Finde ich immer spannend wenn zu Demos der Bauern, denen es ja immer schlechter geht, die Traktoren immer größer werden.
Entschuldigt die späte Antwort, habe den Faden erst heute entdeckt und auch nicht alles gelesen. Möchte nur mal ein paar Sätze los werden. Wird sowieso länger als ich vor habe...
Ich habe Deinen Kommentar auch nur als Aufhänger genommen, der war gleich auf der ersten Seite...
Mal ganz nüchtern betrachtet hat die Zahl der Bauern sich auf 60% zum Stand von 2001 reduziert. Die bewirtschaftete Fläche ist aber (nahezu) dieselbe geblieben. Ergo brauche ich größere und schlagkräftige Maschinen um die Arbeit in immer kleiner werdenden Zeitfenstern zu erledigen.
Die Wahl der Maschinen ist dabei darauf ausgelegt Ausfallzeiten zu minimieren, also kaufe ich bei der Werkstatt vor Ort. Wenns Fendt ist, ists eben Fendt und wenn ich New Holland am Hof als Werkstatt habe wird NH gekauft.
Zum Thema dicht machen unrentabler Betriebe:
Die Landwirtschaft ist die Urproduktion. Natürlich kann man die dicht machen und alles importieren, ich bin gespannt wie lange das gut geht.
Zu den aktuellen Erzeugerpreisen ist ein rentables Wirtschaften ohne Subventionen de facto kaum möglich. Wer selbst rechnen möchte kann das hier tun:
https://www.stmelf.bayern.de/idb/default.html
Biologische Produktion ist derzeit(!) eine Möglichkeit das zu überwinden, aber die Nachfrage ist so gering, dass die Menge bereits nicht mehr abgenommen wird und Berufskollegen darüber nachdenken wieder konventionell zu produzieren. Sie müssen ihre Bioware ohnehin als konventionelle Ware vertreiben, wenn keine Direktvermarktung stattfindet.
Ich möchte sicher nicht am Tropf der EU hängen, aber wenn nur noch etwa 15% des Netto-Einkommens für Lebensmittel ausgegeben werden ist das leider unser Schicksal. Ohne Veredelung geht praktisch nichts mehr und die geht im konventionellen Bereich entweder über sehr gute Nischen (Kobe, Direktvermarktung,...) oder über die Zahl der Tiere und hohe Mengen zu den niedrigen Preisen, die alle an der Kühltheke der Supermärkte genießen dürfen.
Überdüngung:
Kein Mensch weiß wieviel Nitrat aus landwirtschaftlichen, industriellen oder städtischen Bereichen in die Grundwässer gelangen. Hier sehe ich die Landwirtschaft als Prügelknaben, der am einfachsten zu regulieren ist. Welcher Hausbesitzer will schon einige Tausend Euro für eine Kontrolle seiner Abwasserleitungen bezahlen und womöglich noch die Instandsetzung bezahlen?!
Ich habe einfach mal ein kleines Bild des Bauernverbandes Schleswig-Holstein eingefügt. Darüber wird ganz einfach nicht gesprochen.
Das Insektensterben geht offensichtlich voran (es gibt genug Studien dazu und Landwirte die von Lügen sprechen müssen auch reflektieren was vor sich geht). Ein pauschales Verbot von Pflanzenschutzmitteln ist mE der falsche Weg, da die Ursachen ja in der Verarmung der Landschaft liegen. Eine Förderung von Hecken, Feldrainen, Brachen usw ist viel zielführender. Auch eine Verkleinerung der Flächen kann in gewissen Regionen sicher dazu beitragen den Lebensraum für Insekten zu verbessern. Ich bin kein Experte in dem Bereich, aber solche Maßnahmen sind in meinen Augen zielführender als unwissenschaftlich geführte Kampagnen gegen Pflanzenschutzmittel.
Last but not least:
Ich denke, dass ich für meine Berufskollegen spreche wenn ich sage, dass wir uns mehr Dialog wünschen. Wir sind bereit viel zu tun aber nur wenn man mit uns auf Augenhöhe spricht und auch unsere Nöte ernst nimmt.
Ich bin 28 Jahre jung und stehe kurz vor der Übernahme meines elterlichen Betriebes und mache mir ernsthaft Gedanken, den Laden einzustampfen und mit meiner jungen Familie, dem Land mit der höchsten Steuerbelastung der Welt den Rücken zu kehren.
Waidmannsheil und Horrido
maatn