- Registriert
- 18 Apr 2017
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Horrido,
Den Satz "Nicht über Lauscherhöhe" sollte wohl vielen Waidmännern bekannt sein!
Ich bin seit knapp zwei Jahren mit einem Begehungsschein in einem ca. 600 ha großen Revier in naher Verwandschaft mit dabei, unentgeltlich.
Nun zu meinem Problem oder besser gesagt: Zu meinem Missverständnis.
Ich komme selbst aus der Forstfraktion, bin studierter Forstwirtschaftler.
Als ich vor einem Jahr Anfang Mai einen "vitalen" Bock erlegt habe hieß es nur: "Das wäre ein schöner Zukunftsbock gewesen." Kritische Blicke, aber sonst alles im Rahmen.
Dieses Jahr wieder am morgen des 1. pirschen gewesen: Ein Jährling erwischt, welcher noch nicht verfegt, aber gut aufgesetzt hatte. Dann hieß es wieder: "Das war ja ein schöner Zukunftsbock, die schießen wir normal erst nach der Blattzeit. Gute Gene müssen weitergegeben werden."
Vorhin wieder gesessen, an einer Kanzel ohne bisherigen Abschuss. Nach ca. 2 Std wechselte ein Rehbock an, stand ca. 15 min grottenbreit vor mir und ich habe nicht geschossen, aus dem Hintergrund heraus ihn nicht schießen zu dürfen, weil er zu viel oben drauf hatte. Währenddessen hat er sich einen netten Weißtannen-Kräutersalat ca. 40m vor meiner Nase gegönnt!
Zurück am Auto habe ich mich über mich selbst geärgert. Und ich wüsste ehrlich gesagt nicht, ob das für mich auf Dauer ein Revier wäre, in dem ich mit so einer Strategie jagen möchte.
Nicht, dass ich mich nicht in deren Lage versetzen könnte, aber wie kann ich die Mitpächter davon überzeugen alles freigegebene auch zu schießen?
Vor allem heißt es dann: "In Reviermitte lassen, an der Grenze darfst du alles schießen." Und ich denke das ist nicht nur in unserem Revier gängige Praxis. Gönnt man da den Nachbarn nichts oder wo liegt da der Sinn?
Versteht mich nicht falsch, ich bin weder Trophäen-, noch Beutegeil. Ich bin auch Niemand, der sich jedes Gehörn an die Wand nagelt. Im Gegenteil, das liegt nicht in meinem Interesse.
Ich kenne nur den waldbaulichen Hintergrund, die Verjüngungssituation vor Ort, und die hohe Rehwilddichte. Es gibt kaum einen Maiansitz, an dem ich absolut keinen Anblick habe.
Ich versteh nur die Strategie eines selektiven Abschusses nicht:
Was entscheidet darüber, ob ein Bock vital und welches Stück genetisch minderwertiger ist? Nur, weil er viel drauf hat, aber sonst normales Gewicht hat? Zumindest kommt es für mich so rüber.
Sind die äußeren Einflüsse nicht wesentlich größer, als die Vererbung (kaltes Frühjahr, harte Winter, Unruhe im Revier, hohe Rehwilddichte - sozialer Stress, zu wenig Nahrungsangebot, etc.) ?
Gibt es Beobachtungen, dass ein schwaches einjähriges Stück keine Möglichkeiten hat sich noch zu entwickeln?
Wenn ein vitaler Bock seinen Einstand hat, ist es dann nicht umso schwerer für geduldete Artgenossen und Nachzügler sich zu entwickeln?
Wenn ich aus mehreren Stücken Aussortieren kann, dann schieße ich natürlich nur das Schwächste heraus. Sitzt man drei Stunden und es wechselt nur der "Zukunftsbock" (der Alte, der Starke) dann würde ich diesen gerne auch schießen. Wenns nach mir ginge, dann würde ich lieber zu Saisonbeginn etwas mehr Strecke machen und dann ab Mitte Dezember das Wild mit erfülltem Abschussplan in Ruhe lassen.
Wie handhabt ihr das bei euch im Revier?
Warum jagt ihr mit eurer Strategie und was überzeugt euch dies so zu handhaben?
Kann der Jäger überhaupt gezielt selektieren?
Ich weiß, dass ich nur einen BS habe und deswegen auch nicht großartig Rechte habe oder Ansprüche stellen darf. Deswegen möchte ich mich auch nicht bei den Pächtern unbeliebt machen, weil ich denen ihre "gezüchteten" Trophäen wegschieße, obwohl das nichtmal mein Anreiz ist.
Und ich weiß, dass bei solchen Diskussionen die Meinungen sehr gespalten sind. Oft ist es auch von den Lebensraumkapazitäten abhängig wie man jagt. Dennoch bin ich gespannt auf eure Erfahrungen.
Grüße und Wmh!
Den Satz "Nicht über Lauscherhöhe" sollte wohl vielen Waidmännern bekannt sein!
Ich bin seit knapp zwei Jahren mit einem Begehungsschein in einem ca. 600 ha großen Revier in naher Verwandschaft mit dabei, unentgeltlich.
Nun zu meinem Problem oder besser gesagt: Zu meinem Missverständnis.
Ich komme selbst aus der Forstfraktion, bin studierter Forstwirtschaftler.
Als ich vor einem Jahr Anfang Mai einen "vitalen" Bock erlegt habe hieß es nur: "Das wäre ein schöner Zukunftsbock gewesen." Kritische Blicke, aber sonst alles im Rahmen.
Dieses Jahr wieder am morgen des 1. pirschen gewesen: Ein Jährling erwischt, welcher noch nicht verfegt, aber gut aufgesetzt hatte. Dann hieß es wieder: "Das war ja ein schöner Zukunftsbock, die schießen wir normal erst nach der Blattzeit. Gute Gene müssen weitergegeben werden."
Vorhin wieder gesessen, an einer Kanzel ohne bisherigen Abschuss. Nach ca. 2 Std wechselte ein Rehbock an, stand ca. 15 min grottenbreit vor mir und ich habe nicht geschossen, aus dem Hintergrund heraus ihn nicht schießen zu dürfen, weil er zu viel oben drauf hatte. Währenddessen hat er sich einen netten Weißtannen-Kräutersalat ca. 40m vor meiner Nase gegönnt!
Zurück am Auto habe ich mich über mich selbst geärgert. Und ich wüsste ehrlich gesagt nicht, ob das für mich auf Dauer ein Revier wäre, in dem ich mit so einer Strategie jagen möchte.
Nicht, dass ich mich nicht in deren Lage versetzen könnte, aber wie kann ich die Mitpächter davon überzeugen alles freigegebene auch zu schießen?
Vor allem heißt es dann: "In Reviermitte lassen, an der Grenze darfst du alles schießen." Und ich denke das ist nicht nur in unserem Revier gängige Praxis. Gönnt man da den Nachbarn nichts oder wo liegt da der Sinn?
Versteht mich nicht falsch, ich bin weder Trophäen-, noch Beutegeil. Ich bin auch Niemand, der sich jedes Gehörn an die Wand nagelt. Im Gegenteil, das liegt nicht in meinem Interesse.
Ich kenne nur den waldbaulichen Hintergrund, die Verjüngungssituation vor Ort, und die hohe Rehwilddichte. Es gibt kaum einen Maiansitz, an dem ich absolut keinen Anblick habe.
Ich versteh nur die Strategie eines selektiven Abschusses nicht:
Was entscheidet darüber, ob ein Bock vital und welches Stück genetisch minderwertiger ist? Nur, weil er viel drauf hat, aber sonst normales Gewicht hat? Zumindest kommt es für mich so rüber.
Sind die äußeren Einflüsse nicht wesentlich größer, als die Vererbung (kaltes Frühjahr, harte Winter, Unruhe im Revier, hohe Rehwilddichte - sozialer Stress, zu wenig Nahrungsangebot, etc.) ?
Gibt es Beobachtungen, dass ein schwaches einjähriges Stück keine Möglichkeiten hat sich noch zu entwickeln?
Wenn ein vitaler Bock seinen Einstand hat, ist es dann nicht umso schwerer für geduldete Artgenossen und Nachzügler sich zu entwickeln?
Wenn ich aus mehreren Stücken Aussortieren kann, dann schieße ich natürlich nur das Schwächste heraus. Sitzt man drei Stunden und es wechselt nur der "Zukunftsbock" (der Alte, der Starke) dann würde ich diesen gerne auch schießen. Wenns nach mir ginge, dann würde ich lieber zu Saisonbeginn etwas mehr Strecke machen und dann ab Mitte Dezember das Wild mit erfülltem Abschussplan in Ruhe lassen.
Wie handhabt ihr das bei euch im Revier?
Warum jagt ihr mit eurer Strategie und was überzeugt euch dies so zu handhaben?
Kann der Jäger überhaupt gezielt selektieren?
Ich weiß, dass ich nur einen BS habe und deswegen auch nicht großartig Rechte habe oder Ansprüche stellen darf. Deswegen möchte ich mich auch nicht bei den Pächtern unbeliebt machen, weil ich denen ihre "gezüchteten" Trophäen wegschieße, obwohl das nichtmal mein Anreiz ist.
Und ich weiß, dass bei solchen Diskussionen die Meinungen sehr gespalten sind. Oft ist es auch von den Lebensraumkapazitäten abhängig wie man jagt. Dennoch bin ich gespannt auf eure Erfahrungen.
Grüße und Wmh!
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