....Zielballistisch soll eine größere QB mehr Tiefenwirkung bringen. Die Geschosskonstruktion ("Härte") ist wahrscheinlich wesentlich wichtiger....
QB, Vz und "Härte" des Geschosses gehören zusammen betrachtet, wenn man ein Ziel bestimmter Widerstandskraft penetrieren möchte. Der "Gegenspieler" von Penetration ist die Energieabgabe im Ziel, die durch Abbremsung des Prokektils im Wildkörper freigesetzt wird. Wir möchten im Idealfall beides erreichen, hohe Energieabgabe und trotzdem Tiefenleistung mit sicherem Ausschuss.
Logisch, dass das auf einen Kompromiss hinausläuft. Weder der Jäger noch der Munitionshersteller weiß, welches Wild auf welche Entfernung aus welchem Winkel an welcher Körperstelle getroffen wird. Deshalb werden Jagdpatronen möglichst so konzipiert, dass sie für ein bestimmtes Jagdszenario optimal sind und darüber hinaus genügend "Flexibilität" aufweisen, auch abseits des Optimums noch zuverlässig zu wirken. Das bedeutet, einem Geschoss durch clevere Konstruktion ein möglichst großes "Geschwindigkeitsfenster" zu verpassen, in dem es einerseits öffnet (abbremst und dadurch Energie abgibt) und andererseits sich nicht so weit abarbeitet, dass es rapide an QB (Restmasse) und Geschwindigkeit verliert, was seine Tiefenwirkung verringern würde.
Zwischen diesen Parametern versucht man mit verschiedenen Kalibern, Geschossmassen und Fluggeschwindigkeiten jeweils für seine geplante Jagdart und Wildstärke den besten Kompromiss zu finden.
Grundsätzlich sind dicke Kaliber mit ihrer großflächigen Basis besser zu beschleunigen, verlieren aber gegen den Luftwiderstand und auch im Ziel schneller ihre kinetische Energie als kleine Kaliber mit höherer QB und besserem BC.
Militärisch mündet das in APFSDS-Munition (
http://en.wikipedia.org/wiki/Kinetic_energy_penetrator), was jagdlich nix bringen würde, weil wir nicht diese extrem harten Ziele haben und 90% der Energie durch den Ausschuss verschwinden würde. Es zeigt aber anschaulich, dass kleine Kaliber mit höchster QB und Vz durchaus die beste Tiefenleistung (insbes. auf größere Entfernung) hätten, wenn sie "hart" genug konstruiert wären. Natürlich könnte man auch dicken Kalibern (lange) Geschosse mit höchster QB verpassen, nur bräuchte man dann riesige Hülsen mit gigantischer Pulverladung und astronomischen Drücken, um sie auf die gewünschten V-Werte zu beschleunigen.
Es wird auch klar, dass dicke Kaliber mit festen Geschossen ihr jagdliches Optimum bei der Jagd auf starkes Wild und kurzen Schussentfernungen haben, wenn ihre Vz noch hoch genug zum Ansprechen der Geschosse ist und sie einen Großteil ihrer hohen Energiewerte abgeben können. Sie sind damit aber recht spezialisiert, weil sie auf schwächeres Wild und größere Entfernungen ihre Flexibilität schneller einbüßen, als die mittleren Allround-Kaliber. Dann sind ihre Geschosse bei relativ niedriger Vz und geringen Wildstärken zu hart und schneller fliegende Geschosse sprechen besser an. Man sollte deshalb imho gut abwägen, ob man sich die ganzen Nachteile dicker Jagdkaliber antut und tatsächlich bei entsprechend starkem Wild seinen jagdlichen Schwerpunkt hat. In Europa definitiv Nonsens, in Nordamerika höchstens auf die dicken Bären sinnvoll und am ehesten in Afrika angebracht.