Hallo,
ich habe eine (Hahn-)Büchsflinte von Johann Sigott/Ferlach, in 16/65 und 9,3x72R.
Die Waffe wurde vorm Krieg gebaut und besitzt 70cm Läufe, Klappdiopter und als Verschluß einen Lefauxeau-Verschluß.
Die Waffe soll aber erst noch restauriert werden (vorher stehen wichtigere Projekte an).
Seit das Sauer&Sohn Mod. XIII nicht mehr hergestellt wird (etwa Anfang der 60er), sind die Büchsflinten gegenüber der BBF stark ins Hintertreffen geraten.
Hergestellt wurden sie, vorm Krieg, von fast allen dt. und österr. Herstellern von Kipplaufwaffen, sowie im Ausland von Husqvarna in Schweden und von div. engl. Herstellern (auch Nobelhersteller wie H&H) als sog. "cape-guns" (typ. englisch verquert, meist mit Kugellauf links).
Kaliber bei den dt./österr. waren, wie bei anderen Kombinierten und DB, bis in die 20er Jahre meist div. .360Express-Abkömmlinge wie 9,3x72R/x82R/x57R, 8x57R360, 8x48R/x58R/x72R, 7x72R(v.a. in Ferlach), 6,5x48R/x58R, 8,15x46R und bei Büflis von Wilhelm Collath noch 7,3x56R, 9,3x65R/x80R, oder bei Peterlongo/Innsbruck die 9x71R.
Hinzu kamen auch in der Zeit vorm 1.WK dickere Patronen wie 10,75x52R, 10,75x65R/71R Collath, die ehem. dt. Militärpatrone 11,15x60R/M71, die 11,15x65R und div. Patronen aus dem Sportbereich wie 9x47R, 9,5x47R, 11,15x47R.
Natürlich wurden auch, und das ab Mitte der 30er Jahre ausschließlich, die noch heutigen Standartpatronen 6,5x57R, 7x57R, 7x65R und 9,3x74R gefertigt, sowie die 8x57R (vorm Krieg meist die JR, nach dem Krieg fast ausschließl. die JRS).
Die engl. Büchsflinten hatten natürl. die dort gebräuchl. Expresspatronen, allen vorran wohl die .360Express 2 1/4" (=9,3x57R) und die .450/.400Express 2 3/8"
(= SP-Version der schweizer. 10,3x60R). Natürl. gab es die "cape-guns" auch in den dicken Expresskaliber unterschiedl. Hülsenlängen, bis zu den .577er und auch die .303Brit. war vertreten.
Es wurden in England aber auch "cape-guns" in den dt. Kalibern 9,3x72R/x82R gebaut.
Bei den Husqvarna-Büflis aus Schweden war auch, neben der 9,3x72R, die dortige ehem. Militärpatrone 12,7x44R (= .50/70Rem.) beliebt.
Schrotkaliber war meist 16 oder 12 (bis Anfang der 30er Jahre mit 65mm Lager, dann meist mit 70mm Lager), selten Kal. 20.
An Schloßssystemen kamen auch alle Arten die bei sonstigen Kipplaufwaffen verwendung fanden vor.
Vorkriegs-Büflis haben meist Lauflängen von 65-72cm, nach dem Krieg setzten sich zuerst 65cm, dann 63,5cm und heute meist 60cm durch.
Wie bei allen Kombinierten waren Vorkriegswaffen meist wie eine Flinte geschäftet. Das lag daran, daß vorm Krieg bedeutend mehr NW da war und Zielfernrohre i.d.R. Objektivweiten von max. 40mm hatten und der Büchsenschuß meistens sowieso über die offenen Vieierung abgegeben wurde.
Heutige Büchsflinten haben meist Schäfte die für den Schuß mit großen ZFs ausgelegt sind, was dann auf Kosten der Führigkeit geht.
Serienmäßige Büflis gibt es heute nicht mehr viele (Merkel, Heym, Krieghoff).
Bümas in Deutschland, Österreich, England oder Belgien können dir aber fast jeden Wunsch einer Custom-Büfli erfüllen (das nötige Moos vorrausgesetzt :26: ).
Bei einem einfachen Greener-Verschluß würde ich aber keine druckstarken Patronen nehmen. Hier wären 3300bar Pmax die Obergrenze (das sind 7x57R und 9,3x74R, auf keinen Fall 5,6x57R, 5,6x61R SEvHofe, 6,5x65R/x68R, 7x65R, 7x75R SEvHofe, .30R Blaser, 8x65RS/x75RS die allesamt zw. 3600 und 4100bar Pmax liegen.)
Grund ist der konzentrisch von den Laufhaken gelegene Hebelpunkt des Querlaufbündels. Hier bestünde die Gefahr, daß der Verschluß sehr schnell undicht wird.
Mit Kaliber wie 5,6x50R, 5,6x52R, 6,5x57R, 7x57R, 8x57JRS, 9x57R, 9,3x72R und 9,3x74R (9x57R und 9,3x72R haben mit 2800 bzw. 2000bar den niedrigsten Pmax) fährst du da besser.
Kal. 12 würde die Waffe plump machen und ebenfalls den Büchsenlauf weit von den Laufhaken rücken. Kal.16 oder Kal.20 sind deshalb für die Büfli angebrachter.
Grüße
Saturn