Bauerndemos 22.10.19

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An wernerzwo:
Tut mir leid - und das schreibe ich jetzt nicht, weil wir öfter verschiedener Meinung sind - aber das war jetzt ganz schwach. Abwiegeln und den schwarzen Peter bei anderen suchen - so sieht aktive Zukunftsgestaltung NICHT aus.

Nach meiner Einschätzung reicht @ wernerzwo den 'Schwarzen Peter' eben nicht unberechtigt weiter. Die Landwirte verhalten sich als Wirtschaftsunternehmen so, wie der Verbraucher und die Politik es ihnen vorgeben.

Es kann doch nicht wirklich erstaunen, dass sich ein Unternehmer in dem Korridor zu bewegen sucht, der einen wirtschaftlichen Ertrag verspricht.

Ja, ich wiederhole mich aber ich bleibe dabei: wenn wir eine andere, kleinteiligere Landwirtschaft wollen, andere Haltungsformen des Viehs, weniger Dünger und Pflanzenschutz, müssen wir das klarstellen und als Verbraucher konkret das nachfragen, was eben genau so produziert wurde UND wir müssen den Preis dafür bezahlen.

Einer meiner Jagdfreunde ist Landwirt und Schweinezüchter. Der stellt seinen Betrieb um - auf Bunte Bentheimer und irgendeine trendige englische Rasse. Tierschutzgerechte Haltung, Vermarktung des Fleisches als etwas besonderes, bessere Preise. Hat dafür gerade eine Auszeichnung als "Landwirt des Jahres" bekommen. Eben weil er nicht mehr so wirtschaftet wie sein Schwiegervater vor ihm.

Für eine breite Gruppe von Landwirten wird das nur funktionieren, wenn der weit überwiegende Teil der Konsumenten bereit ist, den Preis für das Bentheimer Schwein zu bezahlen und der esoterische Rest eben grasen geht.

Noch mal ein anderer Aspekt. Meine Cousine studiert Lebensmitteltechnologie. Die meinte nur, in ihrem Jahrgang wären eigentlich alle Vegetarier, ja, in ihrer ganzen Altersgruppe kennt sie kaum noch jemanden, der Fleisch ist. Auf Flugscham folgt jetzt Fleischscham.

Weiblich und Lebensmitteltechnologie, das klingt für mich nach: auf der Suche nach Selbstheilung. Sorry, es wundert mich nicht, dass da mehrheitlich Veganer und Vegetarier rumlaufen.

Der Chef von Rügenwalder Mühle meinte ja auch schon, in ein paar Jahren wird Fleischkonsum so sein wie heute Rauchen.

Exakt aus dem Grund gibt es in unserem Haushalt keine Produkte von Rügenwalder mehr.


Um es überspitzt zu formulieren: die Landwirtschaft hat es geschafft, dass sich die Kunden vor dem landwirtschaftlichen Produkt EKELN - da sollte man sich doch einmal fragen, ob man nicht was falsch macht. Da kann man natürlich versuchen, den Absatz mit immer billigeren Preisen am Laufen zu halten, auf Dauer wird das nicht gelingen.

Da bin ich dann durchaus bei dir, da ist Landwirtschaft auf sehr dünnem Eis unterwegs. Weil ich kein schlechtes Mastfleisch aus Massentierhaltung will, stehe ich dem schon aus sehr egoistischen Gründen skeptisch gegenüber. Soweit ich nicht eh Wild esse, ist es recht schwierig und aufwendig, gutes Rind-, Geflügel- oder Schweinefleisch zu bekommen ... auch dann, wenn man bereit ist, den Preis zu bezahlen.

Billigfleisch aus Massentierhaltung werden andere Leute auf Dauer günstiger produzieren können als die Landwirte im Hochlohnland Deutschland mit seinen immer schärferen Auflagen. Wer auf Dauer sein Produkt absetzen will, muss sich eine ganz andere Strategie überlegen.

Aber gut, ich bin kein Landwirt, natürlich habe ich keine Ahnung, und natürlich steht es jedem frei, so weiter zu machen wie bisher. "Man kann zwar die Realität ignorieren, aber nicht die Folgen der ignorierten Realität".

Soweit die Rahmenbedingungen immer wieder neu eingerichtet werden und die Chef-Ideologen sich weiter einschießen, dürfte der Plan B eben nicht so einfach aufzusetzen sein.

Nach meiner sehr persönlichen Einschätzung hat sich Landwirtschaft mit den Biogasanlagen und dem damit einhergehenden Flächenverbrauch und der Art und Geschwindigkeit der Bewirtschaftung nicht den größten Gefallen erwiesen.


Grosso
 
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es ist wie mit der Jagd, wenn man jungen Menschen keinen Zugang zu einem Thema bietet, werden diese Ihre Informationen von der Fxnke-Medien-Gruppe und Lehrkräften erhalten.Die Öffentlichkeitsarbeit der Landwirtschaft beschränkt sich auf einen Tag des offenen Hofes im Jahr. Vielleicht wäre es besser Schüler ab 14 einzuladen, die Produktion zu zeigen und Unterschiede zu Importen darzulegen?
 
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Wer sich von Silicium-Chips entmündigen lassen will, bitte. Ich ziehe es vor, Stecker zu ziehen und selbst zu denken.

Je nach Berufsgruppe und Qualifikation magst Du diese Entscheidung (noch) selbst treffen können. Es gibt bereits Jobs, in denen der Mitarbeiter das nicht entscheidet und es wird zunehmend Jobs geben, in denen diese Entscheidungen zukünftig durch IOT oder KI getroffen oder zumindest unterstützt werden.

Es gab eine interessante Debatte über die Veränderung des Berufsbildes der Juristen durch KI. Speziell in der Vertragsgestaltung gehen Fachleute dieses Segments davon aus, dass der Volljurist in einigen Teilen entbehrlich wird.


Grosso
 
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Aber auch der Sachbearbeiter, viele kaufmännische Tätigkeiten, von Handarbeit in der Industrie ganz zu schweigen...
 
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Huhu, der ganze Hockus pokus um die Landwirtschaft ist doch künstlich gemacht. Wie oft höre ich, das mit dem zerwirken könnte ich nicht. Das aufbrechen muß doch eine riesen Sauerrei sein, die denken da ist innen alles geplatzt und durchgerüht. Warum düngen die denn, das wächst doch so auch. Also keine Ahnung davon, das dem Boden auch Nährstoffe entzogen werden, die dann weg sind. Dieses "Weltbild" einer urbanen Gesellschaft ist seeehr verbreitet. Dazu kommt noch, Tiere kennt man nur zum streicheln, die Schnitzel sind auch schän in "Brot" verpackt. Es will keiner mehr wissen wie kompliziert dieLandwirtschaft ist. Wer nicht spritzen muß tut es nicht. Geld und Zeit gespart. Da wo ich zur Jagd gehen darf, hat es einer beim Mais versucht, ohne harte Chemie. Dumm gelaufen für den Mais, war ne schöne Bienenweide. So wie im Moment der Hase läuft, wird s wohl bald mal wieder sowas geben wie zu Luthers Zeiten . Der Bundschuhaufstand, bzw der Kampf Luthers gegen den Ablasshandel. Alles schon mal dagewesen. Zu der Zeit hat man es auch auf deutsch aufgeschrieben. Kann man nachlesen, ohne Fremdsprachkenntnisse. Aber heutzutage fehlt der Wille, etwas verstehen zu WOLLEN. Es muß immer sofort eine Lösung her.
 
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Exakt aus dem Grund gibt es in unserem Haushalt keine Produkte von Rügenwalder mehr.

Moin @grosso,

genauso mache ich das auch - Produkte dieses "Herstellers" finden sich in meinem Haushalt nicht mehr!! Und sollte mein "Lieblingsschlachter" auf die Idee kommen auch auf diesen Vegetarierzug aufspringen zu wollen kauf ich dort auch nicht mehr. Ich kaufe meine Autos ja auch nicht im Fahrradladen ;).

munter bleiben!!

hobo
 

z/7

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Für eine breite Gruppe von Landwirten wird das nur funktionieren, wenn der weit überwiegende Teil der Konsumenten bereit ist, den Preis für das Bentheimer Schwein zu bezahlen und der esoterische Rest eben grasen geht.
Wenn es denn so einfach wäre.

Eigentlich ist es ja einfach. Zuerst ist da immer das Produkt. Das muß an den Verbraucher gebracht werden. Der kann erstmal nur kaufen, was angeboten wird. Was nicht angeboten wird, kann man auch nicht kaufen. Ball bei den Bauern.

Dann kommt die Marktanalyse. Es werden mehr rote Kartoffeln nachgefragt als gelbe, also pflanzt man im nächsten Jahr mehr rote in der Hoffnung auf nen besseren Preis etc. Schweinezyklus. Der Markt regelt sich selbst. Soweit alles gut.

Glorreicherweise ist man auf die Idee gekommen, den Markt nicht nur über Nachfrage zu beeinflussen, sondern auch über Förderung. Aus den verschiedensten Gründen werden Dinge von der Allgemeinheit BEZAHLT.

Darum hab ich Dich zitiert.

Wir alle zahlen für die Rügenwalder Scheixxe mit harten Euros, selbst wenn wir sie nicht essen. Weil wir den Produzenten eben nicht nur über Nachfrage beeinflussen, sondern auf dem Umweg über die von UNS gewählten Repräsentanten, die entscheiden, was SIE denken, was UNS förderwürdig erschiene. Und da Landwirte inzwischen mehr von Fördermitteln leben, als von der Nachfrage, ist das der entscheidende Weg, irgendetwas zu ändern, denn die Nachfrage ist immer von Preis UND Habenwollen bestimmt. Habenwollen allein kann sich nur ein kleiner Teil der Bevölkerung leisten, die können den Markt nicht kippen.

Von Seiten der Produzenten hülfe nur, aus dem Förderkarussel aussteigen. Die Förderung ist ja an Bedingungen geknüpft. Wer sie nicht nimmt, kann auf dem Markt ungehinderter agieren. Ob das was hülfe, weiß ich nicht. Wahrscheinlich ähnlich wie mit dem Bio-Bauern und seinem diversifizierten Geschäftsmodell. Nix für jeden.
 
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es ist wie mit der Jagd, wenn man jungen Menschen keinen Zugang zu einem Thema bietet, werden diese Ihre Informationen von der Fxnke-Medien-Gruppe und Lehrkräften erhalten.Die Öffentlichkeitsarbeit der Landwirtschaft beschränkt sich auf einen Tag des offenen Hofes im Jahr. Vielleicht wäre es besser Schüler ab 14 einzuladen, die Produktion zu zeigen und Unterschiede zu Importen darzulegen?

Meine Kinder waren schön öfter mit Kindergarten bzw. Schulklasse auf einem Hof in der Umgebung.

Leider war das für die Kleinen eher desillusionierend. In ihren Büchern sieht Landwirtschaft nämlich ganz anders aus, mit Hühnern auf dem Hof, Hahn auf dem Mist, Schweinen in der Suhle und Kühen auf der Wiese. Wenn die Kinder dann eine moderne Landwirtschaft sehen, sind die meisten von denen eher traurig.

Deswegen ja auch meine Meinung, dass die Landwirtschaft tendenziell sogar noch einen großen Rückhalt in der Bevölkerung hat. Wenn die Verbraucher wüssten, was da wirklich abgeht - da sähe es für die Bauern noch viel schlechter aus.
 
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Es ist doch heutzutage illusorisch jemanden, der noch nie was mit Landwirtschaft zu tun hatte in diesem Job zu bringen, woher soll er denn die notwendigen Mittel haben einen Hof zu übernehmen, geschweige denn einen Hof der Zukunft hat.
Ist das gleiche wie mit Bäckern oder Metzgern, wer da kein florierendes Geschäft erbt, bleibt ewig schlecht bezahlter Angestellter.
 
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Meine Kinder waren schön öfter mit Kindergarten bzw. Schulklasse auf einem Hof in der Umgebung.

Leider war das für die Kleinen eher desillusionierend. In ihren Büchern sieht Landwirtschaft nämlich ganz anders aus, mit Hühnern auf dem Hof, Hahn auf dem Mist, Schweinen in der Suhle und Kühen auf der Wiese. Wenn die Kinder dann eine moderne Landwirtschaft sehen, sind die meisten von denen eher traurig.

Und da sind dann die Bauern schuld?
Wenn in irgendwelchen (Schul-) Büchern Märchen dargestellt werden, Landwirtschaft wie vor hundert Jahren - der dumme Bauer mit Mistgabel und Gummistiefel?

Es heißt LandWIRTSCHAFT - das sind WIRTSCHAFTSUNTERNEHMEN mit Jahresumsätzen jenseits von einer halben Million Euro bis weit in Millionenbeträge als Vollerwerbsbetrieb.

Ein Beispiel für Fortschritt in der Landwirtschaft:
Ich war gestern mit meiner Frau in Bad Birnbach - da wurde vor ein paar Wochen mit großem Brimborium eine autonome Busverbindung zwischen Bahnhof und Marktplatz eingeweiht: Verkehrsminister, Bürgermeister, Landrat usw. - Wahnsinn, der Bus fährt ganz von alleine mit ca. 10 km/h hin und her. Ein Busfahrer ist aber trotzdem drin, weil er den Notknopf drücken muss, wenn doch einmal was passiert :ROFLMAO:

Das was da als große Innovation gefeiert wird, kann mein Traktor bereits seit fünf Jahren! Wenn ich die Strecke einmal abgefahren bin, dann gebe ich ihm noch die Sequenz für das Wenden ein und beschränke Motordrehzahl u. Geschwindigkeit auf das gewünschte Maß. Dann lege ich einen Zementsack auf den Fahrersitz und mein Traktor fährt die Strecke auf 2,5 cm genau so oft hin- u. her wie ich will. Viehanhänger für die Kurgäste hinten ran und los gehts...

Da ist nichts mehr mit gackernden Hühnern auf dem Misthaufen mitten im Hof. Wer sowas sehen will, sollte ins Museumsdorf fahren!
 
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Ich bezweifle nicht das Vorliegen eines Düngeplans, um mit möglichst geringem Düngen den höchstmöglichen Ertrag zu generieren. Was ich bezweifle ist, ob die dann aufgebrachte Düngermenge mit der Gesunderhaltung des Grundwassers kompatibel ist.

Häää?
Also nicht nur wir Bauern ziehen uns die Hosen mit der Kneifzange an, sondern auch die Düngeberater ( auch Wasserberater genannt, weil die auch im Auftrag der Wasserwerke arbeiten), die Futtermittelberater, die Pflanzenschutzberater und alle anderen Fachleute haben alle nix anderes zu tun, als dummes Zeug von sich zu geben.
Genau solche Leute wie du, edit, treiben uns Bauern auf die Straße.
Den einzigen Fehler, den wir uns selbst ankreiden müssen ist, das nicht schon eher getan zu haben!


Einstein
 
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