Besondere Erlebnisse bei der Jagd

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Vor 14/15 Jahren bin ich in meinem Revierteil in M-V an einem lauen Sommerabend zur Waldkante spaziert. Pirschen kann man nicht sagen. Es war noch früh, die Sonne schien und Böcke waren eher Beifang. Es galt den Sauen im Weizen.

Ich denke echt gerne an das Revier zurück. Technik für die Nachtjagd war weder vorhanden (für einen Lehrling auch gar nicht bezahlbar) geschweige denn notwendig. Sauen gabs satt. Und bei bestem Licht waren sie abends und morgens in der Feldflur. Da habe ich echt das Jagen gelernt. Schöner kann es ein junger Jäger kaum haben. Freiheiten ohne Ende.

Naja... an diesem Abend ging es zur Waldkante. Ich latschte gerade in der Spritzspur so vor mich hin als es plötzlich pustete. Das typische Blasen der Bache. Kurzes Rauschen gefolgt von Stille. Ich stand plötzlich 20 Meter neben den Sauen die noch im Wiesenstreifen am Waldrand waren und in den Weizen wechseln wollten. Wie geschrieben, die Sonne schien noch.

Es ging dann alles ziemlich schnell. Bevor ich die Waffe auf dem Haselnussstecken mit Astgabel auflegen konnte ging die Post ab. Ich weiß es heute nicht mehr genau, aber meine mich erinnern zu können, dass es an die 8 Bachen, 6 Überläufer und eine unzählbare Masse an Frischlingen war. Und die Bachen waren richtige Koffer. Nicht diese kleinen zweijährigen Bächlein. Die hatten 70-100 Kg. Dürften zwischen 80-100 Stück Schwarzwild gewesen sein. Je nachdem wie viele Überläufer geführt haben.

Schöne Erinnerungen...
 
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Diana eine launische Diva trifft es wohl am besten, wenn ich euch dieses besondere Erlebnis schildere.

Um die folgende Geschichte richtig zu starten müssen wir etwas in Zeit zurück gehen nämlich in den April 2022. Nach 3 Jahren jagdlicher Enthaltung fand ich als 20-Jähriger Jäger (4JJ) endlich wieder eine eigene Jagdgelegenheit bei einem Bekannten in einem über 1000ha großen reinem Niederwildrevier(y). Der Start verlief sehr vielversprechend, denn bereits am 07.05 erlegte ich einen Jährlingsgabler. Wie es nun aber so ist in jungen Jahren wurde ich zu gierig und so fehlte ich nur einige Tage später einen schwachen Spießer auf 70m scheibenbreit.

Seit diesem Moment an gab es einen Bruch, sowohl im Jagderfolg als auch mit dem Anblick von Wild. Die folgenden Wochen verbrachte ich regelmäßig im Revier, teilweise ohne überhaupt irgendetwas zu sehen. Nicht einmal die bei uns extrem zahlreichen Hasen oder Fasane ließen sich blicken. Diana kann anscheinend eine ordentliche Diva sein, wenn Sie verärgert ist. Sei‘s drum und nach dem Motto: „Nur a zacha Jaga macht Wildbret“, hielt ich einfach durch, was sich auszahlen sollte.🥲

Am 29.06 beschloss ich deshalb mich an einen der ruhigsten Plätze im Revier zu setzen, ein Gebiet zwischen zwei kleinen Ortschaften in das kein Weg führt. Die Fläche ist durchzogen von Stilllegungsflächen, Kleewiesen, Hecken und zwei Feldgehölzen in Abwechslung mit einigen Körnermais und Getreidefeldern. Der Traum für Rehwild müsste man meinen. Am ersten Ansitz sah ich bereits einige Stücken weibliches Rehwild, darunter auch kräftige Kitze, sowie eine breite Palette des hiesigen Niederwildes von Fasan über Hasen bis zum selten gewordenen Rebhuhn. Dann erweckte ein Reh Haupt in der Schilffläche neben mir meine Aufmerksamkeit. Durch das Fernglas schnell als Bock angesprochen machte ich mich fertig und wartete darauf, dass er in meine Richtung ziehen würde. Mit der großen Vergrößerung sah ich die eisgraue Maske, den dicken Träger und die abfallenden Rosen. Die Vermutung, hier einen echten Senior vor mir zu haben bestätigte sich. Gemächlich zog er nun auf mich zu, doch wenige Meter vor dem Austritt in die Wiese warf der Bock plötzlich auf. Wind konnte er nicht bekommen haben, denn es wehte Westwind und er kam von Westen und eine Bewegung hatte ich nicht gemacht. Ohne einen weiteren Blick zu riskieren wendete der Bock und verschwand wie ein Geist in der Brachfläche. Der außen am Hochsitz hängende Rucksack hatte den greisen Herren wohl misstrauisch gemacht und so war die Chance vertan. Meine Leidenschaft war aber erwacht und so meldete ich beim Pächter an diesen Bock doch gerne zu erlegen, was gestattet wurde.🦌

Drei Tage später am 02.07 saß ich nach einer anstrengenden Prüfungswoche wieder auf der „Bertl“ Leiter. Dieses Mal hatte ich meinen Blatter eingepackt, weil einige Böcke wohl wegen der andauernden Hitze schon mit der Brunft begonnen hatten. Aufs Blatt sprangen ein Paar Geißen, die dem Kitzfiep nicht widerstehen konnten und Hasen tummelten sich auf der Kleewiese. Sonst verlief der Abend sehr ruhig, als gegen 21:30 Uhr doch nochmal Bewegung in die Sache kam. Um die 350m entfernt standen auf einmal zwei Rehe auf der Wiese und ehe ich etwas ansprechen konnte preschten beide in voller Fahrt auf mich zu. Der Platzbock bereinigte sein Territorium von einem Jüngling der es nicht wahrhaben wollte, dass es nun an der Zeit war eigene Wege zu gehen, aber wer konnte es Ihm verübeln, wenn er doch wahrlich im Paradies lebte. Mit einem lauten „Böhh“ gelang es mir die Fahrt zu stoppen doch weder der Jährling noch der Andere gaben mir die Gelegenheit zum Schuss. So hatte Diana noch einmal schützend die Hand über den Alten aus der Stilllegung gehalten. 🤝
Einigen stellt sich nun die Frage wieso die Uhrzeit hier besonders erwähnt wird und das ist aus meiner Sicht einfach. Im Gegensatz zu vielen Jägern mag ich es nicht in der letzten Dämmerung auf einen Bock zu schießen, der eigentlich das Rennen in diesem Moment schon für sich entschieden hätte. Ich bin der Meinung, dass eine faire Chance dem Wild sehr gut zusteht und das äußert sich bei mir ebene darin, dass ich meine Böcke nur bei gutem Licht schießen möchte. Damit bringe ich mich wohl um einige Chancen die der „moderne“ Jäger noch genutzt hätte, aber als kleiner Sturkopf bleibe ich bei meiner Linie. Ein etwaiger Erfolg schmeck darum aber umso süßer.

Wieder drei Tage später am 05.07 machte ich mich erneut auf um meinem Bock habhaft zu werden. Ich hatte mir die folgenden Abende freigenommen um alleine Ihm zu widmen und so war ich schon um 19:30 Uhr vor Ort. Mit einer kleinen Handsichel entfernte ich zuerst noch die Brennnessel die unter der Leiter wucherten, denn Pflege des Reviers gehört eben auch zu Jagd. Nach 1h begann ich dann, nachdem Ruhe eingekehrt war zu blatten. Doch im Vergleich zu vor ein Paar Tagen rührte sich überhaupt gar nichts. Der von mir auf halb 9 getaufte Hase, welcher jedes Mal pünktlich um 20:30 Uhr aus dem Mais links von mir kam war neben einem Junghasen die einzige Gesellschaft für lange Zeit an diesem Abend. Verdammt schnell drehte sich heute der Zeiger der Uhr und dann war es schon 21:15 Uhr als hinter mir eine wahre Kanonade entzündet wurde. Ein weiterer Jäger von uns saß an den Kiesweihern auf Gänse an und er hatte Anflug. Drei Mal krachte es binnen kürzester Zeit und gegen 21:30 Uhr begann ich frustriert nach etlichen vorhergegangenen Blattversuchen meine sieben Sachen zu packen. Ungemütlich drückte der Gummiball des Buttolo Reh Blatters in der Hosentasche, doch das verleitete mich, noch zweimal lustlos darauf zu drücken. Gedämpft klangen die Laute, doch zu meiner Überraschung stand wie schon vor ein paar Tagen ein semmelgelbes Reh 350m entfernt an der Wiesenkante. Im Glas als Bock angesprochen ließ es mich doch noch bleiben und so blattete ich zaghaft nochmal. Wie auf Schienen zog der Bock im Zickzack, systematisch die Wiese absuchend, auf mich zu. Bis auf 25m kam er heran, doch ich war nicht bereit und das Jagdfieber machte mir auch einen Strich durch die Rechnung. Also abgesetzt, tief durchgeatmet und noch einmal gefiept. Den jetzt schon wieder entfernten Bock riss es herum und schon stand er auf 20m halbspitz vor mir. Ruhig stand das absehen Tiefblatt und dann machte sich die 5,6x50R aus meinem Bergstutzen auf die Reise. Gut zeichnend sprang der Bock ab und flüchtete in die Richtung zurück aus der er gekommen war. Ich hatte nachgespannt und mit dem Finger am Abzug der großen Kugel schwang ich mit. Nach 120 Metern Flucht stoppte der Bock, bäumte sich auf wie ein scheuendes Pferd und fiel. Kein Schlegeln mehr, kein Todeskampf, einfach vorbei. Mit zittrigen Fingen fummelte ich die leere Hülse heraus und lud nur für den Fall der Fälle nach. Wieder fiel mir ein Sprichwort aus einem Jagd Buch ein: „Fällt der Bock im Schuss dann bleib gespannt, doch renn er fort und fällt dann um, dann sein Lebenslicht ist ausgebrannt.“.
Über 30 Ansitze ohne Erfolg hatten ein Ende gefunden. Nach 20 min stieg ich dann herab und ging zum Stück und erst jetzt traf es mich wie der Blitz. Dort lag nicht nur ein alter Bock, nein hier lag ein echter drei Stangen Bock mit drittem Rosenstock und wahrlich biblischen Alter😳. Der Griff in den Äser brachten Gewissheit, viel älter wäre wohl nicht gegangen, denn sowohl die Schneidezähne als auch die wenigen Backenzähne die er überhaupt noch hatte waren glatt bis auf das Zahnfleisch. Wie lange er wohl noch genügend Reserven gehabt hätte zu überleben, werde ich nie erfahren doch mit aufgebrochen 19Kg war er ein stattlicher Moosbock. Mein Jagdherr meine nur: „In all den Jahren und auch davor bei meinem Vater, so einen alten Bock habe ich noch nie gesehen“. Demensprechend lang wurde die Nacht und oft fiel das Wort Lebensbock.

Mir widerstrebt es dieses Wort, es hängt immer eine gewisse Endgültigkeit mit dabei die mich nachdenklich werden lässt. In hoffentlich noch 5-6 Jahrzehnten Jagd wird noch einiges Tolles, Ungewöhnliches und Starkes fallen, doch was macht einen Lebensbock aus? Ein sehr Starker, ein ganz Alter oder ein ganz Besonderer? Für mich ist der Lebensbock, der Allerletzte und danach kommt nur noch der jagdliche Ruhestand, doch soweit bin ich noch lange nicht. Deswegen nenne ich diesen Bock einfach den „Traumbock“, denn Träume haben wir immer und wer weiß die Natur ist unberechenbar, vl. schleicht noch mehr traumhaftes dort draußen umher. 😶‍🌫️
Mir bleibt nur zu sagen Waidmannsdank und Diana jetzt sind wir wieder im Reinen.😉


Traumbock ganz.jpeg
Traumbock Trophähe.jpeg

LG und allzeit waidmannsheil.
Kipplauf_Fan😎

Für die Statistik:
5,6x50R RWS TMS 4,1 Gramm
Schussentfernung: 20m
Fluchtstrecke: 100-120m
Alter: sicherlich über 8 Jahre, da mehrere Zähne ausgefallen, der Rest glatt bis auf das Zahnfleisch
 
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