G
Gelöschtes Mitglied 1255
Guest
Da unsere Väter durch Beruf und Jagd ganz eng befreundet waren, blieb es nicht aus, dass auch H. und ich häufig zusammen kamen. Nicht nur gemeinsame Unternehmungen und Jagd standen auf dem Programm, sondern auch das bei allen beliebte Doppelkopfspielen. Während einer solchen Runde erzählte H., dass er in der Nähe seines Hauses ein mobiles Toilettenhäuschen entdeckt habe. Zwei Wochen vorher hatten amerikanische Streitkräfte ein kleines Manöver abgehalten und für die GI´s hauptsächlich im Revier, das mein Vater mitbejagte, aber auch an einigen strategisch wichtigen Punkten für den Komfort der Truppe gesorgt und etliche hellblaue Dixiehäuschen aufgestellt. H. meinte, dass dieses Häuschen ideal für Gartenpartys oder Jagdveranstaltungen aller Art wäre und schlug vor, es im Schutz der Dunkelheit abzuholen. Wir zögerten zuerst, aber H. war Feuer und Flamme und überzeugte uns damit, die Mobiltoilette wäre wohl vergessen worden. Außerdem könnte man jederzeit die aufgedruckte Nummer anrufen und die Fundsache melden. Wir zogen unsere Jacken über und gingen vors Haus. H. fuhr zu dieser Zeit einen alten, aber unverwüstlichen Landrover Pickup, ideal für dieses Vorhaben. Zu viert quetschten wir uns in die Fahrerkabine. Den obligatorischen Zigarillo im Mund, startete H. den Wagen und fuhr den steilen Weg zum Hausberg am Taunusrand hinauf. Wir wurden kräftig durchgeschüttelt und fluchten über das nächtliche Unternehmen. Aber diverse dunkle Biere und Obstler hatten uns gleichzeitig Mut und Kraft verliehen. Am begehrten Objekt angekommen, wendete H. den Wagen gleich, so dass wir das Häuschen nur noch auf die Pritsche heben mussten. Das himmelblaue Ding war überhaupt nicht so schwer, wie wir es uns vorgestellt hatten. Mit Schwung hoben wir es über die Ladekante und legten es mit dem Dach voran an die Fahrerkabine. Was wir bis dahin nicht wussten, war die Tatsache, dass diese Toiletten auch so über einen Schacht entleert und gereinigt wurden. Der Inhalt des Tankes schwappte über die ganze Ladefläche und spritzte nach allen Seiten, natürlich auch auf uns. Mit einem Schlag hatten wir die ganze Manöversch... auf dem Auto und auf uns verteilt. Wir schimpften wie die Rohrspatzen auf H. Der Gestank in der Fahrerkabine war auf der Rückfahrt unerträglich. Auch H. war etwas ruhiger geworden. Zu Hause fand er seine Worte wieder. Wir versteckten das Häuschen erst mal in seinem Holzschuppen. Im Vorraum entledigten wir uns bis auf die Unterhosen aller Klamotten und reinigten uns notdürftig. Das Kartenspielen setzten wir leicht bekleidet fort. Um den Gestank zu vertreiben, sprachen wir kräftig dem dunklen Bier zu und dezimierten die Obstlervorräte. Dazu qualmten wir wie die Schlote. Hoch und heilig schworen wir H. jeden einzelnen seiner Vorschläge vorher genauestens zu prüfen. Doch mit zunehmendem Pegel mussten wir alle über unsere eigene Dummheit und die darauf erfolgte „schnelle Strafe“ lachen. Kurze Zeit später hatten aufmerksame Spaziergänger unser mühsam geborgenes Häuschen entdeckt und über die aufgedruckte Telefonnummer den Standort verraten. Als die rechtmäßigen Besitzer vorfuhren, murmelten wir etwas von sichergestellter Fundsache und konnten mit ansehen, wie der Fahrer die Toilette fachgerecht auflud, ohne dass ihm auch so ein Missgeschick passiert wäre. Beim Aufschreiben dieser kleinen Döneke meinte ich fast, den üblen Geruch wieder in der Nase zu haben.
)
