Habe den Faden erst jetzt gesehen - vielen Dank für die guten Kommentare von Ips und Bolli und manch anderem zu diesem Thema.
Ich möchte die Argumentation noch mal hinsichtlich des Aspektes "Auslastung" aufgreifen. Braucht ein SH also eine Auslastung und wird unglücklich, wenn er nicht suchen kann ?
Die primäre Motivation eines SH - auch bei der Ausbildung - läuft zunächst über den unstillbaren Appetit - Fresslust könnte man das auch nennen.
Habe zusammen mit meiner Frau auch einen KLM und eine DK Hündin ausgebildet und würde behaupten, dass die Motivation zu fressen, hier äußerst gering ausgeprägt war. Beute machen, war das Motiv.
Dennoch freut sich auch meine HS Hündin, wenn die grüne Jacke oder gar die Nachsuchejacke angezogen wird, die dicken Stiefel fest geschnürt werden und der bunte Biothane Riemen vom Haken genommen wird.
Aber würde sie das vermissen, wenn es plötzlich keine Nachsuchen mehr gäbe ? Ich denke, im Gegensatz zu den Vorstehern, relativ wenig. Klar bleiben dann die jagdlichen Erfolgserlebnisse zusammen mit ihrem Führer aus, aber solange es genug Zuwendung und Futter gibt - ist das Leben für einen Schweißhund theoretisch sonnig und erfüllt.
Da sind Vorsteher komplett anderes - ohne jagdliche Auslastung sind sie unleidlich und ich habe leiden.
Allerdings bin ich, völlig vereinskonform, der Auffassung, dass man einen jeden Gebrauchshund wesensgemäß arbeiten soll, ja MUSS ! Für diesen Zweck wurden diese Hunde über viele Generationen einer heutzutage ethisch in der Form kaum mehr darstellbaren Härte "optimiert".
Ich würde vermuten, dass beim erwähnten Oberforstmeister Frevert mehr Hunde aus Gründen einer nicht ausreichenden Leistung füsiliert wurden, als bei jagdlichen Einsätzen zu Tode kamen.
Der wesentliche Punkt ist jedoch, dass es ein Spezialist, und als solchen sehen wir den HS, bei allen guten Anlagen und anatomischen Voraussetzungen die diese Rasse (aber sicher auch einige andere Rassen) für die Nachsuche mitbringt, NUR zur Meisterschaft seiner Arbeit bringt, wenn er wirklich viel arbeiten kann und Erfahrung sammelt.
DAS ist der springende Punkt in der Vergabe. Und wenn man an dem selbstauferlegten Qualitätsstandard der Schweißhundeführung und einer seriösen Nachsuchearbeit auch in komplizierten Fällen festhalten möchte, dann muss die Vergabe eine Schweißhundes dem alten Prinzip als jagdlicher Dienst(leister)hunde folgen. Ich habe zB damals ein Schreiben der Landesforstverwaltung vorgelegt, in der meine bisherige, langjährige Arbeit in Sachen Nachsuche mit meinem diesbezüglich zu besten Zeiten sehr erfolgreichen KLM beschrieben wurde. Da der Hund bzw. wir als Gespann auch als Nachfolger für einen anderen HS Führer, einen Förster der seinen Schweißriemen nach dem Tod seines letzten Hundes an den Nagel gehängt hat, antraten, ging das glatt durch.
Ich selber nehme ab Ende Oktober bis zum Ende der DJ-Saison einen wesentlichen Teil meines Jahresurlaubes und arbeite dann wöchentlich von Donnerstag/Freitag an bis Samstag/Sonntag meine Einsätze ab. Wie viele andere Schweissundeführer auch, geht es mir dabei weniger "kostenlose" Gesellschaftsjagden in Landes- und Bundesforsten sowie diversen Privatjagden "abzustauben" - sondern ich mache am liebsten nur die Suchen und bin wieder weg. Oft fährt man aber auch 100 km hin und zurück und hat ggf nur eine kurze Totsuche.
Und im weiteren Jahr gibts auch immer genug zu tun mit dem Hund - aber vorallem auch viel unspektakuläre Arbeiten. Und das ist nicht mal schlimm - der Leitgedanke des Nachsucheführers ist der Dienst am Wild und nicht umgekehrt. Alles ordnet sich dem unter.
Und deswegen und weil Schweißhund in vielen Fällen nicht deutlich über den 10.-11. Behang ihre Leistung abrufen können, stellt man dem alten Hund, wenn er etwa im 8. Behang ist, einen Nachfolger zur Seite. Was nicht einfach ist, weil SH extrem eifersüchtig sind und auch eine tödliche Konsequenz ihren "Mithunden" gegenüber entwickel würden, wenn es hart auf hart kommt.
Und abschließend: Ich habe zumindest was den HS betrifft, keinen Zweifel, dass das Leistungsniveau vor 1945 mit dem aktuellen vergleichbar oder besser war. Auch wenn die eingeschränkte Mobilität natürlich einen vergleichsweise kleineren Operationsradius der Arbeiten bedingte.
Der Schweißhund entstammt der jahrhundertealten Zucht des Leithundes - die Ausbildung auf der kalten Gesundfährte die wir im VH praktizieren, wurde vor sicher über 200 Jahre am Hannoverschen Jägerhof entwickelt. Die Führer der Schweiß-Leithunde haben den Hund in einer 2-3jährigen Behangzeit sorgsam und hauptberuflich ausgebildet. Die werden ihre Leistung gebracht haben - überflüssige "Fresser" konnte man sich damals auch an Jagdhöfen des Adels nicht leisten. In osteuropäischen Ländern, wo der Hund an der Seite vieler Berufsjäger wichtige Aufgaben in der zur-Strecke-Bringung teurer Trophäenträger spielt, scheint es mir noch sehr vergleichbar zu sein, was dann auch den in der Fläche hohen, züchterischen Leistungsstand der dortigen SH erklären könnte...
FSK werde ich grüßen und ihm sagen, dass man sich seiner in diesem Forum, das er über viele Jahre intensiv begleitet hat, hin und wieder erinnert.
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