Bulgarien 2019

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Kann mich Matthias nur anschließen - freue mich über einen Bericht.

Und würde dann nachkommend einen Report über eine für die erste Septemberwoche bevorstehende Brunftjagd in Ungarn versprechen.... :)

Ehedem studentisch gefragt: "Hängt" , Matthias ?

Wie gesagt...noch ziehen die Hirsche ihre Fährte durch die Eichenwälder dort unten, aber schon bald könnten Sie diesem hier folgen ... das Revier Sellye wurde 2011 bei W&H vorgestellt.
(https://wildundhund.de/brunftjagd-in-suedungarn-6908/)

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Ist der Zeitpunkt mit Anfang September für die Hirschbrunft dort normal, oder wird es immer früher.
Bei mir ist eigentlich Ende September Anfang Oktober normal, wobei es im vergangenen jahr schon etwas früher begann. Da dachte ich, dass es vielleicht mit dem trockenen Frühjahr/Sommer zusammenhängt.
Gruss, DKDK.
 
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Als es geht los: Zuerst wieder Flughafen, das größte Abenteuer. Sperrgutschalter mit 3 Waffen in 2 Koffern und einen Hund sind für die Schalterangestellten die Herausforderung schlechthin. Gleich beim Anstellen: Es klemmt schon wieder. Eine Großfamilie mit Kleinkindern und jede Menge sperriges Gepäckt blockiert alles. Dazu noch eine Fußhupe in einer kleinen Box. Lange Rede kurzer Sinn. In der Box fehlt ein Trinknapf wegen 2,5 Stunden Flug. Die Frau blieb mit der Fußhupe zurück. Muss an die ganzen Laschies denken, die den ganzen Tag mit der Nippelflasche aus Angst vor Dehydrierung herumlaufen, ist ja am Rande der Sahara auch gefährlich.

Genau von der Sorte stand dort ein ganzer Haufen. Eine Sportmannschaft bestehend aus dummen Junghühnern, sorry ich kann nicht anders. Der "Manager" drängte sich mit 30 Ausweisen vor, am anderen Schalter Palaver mit der Großfamilie. Viele die in der Schlange standen und einchecken wollten beschwerten sich, es gab einen Tumult. Personal schritt ein. Was hatten die dummen Hühner gemacht? Sie begaben sich in den Sicherheitsbereich und ließen das Gepäck zurück, das sollte der Jungmanager gesammelt einchecken. Die jungen "Damen" wurden wieder aus dem Sicherheitsbereich geholt, was nicht ganz einfach war.

Kurzum der Sperrgutschalter "brach in sich zusammen". Nach einer Wartezeit von 2 Stunden für 3 Koffer, 2 Waffenkoffer und eine Hundebox kamen wir gerade noch 10 Minuten vor Abflug ans Gate. Dann vergaß die Dame im Stress das Geld für Waffen und Hund zu kassieren. Am Gate war das Ticket inzwischen gesperrt. Wir mussten erst bezahlen.
Die galoppierende Verdeppung ist nicht mehr aufzuhalten.

Anders auf den Rückflug: In Sofia sitzen da einen Reihe von jungen Leuten an den Schaltern: Routiniert und in aller Ruhe ist die ganze Prozedur in einer halben Stunde zu Ende. Nicht zwei Polizisten wie in München sondern einer, freundlich sind sie aber alle, in München wie in Sofia.

Endlich sitzen wir im Auto unserer Bekannten und es geht ab ins Revier. Zwei Bulgarienveteranen und eine Jungjägerin mit druckfrischen Jagdschein in der Tasche.
Grund der Reise war die Vorbereitung einer UK-Hündin auf die HZP. Dazwischen war natürlich Jagd angesagt, was jeder grad will und ich hatte mir meine erste Turteltaube gewünscht. Nachdem die Rebhühner noch Schonzeit haben, wollten wir auch auf Wachteln jagen. Es sind dort Brutwachteln, keine Zugwachteln.

Immer werde ich gefragt: "Was willst den schießn?" Denn man bucht ja einen Abschuss und keine Jagd. Wenn ich dann sage: "Was nützt mir Hirsch mit 12 Enden, besser Weiher mit 6 Enten!" Dann hält man mich eh für verrückt.
 
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Am nächsten Morgen ging es um 6 Uhr los. Die Jungjägerin sollte unbedingt einen Rehbock erlegen, mein Jagdfreund und ich gingen auf Tauben. Bei Sonnenaufgang saßen sie schon gleich auf der Stromleitung um dann in den Sonnenblumen satt zu werden.

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Bald kam die erste Turteltaube auf meine Deckung zugestrichen und fiel im Knall. Wenig später eine zweite auch mit einem Schuss...

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Die Segetalflora auf den Äckern und nebenan ist teilweise 2 Meter hoch. Eine dritte Taube von mir wurde nicht gefunden, zu dicht der Bewuchs. Eine Taube fehlte ich. Links Jungtaube ohne Halsfleck, rechts Alttaube.
Mein Jagdfreund erlegte mit 8 Schuss 7 Turteltauben. Wir kauften die Patronen vor Ort: In der Regel mit einer Ladung von 32 Gramm, 2,0 oder 2,25 mm.
Die Spitzkletten sind noch relativ weich, bereiten sich aber vor, den Jägern in der Segetalflora das Jagen unangenehm werden zu lassen.

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Auffallend war während der ganzen Zeit die hohe Dichte an Neuntötern, ich schätze mal 1 pro ha, teilwiese auch mehr. Und zwar im ganzen Revier!

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Es war sehr heiß, Mittags ca. 32 Grad, die Felder strohtrocken, die Fasane und Rebhühner waren nur an den Kanälen zu finden

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Dann sollte es auf Wachteln gehen, aber die Hunde fanden keine. Wir versuchten in der von mir bewährte Methode balzende Hähne anzugehen. Aber sie rufen nur wenig. Das Revier war wie tot. Endlich strich eine Wachtel vom Feldweg ab und fiel gleich wieder ein. Die Hunde machten sie hoch und sie wurde mit einem schnell hingeworfenen Schuss meine Beute. Daneben waren noch 2 oder drei Wachteln im Bewuchs, die unbeschossen abstrichen.

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Neben der UK-Hündin wurde eine erfahrene DD-Hündin eingesetzt. Die Hitze machte allen zu schaffen.

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Am Abend ging es auf den Taubenstrich an ein Feldgehölz. Unsere Jungjägerin und der bulgarische Bekannte (Berufsjäger) standen in der Mitte: Goldrichtig, denn sie hatten einen sagenhaften Strich. Ich dachte an meinen Jagdfreund: Fast nur Einzelschüsse! Der räumt wieder richtig ab. Aber er hatte keinen Anflug und die beiden hatten keine einzige Taube erlegt. Es ist auch nicht einfach, man steht im Feldgehölz auf einer Blöße in Deckung.
Zu mir kam nur eine einzige Taube, die aufgrund eines Schusses die Richtung änderte, für ein paar Meter tauchte sie über den Büschen auf, es reichte für die 2 mm.
Der DD fand sie auch gleich.
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Unsere Jungjägerin hatte sich inzwischen zur Rehbockpirsch "abgesetzt". Wir standen bis in die Dämmerung, Tauben kamen keine mehr.

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Im Auto erreichte uns der Anruf: Ein Bock wurde beschossen, der Berufsjäger tippte auf Leberschuss, eine kurze Totsuche für die junge Hündin. Der Bock hatte auf 140 m beim Pirschen übers Dreibein einen sauberen Schuss abbekommen und die junge Hündin fand schnell zum Stück. Es war kein Leber- sondern ein Blattschuss.

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Fortsetzung folgt.
 
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Schöner Teilbericht, wie schmecken TT? Sollte der Jagdführer nicht Blattschuss vom Leberschuss unterscheiden können? Oder war der Schuss schräg?
 
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Schöner Teilbericht, wie schmecken TT? Sollte der Jagdführer nicht Blattschuss vom Leberschuss unterscheiden können? Oder war der Schuss schräg?
Wir haben wie immer alles gegessen. Das ist richtig was Du schreibst, aber sie gingen nicht zum Anschuss. Der Bock zeichnete gut, aber halt nicht typisch und es sollte zuerst die junge Hündin ran wenn sich eine einfache Nachsuche abzeichnet. Der BJ ist einer der besten DD-Züchter Bulgariens und der erfahrene Hund sollte erst zum Einsatz kommen, falls es doch ein anderer Schuss ist. Bilder zu den Turteltauben auf dem Tisch kommen noch :)
 
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Es geht weiter: Die Vogelwelt ist gigantisch. Auf Schritt und Tritt eine Artenvielfalt die unbeschreiblich ist. Nach der Getreideernte die dort schon früh stattfindet bleiben die Stoppeln bis in das Frühjahr hinein liegen. Die Ackerbegleitflora legt richtig los. Nachfolgend einfach ein paar Vogelbilder. Bitte nicht antworten was es ist. Vielleicht machen wir wieder mal ein kleines Preisrätsel davon. Alle Felder sind mit einem breiten Feldrain umgeben, eine gemulchte oder gemähte Fläche gibt es nur am Jagdhaus.
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Dieses ideale Biotop wird noch durch Kleingewässer, Kanäle, etc. aufgewertet.
Hier nistete ich mich zum Fotografieren ein:
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Die Greifvogeldichte und Vielfalt ist enorm. Es gibt auch genug zu fressen.
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Den 2. Jagdtag begannen wir wieder mit der Taubenjagd am Morgen.
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Saßen sie mal in den Sonnenblumen, waren sie oft schwer zu entdecken. Angehen unmöglich.
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Mein Jagdfreund konnte wieder ganz schön zulangen, bei mir nur mäßiger Anflug. Zwei fielen im ersten Schuss, dazu leider wieder zwei Fehlschüsse. Die Turteltauben sind gering kleiner als die Türkentauben, fliegen aber nach meiner Einwertung etwas schneller und sind wendiger beim Einfallen.
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Nach der Taubenjagd wollten wir unser Glück wieder auf die Wachteln probieren. Sogar die erfahrenen bulgarischen DD fanden nichts. Das von mir so gerne praktizierte Angehen mit vorherigen "Einnorden" der Hähne funktionierte einfach nicht. Die großen Felder hatten keine sichtbaren Fahrspuren mehr und die Hähne riefen nicht mehr oft. Dazu der hohe Bewuchs.
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Beim Umsetzen Hühner, leider zu nahe an der Straße...
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Kurzum, wir fanden am 2. Tag nur eine Wachtel die auf dem Weg abstrich. Aber wir fanden sie nach dem Einfallen nicht mehr.
Dann Hundearbeit, Wasser und Verlorenbringen..
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Vorstehen am ausgesetzten Fasan. Diesen hier fing die Hündin und brachte ihn unversehrt wie alles Wild. Sie wird nur auf Federwild gearbeitet und hat einen sehr weichen Griff, da wird nichts entwertet, wir sind ja auch Pfannenjäger.
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Ohne wirklich gute Hunde ist hier keine Jagd möglich. Oft bleibt das kleine Wild im Bewuchs hängen, dann wird es natürlich schwierig. Trotzdem verloren wir in drei Tagen bei über 50 Stück Wild nur 1 Wachtel, 2 Turteltauben und 1 Ringeltaube.IMG_0595.JPG
Taubensuppe am Abend als Vorspeise...
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Am 2. Abend setzten wir in ein anderes Revier um. Unsere Jungjägerin bekam das Angebot, vielleicht einen Frischling schießen zu können und mein Jagdfreund sollte auf einen guten Bock geführt werden.
Das Jagdhaus liegt in einem Gatter mit Rotwild, Rehwild und Trutwild. Schwarz- und Raubwildfrei. Schon am Nachmittag am Jagdhaus meldete ein Hirsch gleich 200 m entfernt :rolleyes:
Bis es losging, vertrieb ich mir die Zeit mit der reichhaltigen Vogelwelt ums Haus.
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Bei der Ausfahrt sahen wir außerhalb des Gatters schon viele Turteltauben.
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Konnte aber dort nicht jagen, weil mein Jagdfreud dort auf Rehbock unterwegs war. Es ging in ein Feldgehölz, wo die Tauben am Abend über eine kleine Lichtung steichen sollten. Anspruchsvolle Flintenjagd, man weiß nie wann und woher sie kommen. Die erste Turteltaube hatte ich glatt verschlafen, aber die Ringeltaube fiel im Schuss mit 2 mm Schrot.
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Hauptsächlich Ringeltauben waren unterwegs..
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Immer wieder stellten wir uns um, das Feldgehölz ein Dschungel. Schließlich nahmen wie einen Platz an einem kleinen Sonnenblumenfeld mitten im Gehölz ein. Die Turteltauben blieben aber alle außer Reichweite.
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Die nächste Ringeltaube fiel im Schuss und der Jagdführer öffnete geistesgewärtig die große Jagdtasche: Die Taube schlug einen Meter daneben auf. Eine weitere Taube fiel in den hohen Bewuchs und der DD hatte seine Mühe sie zu finden. Dann kam zum Schluss noch eine Ringeltaube. Sie brauchte einen zweiten Schuss und schlug im Feldgehölz ein und der DD wurde zum Verlorenbringen geschickt.
Er kam mit einem Igel raus. Sollte ich mich so getäuscht haben? Fliegen Igel? Fragen über Fragen :oops:
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Dann aber doch mit Taube!
4 Tauben mit 5 Schuss, ich war zufrieden.IMG_0578.JPG
Vielleicht wenig werden machen sagen, kann man in Deutschland auch haben. Wichtig ist, es ging dank hervorragender Hundearbeit kein Wild verloren und es wurde nichts krank geschossen.
Mein Jagdfreund hatte keinen Anblick von Rehwild, bei der Hitze und nach der Brunft auch verständlich.
Nach und nach fanden wir uns im Jagdhaus ein. Ein leckere Essen wartet wie immer. Unsere Jungjägerin kam nicht, kein Handykontakt. Die Dolmetscherin war informiert, sagte uns aber nichts. Dann platzte die Bombe. Der Pickup fuhr vor das Jagdhaus.
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Der Jagdschein ist grad mal 3 Monate alt und sie erlegte innerhalb von einer halben Stunde kurz vor Ende des Büchsenlichtes 5 Frischlinge aus 2 verschiedenen Rotten. Freie Wildbahn, kein Gatter.

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Alle Stücke lagen am Platz. Wegen der ASP-Gefahr wird dort auch nichts mehr im Wald aufgebrochen.
Der Abend wurde lang.
 
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Der Abend wurde lang.

Colchicus - sorry, hatte Dich ober verwechselt. Toller Bericht ! Vielen Dank dafür auch sicher im Namen von diversen schon wieder fleissig am Bruttosozialprodukt werkelnden Urlaubsrückkehren, die in Gedanken Deine Reise nacherleben können.

Ich komme wie versprochen nach mit einem Bericht über meine Hirsch-Jagd in Sellye - Freitag nächste Woche gehts los mit Zwischenstopp bei ÖSHV Freunden in Niederösterreich.

Dir ein dickes WmH und Dank für den Bericht !

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