Aus Südafrika: Ein Journal über die 9,3x62

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Kleine Entdeckung: Urgroßvaters 9,3x62 Mannlicher Schönauer gibt es immer noch in der erweiterten Familie. Sie wurde zwei Mal in der männlichen Linie weitervererbt und gehört seit vielen Jahren Mutters Cousin in Kapstadt. Ob er sie noch mit Anfang-80 jagdlich führt weiß ich nicht, aber wir sind beim nächsten Besuch herzlich eingeladen sie zu besichtigen und auf der Schießbahn zu testen. Ich werde dann Fotos machen und berichten.

Übrigens: das Buch ist sehr interessant!
interessant wäre, von wem Dein Urgroßvater den Mannlicher erworben hatte oder war es vielleicht ein Beutestück aus DSWA?
 
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wenn es 1915 war, ist es historisch interessant und natürlich "verjährt".
 
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Es gibt unzählige Mannlicher-Schönauer in Südafrika, besonders auch die Zerlegbaren waren ein Exportschlager,.... 9,3x62 sowieso.

Ich bin in einer kleinen MS-Whatsupgruppe aus RSA/Namibia,.... die zeigen da oft tolle Sachen.

Gruß

HWL
 
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Update:

Ich habe gestern ausgiebig mit meinem Großonkel - Südafrikas bekanntestem Militärhistoriker - telefoniert. Die Mannlicher in 9,3x62 gehörte nie seinem Großvater, sondern wurde von seinem Vater in 1935 als Neuwaffe erworben. Sein Opa hat sie jedoch oft von seinem Sohn geliehen.


Zitat meines Großonkels (aus dem Englischen übersetzt):

Mein Großvater benutzte normalerweise den Mannlicher Stutzen meines Vaters, auch auf der geschilderten Jagdsafari nach Mozambique. Mein Vater kaufte diese neue Büchse 1935 in Kapstadt (der Preis, soweit ich mich erinnere, war nur £ 35! - heute ca £2600).

Damals war das meistgeführte Jagdgewehr in Südafrika die Lee Enfield .303 SMLE mit Militärpatronen, die für die Jagd allerdings nicht ideal waren. Aber was meinen Opa für immer so richtig sauer auf die .303 SMLE machte, war, dass er eines Tages einen fast sicheren Todesschuss verpasste, weil er in Eile mit dem suboptimalen Fluchtvisier der Büchse nicht zurechtkam. Fortan erklärte Opa allen SMLEs den Krieg und führte ausschließlich Papas Mannlicher, für die man natürlich auch geeignete RWS- und Kynoch-Jagdpatronen bekommen konnte (ich habe noch einige der alten Patronen übrig). Mein Vater führte seine Mannlicher überall, hauptsächlich im heutigen Namibia und in Angola.

Mein Vater nahm - verbotenerweise (man mag es kaum glauben!) - sogar die Mannlicher mit, als er 1940 als Chirurg auf Seiten der Alliierten in den zweiten Weltkrieg Krieg nach Abessinien abkommandiert wurde. Er meinte, Ostafrika sei jagdlich sehr interessant und vielleicht würde er zwischen den Kämpfen die Gelegenheit haben dort ein wenig zu jagen. Diese Begründung klingt unglaublich, aber sein Kopf funktionierte nicht wie der aller anderen - und unserer Familie wird ja eine gewisse Dickköpfigkeit nachgesagt.

Es ergab sich damals zwar keine Gelegenheit in Abessinien zu jagen, aber als sein Konvoi eines Tages von einer italienischen FIAT CR42 angriffen wurde, nahm er schnell die Mannlicher heraus und feuerte fünf Schüsse auf das Flugzeug ab. Nachdem es abstürzte, ging Papa zum Brigadehauptquartier um seinen „Abschuss“ zu melden und für sich zu beanspruchen. Ein Informationsoffizier der Infanterie behauptete jedoch, dass das Flugzeug mit einer Bren beschossen wurde. Papa erwiderte: “Nein! Euer .303-Infanteriegeschoß ist nicht für die Jagd geeignet. Das mit Stoff ummantelte Flugzeug fällt mehr oder weniger in die gleiche Kategorie wie ein Löwe - d.h. dünnhäutiges, gefährliches Wild - und dafür ist ein Teilmantelgeschoß viel besser geeignet! Außerdem bin ich ein erfahrener Flintenschütze und habe das Ziel mit ausreichendem Vorhalt beschossen!“ Nachdem der Verbindungsoffizier ihn für verrückt erklärt und weggescheucht hatte, hegte Papa bis zu seinem Tod einen Groll gegen die Armee, die ihn (aus seiner Sicht) um einen rechtmäßigen Flugzeugabschuss betrogen hatte!

(Aus Abessinien brachte mein Vater auch eine .425 Westley Richards mit, die ich noch habe, aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.)


Der Mannlicher-Stutzen aus 1935:

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hoch interessant. Vielen Dank für die Story.
Im Nachlass meines Vaters fand ich einen deutschen Militär Jagdschein für besetzte Gebiete.
Die US Amerikaner hatten sich später in Bayern einen Großteil des Abschußes gesichert.
Jagd spielte auf allen Seiten scheinbar eine wichtige Rolle.
 
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Jagd spielte auf allen Seiten scheinbar eine wichtige Rolle.
Das tut sie immer noch: seit vielen Jahren gibt es ja zwei Mal im Jahr (deutsche) Jagdscheinkurse für amerikanische Soldaten und Zivilpersonal in Wiesbaden. Viele sind mit der Jagd aufgewachsen und freuen sich ihrer Passion auch im Ausland nachzugehen.

Ich habe das Vorrecht einige dieser Jagdscheininhaber zu kennen und mit Ihnen zu jagen - alle haben unsere Philosophie, Gegebenheiten und Traditionen kennen- und schätzengelernt. Ein Freund, der seit der Prüfung und vor allem durch die Jagd mittlerweile fließend Deutsch gelernt hat, hat letztes Jahr seine KLM-Hündin durch die Prüfungen geführt und konnte sie diese Saison bereits auf 20 Drückjagden führen.
 
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Rod &Gun Club. Das war früher mal ein großes Thema.
Haben die heute auch noch gewisse Privilegien?
 
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Rod &Gun Club. Das war früher mal ein großes Thema.
Haben die heute auch noch gewisse Privilegien?
Ohne weiter vom Thread abschweifen zu wollen (verzeihe, werter @Woodleigh)

Hier gibt es mehr information, auch für interessierte US-Bürger: Seit 1.4. läuft wieder ein Jagdscheinkurs und am kommenden Samstag gibt es wieder den monatlichen “range day” auf der 300m Army-Schießbahn in Wackernheim bei Mainz. Leider wurde diese damals nur bis Kaliber 30 (z.b. 7,62…) beantragt und freigegeben - somit konnte ich meine 9,3x62 dort nicht benutzen.

Wiesbaden/Mainz/Rheingau-Taunus - Pächter hier?
Ich kenne den Leiter der Jagdausbildung gut und seine Schüler freuen sich immer sehr über die Chance an Reviertagen praktische Hilfe vor Ort zu leisten und viel zu lernen. Wenn also bei euch demnächst z.B. wieder Jagdeinrichtungen gewartet werden oder neu gebaut werden, kann ich gerne den Kontakt per PM herstellen. (Wir haben damals in zwei großen Aktionen jeweils 12 neue Drückjagdböcke gebaut und im Revier aufgestellt - da waren viele freundliche, helfende Hände sehr willkommen - und neue Jagdfreundschaften sind entstanden.)
 
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Hab mir grad die ersten 9,3x62 mit 320 gr Woodleigh TMR gebastelt, nach Rezept aus dem 2022er Vihtavouri Ladedatenheft.

Mal sehen, was die aus dem 65cm Lauf des Mannlichers bringt.

Leider is ja Woodleigh abgebrannt,... Nachschub an Geschossen wird's kaum noch geben.

Hat schon mal jemand das 325er von Norma probiert?

Gruß

HWL
 
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Doch, "in einigen Monaten wird es wieder Geschosse geben, jedoch ausschließlich HYDRO SOLIDS”. Dies teilte mir der Eigentümer, Geoff McDonald, heute mit.
Danke für die Info.....

Vielleicht findet sich der Weg zu den Teilmantelgeschossen dann auch irgend wann mal wieder - die haben ja einen guten Ruf.

Gruß

HWL
 

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