Der Fehlschuss

ElCaracho

Anzeige/Gewerblicher Anbieter
Registriert
12 Feb 2014
Beiträge
1.800
Find ich gut, wie dus gelöst hat. Kommt doch häufiger vor, dass man bei der Roten Arbeit einfach sein Programm durchzieht und erst danach zur Ruhe gekommen nochmal über das erlebte nachdenkt. Da fällt einem dann so manches auf.


Eine Fehlschuss Geschichte hab ich auch:

Ich war bei einem Foristen zu Gast und saß mittags am Roggen im schönen Brandenburg an. Bei brütender Hitze trat ein schwacher Jährling aus dem Roggen, den ich auf ca. 100m beschoss, worauf dieser zurück in den Roggenschlag flüchtete.

Nach einigen Minuten baumte ich ab, begab mich zum Anschuss, konnte dort nichts entdecken, aber neben mir im Roggen tat sich etwas.
Beim abglasen entdeckte ich in einer Fahrspur einen schwer hinkenden Jährlingsbock und dachte einfach nur "Auuuuu schei...... Laufschuss!"
Also Waffe vom Rücken, repetiert, mit großen Schritten dem Bock hinterher. Duch die Halme den in schneller Schrittgeschwindigkeit hinkenden und rollenden Bock beschossen. Mitten durch, Riesenschweinerei.

Als den ca 9-10 kg Jähring begutachtete, stellte ich jedoch fest, dass diesem wohl der Lauf durch ein Mähwerk abgetrennt wurde und diese Wunde bereits verheilt war (beim Aufbrechen der kläglichen Reste kam dann noch ein Tennisball großer Tumor am Herz zum Vorschein). Kein weiterer Treffer erkennbar.

Ich hatte meiner Ansicht nach also den falschen Bock in Händen und zitierte den Gastgeber zur Mittagszeit bei gefühlten 40 Grad samt seinem Schweisshund aus dem Büro, da ich der festen Überzeugung war, dass hier noch ein anderer Jährling liegen müsste. (Hat bestimmt große Begeisterung ausgelöst).

Ich hatte schön gefehlt mit dem ersten Schuss, ich musste die Waffe zum Büchsenmacher bringen, eine neue Montage drauf und seitdem trifft sie auch wo sie soll - die Montage hatte wahrscheinlnich beim Transport über 500km was abbekommen.
 
Registriert
27 Apr 2009
Beiträge
13.152
....Eine Fehlschuss Geschichte hab ich auch:.....

Ich auch, jedenfalls dachte ich das damals, im Dezember 1989, an einem herrlichen Jagdtag mit dünner Schneedecke, Frost und weiß bereiftem Wald.
Ein netter Förster hatte mir mangels eigener Zeit einen seiner Lieblingshochsitze angeboten, um dort nahe der Reviergrenze einen Fernwechsel abzudecken, der bei der (abgestimmten) Drückjagd im angrenzenden Staatswaldforstamt schon früher häufig angenommen wurde.
Und es lief prima. Zwei Sauen hatte ich bereits erbeutet, als es in der Laubholzdickung mit den drei Krähenfüßen von rechts kommend mächtig zu knacken begann. Wenige Sekunden später erscheint das Haupt eines Alttiers an der Dickungskante und sichert eine Weile. Dann trollt ein ca. 10 Kopf starkes Rudel Rotwild über alle drei Schneisen und bietet mir schließlich die Chance, ein Kalb zu erlegen. Noch ganz aufgewühlt vom tollen Erlebnis registriere ich aus dem Augenwinkel einen Nachzügler auf der rechten Schneise, wie er eben noch mit dem Hinterteil verschwindet und sich gleich darauf auf der mittleren Schneise als Kurzspießer entpuppt. Die Büchse ist noch im Anschlag, durchrepetiert und so kann ich ihn auf der dritten Schneise beschießen.

Damals hielt ich noch große Stücke auf die Stammtischgeschichten der "alten Hasen" und konnte nach den typischen Empfehlungen, als nun aufstrebender Hochwildjäger, einen uralten 98er mit Schiene im Kaliber 9,3x62 günstig ergattern. Dazu noch ein angebrochenes Los an DWM Starkmantelgeschossen, die ebenfalls von den Senioren wie Wundergeschosse hoch gelobt wurden.
Jedenfalls kam ich mit dieser Kombination auf den langsam trollenden Spießer auf ca. 80m prima am Stich ab und meinte, ihn auch zeichnen gesehen zu haben. Mit großen Sprüngen nahm er die Dickung an, in der es jetzt gewaltig rumorte und das Rudel, das wohl nach dem Kalbabschuss dort verhoffte, mit sich nahm. Erfreulicherweise führte das dazu, dass die Gesellschaft ihre ursprüngliche Richtung änderte, und, statt in der sicheren Dickung weiter zu ziehen, nun im 90° Winkel links vom Hochsitz das Fichtenaltzholz annahm. Gerade wollte ich mir wieder ein Kalb oder Schmaltier aussuchen, als von hinten "mein" Spießer in das Rudel rennt und alles durcheinander wirbelt. Jetzt war dringendes Handeln erforderlich, auf den offensichtlich sehr mobilen Hirsch noch einen besseren Treffer anzubringen. Es war nicht weit, vielleicht 50-60m. Im Zielfernrohr konnte ich den Hirsch sehr genau erkennen und zu meiner vollständigen Verwirrung keinen Schweißfleck auf der Decke ausmachen. Auch keine anderen Anzeichen für einen Treffer. Für einen Nachschuss gab es keine Chance, immer war der Hirsch mit anderem Rotwild verschachtelt und schließlich spitz von mir weg.

Na Prost, da hat es den bis dahin perfekten Jagdtag noch verhagelt.
Die Stelle, an der es einen Anschuss geben müsste, war nach dem Treiben im lockeren, dünnen Schnee ohne Zweifel zu finden. Zudem waren die Calamagrostishalme vom Raureif wie weiß angepinselt und hätten auch einen stecknadelkopfkleinen Schweißspritzer erkennen lassen - meinte ich. Tja, war ja klar, dass es ein Fehlschuss sein musste, bei den perfekten Wetterbedingungen und dem anschließend als gesund bestätigten Spießer.

Am nächsten Morgen war ich bei den selben herrlichen Wetterbedingungen zum Frühansitz im Nachbarrevier verabredet. Da sollte es so weitergehen, wie es am Vortag lief. Ein Frischling, ein Schmaltier und ein Reh hatte ich beschossen. Der Frischling und das Reh lagen in Sichtweite, das Schmaltier war ein ganz sicherer Abschuss, zeichnete perfekt und verschwand im dichten Bewuchs. Diesmal war kein Zweifel, dass es nach wenigen Metern liegen musste. Und das tat es auch, nach ca. 40m Fluchtstrecke. Die entpuppten sich aber als sportliche Herausforderung und brachten eine wichtige Erkenntnis: weder die 9,3x62, noch das legendäre 16g Starkmantelgeschoss bringen die sagenhafte Augenblickswirkung, die von den "alten Hasen" am Stammtisch immer so gerühmt wurde. Jedenfalls aus meiner Bixn nicht.

Wieder zeigte sich am sicher zu finden Anschuss nicht das geringste Zeichen von Schnitthaaren oder Schweiß im Raureif, trotz Scharfrand nicht. Ein firmer Schweißhund hätte vermutlich was verweisen können, aber den hatte ich gerade nicht da. So musste ich die Fährte zunächst nur am erkennbar abgestreiften Raureif der Halme und Zweige halten. Erst nach etwa 30 Schritten war auch Schweiß zu finden. Sofort kam das Bild von gestern vor dem inneren Auge hoch - SOLLTE es da etwa ebenso gelaufen sein? Das Abkommen ließ eigentlich keinen Fehlschuss zu, aber der Spießer war doch als gesund zu erkennen.....

Nach der Wildversorgung bin ich ziemlich aufgewühlt, mit zunehmender Spannung und Vorahnung, umgehend zum Anschuss vom Vortag gefahren und, Schweißhundführer mögen es dem Greenhorn nachsehen, einfach in Fluchtrichtung in die Dickung vorgedrungen. Weit musste ich nicht gehen, dann stand ich vor dem stocksteif gefrorenen Spießer mit gutem Blattschuss.

War schon verdammt peinlich, dem Revierleiter das etwas "wertgeminderte" Wildpret zu beichten, aber auch eine nachhaltige Lehre, nie wieder vorschnell ein gutes Abkommen als Fehlschuss zu deklarieren, weil es vermeintlich offensichtlich oder bequemer ist.
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
147
Zurzeit aktive Gäste
443
Besucher gesamt
590
Oben