Brandenburg - Jagdgesetz

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Gelöschtes Mitglied 25014

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Es hat sich in dieser Zeit keine Gruppe, keine gesellschaftliche Schicht mit Ruhm bekleckert. N

Doch eine Gruppe gab es. Die damaligen Bibelforscher (Zeugen Jehovas). Es gab mal eine Sonderaustellung über die Gruppe im ehemaligen Konzentrationslager Neuengamme.
Der Widerstand war zwar religiös bedingt aber sehr beeindruckend.
 
G

Gelöschtes Mitglied 5659

Guest
Das stimmt. Ich habe auf Wikipedia wg. diesem Thread die Liste der Hingerichteten im 3. Reich grob durchgeschaut und war erschüttert über die Vielzahl von Hingerichteten wg. Kriegsdienstverweigerung aus religiösen Gründen. Meist Zeugen Jehovas, einzelne Adventisten.
 
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Gelöschtes Mitglied 8583

Guest
Christlicher Glaube scheint oft die Menschen gegen den Totalitarismus zu immunisieren. Das war ja auch im Ostblock so, man denke nur an Johannes Paul II. oder Alexander Solschenizyn. Neben Dietrich Bonnhöfer war der "Löwe von Köln" von Anfang an im Widerstand gegen das NS-Regime, Erzbischof Clemens Graf von Galen.
 
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Ein interessanter Artikel über die Auseinandersetzungen ostelbischer Grundbesitzer mit der NS-Herrschaft findet sich auf der Webseite der Familie von Ribbeck (im Havelland - man erinnert sich vielleicht an die Birnen und Fontanes Gedicht).

Ich zitiere hier umfangreich von der Webseite der Familie (https://www.vonribbeck.de/ueber-uns/):

"Der letzte Herr auf den Gütern Ribbeck und Bagow war Rittmeister Hans von Ribbeck.

Er gehörte zu einer Gruppe, die sich aus Gutsbesitzern und Intellektuellen der Mark Brandenburg zusammengefunden hatte und Hitler die Gefolgschaft versagte. Er war ein gläubiger Mensch und dem Kaiser treu. Im Zusammenhang mit dem sogenannten Röhm-Putsch, nach dem Hitler sich unbotmäßiger Gegner entledigte, war er 1934 schon einmal verhaftet worden. Er kam durch die Fürsprache von Hindenburgs wieder frei, stand aber fortan unter ständiger Beobachtung.

Er galt als überzeugter Gegner Adolf Hitlers und machte daraus keinen Hehl. Er war undiplomatisch, nannte ihn einen Halunken und lehnte den "Deutschen Gruß" strikt ab. Er habe auch einen geheimen Sender betrieben und mit dem Feind korrespondiert.

Auslöser für seine Liquidierung als Feind des Volkes im Mai 1944 durch die Gestapo war ein Zwischen-fall auf einem Ribbeckschen Feld. Hans von Ribbeck hatte sich zur Absturzstelle eines englischen Kampfbombers begeben. Er ermahnte einen dorthin abgestellten Wehrmachtsoffizier sehr energisch an seine Pflicht, Schaulustige am Zertrampeln seines aufkeimenden Getreides zu hindern. Dies ergab ein heftiges Wortgefecht, in dem er auch mit seiner Reitpeitsche drohte.
Kurz darauf wurde er verhaftet und von der Geheimen Staatspolizei in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht, wo er im Februar 1945 ums Leben kam.

Das Gut wurde auf Veranlassung der NS-Partei unter Verwaltung gestellt und der Familie verfolgungsbedingt schon 1944 gänzlich die Verfügung über ihre Güter Ribbeck und Bagow entzogen.

1945 durfte die Familie als „Neusiedler“ zunächst in Ribbeck bleiben, wurde 1947 von den Kommunisten als ehemalige Grundbesitzer dann aber endgültig ausgewiesen und floh in den Westen.

Rückkehr
Gegen einen entsprechend auf §1 des Vermögensgesetzes gestützten beabsichtigten Restitutionsbescheid vom Dezember 1994 kam es zu Einsprüchen. Unter Hinweis auf eine Enteignung im Zuge der kommunistischen Bodenreform von 1945, die eine Rückgabe ausschließt, wurde der Rückgabeanspruch 1997 zunächst abgewiesen.

Ende 1999 stimmte die Familie letztlich einem Vergleich vor dem Potsdamer Verwaltungsgericht zu. Damit wurde sie - unter Verzicht auf die vorher gerichtlich festgestellte Berechtigung zur Rückgabe - auf der Grundlage des Einheitswertes von 1935 mit Geld entschädigt.

Aus der inzwischen wieder zusammengeführten Familie hat der „Osthavelländer“ Dietrich von Ribbeck mit seiner Frau Cosima in Ribbeck einen Vierseithof gekauft und ausgebaut.

Der „Westhavelländer“ Friedrich-Carl von Ribbeck, Enkel des letzten Herrn von Ribbeck und Bagow, ist nach Ribbeck zurückgekehrt. Er hat den völlig verfallenen alten Kutschpferdestall gegenüber dem Schloss und die ehemalige Brennerei in Ribbeck zurückgekauft, zusammen mit seiner Frau Ute neu aufgebaut und sich zum Ziel gesetzt, zusammen mit seinem Vetter Dietrich die über 777 jährige Familientradition in Ribbeck fortzusetzen."

2013 wurde für den letzten Gutsbesitzer unter den Ribbecks ein Stolperstein am Eingang zum Gut verlegt. Die Aktion von Gunter Demnig ist ja vermutlich den Meisten hier bekannt.

Stolperstein-fuer-den-letzten-Gutsherrn-von-Ribbeck_big_teaser_article.jpg


Hans-Georg Karl Anton von Ribbeck war sicher ein überzeugter, kaisertreuer Soldat und belegter Maßen nach 1918 im Stahlhelm aktiv. So wie viele seiner Standesgenossen aus der Gruppe der Grundbesitzer, Unternehmertum und Militär.

Die DNVP, als politischer Arm des Stahlhelms war in der Harzburger Front der wesentlicher Wegbereiter zur Machtergreifung der NSDAP. Allerdings war man war damals seitens des deutschnationalen Bürgertums fest davon überzeugt, dass man "den Gefreiten" und seine bunte Truppe würde einhegen und für eigene Zwecke instrumentalisieren können.

Für Sozialismus (und die NSDAP war für damalige (!) Begriffe eine eher antibürgerliche, sozialistische Partei) hatten diese DNVP Herren in etwa soviel übrig wie für Fußpilz.

Allerdings waren ihre politischen Ziele und Gedanken sowie die soziale Herkunft der politischen DNVP Protagonisten in der Weimarer Republik alles andere als mehrheitsfähig - repräsentierten sie doch eine kleine Elite der Gesellschaft.

Dieser Gedanke des Ausnutzen-wollens des Momentums der Unterstützung der NS-Bewegung durch wachsende Teile der Wählerschaft in den 1930ger Jahren trieb diverse Gutsbesitzerfamilien zu gleichen Überlegungen und einer Unterstützung der Gedanken der Harzburger Front (auch als diese politisch schon gebrochen war).
Auch in den Bioraphien einiger der in Plötzensee gehenkten Widerständler im Umfeld Stauffenbergs findet sich ein zumindest initiales Hinwenden und salonfähig machen der NS-Bewegung.

Aufgewacht ist man dort erst, als es zu spät war.
 
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