Bauerndemos 22.10.19

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Moin

@Mohawk
Ich wollte eigentlich wissen: „Bzw wäre das in Ordnung für dich, wenn dies immer und überall als Grundannahme über dich verbreitet werden würde, ohne dich direkt drauf anzusprechen ?“


Waidmannsheil

Meetschloot
 
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Nö, aber ich kann niemanden an schwachsinnigen Pauschalisierungen hindern und ich kann zwischen so pauschalen Verunglimpfungen und berechtigter Kritik unterscheiden, auch wenn die mal überspitzt etc. vorgebracht wird.
 
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Finde ich immer spannend wenn zu Demos der Bauern, denen es ja immer schlechter geht, die Traktoren immer größer werden.

Entschuldigt die späte Antwort, habe den Faden erst heute entdeckt und auch nicht alles gelesen. Möchte nur mal ein paar Sätze los werden. Wird sowieso länger als ich vor habe...
Ich habe Deinen Kommentar auch nur als Aufhänger genommen, der war gleich auf der ersten Seite...

Mal ganz nüchtern betrachtet hat die Zahl der Bauern sich auf 60% zum Stand von 2001 reduziert. Die bewirtschaftete Fläche ist aber (nahezu) dieselbe geblieben. Ergo brauche ich größere und schlagkräftige Maschinen um die Arbeit in immer kleiner werdenden Zeitfenstern zu erledigen.
Die Wahl der Maschinen ist dabei darauf ausgelegt Ausfallzeiten zu minimieren, also kaufe ich bei der Werkstatt vor Ort. Wenns Fendt ist, ists eben Fendt und wenn ich New Holland am Hof als Werkstatt habe wird NH gekauft.

Zum Thema dicht machen unrentabler Betriebe:
Die Landwirtschaft ist die Urproduktion. Natürlich kann man die dicht machen und alles importieren, ich bin gespannt wie lange das gut geht.
Zu den aktuellen Erzeugerpreisen ist ein rentables Wirtschaften ohne Subventionen de facto kaum möglich. Wer selbst rechnen möchte kann das hier tun: https://www.stmelf.bayern.de/idb/default.html
Biologische Produktion ist derzeit(!) eine Möglichkeit das zu überwinden, aber die Nachfrage ist so gering, dass die Menge bereits nicht mehr abgenommen wird und Berufskollegen darüber nachdenken wieder konventionell zu produzieren. Sie müssen ihre Bioware ohnehin als konventionelle Ware vertreiben, wenn keine Direktvermarktung stattfindet.
Ich möchte sicher nicht am Tropf der EU hängen, aber wenn nur noch etwa 15% des Netto-Einkommens für Lebensmittel ausgegeben werden ist das leider unser Schicksal. Ohne Veredelung geht praktisch nichts mehr und die geht im konventionellen Bereich entweder über sehr gute Nischen (Kobe, Direktvermarktung,...) oder über die Zahl der Tiere und hohe Mengen zu den niedrigen Preisen, die alle an der Kühltheke der Supermärkte genießen dürfen.

Überdüngung:
Kein Mensch weiß wieviel Nitrat aus landwirtschaftlichen, industriellen oder städtischen Bereichen in die Grundwässer gelangen. Hier sehe ich die Landwirtschaft als Prügelknaben, der am einfachsten zu regulieren ist. Welcher Hausbesitzer will schon einige Tausend Euro für eine Kontrolle seiner Abwasserleitungen bezahlen und womöglich noch die Instandsetzung bezahlen?!
Ich habe einfach mal ein kleines Bild des Bauernverbandes Schleswig-Holstein eingefügt. Darüber wird ganz einfach nicht gesprochen.
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Das Insektensterben geht offensichtlich voran (es gibt genug Studien dazu und Landwirte die von Lügen sprechen müssen auch reflektieren was vor sich geht). Ein pauschales Verbot von Pflanzenschutzmitteln ist mE der falsche Weg, da die Ursachen ja in der Verarmung der Landschaft liegen. Eine Förderung von Hecken, Feldrainen, Brachen usw ist viel zielführender. Auch eine Verkleinerung der Flächen kann in gewissen Regionen sicher dazu beitragen den Lebensraum für Insekten zu verbessern. Ich bin kein Experte in dem Bereich, aber solche Maßnahmen sind in meinen Augen zielführender als unwissenschaftlich geführte Kampagnen gegen Pflanzenschutzmittel.

Last but not least:
Ich denke, dass ich für meine Berufskollegen spreche wenn ich sage, dass wir uns mehr Dialog wünschen. Wir sind bereit viel zu tun aber nur wenn man mit uns auf Augenhöhe spricht und auch unsere Nöte ernst nimmt.

Ich bin 28 Jahre jung und stehe kurz vor der Übernahme meines elterlichen Betriebes und mache mir ernsthaft Gedanken, den Laden einzustampfen und mit meiner jungen Familie, dem Land mit der höchsten Steuerbelastung der Welt den Rücken zu kehren.

Waidmannsheil und Horrido
maatn
 
G

Gelöschtes Mitglied 25014

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Ich habe einfach mal ein kleines Bild des Bauernverbandes Schleswig-Holstein eingefügt. Darüber wird ganz einfach nicht gesprochen.

Da kann man ja drüber sprechen. Ohne die Zahlen zu überprüfen bedeutet das, dass das Abwasser einer Millionenstadt weniger Nitrat enthält als die meisten Grundwasserkörper im landwirtschaftlichen Bereich.

Und nun ?
 
G

Gelöschtes Mitglied 24216

Guest
Ich bin 28 Jahre jung und stehe kurz vor der Übernahme meines elterlichen Betriebes und mache mir ernsthaft Gedanken, den Laden einzustampfen und mit meiner jungen Familie, dem Land mit der höchsten Steuerbelastung der Welt den Rücken zu kehren.

Waidmannsheil und Horrido
maatn

Tu es.
 
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Da kann man ja drüber sprechen. Ohne die Zahlen zu überprüfen bedeutet das, dass das Abwasser einer Millionenstadt weniger Nitrat enthält als die meisten Grundwasserkörper im landwirtschaftlichen Bereich.

Und nun ?

Es geht hier nicht um die Nitrat Werte des (gereinigten) Abwassers, sondern der Menge die ungefiltert abgeleitet wird.
392kg/ha sind mehr als doppelt so viel, wie ich ausbringen darf. Und diese Menge wird ungefiltert in die Elbe/Nordsee geleitet. Und das ist nur eine Großstadt an der Elbe.
Auch schön: die öffentlich rechtlichen berichteten über die Eutrophierung der Ost/Nordsee und Schuldiger war natürlich die Landwirtschaft.
das die Städte an den betreffenden Flüssen Unmengen an Stickstoff einleiten blieb ungeprüft. Ich möchte gar nicht wissen wie es bei den anderen Anrainern der Meere aussieht...


Da kann man ja drüber sprechen. Ohne die Zahlen zu überprüfen bedeutet das, dass das Abwasser einer Millionenstadt weniger Nitrat enthält als die meisten Grundwasserkörper im landwirtschaftlichen Bereich.

Und nun ?

So einfach ist es leider nicht. Ein Betrieb der auf Erhaltung/Wachstum ausgerichtet ist lässt sich leider nur sehr schwer aufgeben 😉
 
G

Gelöschtes Mitglied 24216

Guest
Hat niemand gesagt, daß es einfach ist, aber Jammern ändert auch nichts.

Die Landwirtschaft von gestern und heute hat keine Zukunft in diesem Land und die Steuern werden auch nicht weniger. Entweder gehst du durch eine harte und schmerzhafte Konversion oder du gehst. Die Entscheidung triffst du selbst.

Den mainstream in diesem Land hält niemand von uns auf. Und der stellt perspektivisch zweifelsfrei der Landwirtschaft die Stell- bzw. Daumenschrauben nach. Aus meiner Sicht erleben wir nur noch Rückzugsgefechte.
 
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G

Gelöschtes Mitglied 25014

Guest
Es geht hier nicht um die Nitrat Werte des (gereinigten) Abwassers, sondern der Menge die ungefiltert abgeleitet wird.

Nein Deine Zahlen betreffen das gereinigte Abwasser. Und da sind es 14 mg N/l.
Der Grenzwert für Trinkwasser/Grundwasser liegt bei 50 mg N/l.
Wenn Abwasser in Hamburg ungefiltert eingeleitet werden sollte bitte ich um entsprechende Belege.

392kg/ha sind mehr als doppelt so viel, wie ich ausbringen darf. Und diese Menge wird ungefiltert in die Elbe/Nordsee geleitet. Und das ist nur eine Großstadt an der Elbe.

Milchmädchenrechnung ! Da eine Grossstadt kaum landwirtschaftliche Flächen hat ist die Relation schon komplett unsinnig.
Wenn Du das vergleichen möchtest dann bitte 160 Mill/m³ Gülle ebenfalls auf 5700 Hektar umrechnen. Die Mengen N/ha möchtest Du garnicht wissen.

das die Städte an den betreffenden Flüssen Unmengen an Stickstoff einleiten blieb ungeprüft. Ich möchte gar nicht wissen wie es bei den anderen Anrainern der Meere aussieht...

Wenns ungeprüft wäre wo sind dann Deine Zahlen her ?
Wieso unterbreitet die Landwirtschaft keine Lösungsvorschläge,sondern jammert nur ?
Die produzierten Massen an Gülle, mit all den damit verbundenen Umweltschäden, und gleichzeitiges selbstmitleidiges Einnehmen der Opferrolle nimmt doch kein Mensch mehr ernst.
 
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Wieso unterbreitet die Landwirtschaft keine Lösungsvorschläge,sondern jammert nur ?
Die produzierten Massen an Gülle, mit all den damit verbundenen Umweltschäden, und gleichzeitiges selbstmitleidiges Einnehmen der Opferrolle nimmt doch kein Mensch mehr ernst.

Lösungsvorschläge wofür? Die aktuellen Richtlinien geben ja schon vor, was gedüngt werden darf und was nicht. Ich sage ja nicht, dass die Landwirtschaft keinen Einfluss auf die Grundwasserqualität hat, sondern habe nur daraufhingewiesen, dass es auch andere Einträge gibt. Insgesamt ist nicht geklärt welcher Emittent welchen Einfluss auf die Qualität hat. Das ist mein Kritikpunkt.

Das drängen in die selbstmitleidige Opferrolle möchte ich mir mit Hinweis auf meinen ersten Kommentar verbitten.
Diskussionen und zielführende Lösungsansätze, bitte gerne(!) sogar erwünscht. Ohne Polemik, Verurteilungen und unter Einbeziehung aller Fakten und wissenschaftlicher Ergebnisse.
weiterhin gilt: ich (wir) sind Diskursbereit und sind gerne bereit uns anzupassen und weiter zu existieren um die Menschen zu ernähren.
 
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Werner, neben der Topographie spielen Fragen der Stichprobenerhebung eine Rolle, die ich nier nicht diskutiere. Fakt ist einfach: die reine Anzahl an Messstellen sagt garnichts aus, nur: es gibt unterschiedlich viele. Bis ca. 2016 hat Deutschland eine reine Trendmessung vorgesehen, da braucht man weniger Messstellen als für eine flächenrepräsentative Erhebung. Was auch gerne vergessen wird: die Aufnahme einer Messstelle in ein Meldesystem bedeutet ja nicht, dass da vorher nicht gemessen wurde und dass die entsprechenden Werte nicht woanders verwendet werden, bei den Ländern zum Beispiel.

Man hätte das alles umgehen können, wenn man den Landwirten den Anschluss an die öffentlichen Trinkwassersysteme verboten und die Hofbrunnen wie @Safarischorsch beschreibt kontrolliert hätte. Das Eigeninteresse an Trinkwasser hätte so einiges verhindert. :devilish: :evil:

Heute morgen ist mir gerade das Frühstück im Hals stecken geblieben. Weil man eindeutig sehen kann, wie Daten manipuliert werden. Nur damit gewisse Ideologien befriedigt werden.
Die Kurzfassung schaut so aus:

Messungen bis 2007
2019-11-02 07.58.34.jpg
Messung ab 2008:
2019-11-02 07.58.54.jpg
Die Langfassung wäre in den angehängten .pdf zu finden! Hier wird doch eindeutig eine Manipulation der Werte durch weglassen vorgenommen um die Öffentlichkeit davon zu überzeugen wie böse die Landwirtschaft ist.
Gnädigerweise hat man seit 2016 die Zahl der Brunnen ja wieder auf Druck etwas erhöhen müssen, was dann mit folgendem "richtigstellenden" Kommentar versehen wird:
2019-11-02 08.00.35.jpg
 

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