Ausbildungswege...

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14 Jul 2019
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Lieber Cast,
es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Erst recht nicht, wenn man nicht aus einem Jägerhaushalt stammt. Mein Vater war reiner Niederwildjäger und ich bin mir sicher, daß wenn er heute noch leben würde , die Jägerprüfung nicht bestehen würde und trotzdem ein guter Jäger war. Meine Mutter, ebenso Niederwildjägerin würde auch die Prüfung nicht mehr bestehen. Auch multiple choice nicht.
Ich selber habe z.B. heute noch erklärt, daß ich zwar Falknerscheininhaber aber nicht Falkner bin.
Das kann sich eines Tages ändern, aber fast jeder, der den Jagdschein gemacht hat, ist einer der unserer Sache zuträglich ist.
Auch wenn er als Jungjäger noch kaum Ahnung hat.
Das trifft übrigens auch auf alle!! Berufe zu.
Also sei nicht so streng, sondern führe mit deinem Wissen die Jungjäger zu verantwortungsvollen Jagenden hin.
Horrido, Jäger Sven
 
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Die Diskussion ist müßig, die sogenannten Experten wissen es einfach besser.

Für den Jagdschein gilt für mich das gleiche wie beim Führerschein, mit bestehen der Prüfung erhält man die Berechtigung die Tätigkeit auszuüben. Erfahrungen sammeln und die eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln kann ich erst ab diesem Zeitpunkt.

Viel wichtiger ist in welchem Umfeld man die ersten Jahre verbringt, was einem dort vermittelt wird und vor allem auch auf welchen Weg man geführt wird.
 
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Auch, wenn es schon eine Weile her ist, dass hier zuletzt gepostet wurde, möchte ich mal ein wenig aus meiner Ausbildungszeit (2017/2018) plaudern.

Ich habe den Kurs der KJS gewählt, da ich mittlerweile fest im Beruf stehend das Geld und die Zeit hatte, von Oktober bis April an zwei Abenden und ab Januar am Schießen (samstags) teilzunehmen.
Unser Ausbilder war ein altgedienter Jäger, der seit 25 Jahren die JJ ausbildete. Ihm zu Hilfe waren der örtliche, überteuerte, Waffenhändler zum Thema Waffenhandhabung, sowie einige weitere Helfer, die in praktischer Waffenhandhabung und beim Schießen halfen.
Unser Ausbilder war KaLeu a. D. oder so und hatte seit langem Kadetten ausgebildet. Moderne Didaktik gab es nicht. Verteilt wurden PDF-Dateien mit Steckbriefen und dergleichen, die gut zu gebrauchen waren. Während der Ausbildung wurden selbige PDFs als Folien auf den Overhead-Projektor gelegt. Er las die Folien wortgenau vor. Wenn es wichtig wurde, las er sehr deutlich und schlug auf das jeweils vorgelesene Wort auf der Leinwand mit seinem Zeigestock. Sehr eindringlich... Naja, er kündigte uns drei Lehrern an, dass wir keine Freude dabei haben würden. Recht hat er. Wenn ich im Vergleich mitbekomme, wie in Jagdschulen gearbeitet wird, ist es dort wesentlich ansprechender.
Wir hatten nicht einen Ast als Bruch vor uns. Waren nicht wirklich im Revier. Zum Aufbrechen wurden uns mal nen Bock und ein Schmalreh mitgebracht, die dann von 65 Augenpaaren begutachtet wurden. Eine handvoll von uns konnte dann auch selbst Hand anlegen. Ich hab mich mit reingedrängelt und somit Glück, auch nen paar Organe in die Hand zu bekommen. Der Rest lernte durchs Zusehen...
Zum Fallenseminar waren wir im Revier des Ausbilders und haben dort drei Fallen / Kunstbauten verbaut - wird beim nachfolgenden Ausbilder auch so gemacht.
Das waren die beiden einzigen praktischen Ansätze der Ausbildung. Was ich mir wünschen würde, kommt am Ende.
Geschossen wurde Freitagnachmittag, Samstagvor- und nachmittag. In drei Gruppen: Schrot, Kugel, Waffenhandhabung.
Ohne jagdlichen Hintergrund war es für mich aus Interesse sehr leicht, mit der Waffenhandhabung. Drilling ansetzen, Bock auf 100m, Fuchs auf 100m, Hase auf 30m. Wer, wie, wann, wo umschalten oder mit der Büchse stechen und entstechen oder die Kurzwaffen zerlegen. Ich konnte dann gut anderen helfen. Ehemaliger Soldat hat uns das gezeigt, war gut.
Mein Highlight da war aber, dass der Ausbilder seine P8 oder so mitbrachte. Neues Zeug der Bundeswehr. Allgemein durfte er wegen der Ausbildung viele Kurzwaffen führen. Acht oder neun waren es wohl. In der Hand hatten wir aber nur die Walther PPK und nen Revolver von Smith and Wesson. Aber egal. Die P8 hatte er dabei und wurde uns direkt von einem Mitanwärter, der aber Ausbilder bei der Bundeswehr war, vorgeführt. Zum Glück, denn die Kanone war zwar sicher im Koffer transportiert, aber dabei geladen. Er entlud die Knarre, mit der sich sonst einer der anderen vermutlich in den Fuß geschossen hätte - oder Schlimmeres...

Auf dem Kugelstand gab man uns verschiedene Waffen, allesamt .222. CZ und eine Blaser waren dabei. Warum ich anfangs sehr bescheiden traf, hat mir leider niemand erzählt. Nur daneben gestanden und Punkte aufgeschrieben wurde. Mittlerweile im Verein schieße ich meine 48+ Ringe auf den Bock mit der .308 Win, .22 WMR oder .17 HMR. Aber nicht Dank des Kurses...

Auf dem Trapstand wurds noch schöner. "Korn auf die Taube und Bautz!!" war die Ansage. Die Ansage und einer der Ausbilder ist uns dabei sehr sympathisch in Erinnerung geblieben. Gebracht hats dem einen oder anderen aber so garnix. Klar, Tauben geradeaus sind nicht unbedingt schwer, aber als Anfänger auch nicht so ganz einfach. Eine Freundin - nach einigen Jahren im JS-Kurs wiedergetroffen - traf nach etlichen Tagen ihre erste Taube - mit geschlossenen Tauben und Tränen in den Augen vom Rückstoß. Ansage war immer nur Auge auf die Taube und Bautz!!
Ich bin im örtlichen Verein mittlerweile Schießwart - nicht aus überragenden Fähigkeiten, sondern aus Lust am Schießen. Wenn wir Gäste haben, die selten oder nie schießen, rate ich immer zu Schnelligkeit. Das erspart einem das Denken. Sie sollen sich vorstellen, mit der Hand am Vorderschaft wollen sie die Taube aus der Luft greifen. Dann Bautz. Beim Trap klappts gut. Skeet und Parcours übe ich auch noch und das mit Freude. Ich freue mich auf meine ersten 15 Tauben - egal ob Skeet oder Trap. Bisher hats nur für je 13 gereicht. Und auf fremden Ständen deutlich weniger.
Was ich sagen will: die Ausbildung war in dieser Hinsicht nur aufs JJ-Taube-Schießen ausgerichtet, um die Prüfung zu bestehen.
Witzig war noch der Waffenschieber. Verkauft doch dem 2 Meter Handball-Profi und der 1,50 Meter-Dame exakt die gleiche Waffe. Mittlerweile hat der die Ausbildugn übernommen. Fremde Waffen oder Munition sind unerwünscht. Packung Schrot kostet 7,50€, 10 Schuss .222 16€. Tauben berechnet er wohl 0,40€, obwohl die von der KJS für die JJ vergünstigt (ca. 0,28€) angeboten werden. Naja, Geldgeier hoch 10. Preis hat sich seit 2018 fast verdoppelt (mittlerweile um die 1200€. Ich war mit 75€ dabei). Material klaut er sich zusammen (z. B. Krebs) und setzt seinen Namen mit Copyright drauf. Usw. Wird also nicht besser. Ich bat eine Freundin, meinen "alten" Repetierer in Ihrem Kurs anzubieten, falls einer der JJ weniger Geld hätte, wäre das evtl. eine gute erste Waffe. Die bekam den Anschiss ihres Lebens. Sie würde ihm ja das Geschäft kaputt machen - mit der 700€ Kanone :ROFLMAO:

Insgesamt war die ganze Geschichte sehr auf Eigennutz ausgelegt. Viel Geld für die Chefs der Ausbildung, nen Hungerlohn für die Mitwirkenden und wenig, was man nicht alleine ( z. B. mit dem Krebs) lernen könnte.
Prüfungsfragen wurden zum Ende hin durchgegangen. Letztlich wurde nur auf die Prüfung hingearbeitet.
Die war auch witzig. Da sind mir ein paar Fragen aus dem Waffenteil hängen geblieben.

Wieviele Langwaffen dürfen in einem Schrank der Kategorie 0 gelagert werden. Antwort von allen: unbegrenzt. Nur der Prüfer bestand auf 10.
Darf während des Schüsseltreibens die Flinte nicht sichtbar, aber gesichert im Kofferraum des Fahrzeugs verbleiben? Antwort von allen: ja, weil das Schüsseltreiben zur Jagdausübung gehört. Nur der Prüfer bestand auf nein.
Schön war, dass ich in der Gruppe den Richter, die Staatsanwältin (mittlerweile auch für den Bereich Jagd) und deren Gatten, den Anwalt, sitzen hatte. Die konnten diese verdammten Gesetzestexte auswending und er hats nicht geglaubt:rolleyes:

Da wir ja auf die Jagd gehen sollten, fehlten in der mündlichen Prüfung ja noch einige Fragen zum Thema Waffen. Mein Highlight: *Prüfer zeigt eine Patrone mit abgeflachtem Kopf* "warum ist die so?" - bitte erklärts mir. Bin gespannt, wer darauf kommt😁

Übrigens gab es einige Prüfer im Kreisgebiet, die nach der Prüfung sagten, dass die nicht so viele hätten durchkommen lassen sollen. Einige Antworten waren wohl sehr dürftig.
Wir hatten aber auch Gesellen dabei: der 16 jährige Deutsch-Däne, der im Kurs Hakenkreuze auf seinen Collegeblock gezeichnet hat oder die Alternative, die nur Opas Waffen erben, aber nie auf Jagd gehen wollte. Gut war der Landwirt, der sich mit seinen Kollegen beim Häckseln über ne Sau lustig gemacht hat, die im Häcksler geendet ist. Er fands witzig, das Video zu teilen, wie einer der Jungs mit den Kiefern der Sau nen Puppenspiel vollführt hat. Ich glaube, der hats bis heute nicht geschnallt. Leute gibts....

Und zum Schluss noch meine Vision einer modernen Jagdausbildung:
- ein Verein kümmert sich um die Ausbildung, nur Ehrenamtliche, die entsprechend entlohnt werden, aber nicht Einzeltäter oder Geschäftsleute, die mal eben um die 40.000€ damit verdienen (auf zwei Jahre verteilt, damits in der Steuer besser aussieht)
- Jäger / Revierinhaber bieten sich als Lehrprinzen an und nehmen die Anwärter während des Kurses an die Hand. Sie lernen verschiedene Revierarbeiten kennen, lernen Pflanzen und Bäume in der Natur zu erkennen, lernen Ansprechen und Aufbrechen, usw.: Jagdpraxis halt.
- Treiber bei mindestens einer Treibjagd (war bei uns so und sehr gut, erst danach war ich sicher, selbst ein Tier erlegen und versorgen zu können, nachdem ich einen Hasen entnässt und ne Ente gerupft habe)
- frühzeitige Schießausbildung, die über das Bestehen der Prüfung hinausgeht ( z. B. Parcours, Kurzwaffen, Großkaliber, FLG). Anschussscheibe für die Flinte, Einschießen einer Kugelwaffe, Schießen vom Hochsitz (Dreipunktauflage), auch auf Wildscheiben ohne Ringe, vom Schießstock, etc.


Ich glaube das wars.
Horrido!
 
G

Gelöschtes Mitglied 8926

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Der Staatsforst braucht genügend willige.

Und sie rennen ihm bereitwillig die Bude ein. Ist doch auch am einfachsten so. Keine Verantwortung und keine Schadensverpflichtung. Einfach locker dem Hobby nachgehen mit der Gewissheit, dass man das Abo jährlich kündigen bzw. auslaufen lassen kann. 👍
 
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Mein Empfinden zu dem Thema,
JA viele machen den Jagdschein aber WENIGE davon werden Jäger.

Dazu kommt die demographische Entwicklung, etwa 25% der Jäger in unserem Hegering sind Ü70, der Altersdurchschnitt liegt bei 55. Drehen wir die Uhr also mal 10-15 Jahre weiter...
 
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ja, wir brauchen Nachwuchs.... was wir nicht brauchen sind Leute, die zum "Vorstellen" beim Pächter mit einem Jaguar und italienischen Lederschuhen vorfahren.... gehe ja auch nicht mit meinen Waldklamotten zum Vorstellungsgespräch für den neuen Vorstandsposten bei der Bank.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8926

Guest
ja, wir brauchen Nachwuchs.... was wir nicht brauchen sind Leute, die zum "Vorstellen" beim Pächter mit einem Jaguar und italienischen Lederschuhen vorfahren.... gehe ja auch nicht mit meinen Waldklamotten zum Vorstellungsgespräch für den neuen Vorstandsposten bei der Bank.

Also hat der JJ gefälligst mit nem alten Golf und gebrauchten Aigle samt Klapperrepetierer aufzutauchen!

Das ist wieder alles sehr geistreich hier...
 
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Leute die den Jagdschein machen um ihr Soziales- bzw. Businessportfolio zu erweitern gab es schon immer. Genügend große Firmen/Konzerne unterhalten Hochwildreviere, wenn man also ab Bereichsleiter da mitspielen muss? Wo ist das Problem?! Etwa der Futterneid ;)
Ich hätte nichts gegen einen Daimler Vorstand im Revier :sneaky:


Meine Vorstellungsrunde war auch nach der Arbeit... und da trag ich eben keinen Blaumann und Gummistiefel :cool:

Ja aktuell gibt es sehr viele Jungjäger, davon bleiben aber nur wenige der Jagd treu... ist mir persönlich schnuppe, viele Bekannte haben einen Motorradführerschein... kaum einer Fährt... Problem?! Nö
 
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Wir gehen schweren Zeiten entgegen...
Vor nicht allzulanger Zeit hatte hier mal ein JJ-Anwärter geschrieben, dass die Waffenhandhabung im Kurs nur einmal, also an einem Tag, vor der Prüfung stattgefunden hat. Da hab ich noch auf einen schlechten Witz oder an einen FrustPost getippt.
Gestern habe ich mit einem JJ Anwärter aus unserem Ort geübt, der in einer Jagdschule den Kurs absolviert. Schießprüfung und schriftlich ist erledigt, nächste Woche mündlich praktisch. In RLP ist es wohl so, dass die Handhabung in der mündlich praktischen Prüfung absolviert werden muss. Die Handhabung wird dort an einem Tag kurz vor der Prüfung geschult. So langsam krieg ich Angst...:rolleyes:
 
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Bei uns ging mit der Schießprüfung am vergangenen Wochenende auch ein Kurs in der KJV zu Ende. Ich möchte mir da aktuell kein Urteil anmaßen, durch Corona lief alles aber sowas von anders wie normal. Schießtermine, Übungsabende, alles sehr sehr limitiert.

Die JJ aus den Kursen davor waren alle so gut ausgebildet wie man es von Jagdschülern die größtenteils ohne Vorkenntnisse waren erwarten kann.
 

doa

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ja, wir brauchen Nachwuchs.... was wir nicht brauchen sind Leute, die zum "Vorstellen" beim Pächter mit einem Jaguar und italienischen Lederschuhen vorfahren.... gehe ja auch nicht mit meinen Waldklamotten zum Vorstellungsgespräch für den neuen Vorstandsposten bei der Bank.
Kommt drauf an wie gut Du bist... .-)
 
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die Handhabung in der mündlich praktischen Prüfung absolviert werden muss. Die Handhabung wird dort an einem Tag kurz vor der Prüfung geschult.
Das ist ja wohl äußerst beschi....n, äh bescheiden ! Hätte ich nicht gedacht, daß solch wichtiges Fach so lax laufen kann/darf ?!

Das gabs vor 40 Jahren noch nicht mal, als ja noch alles viel schlechter und unausgereifter, weil nicht digital war. ;)
Wie oft haben wir praktisch mit 98er,DR und anderen Püstern geübt - bis der Angstschweiß auf der Stirn weniger wurde! Der Drilling wurde uns zum Freund !
Viele Handgriffe (v.a. Sicherheit beim Ent-/Laden; Trageweise) gingen damals in Fleisch und Blut über, bis heute !

Offenbar gibts sowohl bei den Schulen als auch bei KGs (s. post 33 als Extrem-Bsp.) sehr unterschiedliche Ausbildungs-Qualität, vermutlich in direkter Abhängigkeit von Gottes großem Tiergarten ! :( (n)
 
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@Chris481
ne, ne Du...Corona darf da kein Grund für Ausbildungdefizite insbesondere bei der Handhabungssicherheit sein!
 

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