Die erste Beute in 2021

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Nur ein Reh (von Sir Henry)

am 2. Januar fahre ich um 6.45 über die A 3 Richtung PB. Für „meine“ Rehe kaufe ich im Supermarkt noch 2 kg Äpfel, die nach dem Morgenansitz für zwei Kirrungen gedacht sind. Weil der Wald wgen der Pandemie von Nanus stark überlaufen ist, fällt ein Ansitz an den Forststraßen aus und ich weiche auf eine Kanzel aus, die ich vor 18 Jahren am Rand eines Altholzbestandes aufgestellt hatte. Von der damaligen freien Sicht ist heute nix mehr übrig geblieben und beschränkt sich auf eine Rückegasse bis 150m nach links hangabwärts und eine Blöße mit Kirrung und Salzlecke schräg nach rechts auf gleicher Höhe.

Um 7:45 beziehe ich meine Kanzel, deren Fensterklappen sich nach außen-oben öffnen lassen und über die vollen Kanzelseiten gehen. Die Türseite hat zwei Klappen. Aufgrund der Örtlichkeiten wird vor allem schnell Wild übersehen, das über das linke schmale Sicht- und Schussfeld zieht und meist zu kurz verhofft, um einen Schuss loszuwerden. Nicht nur in diesem Fall, aber hier besonders, bringen mir Jagdspiegel jagdpraktische Vorteile, die ich seit etwa 5 Jahren an einigen Anritzeinrichtungen zunehmend zu schätzen weiß. Eigentlich keine große Sache, doch in weiten Kreisen unbekannt. Allerdings haben im Anschluss an meine Revierbegehungen einige Teilnehmer die Nützlichkeit erkannt und kopiert.

Um 9:00 denke ich allmählich ans abbaumen, entschließe mich aber dann doch noch eine halbe Stunde dranzuhängen, wobei ich hauptsächlich die Salzlecke (Pfeil) im Blick habe, aber dank des Spiegels quasi als Beigabe auch sehen kann, was sich in der Rückgasse tut und dann auch ergab. Nachdem der Repetierer schon in dieser Richtung bereit lag, wurde ich dann auch schnell genug auf ein Schmalreh fertig. Als das Absehen auf 120m dem Stück auf dem Blatt stand, riß es der Schuss von den Läufen.

Einige Umstände verhalfen mir aber doch zu dieser an sich recht gewöhnlichen Erlegung, denn es sind oft die kleinen Dinge, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Zunächst war das der Spiegel, dann eine gute Gewehr- und Armauflage, das Ablegen der Waffe für die schwierigere Schussrichtung, der große Abzugsbügel, um auch mit meinen dicken Skihandschuhen an den Abzug zu kommen. Die Zeit war zu knapp, um den Zeigefinger durch den Handschuh zu stecken und an einzustechen oder eingestochen schießen wäre damit gar nicht zu denken gewesen. Das Wild, das mir auf dem Weg zum Ansitz im Scheinwerferlicht über die Forststraßen zog, habe ich als gutes Zeichen empfunden und hat mich auch nicht enttäuscht.

Mit der Jagd wird man als Durchschnittsjäger kein „Geld machen“ können, aber hinauswerfen wird man es auch nicht wollen. Wenn sich nach weiter Anfahrt der Erfolg mangels Anlauf nicht einstellt, dann sollte man Dinge ändern, die sich ändern und in Erfolg umsetzen lassen. Auf Vieles bin ich im Laufe der Jagd gekommen und eigentlich erst in den letzten 22 Jahren, in denen ich einen Pirschbezirk ausschließlich im Wald bejage. In jagdlichen Lehr- und Praxisbücher habe ich darüber so wenig gefunden, wie in den Prospekten der „Ausrüster“.

Das Ende des Jagdjahres ist nicht mehr fern und es ergibt sich vielleicht der Anlass zu überlegen, ob man für die kommende Saison, jenseits von WBK und NST, das eine oder andere nicht nur errichtet oder repariert, sondern schlicht verbessern könnte. Auf meiner CD „Poesie und Praxis“ (5€) sind 11 solcher Tipps zum Nachbau aufgeführt.

Also dann auf ein gutes Neues Jahr 2021
 

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Sehr schön geschrieben, Waidmannsheil😄💪
(erster!😝)
Ein sehr schönes Fleckchen wo du gesessen hast.
Da ist die Geräuschkulisse sicher immer spektakulär oder?
 
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Waidmannsheil Sir Henry(y)
und vielen Dank fuer die schoene Geschichte hinter der Erlegung
 
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Waidmannsheil Henry

Aus deiner Signatur: "S³ mein Anspruch: sicher-schnell-sauber."

... also eher z.B. A x B x C? :p
 
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Sehr schön geschrieben, Waidmannsheil😄💪
(erster!😝)
Ein sehr schönes Fleckchen wo du gesessen hast.
Da ist die Geräuschkulisse sicher immer spektakulär oder?
Vorab: Waidmansdank allerseits.
An so einem "schönen Fleckchen" anzusitzen ist für den progressiven modernen Jäger eine langweilige Angelegenheit. Da wird Geduld ebenso gefordert, wie kontrollierte Eile. Die Geräuschkulisse ist auf niedrigem Niwo und im feuchten Laub nähert sich Wild auch völlig lautlos.
Von dieser Kanzel aus habe ich schon weit über 20 Rehe, darunter einige Dubletten, erlegt.
 

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Waidmannsheil
Die Idee mit dem Rückspiegel an der Kanzel ist sehr gut.(y)
 
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Danke für den Bericht! Da habe ich doch gleich mal bestellt... ;-)
Bin gespannt, man lernt nie aus!
 
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Nachdem das neue Jahr eingeleutet und würdig begrüßt worden war bin ich dann erst am Samstag dazu gekommen mal eine ausgedehnte Runde in beiden Revieren zu machen.
Im neuen Revier vor der Haustür waren leider noch drei (für mich wichtige) Zufahrtswege durch umgestürzte Bäume versperrt. Also fix den Waldbauern angerufen und um Abhilfe gebeten.
Ansonsten hatten die Sauen zwar an der ein oder anderen Stelle etwas in den Wiesen rumgestochert, aber nichts frisches.
Im alten Revier an allen drei Kirrungen nichts mehr da.
Also wieder frisch beschickt und ab nach Hause zum Vespern.
Da mein Mitpächter im alten Revier raus wollte hab ich mich dann doch noch entschlossen auch mal raus zu gehen. Zwei Stellen besetzt ist die Wahrscheinlichkeit größer das einer mal Anblick oder Weidmannsheil hat.
Punkt fünfe gesessen und dann war erstmal absolute Stille im Wald. Gegen neun mal kurz per WhatsApp mit meinem Mitpächter geschrieben - bei ihm auch absolute Stille - nichts zu sehen oder zu hören.
Nun muss ich dazu sagen das in diesem Revier die Sauen entweder kurz nach Einbruch der Dunkelheit kommen oder erst so ab elf, halb zwölfe.
Dann schreckte in einiger Entfernung das Rehwild - aber es zog sich weiter weg von mir.
Muss zu meiner Schande gestehen das ich dann doch mal (aber nur gaaanz kurz) die Augen zu hatte. Wach geworden bin ich durch eine Nachricht von meinem Mitpächter der mir schrieb das ausser einem Marder nix da war und er jetzt abbaumt und heim fährt.
Na ja, Trommel stand noch, auch die Äste am Malbaum standen noch - also den Rest Tee trinken und dann einpacken und heim.
Der Tee war grade alle da hörte ich es rechts hinter mir kurz krachen und scheppern. Dann war wieder Ruhe.
Weder mit Fernglas noch mit Wärmebild was zu sehen.
Also Rucksack gepackt und auf einmal kurzes, leises rascheln und schon standen 7 oder 8 Sauen auf der Kirrung. Gut das ich die Waffe immer noch griffbereit auf der Brüstung liegen hatte. Es waren mindestens 5 Frischlinge und zwei stärkere Stücke - vermutlich Überläuferbachen.
Dann hat es doch noch knapp 2 Minuten gedauert ehe ein Frischling alleine breit stand und schon riss ihn die Kugel von den Läufen.
Nachgeladen und mit dem Wärmebildgerät nachschauen ob er liegt - lag auch direkt am Anschuß. Dort ist leider eine feuchte, also auch dunkle Stelle - ohne Technik geht da leider nichts da die Sauen nicht auf das helle Gras gehen. Egal welche Leckereien dort liegen.
Erstmal einen kleinen Zigarillo angezündet und dann kam doch nochmal kurz das Jagdfieber hoch.
Dann schnell den Mitpächter informiert - der brauchte ja dringend eine kleinere Sau. Nur, der war schon auf der Autobahn. Musste also nochmal umdrehen und zurück.
Gemeinsam haben wir dann den Frischling (29kg) geborgen und an unserer zentralen Aufbruchstelle versorgt.
Gegen halb zwei sind wir dann heimgefahren wo bei mir zu Hause ein guter Jagatee und ein Zigarillo diesen Jagdabend würdig beendeten.


Gruß der olle pudlich
 
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Dir auch ein waidmannsheil und ein frohes neues Jahr, bei den tollen Geschichten ziehe ich den Hut, super geschrieben.
Gruß
Jörg
 
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Vorab: Waidmansdank allerseits.
An so einem "schönen Fleckchen" anzusitzen ist für den progressiven modernen Jäger eine langweilige Angelegenheit. Da wird Geduld ebenso gefordert, wie kontrollierte Eile. Die Geräuschkulisse ist auf niedrigem Niwo und im feuchten Laub nähert sich Wild auch völlig lautlos.
Von dieser Kanzel aus habe ich schon weit über 20 Rehe, darunter einige Dubletten, erlegt.
Waidmannsheil! Hast Du Deinen Abschuß für Rehe erfüllen können?
 

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