und Aufbrechböcken gemacht. Das gesamte Wild wurde nicht auf dem Boden gelegt sondern auf Holzböcken mit den Hinterläufen aufgehengt. Der Aufbruch wurde in Tonnen gesammelt und auch sonst hätte sich jeder Metzger gefreut. Der Jagdkönig wurde nicht der mit den meisten Rehen sonder der der die meisten Füchse erlegt hatte.

Du darfst sowas nicht pauschal ansehen. Klar sind Förster zum Teil unter Drück haben nicht genügend Mitarbeiter die die Jagd richtig plannen und die Stände verstellen und dir Karten aushändigen. Aber im Regelfall ist Wild noch immer nicht der Schädling sondern eben Wild.

Extremen gibts aber immer wieder. Wenn der Standnachbar 300 Euro für einen Drückjagdtag zahlt und nix ausser Rehen vorkommt ist doch klar das er jedes Stück das er sieht befunkt. Wenn man eingeladen ist und vorhin schon die Ansage bekommt das es erwünscht ist das jedes Stück selbst zu erwerben sei würdest du dich wundern. Da findest du nahezu keine zerschossenen Kreaturen sondern sauber erlegte Wildbret :wink:

Aber Kopf hoch 8)

So lange es dir nicht als normal vorkommt und du es als nicht Waidgerecht oder nicht Brauchtumsgerecht siehst dann mach es in Zukunft selbst anders.
Erst wenn es dir egal ist und du bei diesem Anblick nichts anderes empfindest musst du dir Gedanken darüber machen.

Am schlimmsten war aber bisher eine Hasenjagd. Da wurden über 100 Hasen erlegt und die Hasen wurden einfach an einen Anhänger gehängt. Da wurde der erste Hase erst aufgebrochen als es dunkel wurde. Die Hasen waren zum Teil nicht mehr verwertbar weil zerschossen. Alte Jäger hatten meist eine Brennecke im Lauf weil Sau kann immer kommen. Möchte nicht wissen wie viele von diesen Drecksdingern in meine Richtung (als Treiber) geflogen sind. Gerade ältere Herren waren leider so Schussgeil das man Sie anschreien musste Vorsicht Hund sonst hätte der auch gelegen. Mittags wurde dann reichlich Schnaps getrunken und die eigene Brotzeit einverleibt.
Heute würde ich da einfach meine Weste ausziehen und Sorry Jungs ich gehe jetzt heim sagen :oops:

Das war die erste und letzte Hasenjagd auf der ich war. Es ist bestimmt aber auch hier nicht überall gleich. Und ein sehr gutes Niederwildrevier macht ungleich mehr Arbeit. Da sucht sich der Jagdherr seine Schützen schon selbst aus.
 
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Ich selbst war bei vielen Drückjagden im Sachenforst. Ich habe dort nur positive Erfahrungen sammeln können.
Offensichtlich gibt es doch deutliche Unterschiede zwischen den Forstbezirken.
 
A

anonym

Guest
Hinack schrieb:
Moin,

im Rahmen der Jagdausbildung war ich am Samstag auf einer Gesellschaftsjagd....

Die Jagdschule meinte, daß man es begrüße, daß uns solcherlei Mängel auffallen und aufstoßen. Unsere Kritik würde mitgetragen, das sei jedoch beim Forst so und es besteht ja die Hoffnung, daß wir uns irgendwann später anders verhalten oder diese Jagden meiden würden.
...

Meine erste (und letzte) Jagd beim "Staat" war auch als Treiber im Jagdkurs.
Danach bin ich nur noch (als Treiber und Schuetze) bei privaten Jagden dabeigewesen. Auch ich hatte meinen Lerneffekt.
Staatsjagd? Nein Danke.
 
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enttäuscht bist du vermutlich nur, weil es eine diskrepanz zwischen dem erlernten und dem paktizierten gibt.

ob die praxis wirklich so aussehen muß, wie man es in der theorie lernt, bleibt fraglich.

dem erlegten stück mit dem letzten bissen die ehre erweisen ist gut, doch das stück selbst hat absolut nichts mehr davon.

besser ist es aber z.b. bei unklaren situationen oder wenn das stück evlt. mal zu schnell oder zu weit weg ist, dann einfach den finger gerade lassen. das hat mit jagdethik vermutlich weit mehr zu tun, als strecke legen, letzter bissen u.s.w.

das thema als solches ist aber viel weitläufiger als hier auf die drückjagd bezogen, denn jagdlich gibts zwar viel brauchtum und gesetze, doch die praxis reguliert das sinnvolle i.d.r. von selbst ...
 
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Also ich kann auch nur Gutes von meinen bisher (bis jetzt stets als Treiber) erlebten StaFo-Jagden berichten. Gehe gern dorthin. Super organisiert, zenrales Aufbrechen (von gelernten Personen) auf Aufbrechböcken, Wassertanks standen bereit. Daneben dann ordnungsgemäß Streckelegen und Aufruf der Erleger (mit deren Strecke) inkl. Verteilung von Erlegerbrüchen (logischerweise ohne Schweiss). Soweit ich mich erinnere wurde der letzte Bissen nicht erteilt, aber ich denke bei DJs mit größerer Strecke ist das auch ok.
 
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Aufgebrochen wurde draußen, die Stücke dann auf Anhängern zum Streckenplatz befördert - von wegen nicht übereinander ...

Über Schlechte Schüsse oder Nachsuchen kann ich nichts sagen. Einem Reh auf der Strecke war ein Bauchlappen weggeschärft, wegen Weichschuß und einem Kitz fehlte ausschußseitig der Lauf bzw. hing nicht mehr am Körper. Ein Bock lag da, obwohl nicht frei. Ohne Hinweis, hätte ich den nicht erkannt. An den Schützen und Schüssen empfand ich nichts kritikwürdig. Ich habe auch keine Ballerorgien gehört - als Treiber gesehen sowiesonicht.

Mir fehlte Brauchtum, Hörnerklang, Respekt und Hygiene.
 
G

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Guest
promillo schrieb:
Staatsjagd? Nein Danke.

Ich persönlich gehe nur noch in Ausnahmefällen auf private Drückjagden. Bein Staat sind nach meinen Erfahrungen in mehreren Bundesländern die Jagden straff organisiert, es herrscht seit Jahren ein auch nachgehaltenes Alkoholverbot, die Stände sind meistens sicher und liegen im Bestand anstatt dieser gruseligen "Schützenreihen" den Wegen oder Schneissen entlang und das Wildbret wird in den allermeisten Fällen besser behandelt, zentral aufgebrochen bzw. gar nicht mehr auf die Strecke sondern gleich in die Wildkammer gehängt.

Klar, speziell in den neuen Bundesländern sieht der normale Jäger auf einer Staatsjagd nicht unbedingt aus wie aus den Katalogen von Loden Frey oder Frankonia. Dafür haben die meisten handwerklich und jagdlich ein wenig mehr drauf als der typische Wessi-Wichtigtuer-Jäger mit seinem fetten SUV und großem Maul.
 
G

Gelöschtes Mitglied 6077

Guest
promillo schrieb:
Meine erste (und letzte) Jagd beim "Staat" war auch als Treiber im Jagdkurs.
Gratuliere, da hast Du dir ja ein umfassendes, repräsentatives und vollständiges Bild verschafft mit dem Besuch von einer (1!) Staatsjagd.
 
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Bin nicht sehr Drückjagderfahren,knapp 10 könntens aber geworden sein im Laufe der Jahre.

Die meisten davon in großen Eigenjagdforstrevieren,liefen sehr gepflegt ab und ich fühlte mich weder gefährdet,noch "unter Wilden",alles brauchtumsgerecht und nett

Dto in einer Staatsdrückjagd beim Sachsenforst,vorbildlich-abgesehen davon,daß ich den Eindruck hatte ,daß es bevorzugte Schützen für bevorzugte Stände gab-das hat nichts mit dem unbestrittenen Können dieser Schützen zu tun,sondern damit,daß die bereits vor Beginn der Jagd und dem Verbringen der restlichen Schützen auf Ihren Stand schon gesessen sind und bereits das durch das Anstellen locker gemachte Wild erlegen konnten,und damit,daß sich die Erleger zu 80% aus Forstbediensteten rekrutierten....

Unser Haufen mit 10 Mann hatte damals nichtmal Anblick....

Etwas wilder gings da in der Tschechei zu,wo ich ehrlich gesagt froh war,daß kein Wild vorhanden war,das irgendjemand beschießen hätte können-da wars mir zu gefährlich....Karnickeltreibenartig abgestellt

An einer staatlich organisierten Saujagd in Oberbayern fand ich auch wenig zu kriteln,zumal Reh nicht freigegeben war....nur hatte ich da zwei meiner Nachbarn in 50m Entfernung und nen grüngekleideten Hundeführer in dem Stangenholz vor mir pirschenstehen........

Kurzfassung: nicht der Organisator allein ist Schuld,meist die beteiligten Jäger....

Und wenn ich hier lese,das "klar" ist,das einer ,der 300 € für den Stand bezahlt auf alles schießt was Reh heißt und ihm auch hochflüchtig kommt,muß ich sagen,daß diese Logik mir völlig schleierhaft bleiben wird.....
 
R

Ramses vom Lindenberg

Guest
Na auf dieser Jagd gab es ja wirklich wohl eine hohe Differenz. Nun gut, entweder sich nun persönlich anbieten zum Besseren umsetzen oder nett und freundlich den Termin für 2011/2012 anderweitig verplanen.
 
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Bitte versteht das nicht falsch. Meine Kritik zielt nicht auf die Jäger und Treiber. Von einem Jagdgast, ob zahlend oder nicht, kann man nicht erwarten, daß er fließend Wasser organisiert und den Streckenplatz begrünt. Der hat wenig Einfluß auf das Umfeld und die Gestaltung. Der kann auch die labberigste Erbsensuppe nicht anrühren. Dafür ist die Jagdleitung zuständig. Der Jagdgast kann bloß fern bleiben oder bestimmte Schüsse unterlassen. Vielleicht kann er noch sein eigenes "Gebläse" mitbringen und die Brüche für seine Stücke selbst schneiden, dann hört's aber auf.

Wenn die Treiber nicht mit Hörnerklang zusammengerufen werden, sondern durch Leute, die über den Parkplatz brüllen und Handies bedienen, wie sollen die dann jemals dieses einfache Signal erkennen? Und wenn die Schützen ebenfalls nicht mit dem "Schützenruf" zur Belehrung und Einteilung gerufen werden, weshalb müssen die dann "Brauchtum und Jagdausübung" prüfungsmäßig drauf haben und Signale erkennen?

Konkret lerne ich ja nun gerade, wer am Streckenplatz wo Aufstellung nimmt und wie das Prozedere beim Verblasen ect. ist. Ich lerne wie eine Gesellschaftsjagd abläuft und lese das in meinen Unterlagen nach und halte das für was Großes, Erhabenes mit Pathos und Struktur und dann sehe ich das da ...

Stellt Euch vor Ihr lernt Auto-fahren und findet das Klasse und dann kommt Ihr auf die Straße und stellt fest daß jeder fährt wier will und Ampeln gibt das nich ... Und der der Euch geprüft hat - der Staat - gerade der hält die Regeln nicht ein auf die er Euch geprüft hat. "Wer nicht weiß was ein Bruch ist und nicht die wichtigsten Jagdleitsignale singen kann, wird die Prüfung nicht bestehen!" Warum?
 
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oh je,
willst du jäger werden oder mitglied in einem trachtenverein :?:

treiberruf, schützenruf usw. ja was erwartest du denn :?:
 

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