Dachs verwerten - Dachsschinken, Dachsfett, Dachssalbe, Dachsschuhfett, Dachsbart

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Habe hier als Jungjäger viele Tipps bekommen, deshalb jetzt mal in die andere Richtung. Hole mir mittlerweile jedes Jahr einen oder zwei Dachse und probiere immer wieder was Neues. Dieses Jahr hatten wir echt viele Jungdachse. Die waren alle gesund (früher schon mehrere räudige gestreckt) und bestens für die Verarbeitung geeignet. Um einen Dachs fürs Dachsfett zu bekommen, bin ich immer nur im Oktober unterwegs (ggfs. Ende Sept./Anfang Nov.) Da haben sie kurz vor der Winterruhe am meisten Fett. Für den Schinken und den Dachsbart geht auch der Dezember/Januar noch, aber da kommen sie halt seltener.

Das Erste war Dachsschinken. Dafür den Dachs komplett zerwirkt und ausgebeint. War nicht viel dran. Verarbeitung wie bei Sauen – vakuumgepökelt, durchbrennen, drei Gänge kalt geräuchert. Geschmacklich wie die identisch gepökelten Sauenschinken.

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Dann Dachsfett gewonnen. Abschwarten, Fett abschärfen und bei niedriger (!) Temperatur im Wasserbad auslassen. Meine Erfahrung – wenn man beim Herd auf Stufe 2 oder 3 arbeitet und regelmäßig abschöpft, bekommt man Dachsöl, das auch bei 0°C im Kühlschrank nicht fest wird. Ich friere es ein und hole es mir portionsweise zum Verarbeiten.

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Verarbeitung von Dachsfett geht gleich weiter - Bilderanzahl ist begrenzt.
 
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Aus dem Dachsfett wird Dachssalbe als Wind- und Wettersalbe gemacht. Da das Dachsfett im Idealfall Öl ist, braucht’s nen Zusatz, um Salbenkonsistenz hinzubekommen. Hab bei Barbara Hoflacher meine ersten Rezepte gefunden. Sie arbeitet zB mit Bienenwachs. Nach ein bisschen Rumprobieren mache ich jetzt eine 70/30 Mischung mit Hirschtalg. Da das natürliche Fette sind, werden die irgendwann ranzig. Um das lange rauszuzögern, habe ich mir Salbenkruken besorgt, bei denen nur oben ein wenig Sauerstoff an das Fett kommt. Zudem hab ich festgestellt, dass ich mit Beimischungen von ein, zwei ätherischen Ölen (nach eigenen Vorlieben) und Sanddornfruchtfleischöl auch eine längere Haltbarkeit (und zusätzliche Wirkstoffe ?) hinbekomme. Für eine Freundin mache ich noch 50/50 als festere Hirschtalg-Dachssalbe, die sie zum Rudern nimmt. Da die Tiere keine einheitlichen Fette liefern, schwankt die Konsistenz bei meinen Chargen. Kann man aber immer wieder vorsichtig im Wasserbad verflüssigen und entweder mehr Dachsöl (weicher) oder mehr Hirschtalg (fester) zugeben.

WICHTIG 1: ganz vorsichtig im Wasserbad arbeiten (Herd auf 2 oder 3). Erst Hirschtalg verflüssigen (möglichst weit zerkleinern, dann geht's schneller), wenn der fast flüssig ist, Herd ausschalten, Dachsöl und ätherische Öle einrühren und abfüllen.
WICHTIG 2: die Salbentöpfe penibel sauber halten. (Ich koche die mit heißem Wasser und Spüli aus, dann nochmal mit heißem Wasser.)
WICHTIG 3: im Kühlschrank lagern.

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Das letzte Fett beim Auslassen wird bräunlich (im Foto oben in der Mitte). Daraus mische ich mir Dachsschuhfett – wieder 50/50 mit Hirschtalg und n bisschen ätherisches Öl dazu (Zirbe, Weißtanne, …) Meine Jagdschuhe werden damit regelmäßig eingefettet, bei den Straßenschuhen auch schon probiert.

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Und zum Schluss der Dachsbart. Das ist echt die aufwändigste Arbeit. Direkt nach dem Abschwarten die Haare am Rücken ausreißen. So viel Ihr hinbekommt. Das geht schwer. Die Büschel sofort auf ne ausgefaltete Zeitung legen - immer in dieselbe Richtung ausgerichtet. Das spart später ne Menge Sortiererei. (Hab Tipps gelesen, dass man die Schwarte mit heißem Wasser überbrühen soll. Hat bei mir nicht so richtig geklappt. Zudem sind die Büschel dann so kreuz und quer. Ausprobieren.)

Die Zeitung eingerollt oder offen in den Heizungskeller legen und für 3-4 Wochen trocknen lassen. Wenn die Haare unsauber sind, kann man die auch erst waschen. Müsst Ihr gucken.

Wenn Euch dann im Februar/März/April langweilig wird, die Haare holen. Zuerst die Unterwolle auskämmen. Wieder und wieder. Dann einzelne Büschel greifen und in nem Döschen umgekehrt (dh weiße Spitzen nach unten) wieder und wieder aufstauchen. Hab für größere Büschel (damit fange ich an) ne alte Vitamin-C-Dose genommen, für die kleineren (anschließende Feinarbeit) ne alte Filmdose. Die Haare müssen sich voneinander lösen und locker in der Dose stecken. Ggfs. das Büschel nochmal durchkämmen. Dann die Büschel aus der Dose nehmen und in mühsamer Handarbeit alles aussortieren, was farblich nicht passt (ganz weiß, ganz schwarz). Dafür hab ich ein weißes Blatt Papier auf dem Tische und daneben mein Handy. Abwechselnd drüber halten, aussortieren. Wenn das Büschel farblich grob passt, nochmal ordentlich stauchen, aus der Dose nehmen und abbinden. Mühsam, da die Längen nicht verschoben werden sollten. Im Zweifel die herausragenden einzelnen Haare rausziehen und an der Seite passend wieder anfügen. Büschel wieder stauchen usw. Bis es passt. Am Ende hab ich mehrere kleinere Büschel. Die sollte man dann zu einem Bart zusammenlegen, mit Kleber fixieren und grün umwickeln/in eine Hülse stecken. Hat bei mir nicht gut geklappt. Hab deswegen am Ende ALLE Haare in meine große Dose gesteckt und solange gestaucht und geguckt, bis der Bart gut aussah. Abgebunden (mit Hilfe), verleimt und grün umwickelt. 8-10h Arbeit.

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PS Dachshaken und ggfs. Penisknochen werden auch als Trophäe verwertet.
 
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So, nun habe ich zu lange gewartet und kann oben den Dachsspeck nicht mehr einfügen. Dann hier nach dem Dachsbart. Weil wir in diesem Jahr so viele Dachse hatten, hab ich erst die Salbe gemacht und gesehen, dass die Jungdachse viel Fett und kaum Fleisch (Ende Oktober) hatten. Und mir überlegt, Dachsspeck zu probieren.

Den Dachs abgeschwartet, dann komplett von den Knochen abgeschärft. Fett und Fleisch zusammen. Ausgebeint. Und dann ganz normal gepökelt - in Lake und auch Vakuum. Mit unterschiedlichen Gewürzmischungen. Weil's zeitlich nicht anders ging, hab ich zehn Tage gepökelt (fünf hätten's vermutlich auch getan). Dann fünf Tage im Kühlschrank durchbrennen lassen und drei bzw. vier Kalträuchergänge gemacht. Der Speck ist ganz fein. Zerfliesst fast im Mund. War ne junge Fähe. Das könnte beim alten Rüden anders schmecken...

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Und hier noch mein genialer Räucherofenaufsatz für den Weber-Grill. Mörteleimer und halbiertes Rankgitter. In Summe 15€.

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Das sieht interessant aus. Macht sicher eine Menge Arbeit, aber so verwertet man es aber auch gut.
 
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Ach, und als letztes.

War zu Beginn mit .223Rem unterwegs. Aber da gab's beim Kammerschuss immer noch Fluchtstrecken von 60-70m. Und nach 20min war noch Leben im Dachs. Muss nicht sein. Wenn der Bau in der Nähe gewesen wäre, hätte ich ihn noch nicht einmal bekommen.

Bejage den Dachs jetzt nur noch mit meiner 9,3x62. Auf maximal 50-60 Meter. Die liegen im Knall. In der Kammer, inkl. Knochen ist brutale Zerstörung. Aber Fett und Fleisch außerhalb der Rippen sind gut verwertbar. Vielleicht absorbiert das Fett viel von der Geschossenergie.
 
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Zuerst einmal vielen Dank für deine Mühen das hier zu erstellen.

Hattest du in der 223 Vollmantel benutzt?

Ich wollte jetzt auf 223 wechseln mit bleifreiem Totalzerleger, da ich hauptsächlich Füchse jage und die die 308 nicht ganz so gut vertragen. Dachse sind eher „Beifang“, ziehen lassen will ich die aber trotzdem nicht.
 
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Ach, und als letztes.

War zu Beginn mit .223Rem unterwegs. Aber da gab's beim Kammerschuss immer noch Fluchtstrecken von 60-70m. Und nach 20min war noch Leben im Dachs. Muss nicht sein. Wenn der Bau in der Nähe gewesen wäre, hätte ich ihn noch nicht einmal bekommen.
Deckt sich zu 100 % mit meinen Erfahrungen. Auch mit der noch etwas flotteren 22-250 hatte ich Fluchten. Und auch mal in Baunähe einen verloren, leider. 😔

Bejage den Dachs jetzt nur noch mit meiner 9,3x62. Auf maximal 50-60 Meter. Die liegen im Knall. In der Kammer, inkl. Knochen ist brutale Zerstörung. Aber Fett und Fleisch außerhalb der Rippen sind gut verwertbar. Vielleicht absorbiert das Fett viel von der Geschossenergie.
Wenns irgend geht sehe ich zu dass ich Schrot nehmen kann. Damit geht es nach meinem Erleben noch am besten.


Ansonsten: Schönes Thema. Recht vielen Dank dafür! (y)

Ich erlaube mir noch zwei Anmerkungen.
1) Es ist auch mal schön eine Schwarte vom Dachs gerben zu lassen. Rein schon als dekoratives Erinnerungsstück.
Ich weiß auch, dass man beim Pelz Hofstätter die Dachsschwarten zu Einlegesohlen in die Schuhe weiterverarbeitet. (Oder es zumindest mal gemacht hat.)

2) Der "Einsatz" in Deinen Webergrill wird ziemlich viel unerwünschte Sachen ausgasen. Diese Wannen hab ich deswegen sogar für mich komplett (jagdlich) aus dem Auto verbannt. Im Sommer das Auto in der Hitze stehen lassen und so eine Wanne drin, das ist alles, aber nicht gesund.
Du könntest aber mal kreativ googeln, nach Ersatzteilen für sog. "Watersmoker". ;) Dann hast ein Zwischenstück aus dem gleichen Material wie Dein Grill - und es gast nichts aus.
Oder Du holst Dir gleich einen Watersmoker zur Kugel dazu. Die haben oft schon auch eine Vorrichtung zum Aufhängen mit drin und man kann damit räuchern.
 
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Hast Du die absolut notwendige Trichinenprobe vergessen? Dann guten Appetit!!!
Zum erlegen ist 3,5 m/m Schrot das Besste. Bum-um.
 
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Zum erlegen ist 3,5 m/m Schrot das Besste. Bum-um.
Das kann ich leider überhaupt nicht bestätigen!

Nachdem mir ein paar Dachse, beschossen und breitseitig getroffen mit der vollen Garbe 3,5-3,7mm Schrot auf 25m abgegangen sind wie die Raketen schiesse ich sie nur noch mit der Kugel, und zwar der grössten, die ich dabei habe!

Erst recht im Herbst. Die überaus zähe Schwarte und die dicke Speckschicht saugen die Schrote auf wie ein Schwamm. Da muss man dann das Glück haben, dass ein Schrot ins Gehirn durchdringt, und das ist nicht besonders gross!
 
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Hattest du in der 223 Vollmantel benutzt?

RWS Softpoint Pointed (Teilmantel spitz) 3,6g
Der Fuchs wird damit heftig zerstört. Der Dachs nicht. Kleine Kugel würde ich in keiner Form wieder probieren. Und schau die Fotos an - selbst 9,3x62 auf kurze Entfernung lässt den Herbstdachs ziemlich gut verwertbar zurück. Das sieht bei Kitz/Schmalreh aber anders aus.

Hast Du die absolut notwendige Trichinenprobe vergessen? Dann guten Appetit!!!

Na, hab meinen Jagdschein nicht im Lotto gewonnen 😉👍
(auch wenn ich für Salbe und Dachsbart so durchkäme und ggfs. für reinen Speck auch)

2) Der "Einsatz" in Deinen Webergrill wird ziemlich viel unerwünschte Sachen ausgasen.

Yep. War mir aber klar (riecht man auch beim Kauf). Im Frühsommer gekauft und schön draußen, inkl. Sonnenbestrahlung stehen lassen. Im Dezember das erste Mal geräuchert. Kein Problem mehr.

Das sieht interessant aus. Macht sicher eine Menge Arbeit, ...

Der Dachsbart ist sehr mühsam. Werd ich auch nicht alle Tage machen. Aber so'n Rasierpinsel juckt mich schon noch. Brauche vermutlich zwei bis drei Dachse für.

Schinken finde ich auch zu viel Arbeit im Vergleich zur Ausbeute (vs. Sauen).

Aber das Abschwarten selbst ist zügig erledigt, wenn man nicht die Schwarte zum Gerben geben will. Für den Speck dann komplett von den Knochen runterschärfen geht auch schnell - der Rest ist normale Räucherarbeit.

Die Salbe sieht aufwändiger aus als sie ist. Aber man muss SEHR auf Sauberkeit achten (mir ist schon ne Dose Lederfett verschimmelt) und beim Auslassen dabei stehen, um schnell abzuschöpfen. Wenn das Fett vorher aber durch den Fleischwolf gedreht wird, ist das ruckzuck ausgelassen. Kann man ggfs. auch mal mit Fleischresten dran probieren, bleiben halt die Grieben übrig. 🤷‍♂️

PS Danke für die Zustimmung!
 
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selbst 9,3x62 auf kurze Entfernung lässt den Herbstdachs ziemlich gut verwertbar zurück.
Ich hab mit dem Kaliber mal einen strammen Dachs geschossen, spitz von vorne auf den Stich, der hat die Kugel so absorbiert man hat ihm äußerlich nichts angesehen kein Tropfen Schweiß trat aus, lag am Platz kein Ausschuss!
 

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