Nicht umsonst führen die meisten NSF einen 98er.
Für diese Aufgabe ist die SR 850 auch nicht unbedingt erste Wahl!
Erheblich leichter und führiger ist aber eine spezielle R93 oder R8 Professional. Allerdings ist so eine Waffe auch erheblich teurer, als ein 98er. Trotzdem sieht man die Blaser heute bei vielen Nachsuchenführern. Für die lohnt sich die Mehrausgabe sicher. Die Robustheit und Zuverlässigkeit von meiner R93 mit Wechsellauf (.300Win.Mg. und .375H&H) auf mehreren Reisen in afrikanische Länder kann ich bestätigen.
http://www.blaser.de/index.php?id=342&L=0
Aus einem W&H Testvergleich im Jahr 2008:
Härtetest Auslandsjagd?
„Wunderschöne Büchsen habt ihr dabei“, meinte Peter, unser Gastgeber in Namibia, nachdem wir ihm unsere recht neuen R93 vorgeführt hatten. „Aber für unsere Verhältnisse taugen sie nicht. Sie sind viel zu exakt gearbeitet und geben bald ihren Geist auf. Ihr werdet schon sehen.“ Sprach’s und hielt uns seine betagte Mauser System 98 unter die Nase. Sie hätte weder den Vater noch ihn je im Stich gelassen und würde eingedrungenen Dreck einfach wegschieben, wusste er.
Was sollten wir ihm entgegnen? Uns blieb nichts anderes, als den „Kaiser“ zu zitieren: „Schau’n mer mal!“ sowie die Gewissheit, im Fall der Fälle auf den gepriesenen Jagdkarabiner und „Altbewährten“ zurückgreifen zu dürfen.
Die 14 Tage verstrichen wie im Fluge, waren angefüllt mit stundenlangen Fahrten auf staubigen Pisten, Pirschgängen und Ansitzen und vermochten die Funktion unserer High-Tech-Erzeugnisse nicht im mindesten zu beeinträchtigen. Und das, obwohl meine Waffe in dieser Zeit weder Putzstock noch Lappen gesehen hatte.
„Namibia ist kein Gradmesser für die Afrikatauglichkeit eines Repetierers“, wurden wir später belehrt. „Im Vergleich zum Busch der klassischen Safariländer ist es wie der Rasen eines Vorgartens gegen eine Binsenwiese.“ Noch mehr Staub, noch mehr Dreck? Aber wieviel davon braucht’s denn eigentlich, um das Prädikat „tauglich für jeden Einsatzbereich“ vergeben zu können ?
Natürlich könnte man seine Büchse an die Stoßstange des Autos binden und sie durch Sandgruben schleifen, sie mehrmals durch den Sandhaufen ziehen und immer wieder auf Funktion überprüfen. Doch wer mutet schon freiwillig seiner Waffe derartige Rosskuren zu?
Als sich bei einer Publikumsmesse abseits des Trubels wieder einmal die Gespräche um die Wildnistauglichkeit diverser Repetierbüchsen drehte, stand der Vorschlag im Raum, man müsse es eben mal darauf ankommen lassen, verschiedene Repetierbüchsen einer kontrollierten Sandberieselung zu unterziehen und solange Funktionstests vorzunehmen, bis es zur Blockade der Verschlussmechanismen kommt.
Zu meinem Erstaunen stieß das Anliegen im Hause Blaser auf offene Ohren, und wir vereinbarten einen Termin in Isny. Da die „SIG Blaser Markenvertriebs GmbH“ auch die Erzeugnisse von Sauer und Mauser liefert, stand ferner dem direkten Zugriff auf die ehemaligen Konkurrenzfabrikate nichts im Weg.
Fast zwangsläufig bot sich der Vergleich der Antipoden an: Auf der einen Seite die ultramoderne CNC-Konstruktion des R93, auf der anderen der ein Jahrhundert in millionenfacher Stückzahl in allen Regionen der Erde bewährte und dank seiner sprichwörtlichen Robustheit und Zuverlässigkeit zur Legende gewordene Oldie: das Mauser-System 98.
Testmittel Vogelsand
Zum Testmedium wurde staubfeiner Vogelsand erkoren; denn seine Körnung schien das gewünschte Eindringen in alle Fugen und Ritzen zu gewährleisten. Vorgesehen war, die geschlossenen Systeme der Probanden mit einem Quantum davon zu berieseln und einen Repetierversuch zu starten.
Aufgrund der zahlreichen Angriffsflächen füllten sich die Fugen und Mulden des 98ers schnell mit Sand. Es knirschte und schmirgelte beim Repetieren, doch ließ sich die Kammer ohne größeren Kraftaufwand öffnen, zurückziehen und wieder schließen. Ganz ehrlich: Soviel Sand hatte ich noch nie in einer Jagdwaffe gesehen, und trotzdem funktionierte sie.
Beim R93 dagegen knirschte es kaum und schmirgelte nichts, auch rutschte der Verschluss gewohnt leicht zurück und nach vorne, was angesichts des so gut wie nicht im Inneren vorhandenen Sandes auch nicht wunderte. Das geschlossene Verschlusselement bietet nämlich dem feinen Sand kaum Auflage und nur minimale Eindringmöglichkeiten.
Ein zweiter Versuch verstärkte die „Sandpiste“ im 98er und nötigte dem Repetiervorgang deutlich mehr Kraftaufwand als vorher ab, während beim R93 alles beim alten blieb. Bei ihm wurden im Anschluss gezielt die Gleitmulde des Spannknopfes und die Trennfuge von Lauf und Verschlusselement versandet, doch selbst diese kontraproduktiven Maßnahmen führten nicht zur Funktionsstörung.
Was von außen nicht möglich schien, sollte nun eine „Sonderbehandlung“ der Verschlussunterseite und des Radialbundes sicherstellen: Sand im Getriebe. Diesmal knirschte es gewaltig, doch der Verschluss ließ sich nach wie vor, wenn auch mühsamer, betätigen. Schließlich ging es ans Eingemachte: Je 125 Kubikzentimeter Sand wurden in die geöffneten Verschlüsse geschüttet, dann erfolgte ein Ausschütteln der umgedrehten Waffe und erneute Repetiertests: Mit brachialer Gewalt und nach mehreren Anläufen gingen beide Verschlüsse gerade noch zu.
Total-Blockade
Die vollständige Blockade erbrachte dann eine weitere Dosis. Dabei setzte sich der Verschluss des 98ers im Bereich der Hülsenbrücke fest, während eine gehörige Portion Sand im Lauf dem Radialbund das Schließen verwehrte.
Es besteht nicht der geringste Zweifel, dass Funktionsstörungen viel früher eingetreten wären, wenn sich Patronen im Magazin befunden hätten. Doch wer setzt sich schon freiwillig dem Risiko aus, dass ein im Stoßboden unglücklich platziertes Sandkorn auf das Zündhütchen drückt und die Musik ertönt, bevor der Dirigent das Zeichen gibt, und wer provoziert schon aus freien Stücken einen möglichen Klemmeffekt im Bereich des Übergangskonus und riskiert, dass dadurch der Gasdruck unberechenbar steigt?
Dass Sand schmirgelt, weiß jedes Kind, und weil seine harten Körner Spuren im Metall hinterließen, sahen hinterher die Aufnahmen der Verschlüsse auch so aus, dass guten Gewissens eine Nachahmung nicht zu empfehlen ist.
Doch im Gegensatz zum 98er gestaltete sich das Reinigen des R93 kinderleicht: Ausspritzen mit dem Wasserschlauch und fertig. Möglich machen das Rostschutz bzw. nichtrostende Elemente von Lauf und Verschluss. Eine solche Behandlung bekäme dem 98er ausgesprochen schlecht. Sein Verschluss will nämlich gepflegt werden wie ein Kinderpo: ausgepackt, geölt und getrocknet.
Zwei Dinge offenbarten die materialmordenden Versuche: Der legendäre Ruf des 98ers kommt nicht von ungefähr und bestätigte sich eindrucksvoll. Doch was nicht minder wichtig erscheint: Vorbehalte gegen die Schmutzbeständigkeit des R93 konnten ad absurdum geführt werden. Voilà, Afrika!