Auch, wenn es schon eine Weile her ist, dass hier zuletzt gepostet wurde, möchte ich mal ein wenig aus meiner Ausbildungszeit (2017/2018) plaudern.
Ich habe den Kurs der KJS gewählt, da ich mittlerweile fest im Beruf stehend das Geld und die Zeit hatte, von Oktober bis April an zwei Abenden und ab Januar am Schießen (samstags) teilzunehmen.
Unser Ausbilder war ein altgedienter Jäger, der seit 25 Jahren die JJ ausbildete. Ihm zu Hilfe waren der örtliche, überteuerte, Waffenhändler zum Thema Waffenhandhabung, sowie einige weitere Helfer, die in praktischer Waffenhandhabung und beim Schießen halfen.
Unser Ausbilder war KaLeu a. D. oder so und hatte seit langem Kadetten ausgebildet. Moderne Didaktik gab es nicht. Verteilt wurden PDF-Dateien mit Steckbriefen und dergleichen, die gut zu gebrauchen waren. Während der Ausbildung wurden selbige PDFs als Folien auf den Overhead-Projektor gelegt. Er las die Folien wortgenau vor. Wenn es wichtig wurde, las er sehr deutlich und schlug auf das jeweils vorgelesene Wort auf der Leinwand mit seinem Zeigestock. Sehr eindringlich... Naja, er kündigte uns drei Lehrern an, dass wir keine Freude dabei haben würden. Recht hat er. Wenn ich im Vergleich mitbekomme, wie in Jagdschulen gearbeitet wird, ist es dort wesentlich ansprechender.
Wir hatten nicht einen Ast als Bruch vor uns. Waren nicht wirklich im Revier. Zum Aufbrechen wurden uns mal nen Bock und ein Schmalreh mitgebracht, die dann von 65 Augenpaaren begutachtet wurden. Eine handvoll von uns konnte dann auch selbst Hand anlegen. Ich hab mich mit reingedrängelt und somit Glück, auch nen paar Organe in die Hand zu bekommen. Der Rest lernte durchs Zusehen...
Zum Fallenseminar waren wir im Revier des Ausbilders und haben dort drei Fallen / Kunstbauten verbaut - wird beim nachfolgenden Ausbilder auch so gemacht.
Das waren die beiden einzigen praktischen Ansätze der Ausbildung. Was ich mir wünschen würde, kommt am Ende.
Geschossen wurde Freitagnachmittag, Samstagvor- und nachmittag. In drei Gruppen: Schrot, Kugel, Waffenhandhabung.
Ohne jagdlichen Hintergrund war es für mich aus Interesse sehr leicht, mit der Waffenhandhabung. Drilling ansetzen, Bock auf 100m, Fuchs auf 100m, Hase auf 30m. Wer, wie, wann, wo umschalten oder mit der Büchse stechen und entstechen oder die Kurzwaffen zerlegen. Ich konnte dann gut anderen helfen. Ehemaliger Soldat hat uns das gezeigt, war gut.
Mein Highlight da war aber, dass der Ausbilder seine P8 oder so mitbrachte. Neues Zeug der Bundeswehr. Allgemein durfte er wegen der Ausbildung viele Kurzwaffen führen. Acht oder neun waren es wohl. In der Hand hatten wir aber nur die Walther PPK und nen Revolver von Smith and Wesson. Aber egal. Die P8 hatte er dabei und wurde uns direkt von einem Mitanwärter, der aber Ausbilder bei der Bundeswehr war, vorgeführt. Zum Glück, denn die Kanone war zwar sicher im Koffer transportiert, aber dabei geladen. Er entlud die Knarre, mit der sich sonst einer der anderen vermutlich in den Fuß geschossen hätte - oder Schlimmeres...
Auf dem Kugelstand gab man uns verschiedene Waffen, allesamt .222. CZ und eine Blaser waren dabei. Warum ich anfangs sehr bescheiden traf, hat mir leider niemand erzählt. Nur daneben gestanden und Punkte aufgeschrieben wurde. Mittlerweile im Verein schieße ich meine 48+ Ringe auf den Bock mit der .308 Win, .22 WMR oder .17 HMR. Aber nicht Dank des Kurses...
Auf dem Trapstand wurds noch schöner. "Korn auf die Taube und Bautz!!" war die Ansage. Die Ansage und einer der Ausbilder ist uns dabei sehr sympathisch in Erinnerung geblieben. Gebracht hats dem einen oder anderen aber so garnix. Klar, Tauben geradeaus sind nicht unbedingt schwer, aber als Anfänger auch nicht so ganz einfach. Eine Freundin - nach einigen Jahren im JS-Kurs wiedergetroffen - traf nach etlichen Tagen ihre erste Taube - mit geschlossenen Tauben und Tränen in den Augen vom Rückstoß. Ansage war immer nur Auge auf die Taube und Bautz!!
Ich bin im örtlichen Verein mittlerweile Schießwart - nicht aus überragenden Fähigkeiten, sondern aus Lust am Schießen. Wenn wir Gäste haben, die selten oder nie schießen, rate ich immer zu Schnelligkeit. Das erspart einem das Denken. Sie sollen sich vorstellen, mit der Hand am Vorderschaft wollen sie die Taube aus der Luft greifen. Dann Bautz. Beim Trap klappts gut. Skeet und Parcours übe ich auch noch und das mit Freude. Ich freue mich auf meine ersten 15 Tauben - egal ob Skeet oder Trap. Bisher hats nur für je 13 gereicht. Und auf fremden Ständen deutlich weniger.
Was ich sagen will: die Ausbildung war in dieser Hinsicht nur aufs JJ-Taube-Schießen ausgerichtet, um die Prüfung zu bestehen.
Witzig war noch der Waffenschieber. Verkauft doch dem 2 Meter Handball-Profi und der 1,50 Meter-Dame exakt die gleiche Waffe. Mittlerweile hat der die Ausbildugn übernommen. Fremde Waffen oder Munition sind unerwünscht. Packung Schrot kostet 7,50€, 10 Schuss .222 16€. Tauben berechnet er wohl 0,40€, obwohl die von der KJS für die JJ vergünstigt (ca. 0,28€) angeboten werden. Naja, Geldgeier hoch 10. Preis hat sich seit 2018 fast verdoppelt (mittlerweile um die 1200€. Ich war mit 75€ dabei). Material klaut er sich zusammen (z. B. Krebs) und setzt seinen Namen mit Copyright drauf. Usw. Wird also nicht besser. Ich bat eine Freundin, meinen "alten" Repetierer in Ihrem Kurs anzubieten, falls einer der JJ weniger Geld hätte, wäre das evtl. eine gute erste Waffe. Die bekam den Anschiss ihres Lebens. Sie würde ihm ja das Geschäft kaputt machen - mit der 700€ Kanone
Insgesamt war die ganze Geschichte sehr auf Eigennutz ausgelegt. Viel Geld für die Chefs der Ausbildung, nen Hungerlohn für die Mitwirkenden und wenig, was man nicht alleine ( z. B. mit dem Krebs) lernen könnte.
Prüfungsfragen wurden zum Ende hin durchgegangen. Letztlich wurde nur auf die Prüfung hingearbeitet.
Die war auch witzig. Da sind mir ein paar Fragen aus dem Waffenteil hängen geblieben.
Wieviele Langwaffen dürfen in einem Schrank der Kategorie 0 gelagert werden. Antwort von allen: unbegrenzt. Nur der Prüfer bestand auf 10.
Darf während des Schüsseltreibens die Flinte nicht sichtbar, aber gesichert im Kofferraum des Fahrzeugs verbleiben? Antwort von allen: ja, weil das Schüsseltreiben zur Jagdausübung gehört. Nur der Prüfer bestand auf nein.
Schön war, dass ich in der Gruppe den Richter, die Staatsanwältin (mittlerweile auch für den Bereich Jagd) und deren Gatten, den Anwalt, sitzen hatte. Die konnten diese verdammten Gesetzestexte auswending und er hats nicht geglaubt
Da wir ja auf die Jagd gehen sollten, fehlten in der mündlichen Prüfung ja noch einige Fragen zum Thema Waffen. Mein Highlight: *Prüfer zeigt eine Patrone mit abgeflachtem Kopf* "warum ist die so?" -
bitte erklärts mir. Bin gespannt, wer darauf kommt
Übrigens gab es einige Prüfer im Kreisgebiet, die nach der Prüfung sagten, dass die nicht so viele hätten durchkommen lassen sollen. Einige Antworten waren wohl sehr dürftig.
Wir hatten aber auch Gesellen dabei: der 16 jährige Deutsch-Däne, der im Kurs Hakenkreuze auf seinen Collegeblock gezeichnet hat oder die Alternative, die nur Opas Waffen erben, aber nie auf Jagd gehen wollte. Gut war der Landwirt, der sich mit seinen Kollegen beim Häckseln über ne Sau lustig gemacht hat, die im Häcksler geendet ist. Er fands witzig, das Video zu teilen, wie einer der Jungs mit den Kiefern der Sau nen Puppenspiel vollführt hat. Ich glaube, der hats bis heute nicht geschnallt. Leute gibts....
Und zum Schluss noch meine Vision einer modernen Jagdausbildung:
- ein Verein kümmert sich um die Ausbildung, nur Ehrenamtliche, die entsprechend entlohnt werden, aber nicht Einzeltäter oder Geschäftsleute, die mal eben um die 40.000€ damit verdienen (auf zwei Jahre verteilt, damits in der Steuer besser aussieht)
- Jäger / Revierinhaber bieten sich als Lehrprinzen an und nehmen die Anwärter während des Kurses an die Hand. Sie lernen verschiedene Revierarbeiten kennen, lernen Pflanzen und Bäume in der Natur zu erkennen, lernen Ansprechen und Aufbrechen, usw.: Jagdpraxis halt.
- Treiber bei mindestens einer Treibjagd (war bei uns so und sehr gut, erst danach war ich sicher, selbst ein Tier erlegen und versorgen zu können, nachdem ich einen Hasen entnässt und ne Ente gerupft habe)
- frühzeitige Schießausbildung, die über das Bestehen der Prüfung hinausgeht ( z. B. Parcours, Kurzwaffen, Großkaliber, FLG). Anschussscheibe für die Flinte, Einschießen einer Kugelwaffe, Schießen vom Hochsitz (Dreipunktauflage), auch auf Wildscheiben ohne Ringe, vom Schießstock, etc.
Ich glaube das wars.
Horrido!