Begehrtes Wildfleisch

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Ja, so sollte es sein.

Leider stehen dem viele Hindernisse im Weg, die wir als Jäger zum Teil selbst in der Hand haben, teil aber auch nicht.

1. Hohe formale Voraussetzungen und meist auch hoher Invest, damit der einzelne Jäger sein Wild zerlegt und küchenfertig vorbereitet an den Endverbraucher abgeben darf. Ganze Stücke in der Decke nimmt mir kein Endverbraucher ab, also lasse ich es - oder handele illegal. Für den durchschnittlichen Freizeitjäger ist das nicht zu machen.

2. Die Eigenbrötlerei der Jäger verhindert dann meist, dass die nötigen Voraussetzungen gemeinsam geschaffen werden z.B. gemeinsame Kühlkammer und Zerwirkräume bis hin zu gemeinsamen Vermarktungsaktivitäten.

3. Die Jäger sollten selber besserer Botschafter des doch angeblich so sehr begehrten Wildbrets werden. Mir fällt auf den meisten "Jägerveranstaltungen" (also sowas wie Hegeringversammlungen, Hauptversammlungen, Schießwettbewerbe etc. pp.) auf, dass das dort angebotene Essen klassisches Industrie-Billigfleisch ist.
 
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16 Jan 2016
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Zu 1.
Ein Bekannter hat für 6000 Euro sich eine Wildkammer gebaut. Alles selber gemacht mit mauern, fliesen legen usw.
Ein anderer hat es von einer Firma machen lassen. 5 mal ist der TA angedackelt und 30000 Euro hat es gekostet.
Wieviel Wild muss er jetzt verarbeiten, damit er das wieder rein hat.

2. Eigenbrötlerei muss sein sonst musst du dich noch als Lebensmittelhändler registrieren. Und wenn du das dann machst bist du wie jeder andere Wildhändler und bezahlst dem Jäger 1,5 Euro und im verkauf 30 Euro.

3. Bei der Hauptversammlung gibt es Wildgulasch. Am Schießplatz Wurst von Aldi wenn der Schießstand essen an bietet. Machen bei uns die wenigsten.
 
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einfach mal jeder von uns aufschreiben, wie oft gab es im letzten Monat Fleisch und Wurst und was davon stammte von Wild?
Ich bin mir sicher, dass auch einige unter uns sind, die selbst gar kein Wild verbrauchen, sich dann aber über niedrige Preise echauffieren...
Bei uns im Revier fallen jährlich zwischen 30 und 40 Stck. Schalenwild an, dafür einen Wildverarbeitungsbetrieb zu bauen und abnehmen zu lassen... dafür fehlt mir der Humor.

Horrido
 
G

Gelöschtes Mitglied 15976

Guest
Bei 30 /40 Stück Wild würde ne kleine abgenomme Hobbywerkstatt ja auch dicke reichen😉
 
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Persönlich empfinde ich die uns gegenüberstehenden Barrieren zu einer Gesetzes-konformen Wildbretvermarktung als extrem hoch und nahezu unüberwindbar (als Privatmann u. Nicht-Pächter). Den Ausführungen von Ratzeputz kann ich da durchweg nur zustimmen. Wie so häufig steht sich jedoch hinsichtlich einer gemeinschaftlichen Lösung (gemeinsame Wildkammer etc.) die Jägerschaft vermutlich bereits gegenseitig im Weg bevor noch die erste Fliese an der Wand ist....
 
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Unsere erlegten Stücke werden vom örtlichen Metzger zerwirkt und vakuumiert. Alles was über den eigenen Bedarf hinausgeht, geht an befreundete und bekannte Privatpersonen. Die Nachfrage ist da und es ist nicht schwierig, die Stücke an die Frau/an den Mann zu bringen.

Daraus einen Wildverarbeitungsvertrieb zu machen wäre bei den paar Stücken gesponnen.

Eigene Wildkammer und Kühlzelle ist vorhanden. Dennoch wäre die bürokratische Hürde vermutlich kaum zu nehmen...

Sehe mich als Jäger auch nicht als Nahrungsmittelproduzent.
 
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Unsere erlegten Stücke werden vom örtlichen Metzger zerwirkt und vakuumiert. Alles was über den eigenen Bedarf hinausgeht, geht an befreundete und bekannte Privatpersonen. Die Nachfrage ist da und es ist nicht schwierig, die Stücke an die Frau/an den Mann zu bringen.

Daraus einen Wildverarbeitungsvertrieb zu machen wäre bei den paar Stücken gesponnen.

Eigene Wildkammer und Kühlzelle ist vorhanden. Dennoch wäre die bürokratische Hürde vermutlich kaum zu nehmen...

Sehe mich als Jäger auch nicht als Nahrungsmittelproduzent.

Aber selbst mit diesem Procedere fährst Du bereits an der Grenze des Erlaubten. Sofern der Metzger eine entsprechende EU Zulassung (separater Raum für die Verarbeitung von Wild und die Zertifizierung hat) ist das von der Verarbeitung m.W. nach i.O. Unabhängig davon, musst Du dich wiederum als Lebensmittelhändler entsprechend beim Vet.Amt anmelden.

Soweit mein bescheidenes Wissen dazu.

Aber wie Du sagst, aufgrund der Jahresstrecke einen Wildverarbeitungsbetrieb zu errichten/anzumelden ist Idiotie und nicht praktikabel. Genau darum geht es ja leider.
 
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Der Metzger verfügt über eine entsprechende Zulassung. Die Verarbeitung erfolgt strickt getrennt (räumlich). Ich bin froh, das ich diesbezüglich einen solchen Betrieb in der Nähe habe.

Da ich kein Pächter sondern Begeher bin, regelt sich die Anzahl an Wildbret, welches ich selbst verwerte/vermarkte recht einfach. Von daher bin ich als Lebensmittelhändler raus. :) Unsere Gesamtstrecke im Revier ist viel zu klein, als das wir unter diese Rubrik fallen ... daher besteht hier keine Not, etwas zu ändern.
 
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Hallo zusammen!

Wenn ich es richtig weiß, dann ist doch die Zulassung/Registrierung als Lebensmittelunternehmer mit entsprechenden Auflagen bzgl. der Wildkammer (Wasserhahn ohne Handbedienung usw.) verbunden, und die "zuständige Behörde" kann zu Besuch kommen / kontrollieren, wann immer sie will. Und die Basis dazu ist EU-Recht.

Stimmt das soweit?

Gruß

Michel
 
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Es wäre vll. hilfreich, wenn die LJV´en dazu Ansprechpartner benennen könnten, die beraten und unterstützen. Wenn die dann auch noch Kontakte in die Hegegemeinschaften knüpften, wäre das Thema wesentlich transparenter als wenn sich jeder selbst durch die komplexe Materie käpfen muss. WMH, Allons!
 
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Richtig, aber sowie man über die Abgabe an Endverbraucher in der Decke hinausgeht, brauche ich eine Wildkammer und eine Registrierung als Lebensmittelunternehmer und dann unterliege ich diversen Regelungen und Vorschriften und damit wird es dann teuer... die Mehrzahl der "Wildkammern" die es so bei Jägers zu Hause gibt, erfüllen diese Vorschriften sicher nicht.

Klar gibt es für den "normalen" Jäger mit seinen durchschnittlich vielleicht 10-20 Stück Schalenwild im Jahr gute Möglichkeiten zur Vermarktung - die Variante über einen entsprechend ausgestatteten Fleischer ist auch bei uns eine gerne genommene und die private Vermarktung an die eigenen "Verteilerlisten" funktioniert ja auch.

Aber wenn wir uns fragen, wieso im Supermarkt dann Wild aus Neuseeland oder den USA in den Kühlregalen liegt oder wie wir an den großen Teil der Verbraucher rankommen, die nie Wild essen und damit wenn dann die totgegarten Trockenbraten mit Unmengen Sauce zur Erhaltung der Schluckfähigkeit aus Muttis Küche oder großen Teilen der deutschen "gutbürgerlichen" Gastronomie verbinden, dann müssen wir uns schon etwas mehr überlegen.

Außerdem blutet mir persönlich das Herz, wenn nach den großen Drückjagden das Wild dann für teilweise 0,50 Cent an Wildhändler verramscht wird...

Natürlich lohnt es sich für die wenigsten Jäger, sich da selbst einen Wildverarbeitungsbetrieb aufzubauen. Aber es gibt ja Beispiele, wo Jäger sowas über GbR-Gesellschaften oder Genossenschaften gelöst haben. Solche Modelle sind selten und dem steht dann eben meist die schon genannte Eigenbrötlerei im Wege. Ansonsten ließe sich auf Hegering- oder KJ-Ebene da durchaus was machen.

Oder eben auf privater Ebene. Ich denke über das genossenschaftliche Modell schon seit einiger Zeit nach und vielleicht vielleicht habe ich irgendwann auch nochmal die Muße, das mal real anzugehen.
 
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4 Aug 2013
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Wenn ich es richtig weiß, dann ist doch die Zulassung/Registrierung als Lebensmittelunternehmer mit entsprechenden Auflagen bzgl. der Wildkammer (Wasserhahn ohne Handbedienung usw.) verbunden, und die "zuständige Behörde" kann zu Besuch kommen / kontrollieren, wann immer sie will. Und die Basis dazu ist EU-Recht.

Stimmt das soweit?

Ja.

EU-Verordnung (EG) Nr. 852/2004, vor allem Anlage II
http://www.onlinehilfe-lebensmittelhygiene.de/assets/Rechtsgrundlagen/VO-852-2004-lkF.pdf

Tier-LMHV
https://www.gesetze-im-internet.de/tier-lmhv/
 
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@ratzeputz

OK, danke für die Bestätigung.

Sobald es in Richtung "EU" oder "EU-Verordnung" geht, habe ich für mich mittlerweile beschlossen, im Geiste den Mittelfinger zu zeigen und mein Zeug so für mich zu machen, wie ich es für richtig halte.

Denn ich bin mir sicher, dass im Anwendungsbereich dieser (und anderer) EU-Verordnung 90% oder mehr drauf sch****n - nur die dummen Deutschen geilen sich dran auf. Und da bin ich doch lieber der jagermichel als der Deutsche Michel...

Nur damit ich nicht falsch verstanden werde: Wildbret gehört sauber und hygienisch verarbeitet. Aber auch das hat Grenzen, wo es von sinnvoll in sinnfrei über geht.

Gruß

Michel
 

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