Brandenburg - Jagdgesetz

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Teile ja im Prinzip deine Ansichten. Nur, die Schuld am Ausbruch des 1. Weltkriegs hat der britisch-australische Historiker Christopher Clark ganz klar in Frankreich beim damaligen Premierminister und später Präsidenten Raymond Pointcarré verortet. Dieser wollte das Deutsche Reich in einen (mindestens) Zweifrontenkrieg verwickeln, um so die 1871 von Preussen zurückeroberten Elsaß und Lothringen wieder nach Frankreich zu holen. Das ist ja dann auch gelungen, hat eben ein paar Millionen Menschen das Leben gekostet. Wilhelm II, Nikolaus II. und Franz-Josef waren eher keine Kriegstreiber, sie waren vielmehr Volltrottel, die den Franzosen in die Falle gingen und dabei ihre Imperien verspielten.
Noch zum eigentlichen Thema, eine Enteignung ist nur eine schnelle Umsetzung einer Vermögenssteuer, sie kann also aus Gründen der Sozialhygiene in bestimmten Situationen durchaus angebracht sein.

Eine ziemlich eigenwillige Interpretation der "Schlafwandler".

Das Deutsche Reich war ganz sicher nicht Alleinschuldiger an WK I, aber unschuldig eben auch nicht. Das sie auf die Generalmobilmachung Rußlands nicht anders antworten konnten mag dem Zeitgeist entsprochen haben, war aber nicht unausweichlich. Sich von einem serbischen Terroristen in eine bewaffnete Auseinandersetzung mit anderen Großmächten ziehen zu lassen, zeugte auch damals nicht von einem IQ oberhalb des Teppichniveaus.

Gruß,

Mbogo
 
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Ich finde das nicht problematisch.
Stell dir vor, deine Familie hätte vor 200 Jahren das Gut xy gekauft mit 150 Hektar Ackerland und 300 Hektar Wald. Deine Familie hat umsichtig gewirtschaftet, immer wieder neu investiert/modernisiert und den Besitz durch die Wirrungen der Zeit hinübergerettet bis nach 45. Und dann hieße es: "Junkersland in Bauernhand". Du wirst enteignet und ziehst mit Sack und Pack in den Westen wo Du bei 0 anfängst.

Nun gehörst Du nicht zu denen die sich in Selbstmitleid und Suff ergehen sondern machst das Beste daraus und erarbeitest Dir auch im Westen einen soliden Wohlstand.

Nun scheitert der Arbeiter und Bauernstaat und das vormalige Familieneigentum ist nun Eigentum der Bundesrepublik Deutschland.

Jetzt ist aus irgendwelchen Gründen das Familiengut nicht zu erwerben. Aber in der Nachbarschaft lassen sich größere Flächen aus Staatsbesitz erwerben. Da ist es nur recht und billig, das Du, dessen Familie 450 Hektar für nix an den Staat verloren hat, dass Du bevorzugt wirst.

Wenn Du in direkter Konkurrenz zu einem Schnapsproduzenten aus dem Westen ohne Bezug zur Region stehen würdest würde ich das im geschichtlichen Kontext als ungerecht ansehen.

Diese Sonderregelungen zur Rückübertragung bestanden ja nur für eine gewisse Zeit und hatten eine gewisse Kompensation für erlittenes Unrecht zum Ziel.

Das ist nur eine Variante dessen, was die Treuhand angerichtet hat,

in dem von Dir genannten konstruierten Beispiel ausnahmsweise mal was Richtiges. Der Rest waren Korruption, Pöstchenschieberei, Amigo-Wirtschaft und Unfähigkeit. Es ging ja nicht nur um Forst & Landwirtschaft, sondern auch um Betriebe und Industrien im Mittelstand.

Wessen Familie 1945 Unrecht erlitt, wurde entschädigt, soweit möglich. Aber die Zeitläufe der Geschichte rückgängig zu machen und so zu tun, als seien zwischen 1933 und 1945 alle Widerständler gegen einen Großverbrecher gewesen und nichts zu dessen Machterschleichung beigetragen zu haben, wird diesem Teil Deutscher Geschichte definitiv nicht gerecht.

Und mit welchem Recht wurden Großgrundbesitzer ggü. anderen Besitzern anderer Güter bevorzugt?

Gruß,

Mbogo
 
G

Gelöschtes Mitglied 16028

Guest
Ist doch immer wieder interessant zu lesen wie Schlau alle im Nachhinein sind.
Keiner hier hat zu der Zeit gelebt aber alle wissen genau Bescheid.
:ROFLMAO::ROFLMAO::ROFLMAO::ROFLMAO::ROFLMAO::ROFLMAO:
Geht mir auch immer mit einigen Wessis so, wenn die genau wissen wie es in der DDR damals war.:p

Ist mittlerweile alles OT in diesen T
 
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z/7

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Noch zum eigentlichen Thema, eine Enteignung ist nur eine schnelle Umsetzung einer Vermögenssteuer, sie kann also aus Gründen der Sozialhygiene in bestimmten Situationen durchaus angebracht sein.
Zu dem Thema gibt es eine interessante Modellierung aus der Mathematik. Affine wealth. Kurz gesagt, eine Erklärung, warum der Teufel immer auf den größten Misthaufen scheißt, und warum ein gewisses Maß von Umverteilung von oben nach unten erstens gerecht und zweitens für den sozialen Frieden unabdingbar ist.
 
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Schuld ist immer individuell. Und natürlich auch im Kontext der Zeit zu sehen, in der sie sich ereignet hat.
Napoleon bspw. würde ich aus heutiger Warte als Kriegsverbrecher einstufen. Damals war es eben üblich Krieg zu führen...den Restitutionsanspruch der Hohenzollern finde ich auch seltsam und hoffe, dass das Gericht den Anspruch ablehnt.
Nicht jeder „Adel“ gründet seine Geschichte auf Raubrittertum, wahrscheinlich überwiegt der Briefadel bei weitem.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8583

Guest
Wessen Familie 1945 Unrecht erlitt, wurde entschädigt, soweit möglich.
I allow to disagree. Dieses in verschiedenen Formen erlittene Unrecht haben die Deutschen durch lautes "Sieg Heil!"-Brüllen überwiegend selbst verschuldet. Vor allem in den Kreisen, über die wir hier debattieren. Warum deshalb noch entschädigen? Wem der Westen unseres Landes übrigens noch sehr große Entschädigungen und Reparationen schuldet, sind die Länder der von Deutschen Reich überfallenen Sowjetunion. Das waren alleine dort 25 Millionen Opfer. Hier hat nur die untergegangene DDR ihren Beitrag geleistet, während Westdeutschland sich verweigerte und lieber in den Penunzen des Parshallplans suhlte.
 
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Die wirtschaftliche Stärkung der Bundesrepublik und Verzicht auf Reparationsleistungen war den Westalliierten wichtiger als die paar Kröten.
Das ging so weit, daß die Briten und Franzosen länger unter den Kriegsfolgen litten als die Westdeutschen.
Deine Eltern haben eben den Fehler gemacht nicht rechtzeitig vor 1961 "rüber zu machen" wie viele andere....also deswegen nicht heute jammern, wo es ja wohl genug Bananen für alle gibt.
 
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Gelöschtes Mitglied 5659

Guest
I allow to disagree. Dieses in verschiedenen Formen erlittene Unrecht haben die Deutschen durch lautes "Sieg Heil!"-Brüllen überwiegend selbst verschuldet. Vor allem in den Kreisen, über die wir hier debattieren.

Ich erlaube mir, hier ebenfalls zu disagrieren. Diese Kreise waren deutschnational, stockkonservativ und im Kern noch monarchistisch geprägt. Das wird gerne in einen Topf mit dem Nationalsozialismus geworfen. Gehört da aber nicht hinein. Für diese Kreise war der Nationalsozialismus in seiner Entstehung degoutant, proletarisch und in keiner Weise satisfaktionsfähig. Später sang man opportunistischerweise ein wenig mit im Chor.

Ein Opportonismus der vermeintlich notwendig ist wenn man seinen Besitz im Blick hat. Ein Opportonismus ähnlich dem, der einen Grafen v. Schwerin sagen lässt er müsse seinen Wald für den Klimawandel ertüchtigen wenn er eigentlich meint, er möchte in seinem Wald eine vernünftige Rendite erzielen.

Natürlich gab es in diesen Kreisen Nazis durch und durch. Die Sieg Heil Brüller waren aber die deutschen Spießer und Kleinbürger. Das, was heute die sog. Zivilgesellschaft sein soll. Der ostelbische Adel hat sich in nennenswerter Weise am Widerstand beteiligt und war nicht Triebkraft des Nationalsozialismus.
 
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Für diese Kreise war der Nationalsozialismus in seiner Entstehung degoutant, proletarisch und in keiner Weise satisfaktionsfähig. Später sang man opportunistischerweise ein wenig mit im Chor.

Diese Darstellung ist wohl eher beschönigt, Hitler hatte durch den Adel, und vor allem den preußischen Landadel, sehr große Unterstützung da man sich Vorteile erhoffte wie die Schaffung von schönen Pöstchen in Reichswehr und Verwaltung für die Nachgeborenen, die Wiedereinsetzung des Fideikommiss (hier der direkte Bezug zur Landbesitzfrage) und bis hin zur Wiederherstellung des Kaiserreichs. Das man dabei vielleicht in den Salons hinter vorgehaltener Hand gelästert hat schmälert die Verwicklung in Hitlers Aufstieg in keiner Weise.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8583

Guest
Der ostelbische Adel hat sich in nennenswerter Weise am Widerstand beteiligt und war nicht Triebkraft des Nationalsozialismus.
Ich habe keine Zahlen, halte das aber für eine auch von den Bürgerlichen gerne zur ex-post Reinwaschung verbreitete Legende. Das von Dir zu Recht als nicht unbedingt nazistisch verseuchte Offizierskorps hat überwiegend bis in den Winter 1942 sehr gerne und begeistert an den bis zu diesem Termin siegreichen Blitzkriegen mitgewirkt und die Massentötungen hinter der Front sowie die brutale Partisanen"bekämpfung" wenigstens toleriert, teilweise sogar aktiv unterstützt. Erst als es nach Stalingrad absehbar in die Hosen ging, wurde man zum Antifaschisten. Ernst Jünger hat das übrigens in seinen "Strahlungen" auch beschrieben.
 
G

Gelöschtes Mitglied 5659

Guest
Wir sind uns wohl alle einig, dass die Zeit von 1933 bis 1945 ein fürchterliches Kapitel der deutschen Geschichte darstellt. Die historischen Gründe welche den Boden für den Nationalsozialismus bereiteten sind ebenfalls bekannt und spielen in dem Kontext keine wesentliche Rolle. Es kann mit Fug und Recht gesagt werden, dass sich im Verlauf des 3. Reiches keine gesellschaftliche Gruppe oder relevante Organisation nicht gemein gemacht hat mit dem faschistischem Gedankengut des Nationalsozialismus. Es war Staatsräsion. Der Arbeiter und Bauer, der Kleinbürger, der Bildungsbürger, der Großbürger, der Adel, das Militär und die Kirche. Es hat sich in dieser Zeit keine Gruppe, keine gesellschaftliche Schicht mit Ruhm bekleckert. Nur Einzelne haben sich hervorgetan und sind ausgeschert aus der Phalanx der Willigen. Wenn wir von diesen wissen dann meist als Märtyrer welche für ihre Überzeugungen starben.

Der deutsche Adel steckte da genauso mit drin, ist jedoch weniger Triebkraft gewesen wie z.B. das Bürgertum. So ist zumindest meine Überzeugung nach reichlich Lektüre von Biographien/geschichtlicher Literatur.

Letztlich ist es auch wurscht, ich erwähne es nur weil im Thread weiter vorn suggeriert wurde, die Enteignungen der Grundbesitzer im deutschen Osten wären gerechtfertigt da diese im besonderen Maße verantwortlich waren für das Unheil, welches von deutschem Boden ausging. Das glaube ich eben nicht. Und nachdem auch enteignete Häuser von Republikflüchtlingen nach der Wende rückübereignet wurden ist es nur recht und billig einen Rückkauf von enteignetem Grundbesitz zu günstigen Konditionen (oder Kompensationsgeschäfte) ermöglicht zu haben.
 
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Leider sind wir heute keinen Schritt weiter und verfallen immer nch genauso schnell der Propaganda.
Man hat versäumt mündge Individuen zu bilden.
Die viel kritisierte Kleinstaaterei hatte auch so manchen Vorteil, deren Rste heute leider nur unzulänglich im Förderalismus fortbestehen.
Macht sollte kleingehalten und gestreut werden.
Das ist die wirkungsvollste Missbrauchsprävention.
 
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