.... ein Blödsinn, was du mit deiner Sechsertheorie verzapfst. Du glaubst sicher jedes Reh in deinem Revier mit Vornamen zu kennen
Sorry - ich muss Dich enttäuschen - evtl. sind wir vom Revier etwas privilegiert.
Bei mir im Revier kennen wir am 1. Mai evtl. nicht jeden Bock, aber geschätzte 90% der Böcke.
Normalerweise kennt man auch die Grenzböcke zum Nachbarn, weiß welcher mehr bei ihm steht oder doch eher mehr bei uns. Man/wir beobachten die Bewegungen im Einstand, die im Mai irgendwo dann nach knapp 14 Tagen weitgehend abgeschlossen sind.
Also verläuft sich evtl. bis zum ca. 20. Mai ein Bock natürlich.
Die 'unnatürliche' Bewegung kommt im Mai, wenn ein territorial 'wichtiger' Bock erlegt wird.
Dann ergeben sich neue Bewegungsmuster, die man evtl. schon erkennen konnte.
Nach dem Mai kommt die nächste große Bewegung erst mit der Brunft ... .
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Faktisch geht das Beobachten jetzt los - momentan vagabundiert das Rehwild noch viel.
Bei uns wird es erst Anfang April weniger in den Bewegungen beim Rehwild.
Nur wenn man jetzt schon weiß, welcher Rehbock aktuell 15cm geschoben hat - das hilft.
Mitte April sollten wir das Geschlechtsverhältnis kennen, grob die Alterspyramiden.
In der letzten Aprilwoche wollen wird dann einen derzeit sinnvollen Abschuß festlegen.
Diese Planung mußte bisher jedes Jahr nachjustiert werden.
Die Einfluss-Parameter sind einfach sehr vielseitig - das fängt mit einer Bundesstraße an.
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Dass wir 'unser' Rehwild kennen, ist auch dem Revier geschuldet.
Unsere 'Besucher-Lenkung' hat bis Corona eigentlich wirklich gut funktioniert.
Auch die Attraktivität des Reviers haben wir über die Jahre gezielt verbessert/verändert.
Denn wie ich irgendwo schon weiter vorstehend aufgeführt hatte - vor 2 Jahrzehnten war dieses Revier eher 'rehwildfrei' ... außer es hat sich das eine oder andere verlaufen.
Inzwischen regulieren wir seit Jahren das Rehwild, dass es für alle Seiten passt.
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Nicht alle unsere Ansätze haben wir in den 2 Jahrzehnten unverändert durchgezogen.
Unverändert Bestand haben Parameter wie Geschlechtsverhältnis und Alterspyramide.
Damit reproduziert man evtl. weniger Rehwild, aber im Schnitt ist es körperlich stärker.
Hm - um abschließend noch einmal auf die 6er-Böcke zu kommen.
Wir haben uns irgendwann einmal entschieden, dass der 6er ein Kriterium sein soll.
Danach haben wir bewusst geschossen, auch wenn evtl. Nachbarn stark davon profitierten.
Seit 6 Jahren haben wir auch 6er Jährlinge und das Handicap, dass uns inzwischen eigentlich kein alter, reifer Bock bleibt. Denn die 3-Jährigen 6er haben zu viel Aggressivität, dass der alte Bock lieber geht. Davon profitieren Dritte - ihnen sei es gegönnt.
Meinen wahrscheinlich trophäenmäßig besten Rehbock hatte ich letztes Jahr auf 35m vor mir.
Es war ein 3-Jähriger Rehbock, der ein Schmalreh in Einzelhaft hatte - es war der 14. August.
Die Beiden hatten Vergnügen, ich machte gerne den Voyeur.
Leider war er die Wochen darauf (von mir) nicht gesehen.
Seit Sonntag gehe ich davon aus, dass er im Revier geblieben ist.
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In den vorstehenden Zeilen schreibe ich oft 'wir', denn ein Einzelner kann die Beobachtungen eher nicht leisten. Mein Mitjäger ist viel unterwegs, sehr fleißig und aus der Kommunikation entstehen dann Szenarien. Mein Glück ist, dass er auch gerne Beute macht, aber mindestens genauso viel Spaß am Beobachten hat.
Unser gemeinsames Glück ist, dass unsere Abschuß-Vorgaben vernünftig sind und bei rechtzeitiger Planung und konsequenter Umsetzung eher leicht zu erreichen sind.
Wenn es unser Plan vorsieht, nehmen wir aber auch ein September-Kitz mit.
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Genug geschrieben - vorstehende Zeilen beschreiben einige Thesen, die auf meinem Revier basieren und nicht unbedingt verallgemeinert werden können.
Was bei uns funktioniert und umsetzbar ist, gilt erst einmal ausschließlich bei uns.
Denn schon einige Details in der Peripherie des Nachbarreviers beginnen sich zu unterscheiden.
Die Unterschiede werden noch viel signifikanter, je weiter man sich von hier entfernt.
Das hat diese Thematik 'Jagd' nun mal so an sich, auch wenn es oft eher wenig auffällt.