Ende Oktober (auf Freitag) die 2. Drückjagd. Meine Frau entscheidet sich spontan, dem DJ-Bock zu entsagen und lieber mit dem Labby durchzugehen und ich kann meinen Dad kurzfristig als Ersatzmann mitbringen. Der junge Revierleiter nimmt mein Angebot an und ich darf in meinem alten Ausbildungsrevier wiedermal eine kleine Truppe anstellen. Gesagt getan, die Stände sind alle top ausgezeichnet und so ist das Anstellen kein Problem. als letztes stelle ich meinen Dad an und ich selbst beziehe auf der gegenüberliegenden Grabenseite meinen Stand in der Abteilung "Wildpretshöhe"
Erstaunlich ruhig verlaufen die ersten Minuten am Stand, erst kurz vorm Schnallen fällt der erste Schuss zu meiner Rechten. zu 99% war das mein Standnachbar, von dessen Existens ich nur aus der Stenadkarte erfahre. etwa 200m Dickung trennen uns. Wenig drauf hör ich den Wachtel meines Dads aufheulen und gleich drauf knallts. Ein zweiter und ein Dritter Schuss folgen in relativ schneller Folge! Eindeutig mein Dad. Der Wachtel heult immernoch auf..
Wenig drauf erreicht mich eine SMS. "Sch... Köter, die rotte wär mich sooo schön angelaufen! Naja 2 liegen, auf die erste hab ich 2mal geschossen!" Letzteres wundert mich, ich hätt eher drauf gewettet, dass der Hund den Drückjagdbock umgerissen hat...
DAs Treiben geht dann auch irgendwann los und ein Fuchs quert meinen Stand (nicht frei
). Als nächstes kommt mein Chef (als Durchgeher) vorbei. Der ist lange schon wieder weg, da erscheint auf etwa 80m eine Sau auf der Rückegasse. Die Waffe hoch und den rechten Rand anvisiert, da erscheint auch schon nummer zwei, gefühlt etwas schwächer und v.a. deutlich heller. Die Entfernung ist grenzwertig, aber die Sau nicht allzu schnell und schon is die Murmel unterwegs. Dank SD hör ich selbst den Kugelschlag. Eine weitere kleinen Lücke überfällt nur eine der beiden Sauen.
Die nächste Stunde wird zur Qual, dann erscheint mein Chef zur zweiten Runde. Er schaut etwas ungläubig, wie ich ihn immer weiter auf der engen Schluppe den Hang rauf schicke, aber dann ruft er freudig: "Da ist Schweiß, viel Schweiß! Guter Schweiß!" und sein KlM knurrt schon den Überläuferkeiler an, der 5m hinter der zweiten Lücke liegt. In der verbleibenden Stunde schauen noch zwei Füchse vorbei, die offensichtlich wissen, dass es ihnen heute nicht gilt...
Am Abend liegen 56 Sauen, 15 Reh und ein Waschbär, der von Hunden gestellt wurde.
Am Tag drauf DJ Nr. 3.
Meine Frau schließt sich wiederum der Treiberwehr an und ich kann einen Freund nachnominieren. Der hat ein liebevoll gepflegtes Niederwildrevier aber nur wenig möglichkeiten auf Schwarzwild.
Wir drei (mein Dad is auch wieder mit von der Partie) rücken als letzte ab. Unsere Stände sind mitten im Einstand auf Schneißen. Der Freund hat etwas mehr Schussfeld, ich hab wirklich nur 1 und ne Halbe Gasse nach oben, und drei nach unten.
Gleich zu beginn wechselt mich ein Fuchs an, der unter den Schirmästen am Ende einer der Schussschneißen verhofft. Sein letzter Verhofferer und für ihn ein tödlicher Fehler.
Ein Weitere Fuchs quert die unteren Schneißen, ist aber nicht zu bekommen. Die Ansage lautet: "Wer ein Stück beschossen hat und es nicht liegen hat, hört mit der Jagdausübung auf. Da gibt man keinen "ich versuchs mal - Schuss" auf einen Fuchs ab...
Das Treiben nimmt seinen teilweise seeehr ruhigen Verlauf. Ein Frischling passiert im Nebel meine unteren Schneißen, in der ersten war er zu schnell, in der zweiten im Nebel verschluckt und die Dritte quert er hinter der Einsehbarkeit. Irgendwann kommt ne SMS von meinem Dad, Kitz tot. Und auch der Freund hat zu Berichten: Frischling erlegt - vermutlich der, der sich bei mir durchgemogelt hat.
Irgendwann kommen auch die Hundeführer vorbei. Vorm Laika kommen zwei Rehe über die Gasse geflogen...
Etwa 100m hinter mir dann Tumult, Hundelaut und die Treiberrufe einzelne Sau nach hinten! - also zu mir. Ich hör es kurz knacken und da fliegt die Sau auch schon über die obere Gasse. Ich war dorthin schon im Anschlag werf ihr einen Schuss "an die Büsch" hinterher. Wie sich später zeigt, hab ich die ÜL-Bache unterm Haupt (ohne Knochen) gestriffen. Zum Glück erlegt sie ein Schütze 2 Stände weiter hinten. Mein Schuss wär zu 99% auszuheilen gewesen, zu kriegen war die Sau damit nicht. Die Borsten vom Anschuss passen 100%ig und auch die folgende Kontrollsuche endet an besagtem Stand.
Mit etwa 35 Schützen liegen 11 Sauen, 2 Reh iund mein Fuchs.
Die Woche drauf auf Sonntag (3.11.) die traditionelle Hubertusjagd vor hiesigen Hegegemeinschaft. Zuerst traditioneller besuch beim örtlichen Pfarrer. Normalerweise gibts da anlassbezogen eine kleine Andacht mit Hörnerklang. Da Sonntag ist, hat der Pfarrer keine Zeit für solche Extrawünsche und wir werden kurzerhand in die regulär stattfindene Sonntagsmesse "integriert. Die bunt zusammen gewürfelte Truppe darf einige Stücke spielen (macht das verdammt gut) Aber der Geistliche verschwendet kein einziges Wort zum Hl. Hubertus. Stattdessen erfahren wir eine Geschichte von einem Dingsbums, der auf einen Baum gekrabbelt ist, um Jesus zu sehen. Er hätt ja wenigstens nen Hochsitz draus machen können...
Die Jagd selbst ist auch wiedermal sehr traditionell: Frei sind alle Sauen, alle Füchs und alles Raubwild. Und wie so oft bei deisen traditionellen Hubertusjagden ist auch die Strecke recht übersichtlich: Ein Fuchs liegt, ein Kitz fängt der Labby meiner Frau, die Sauen werden überwiegend gefehlt, nur eine wird angeschweißt. Ich hab außer einer Maus, fünf Amseln und einem Kolkraben keinen Anblick.
Die Geschichte wär eigentlich nen eigenen Faden wert, weil diese eine Sau im Nachhinein noch für odentlich Ärger sorgt...
Der Schütze (übrigens einer, der keine Gelegenheit versäumt, auf die Förster zu schimpfen, weil diese grundsätzlich ohne Anzusprechen auf jedes Reh schießen) schießt auf einer - nach seinen Aussagen - winzigen Lücke im Schwarzdorn auf eine Sau. Zum Ende des Treibens kommen die Treiber dort vorbei und er weißt zwei Treiber (u.a. meine Frau) die beide OHNE Waffe unterwegs waren, auf den Einschuss ein. Die Sau hat angeblich um die 40kg...
Die beiden ( ich hab meine Holde schon gelobt für ihren Einsatz) krabbeln auf allen vieren auf der Schweißfährte hinter der Sau her.
Zum Glück hat diese Sau den Schwarzdornverhau (vom Anschuss weg sicherlich noch 500m!) bereits verlassen, wurde nochmal gesehen aber nicht mehr beschossen und hat auch das Revier schon verlassen. Über der Grenze stand (war auch so abgesprochen) ein Freund von mir und hat die Sau erlegt. Wie sich rausstellte war das ein fünf bis sechsjähriger Keiler mit beidseitig etwa 7 bis 8cm sichtbaren Gewehren und über 100kg. Der 1. Schuss war ein hoher Vorderlaufschuss. Die Sau hatte zu dem Zeitpunkt bereist 500m durch Schwarzdornen und weitere 500m über freies Feld und Heckenstreifen zurückgelegt. Sie war kurz davor in einen weiteren Schwarzdornkomplex von 10 bis 20ha einzuwechseln. Die beiden Jagdpächter haben die Vereinbarung, dass krankes Wild, wird es im Nachbarrevier erlegt, ins erste Revier zurück geht. Dementsprechend lag der Keiler dann bei der Hubertusjagd auf der Strecke und der, der dem Keiler den Lauf zerschossen hat, wurde zum Jagdkönig erklärt. Der, der die Sau "totgeschossen" hat, hat mal angefragt, ob er die Waffen haben kann (hätt ich an seiner Stelle auch). Darauf hin wurde er vom "Krankschießer" noch verhöhnt ("Der xy kann sich auch auf m Flohmarkt n paar waffen kaufen...!" - weitere Ausführungen spar ich mir) Ich hab in dem Moment eigentlich hauptsächlich daran gedacht, dass meine Frau und ein weiterer Hundeführer in den Schwarzdorn hinter nem Keiler mit 100kg+ ohne Gewehr hergekrabbelt sind. Was ein A....
Sei's drum. Meine Frau war ebenfalls angewidert von solch Arroganz und wir hatten einen Guten Grund (der Bub hat gequängelt), das Schüsseltreiben frühzeitig zu verlassen.