Bedeutung der Sektionalen Dichte

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Da ich gerade das seltene Glück hatte, eine der sehr seltenen und überwiegend emotionslos geführten :biggrin: Kaliberdiskussionen verfolgen zu können ist mir die folgende Frage in den Sinn gekommen: Wie groß ist der Einfluss der SD auf die Ballistik (sowohl intern als auch extern)?
Denn manchmal bekomme ich den Eindruck die SD wäre extrem wichtig, manchmal scheint sie kaum eine Rolle zu spielen...

Da ja auch andere Faktoren wie z.B. die Form ebenso Einfluss haben tue ich mir als Newbie schwer, die Relevanz der SD einzuordnen...

Könnt ihr mir da auf die Sprünge helfen?

Waidmannsdank Maresi
 

JMB

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Die SD, im deutschsprachigen Bereich die Querschnittsbelastung, hat bei gleich geformten Geschossen (Luftwiderstand) schon einen Einfluss auf die Flugbahn, ABER ...
Geschosse mit gleicher SD (der Einfachheit halber mal gleicher Geschossdurchmesser und gleiches Gewicht) können natürlich ganz unterschiedlich aussehen:
Kurzer Zylinder vulgo Wadcutter-Geschoss oder VLD-Geschoss mit laaang ausgezogener Spitze und Bootsheck.
Deshalb ist für die Flugbahn der Luftwiderstandsbeiwert (Formwert) interessanter - beim Auto kennen wir das als cw-Wert und bei Geschossen als Ballistic Coefficient.

Das jetzt genauer zu erklären ist mir zu spät und zu viel Tipperei, aber mit den fetten Begriffen kannst Du die Forumssuche oder Wikipedia (bei Waffenthemen ist http://en.wikipedia.org meist ausführlicher) füttern.


WaiHei
 
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Hi JMB,

den Artikel kenne ich und habe ihn auch verstanden.
Was ich halt nicht einschätzen kann ist, wie stark sich die Querschnittsbelastung (danke für den Hinweis!) in der Praxis auswirkt.
Anders gefragt: Wenn ich mal vor der Entscheidung zwischen zwei ballistisch relativ ähnlichen Kalibern stehe (z.B. zwischen .35 Wheelen und 9,3x62, um ein willkürliches Beispiel zu konstruieren :biggrin:) und ich den Faktor Geschossauswahl, Verfügbarkeit und Magazinkapazität :twisted: mal ignoriere bleibt ja, soweit ich das richtig verstanden habe, die QB als eines der wesentlichen Unterscheidungsmerkmale übrig.

Dann wäre es für mich einfach interessant ob die QB ein Unterscheidungsmerkmal oder ob es das Unterscheidungsmerkmal ist!

Waidmannsheil Maresi

Edith sagt: Ich bin Jäger, kein long range-Schütze. Was jenseits von 300m passiert ist mir herzlich egal...
 
Zuletzt bearbeitet:
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Die Querschnittsbelastung beschreibt die Penetrationsfähigkeit eines Geschoßes im Ziel:
Von zwei Geschoßen gleichen Kalibers hat das schwerere und das am wenigsten aufpilzende die günstigste Querschnittsbelastung und dringt am tiefsten ein.

Wie @Hirschberg schon geschrieben hat, ist das aber nur ein Faktor unter mehreren:

Beim Möller wirst Du zB viel über Querschnittsbelastung finden, weil das MJG da ganz gut abschneidet.
Ganz anders die Homepage von @Teilchenbeschleuniger, der den Schockwirkungsindex als einzig maßgeblichen Faktor anerkennt. Der kommt dann zwangsläufig auf die großkalibrigen Wuchtbrummer.
 
A

anonym

Guest
Ein einfacher Verglich veranschaulicht das ganze etwas:
Nimm eine 25mm Styroporkugel und wirf diese, wenn du diese beschleunigst ist die V zu beginn sehr groß. Allerdings nach kurzer Zeit hat der Luftwiderstand oder das Zielmedium diese leichte Kugel mit geringer SD( QB) stark abgebremst.
Jetzt nimmst du eine 25mm Kugel aus Stahl oder Blei:
Diese Kugel kannst du nicht so schnell beschleunigen wie die leichtere bei gleicher Kraft, allerdings hat dies Kugel wesentlich mehr Masse im verhältnis zur Querschnittsfläche. Diese Kugel wird vom Luftwiderstand oder Zielmedium deutilch weniger stark abgebremst.

Beim Luftwiderstand spielt der BC wert ( Formfaktor) noch eine zusätzliche,wesentliche Rolle, da spielt die QB aber auch deutlich mit rein. Deswegen sin Longrange Geschosse immer relativ schwer bei hohem BC wert.
 
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JMB hat hier eine kleine Unschärfe, wenn er den Luftwiderstandsbeiwert Cw und den ballistischen Koeffizienten BC quasi gleichsetzt.
Cw hängt geschosseitig praktisch nur von der Formgebung ab.
Für die Luftwiderstandskraft ist auch noch die Querschnittsfläche wichtig, für die Verzögerung durch den Luftwiderstand kommt noch die Masse hinzu.
Der BC berücksichtigt diese 3 Faktoren, also Form und Querschnittsbelastung QB, sodass man damit die Flugbahn berechnen kann.

Zielballistisch soll eine größere QB mehr Tiefenwirkung bringen. Die Geschosskonstruktion ("Härte") ist wahrscheinlich wesentlich wichtiger.
Innenballistisch schaut es umgekehrt aus. Ein Geschoss mit hoher QB braucht mehr Druck, um auf die gleiche Geschwindigkeit beschleunigt zu werden wie eines mit geringer QB.
(Ein 9,7 g Geschoss aus der 8x57 bringt man locker auf 900 m/s. Mit einem gleich schweren Geschoss aus der 6,5x57 hast du da keine Chance, bei vertretbaren Drücken)

Jagdpraktisch ist das alles nicht entscheidend. Treffersitz und ggf. Geschossaufbau und "-Härte" machen den Unterschied.

Grüße
 
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Klarzustellen ist, dass die Querschnittsbelastung als Geschoßkennwert
  • im Lauf
  • in der Luft und
  • im Ziel
jeweils eine eigene Rolle spielt.


Wäre die Querschnittbelastung die einzige zu optimierende Größe, dann müssten wir alle auf Pfeil und Bogen umsteigen: Der Pfeil schneidet bei der Querschnittsbelastung ganz gut ab.
 
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Sehr interessanter Faden und bisher gute Beiträge! Ich will das nicht kaputt machen, aber
es darf nicht vergessen werden, dass wenn solche Kaliber wie eine 35 Wheelen und 9,3x62 miteinander verglichen werden die Unterschiede in der Tat so gering sind, dass sie auf dem Papier oder im Labor bestehen.

vergessen darf man das beschossene Stück aber nicht, dem sind Zahlen egal..... Sagte meine mit der 375H&H beschossenes Reh und rannte davon.....
 
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Beim Möller wirst Du zB viel über Querschnittsbelastung finden,

Eigentlich höchst wenig weil er schon wieder in seiner (Deutsch)umbenennungswut einen speziellen Ausdruck verwendet, nämlich Flächenlast.
Genauso wie "Schnelle" für Geschwindigkeit nicht falsch, aber abseits vom üblichen Sprachgebrauch.
Dann natürlich die deutschtümelnden Umbenennungen wie "Gesenk" für Matrize usf.
Seine Apostel überschlagen sich dann, diese Wörter zu benutzen.
 
A

anonym

Guest
die deutschtümelnden Umbenennungen... Seine Apostel überschlagen sich dann, diese Wörter zu benutzen.

Laut LM denken die teutschen Jagersleut' ja auch, dass er (LM) Wunder wirke - was er dann ganz bescheiden als irdisches Wirken seines groß-teutschen Geistes relativiert. Dass man es hier mit wild ins Kraut schiessender Deutschtümelei (und Schlimmerem) zu tun hat, dürfte klar sein.

Die Ballistik per se ist zum Glück ein relativ unideologisches Pflänzchen und schert sich auch nicht um die tiefenpsychologischen Defizite, die auf seiner Internetseite in so eklatanter Weise zu Tage treten.
 
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Eigentlich höchst wenig weil er schon wieder in seiner (Deutsch)umbenennungswut einen speziellen Ausdruck verwendet, nämlich Flächenlast.
Genauso wie "Schnelle" für Geschwindigkeit nicht falsch, aber abseits vom üblichen Sprachgebrauch.
Dann natürlich die deutschtümelnden Umbenennungen wie "Gesenk" für Matrize usf.
Seine Apostel überschlagen sich dann, diese Wörter zu benutzen.

Nicht zu vergessen die "Splitterwucht"......:roll:
 
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Nicht zu vergessen die "Splitterwucht"......:roll:
Wie würdest Du den von den Splittern abgegebenen Anteil der Geschoßenergie sonst bezeichnen?

Da ich neben Accubond, Partition, leider auch Doppelkern und sogar MJG durchaus verschieße, kann ich wohl mildernde Umstände geldend machen, gelegentlich auf den Möller'schen Seiten nachzulesen.
Immerhin erstaunlich, wer da noch so aller auf den Seiten des Vielgeschmähten herumblättert. :bye:
 
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....Zielballistisch soll eine größere QB mehr Tiefenwirkung bringen. Die Geschosskonstruktion ("Härte") ist wahrscheinlich wesentlich wichtiger....

QB, Vz und "Härte" des Geschosses gehören zusammen betrachtet, wenn man ein Ziel bestimmter Widerstandskraft penetrieren möchte. Der "Gegenspieler" von Penetration ist die Energieabgabe im Ziel, die durch Abbremsung des Prokektils im Wildkörper freigesetzt wird. Wir möchten im Idealfall beides erreichen, hohe Energieabgabe und trotzdem Tiefenleistung mit sicherem Ausschuss.
Logisch, dass das auf einen Kompromiss hinausläuft. Weder der Jäger noch der Munitionshersteller weiß, welches Wild auf welche Entfernung aus welchem Winkel an welcher Körperstelle getroffen wird. Deshalb werden Jagdpatronen möglichst so konzipiert, dass sie für ein bestimmtes Jagdszenario optimal sind und darüber hinaus genügend "Flexibilität" aufweisen, auch abseits des Optimums noch zuverlässig zu wirken. Das bedeutet, einem Geschoss durch clevere Konstruktion ein möglichst großes "Geschwindigkeitsfenster" zu verpassen, in dem es einerseits öffnet (abbremst und dadurch Energie abgibt) und andererseits sich nicht so weit abarbeitet, dass es rapide an QB (Restmasse) und Geschwindigkeit verliert, was seine Tiefenwirkung verringern würde.
Zwischen diesen Parametern versucht man mit verschiedenen Kalibern, Geschossmassen und Fluggeschwindigkeiten jeweils für seine geplante Jagdart und Wildstärke den besten Kompromiss zu finden.
Grundsätzlich sind dicke Kaliber mit ihrer großflächigen Basis besser zu beschleunigen, verlieren aber gegen den Luftwiderstand und auch im Ziel schneller ihre kinetische Energie als kleine Kaliber mit höherer QB und besserem BC.
Militärisch mündet das in APFSDS-Munition (http://en.wikipedia.org/wiki/Kinetic_energy_penetrator), was jagdlich nix bringen würde, weil wir nicht diese extrem harten Ziele haben und 90% der Energie durch den Ausschuss verschwinden würde. Es zeigt aber anschaulich, dass kleine Kaliber mit höchster QB und Vz durchaus die beste Tiefenleistung (insbes. auf größere Entfernung) hätten, wenn sie "hart" genug konstruiert wären. Natürlich könnte man auch dicken Kalibern (lange) Geschosse mit höchster QB verpassen, nur bräuchte man dann riesige Hülsen mit gigantischer Pulverladung und astronomischen Drücken, um sie auf die gewünschten V-Werte zu beschleunigen.
Es wird auch klar, dass dicke Kaliber mit festen Geschossen ihr jagdliches Optimum bei der Jagd auf starkes Wild und kurzen Schussentfernungen haben, wenn ihre Vz noch hoch genug zum Ansprechen der Geschosse ist und sie einen Großteil ihrer hohen Energiewerte abgeben können. Sie sind damit aber recht spezialisiert, weil sie auf schwächeres Wild und größere Entfernungen ihre Flexibilität schneller einbüßen, als die mittleren Allround-Kaliber. Dann sind ihre Geschosse bei relativ niedriger Vz und geringen Wildstärken zu hart und schneller fliegende Geschosse sprechen besser an. Man sollte deshalb imho gut abwägen, ob man sich die ganzen Nachteile dicker Jagdkaliber antut und tatsächlich bei entsprechend starkem Wild seinen jagdlichen Schwerpunkt hat. In Europa definitiv Nonsens, in Nordamerika höchstens auf die dicken Bären sinnvoll und am ehesten in Afrika angebracht.
 

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