Das jagdliche Vermächtnis Herzog Albrechts von Bayern

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Gibt es da eigentlich andere Studien zu, z.B. aus Ungarn ? Oder anderen Teilen Deutschlands ?
Es gibt keine Wildart, über die es mehr Bücher, Studien und Gutachten gibt wie das Reh.
Ist es ja auch gegenüber Dam-, Rot- Sikawild, die Wildart die im Winter das Gehörn schiebt.

Seine These vertrete ich aber auch und nicht alleine. 😊
Wie mein Mentor schon sagte, mit 3 Jahren schmeckt er auch, warum soll man warten bis er alt ist.
 
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Hallo zusammen,
ich möchte das Thema noch mal kurz hochholen, vielleicht könnt ihr mir ja helfen.

Ich war kürzlich im Rehmuseum in Berchtesgaden und war von der Arbeit von Herzog Albrecht von Bayern begeistert. Vorher hatte ich leider noch nie von ihm gehört.
Ich glaube gerade in der aktuellen Zeit des "Waldumbaus" ist es wichtig auch mal konträre Meinungen zum aktuellen aktuellen Meinungsstand zu lesen.

Wie hier ja schon alle richtigerweise festgestellt haben, gibt es keine Exemplare zu vertretbaren Preisen mehr, daher überlege ich, welches Buch man sich anschaffen sollte.

Es gibt ja:
1. Weichselboden
2. Über Rehe in einem steirischen Gebirgsrevier
3. Das jagdliche Vermächtnis von Herzog Albrechts von Bayern

Könnt ihr mir sagen, ob Buch 3 eine Zusammenfassung der ersten zwei ist? Oder sind alle gleich interessant?

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir ein Buch empfehlen könntet, oder ob ich alle drei kaufen soll.

Besten Dank und Waidmannsheil,
Seppel
Ich habe es mir einfach als Fernleihe in der örtlichen Bibliothek bestellt.
Man hat dann 4 Wochen Zeit es zu lesen.
 
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Das Buch wird leider nicht mehr verlegt werden, die Rechte dazu liegen auch nicht bei Paul Parey. Der Grund für den Preis: es ist halt extrem gesucht.
Das ist ein Punkt den ich nicht verstehe.
Dass es extrem gesucht und entsprechend teuer gehandelt ist würde doch dem Inhaber der Rechte klar aufzeigen, dass Interesse an einer Neuauflage bestünde.:unsure:

Es enthält das gesammelte jagdliche Wissen meines Großvaters, und das war tatsächlich abundant.
Daran besteht kein Zweifel, ich habe eine Ausgabe des Buchs. (y)

Aber obwohl ich damit den momentanen hohen Wert meines eigenen Exemplars möglicherweise mindere: Es wäre schon schön wenn es eine weitere Auflage gäbe.

Manches Wissen(sgebiet) ist zeitlos. Das gilt auch für das Buch, das hier Threadthema ist. Die Nachfrage liefert den Beweis, wenn es dieses Beweises überhaupt je bedurft hätte.
 

steve

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Es gibt keine Wildart, über die es mehr Bücher, Studien und Gutachten gibt wie das Reh.
Ist es ja auch gegenüber Dam-, Rot- Sikawild, die Wildart die im Winter das Gehörn schiebt.

Seine These vertrete ich aber auch und nicht alleine. 😊
Wie mein Mentor schon sagte, mit 3 Jahren schmeckt er auch, warum soll man warten bis er alt ist.

Wobei man sagen muss, dass AvB zwar auch festgestellt hat, dass die Gehörnentwicklung irgendwo bei 3/4 Jahren am Zenit zu sein scheint, aber er hat daraus nicht die Konsequenz gezogen, dass das dann das Erntealter ist. Nach Lektüre seiner drei Bücher würde ich vielmehr meinen, dass er nicht mal auf die Idee gekommen wäre einen 3jährigen Bock zu schiessen.

Manches Wissen(sgebiet) ist zeitlos. Das gilt auch für das Buch, das hier Threadthema ist. Die Nachfrage liefert den Beweis, wenn es dieses Beweises überhaupt je bedurft hätte.

Ja, manches mag zeitlos sein. Aber um ehrlich zu sein, wirklich nicht besonders viel. Das Werk ist zu wesentlichen Teilen aus den 1940ern mit minimalen Aktualisierung aus den 1990ern. Als Werk aus dem man Wissen entnehmen kann würde ich es nicht empfehlen. Eher für denjenigen der jagdhistorisch interessiert ist und vielleicht auch ein bissl Freude an politischer Incorrectness hat.

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Worin besteht nun das jagdliche Vermächtnis Albrecht von Bayerns ?

Im Kapitel I, auf den Seiten 1 und 2, sagt er´s uns ganz konkret.

Gelegentlich diskutieren auch hier im Forum Wild + Hund, in einem Forum, in dem vor allem das Wild zu seinem Recht kommen soll, manchmal heftig und ausgiebig , wie bereits seit Jahrzehnten, eigentlich seit unvordenklicher Zeit

- auf der einen Seite gestandene Waidgenossen, von rechtem Schrot und Korn, die darauf dringen: "Das Wild hat einen Anspruch auf Lebensraum" und
- auf der anderen Seite Jäger, die im Hauptberuf den Wald und die Staatsforsten betreuen, Holz produzieren und vermarkten und zusammen mit Verfechtern von Naturschutz und Wildbiologie vehement argumentieren.

In diese Diskussion mischt sich Albrecht von Bayern mit seinem Buch und Vermächtnis ein und ich zitiere mal ein paar seiner Sätze, die er sowohl der einen, als auch der anderen Seite entgegenruft:

"Echte jagdliche Tradition heißt vor allem, eine anständige Gesinnung haben, verbunden mit jagdlicher Erziehung, möglichst von klein auf; dazu fachliches - man möchte fast sagen - "handwerkliches" Können. Diese Tradition ist vielfältig, je nach der Landschaft, in der sie gewachsen ist ... Jagdliches Protzentum, schlechte Manieren, Vereinsmeierei sowie Gleichschaltung und Vorschreibung der Sitten und Gebräuche haben unsere bodenständigen, althergebrachten und gewachsenen Überlieferungen in häßlicher Weise entstellt."
"Ein gewisser Schlag von Trophäenjägern hat die ganze Zunft in Verruf gebracht, Neid und Ärgernis erregt."

"Fast alle Reviere sind durch die Land- und Forstwirtschaft in den letzten 200 Jahren derart verändert worden, daß die Rehe das, was sie zum Wohlbefinden brauchen, nicht mehr ausreichend haben: Äsung nach jahreszeitlichem Bedarf, Einstand und Ruhe."
"Überall dort, wo das Wild früher in den verschiedenen Jahreszeiten alles was es brauchte, meist auf verhältnismäßig kleinem Raum, hatte und daher wenig herumwechseln mußte, aber konnte, wenn es wollte, wird es heutzutage durch die Landeskultur und die Beunruhigung gezwungen, sich oft zu überstellen ... ".

"Beide Seiten - sowohl die verbohrten Vertreter der Jagd, als auch die einseitigen Verfechter der übertriebenen Forderungen der Wildbiologie - scheinen nur zu leicht zu vergessen, daß sie nicht allein auf der Welt sind. Die ersteren müßten einsehen, daß wirklich viel falsch gemacht worden ist und ebenso wie auf die Landeskultur auch auf andere Dinge Rücksicht genommen werden muß, will man nicht unser Wild und die Jagdausübung überhaupt in Gefahr bringen."

"Aber die Forstwirtschaft und auch die Wissenschaft haben nicht nur in der Vergangenheit schon so viele Fehler begangen, daß man in diesen Kreisen gut daran täte, heute nicht mit den Fingern auf das zu zeigen, was die Jäger in der Vergangenheit falsch gemacht haben."
"Wenn die Jäger heute verlangen würden, daß sich alles nach den Erfordernissen der Jagd richten soll - würden sie ausgelacht.
Wenn aber Wissenschaftler verlangen, daß sich die Bewirtschaftung des Wildes und die Jagdausübung ausschließlich nach den Erfordernissen der "Natur" zu richten haben, so ist dieses Verlangen zumindest etwas wirklichkeitsfremd.... Auch in der Forstwirtschaft wäre es schön, wieder Urwälder ohne Nutzung entstehen zu lassen ... Aber so wenig man das verlangen kann, so ist es auch nicht einzusehen, warum Jagd und Wild allein aus allem übrigen herausgenommen und in einer völlig unnatürlich gewordenen Umwelt ausschließlich nach "natürlichen" Gesichtspunkten behandelt werden sollen. Warum sollen Wild und Jagd nicht auch in vernünftiger Weise genutzt werden wie Wald und Acker ? "

"Es wäre im gemeinsamen Interesse an der Zeit, daß sich die verschiedenen Gruppen etwas Mäßigung auferlegen und endlich zu einer vernünftigen Zusammenarbeit kommen. Sonst zahlt das Wild am Ende die Prozesskosten der beiden Parteien."

"Manche harten Worte stehen in diesem Buch. Sie wurden nicht geschrieben, um irgend jemand anzugreifen, sondern um unser Wild ... zu schützen"

- schreibt Albrecht von Bayern.
Ware Worte
aber wer hört schon auf einen alten Mann 🤔
Zeigt sich doch im Moment quer durch das gesamte Geschen in der Welt
 
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manches mag zeitlos sein. Aber um ehrlich zu sein, wirklich nicht besonders viel. Das Werk ist zu wesentlichen Teilen aus den 1940ern mit minimalen Aktualisierung aus den 1990ern. Als Werk aus dem man Wissen entnehmen kann würde ich es nicht empfehlen. Eher für denjenigen der jagdhistorisch interessiert ist und vielleicht auch ein bissl Freude an politischer Incorrectness hat.
Bei den ganzen Fachbüchern ist nie alles was dort geschrieben ist, das Nonplusultra. Irgendwo ist immer was wares dabei und man muss sich aus all dem geschrieben die Sache hinterfragen und für sich das passende übernehmen.

Gerade das Rehwild ist auch die einzigst Wildart, die sich mit Bravour den deutschen Hegemaßnahmen am wehrhaftest entgegen gestellt hat 😉

Ich sage auch nicht, dass jetzt alle nur noch die 3 jährigen erlegen sollen.
Die Alterstruckturen sollen ausgewogen sein.
Auch wer Böcke im Revier haben will, braucht Ricken 😁
 
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Wobei man sagen muss, dass AvB zwar auch festgestellt hat, dass die Gehörnentwicklung irgendwo bei 3/4 Jahren am Zenit zu sein scheint, aber er hat daraus nicht die Konsequenz gezogen, dass das dann das Erntealter ist. Nach Lektüre seiner drei Bücher würde ich vielmehr meinen, dass er nicht mal auf die Idee gekommen wäre einen 3jährigen Bock zu schiessen.
Man wird vielleicht unterscheiden zwischen "ich will die beste Trophäe an der Wand" und "ich lass ihn "ein Leben" leben".
Mag nicht jeder verstehen. Kann man aber so machen.

Ja, manches mag zeitlos sein. Aber um ehrlich zu sein, wirklich nicht besonders viel.
Zum Rehwild noch den v. Raesfeld dazu. Und fürs Schwarzwild den W. Kiessling.
Das würde ganze Meter an Bücheregal einsparen wenn man nur die drei hat.
 
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Zur Frage nach einer Wiederauflage: damit habe ich mich rel. eingehend auseinadnergesetzt. Die Rechten wurden seinerzeit letztwillig an den Herausgeber des Buchs übermittelt, der inzwischen ebenfalls verstorben ist. Leider habe ich keinerlei Kontakt zu seinen Erben.
 
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Wobei man sagen muss, dass AvB zwar auch festgestellt hat, dass die Gehörnentwicklung irgendwo bei 3/4 Jahren am Zenit zu sein scheint, aber er hat daraus nicht die Konsequenz gezogen, dass das dann das Erntealter ist. Nach Lektüre seiner drei Bücher würde ich vielmehr meinen, dass er nicht mal auf die Idee gekommen wäre einen 3jährigen Bock zu schiessen.

Er hat durchaus auch 3jährige geschossen oder schießen lassen - wenn sie passend waren.
 
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Zur Frage nach einer Wiederauflage: damit habe ich mich rel. eingehend auseinadnergesetzt. Die Rechten wurden seinerzeit letztwillig an den Herausgeber des Buchs übermittelt, der inzwischen ebenfalls verstorben ist. Leider habe ich keinerlei Kontakt zu seinen Erben.
Das ist schade, ich bin sicher es hätte genügend Interessenten gegeben.
Vielleicht wirds ja irgendwann doch noch was - auch wenn dann der Wert meiner Ausgabe wohl sinken dürfte.
 
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Mon dieu und my goodness! Das Buch wurde bei seinem Erscheinen (lag damals fast noch in Windeln und las das Buch erst Jahrzehnte später, stolperte aber vor ein paar Jahren über die entsprechende Anzeige in der JWW) als "der letzte jagdkulturelle Markstein des 20. Jahrhunderts" beworben. Fast am Ende des ersten Viertels des 21. Jahrhunderts und inmitten eines Bäckerdutzends an Jahren, die wohl alle kulturellen (die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen sowieso) Errungenschaften des alten Westeuropas hinwegfegen werden, darf man konstatieren: Der Werbetexter hatte den Mund nicht etwa zu voll genommen, sondern voll ins Schwarze getroffen.

Hab mir die einmalige Auflage dieses Buchs immer mit dem Begriff "Vermächtnis" erklärt: Ein solches kann man, wie ein Erbe auch, bekanntlich nur ein Mal verjubeln. Manch ein Bonvivant wird von dieser unumstößlichen Tatsache ein gar bitteres Lied singen können.
Dass es stattdessen vielmehr an verschlungenen Wegen der Rechte und gar an ihrem ungeklärten Verbleib liegt, noch dazu wohl irgendwo außerhalb des engeren Familienkreises (ad hoc fühle ich mich bei dem in Rede stehenden Namen jedenfalls nicht sonderlich bemüßigt, im Gotha nachzuschlagen), ist ein starkes Stück.

Man kann nur hoffen, dass der Familie die nötigen Brunftkugeln angedeihen, um eine Neuauflage anzugehen, ganz egal ob unter geklärten oder für unbeachtlich erachteten Rechten. Notfalls muss in dieser Sache ganz einfach der Hoch- und Gleichmut, der früher in den Adelshäusern hauste und zuweilen sein Unwesen trieb, reanimiert werden.

Der postmodernen Jägerschaft, deren Horizont in einem medial konzertierten Tohuwabohu von .308 Winchester, Drückjagdmagazinen, Wärmebildtechnologie und auf forstwirtschaftliche Belange reduzierten Dogmen auf die Länge einer Kurzlaufrepetierbüchse zusammengestutzt worden ist, wären die breiten, tiefen und zeitlosen Einsichten des Albrechtschen Vermächtnisses jedenfalls zu wünschen. Auch wenn man vor dem Hintergrund der leider viel zu wenig bekannten Tatsache, dass nicht etwa Leser ihre Bücher aussuchen, sondern vielmehr Bücher ihre Leser, und dass ein per Youtube, Facebook und Twitter sozialisierter Jäger naturgemäß kein firmes Jagdbuch hinter dem Ofen hervorzulocken vermag, alle Hoffnung auf einen Kassenschlager fahren lassen muss.
Der begehrte Preis "Wild und Hund - Jagdbuch des Jahres" wäre im Fall einer durch einen gewissen fachkundigen Nachfahren überarbeiteten und erweiterten zweiten Auflage jedenfalls sicher und die Neuauflage insgesamt ungemein dienlich darin, das Vermächtnis durch die Zeitenwende hindurch zu retten, so dass es irgendwann mal erst zarte Blüten treiben und dann womöglich gar mal große Früchte tragen kann.
 
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Man kann nur hoffen, dass der Familie die nötigen Brunftkugeln angedeihen, um eine Neuauflage anzugehen, ganz egal ob unter geklärten oder für unbeachtlich erachteten Rechten. Notfalls muss in dieser Sache ganz einfach der Hoch- und Gleichmut, der früher in den Adelshäusern hauste und zuweilen sein Unwesen trieb, reanimiert werden.
Immer mit der Ruhe, Seamaster, ich bin Familie und bin dran. Dazu benötige ich meine Brunftkugeln aber nicht. Aktuell suche ich Kontakt mit dem Rechteinhaber, aber das ist aufgrund der Letztwohnsitzlage des Verstorbenen eben nicht so ganz einfach. Denn ich bin selbst Buchautor und werde schon allein deswegen keine einschlägige Rechtsverletzung riskieren.

Den Seitenhieb auf "Hoch- und Gleichmut" zu kommentieren verbietet mir meine anerzogene Höflichkeit.
 
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