Die Geschichte eines Jungjägers...(inkl. obligatorischer Ausrüstungsfrage...)

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Hallo alle zusammen,

ich freue mich sehr, diese Zeilen hier zu verfassen und ich bin mir absolut bewusst, dass genau diese Fragen hier ständig und von so ziemlich allen JJ gestellt werden. Ich habe mir auch sehr viele Themen hier und in anderen Foren dazu durchgelesen, allerdings läuft das am Ende doch immer auf "fünf Jäger, sechs Meinungen" heraus und man ist so schlau wie vorher.

Daher erlaube ich mir, einfach mal meine ganz konkrete Situation zu schildern und hoffe auf ein paar maßgeschneiderte Tipps. Ich bedanke mich im voraus und wünsche allseits Waidmannsheil!

Kurz zu mir:

Ich bin 39 Jahre alt, Sportschütze, zweifacher Familienvater, lebe in Südtirol und habe jetzt vor zwei Monaten meine Schießprüfung als letzten Teil hinter mich gebracht.

Bei uns läuft die Vorbereitung und die Prüfung doch etwas anders ab als in Deutschland und ich muss gestehen, dass ich ein wenig neidisch auf meine alte Heimat schiele (komme gebürtig aus dem Ruhrgebiet), wenn ich mir im Internet die Ausbildung dort anschaue.

Das kommt mir dort doch alles sehr viel fundierter und strukturierter vor als hier bei uns.

Der Wunsch Jäger zu werden ist das Ergebnis eines längeren Lebens-Prozesses, der mit Naturverbundenheit, der Suche nach "Abenteuern" und dem Wunsch, ein sauberes Lebensmittel mit den eigenen Händen zu produzieren, begann und in hunderten von Stunden Schulungen, Training und Lernen gipfelte, bis ich jetzt endlich die Jagderlaubnis in den Händen halte.

Meine Ausgangssituation:

Nun stehe ich vor der Wahl meines Reviers: bei uns in Südtirol ist das entweder das Revier seines Wohnortes (min. 5 Jahre Ansässigkeit) oder das seines Geburtsortes (min. 10 Jahre Ansässigkeit in der Vergangenheit).

Als Deutscher steht mir damit nur eine Möglichkeit offen. Dieses Revier ist aber ziemlich klein (keine 6.000 ha) und ziemlich "überfüllt" (90 aktive Jäger), so dass man tatsächlich genau ein Stück Hochwild pro Jahr fix zugeteilt bekommt, alle sechs Jahre eine Gams, und pro Jahr insgesamt drei-sechs Stück Rotwild und an die 50 Rehgeiße auf dem Abschussplan stehen. Es bleiben also am Ende nur Vögel und Raub- und Niederwild, wobei sich letztere bei uns auf Fuchs und Feldhase beschränken.

Ab Mai geht hier die Saison los. Die Kosten für den Eintritt und die Mitgliedschaft sind sehr hoch, die Möglichkeiten, tatsächlich Wild zu erlegen sind es leider eher nicht. Deswegen habe ich eigentlich für mich bereits entschieden, erstmal nicht beim Revier mitzumachen, sondern vielmehr mit den mir bekannten Jägern die verschiedenen Reviere Südtirols als Gast zu erleben und dort als Gast bei der Niederwild-Jagd mitzumachen. Später möchte ich dann gezielt Abschüsse kaufen und auch mal als Jagdurlaub in den Süden, Osten und Norden fahren um dort bei einer geführten Jagd oder Drückjagd mitzumachen und mich so langsam ran zu tasten.

Die ewige Ausrüstungsfrage:

Da ich noch nicht so richtig weiß, was jetzt auf mich zukommt und ob ich überhaupt die Gelegenheit habe, "so richtig" auf die Jagd zu gehen, möchte ich tatsächlich "sinnvoll wenig" für meine Ausrüstung ausgeben. Nachtjagd ist in Italien übrigens verboten ("eine Stunde vor und nach Sonnenaufgang").

Mein Gesamtbudget für die Waffen und das Fernglas liegt bei 3.500€. Wenn ich in einem der Bereiche spare, kann ich es in die anderen verschieben.

Fernglas (max. Budget 500€)

Ich liebäugle mit einem Glas von Kowa in 8x42. Die sind sehr günstig (um die 250€) und das hatte ich schon in der Hand und war sehr zufrieden. Alternativ hätte ich noch an das Vortex Diamond Back oder das Nikon Monarch gedacht. Oder gibt es gebrauchte Zeiss/Swarovski Gläser in diesem Preissegment die eine bessere Alternative darstellen? Bin auch für andere "Geheimtipps" zu haben...

Büchse (max. 1.250€)

Mein Kaliber der Wahl ist nach Zahlreichen Recherchen und hunderten Meinungen .308 Win. Ein gutes Allround-Kaliber mit dem ich von Fuchs (bei uns nur mit Kugel jagbar) bis Rotwild alles jagen können sollte. Es soll auf jeden Fall ein Repetierer sein. Hier stellen sich für mich eigentlich nur drei Alternativen dar:

A) eine günstige CZ Büchse (ich meine das Modell war "Lux")

Wurde mir mal für 500€ inkl Montageringe angeboten und ist faktisch brand neu. Lag sehr gut in der Hand und wurde von einem befreundeten erfahrenen Jäger für "sehr gut" befunden. Hier wäre halt das Sprichwort: "Spare an der Büchse und investiere ins Glas" Programm. Ich mag übrigens lieber Kunststoffschäfte statt Holz...

B) Remington 700 bzw. Bergara (optimierter Nachbau)

Das Grundmodell würde ich überspringen und eher im Police oder Tactical Segment anfangen. Niedriger Einstiegspreis (um die 700€) und viele Anpassungsmöglichkeiten. Da könnte ich mich halt nach und nach an das für mich optimale Setup ran tasten. Die Gefahr ist aber, dass ich mich dabei verbastel... :)

C) Tikka T3X Lite

Kriege ich von einem Waffenladen in der Gegend neu für 1.200€. Habe ich aber noch nie in der Hand gehabt und kann es schlecht einschätzen. Man liest nur Gutes. Als (taktischer) Sportschütze bin ich eh der Meinung, der Schütze muss sich ans Gewehr anpassen. Ich habe die vielen Ratschläge hier gelesen zum Thema "die Waffe muss zu dir passen", aber ich frage mich, wie man sowas im Geschäft bei ein paar Anschlägen, oder auf dem Schießstand mit ein paar wenigen Schützen unter "Laborbedingungen" feststellen will. Das würde dann wieder für Variante B sprechen...

Vielleicht habt ihr aber noch einen Tipp zu einer Büchse, die ich bisher nicht auf dem schirm habe? Laut diverser Tests in Jagd- und Waffenmagazinen sind ja auch die richtig günstiger Repetierer von Savage und Co absolut in Ordnung...der Wiederverkaufswert dürfte auch nicht allzu schlecht sein.

Flinte (750€)

Hier habe ich tatsächlich keine Ahnung. Es soll eine Bockflinte sein, dazu habe ich mich entschieden. Kaliber 12/76. Variabler Choke. Vorschläge? Es geht damit mit Schrot auf Hasen und Enten. Flintenlaufgeschosse sind bei uns verboten.

Optik (1.000€)

Da ich bisher kein ZF-Schütze war, kenne ich mich hier sehr wenig aus und brauche vermutlich am meisten Rat auf diesem Feld. Ich habe auch keine Ahnung, wie viel man hier min. ausgeben sollte. Montiert wird es wie gesagt auf einen .308 Repetierer. Ich werde keine Schüsse jenseits der 200m wagen. Ein Leuchtabsehen wäre schön. Ich mag Typ 3. Eine Vergrößerung auf Okularbildebene wäre super.


Wenn du bis hierhin durchgehalten hast, vielen Dank für dein Interesse! Ich freue mich auf eure Ratschläge und kann es kaum erwarten, mit dem Abenteuer Jagd zu beginnen. Und vielleicht sieht man sich ja einmal dort draußen!
 
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Guest
Sehr schön geschrieben! Willkommen im Forum und Glückwunsch zum bestandenen Jagdschein. Ich hätte bei deinem Budget den dringenden Ratschlag, auf den Gebrauchtmarkt auszuweichen. Mit etwas Geduld und einer erfahrenen Person an der Seite, lassen sich hier richtig gute Schnäppchen ergattern. Lieber ein älteres Markenglas, als billiger neuer Plunder. Sowohl beim Fernglas, als auch beim Zielfernrohr. Repetierer im Standardkaliber und Flinten in 12/70 gibt es in egun wie Sand am Meer.
 
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Thats it!
1.500 für die Optik. 750 für die Waffe. Ned andersrum!!

Fernglas DDOptics Nachtfalke. Reicht zumindest bei mir seit Jahren.
 
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Hi Hirschlaus,

danke dir! :)

Ja, es wird ziemlich sicher auf "gut und gebraucht" hinaus laufen. Aber der Markt hier ist ziemlich klein und meine Vorstellungen eben auch recht konkret. Bei Egun habe ich übrigens noch nie irgendwas gescheites gefunden. Aber ich schaue nochmal nach.

Bei der Flinte möchte ich halt unbedingt 12/76 haben...die scheinen aber nicht so verbreitet zu sein, wie ich dachte...
 
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Thats it!
1.500 für die Optik. 750 für die Waffe. Ned andersrum!!

Fernglas DDOptics Nachtfalke. Reicht zumindest bei mir seit Jahren.

Ok, dann ist die Tikka halt raus ;) die Bergara/Rem 700 ist eh deutlich mehr was für mein bastelfreudiges Herz...
 
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Bei den von Dir geschilderten Rahmenbedingungen wäre für mich eine güstige Savage (Amis haben i.d.R. kurze Schäfte, ich weiß ned wie lang Du bist), eine Mittelklasse-Glas (Minox, DDoptics..) und eine gebrauchte Flinte in 12/70 das Mittel der Wahl.
Beim Fernglas tuts vermutlich ein Nikon.
Wichtiger (und schwieriger) scheint mir dass du überhaupt Möglichkeiten zur Jagd bekommst.
Ich würde weniger Zeit und Aufwand in die Auswahl der Ausrüstung stecken, sondern vielmehr Gelegenheiten (mit) auf die Jagd zu gehen suchen.
 
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Bei der Flinte möchte ich halt unbedingt 12/76 haben...die scheinen aber nicht so verbreitet zu sein, wie ich dachte...

12/76 ist aus einer (Bock-)Doppelflinte meinem Empfinden nach nicht besonders angenehm zu schießen und brauchts meist auch nicht.

Aus'm Automaten (Benelli, bei mir) is die ok.

Ich hab für mich nur zwei Anwendungsbereiche gefunden, bei denen ich die brauchen kann.

Das eine is die Enten(Gänse)Jagd, und das andere der Ansitz auf den Winterfuchs.

Ansonsten tut's bei mir die normale 12er, gern mit leichter Vorlage, locker.


Gruß

HWL
 

z/7

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Zwei Ratschläge aus der Praxis:

1. Wenn Du die Büchse auf DJ führen möchtest, sollte sie zu Deinem Körperbau passen, genau wie die Flinte. Sonst wirst langfristig nicht glücklich. Bewegte Jagd erfordert schnellen Anschlag, der muß sitzen, korrigieren kostet Zeit, die man nicht hat. Kann man auch im Geschäft probieren, sollte halt die Optik drauf sein.

2. Nimm beim Schrot ein Allerweltskaliber. Nichts ist ärgerlicher, als ohne Muni dazustehen, und keiner kann Dir aushelfen.

Letzten Endes ist Munition AUCH ne Finanzfrage. Wenn Du eh knapp bei Kasse bist, verbieten sich Exoten m.E., .308 ist ne gute Wahl.
 
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Ich finde das beschriebene Jagdmodell interessant, wenn auch wenig attraktiv. So käme man zumindest an das Jagen, ohne, wie in Deutschland, ewig auf der Suche sein zu müssen.
 
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Zwei Ratschläge aus der Praxis:

1. Wenn Du die Büchse auf DJ führen möchtest, sollte sie zu Deinem Körperbau passen, genau wie die Flinte. Sonst wirst langfristig nicht glücklich. Bewegte Jagd erfordert schnellen Anschlag, der muß sitzen, korrigieren kostet Zeit, die man nicht hat. Kann man auch im Geschäft probieren, sollte halt die Optik drauf sein.

2. Nimm beim Schrot ein Allerweltskaliber. Nichts ist ärgerlicher, als ohne Muni dazustehen, und keiner kann Dir aushelfen.

Letzten Endes ist Munition AUCH ne Finanzfrage. Wenn Du eh knapp bei Kasse bist, verbieten sich Exoten m.E., .308 ist ne gute Wahl.
DAS Allerweltskaliber bei Schrot ist halt 12/70, auch aus 12/76er zu verschiessen. 16er, 20er und Co sind schon wieder spezieller, insbesondere 16 wird immer seltener. Mit 12/70 und 308 oder 30-06 kommt man immer weiter; überall auf der Welt.
 
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DAS Allerweltskaliber bei Schrot ist halt 12/70, auch aus 12/76er zu verschiessen. 16er, 20er und Co sind schon wieder spezieller, insbesondere 16 wird immer seltener. Mit 12/70 und 308 oder 30-06 kommt man immer weiter; überall auf der Welt.

DAS war meine Idee. 12/76 frisst halt alles. Aber vielleicht "traue" ich mich hier, 12/70 zu nehmen. Ich habe halt einen Vorderschaft-Repetierer in 12/76 und wenn ich verschiedene Munitionssorten hier liegen habe, ist das doch irgendwie ein gewisses Risiko...
 
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Ich finde das beschriebene Jagdmodell interessant, wenn auch wenig attraktiv. So käme man zumindest an das Jagen, ohne, wie in Deutschland, ewig auf der Suche sein zu müssen.

Muss halt hier so sein. Viele Jäger sind des' Hasen tot. Es passiert wohl eh schon gelegentlich, dass die drei-sechs offenen Stück Rotwild von einem einzigen, sehr aktiven Jäger und dessen Bruder den anderen "weg geschossen" werden.
 
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DAS war meine Idee. 12/76 frisst halt alles. Aber vielleicht "traue" ich mich hier, 12/70 zu nehmen. Ich habe halt einen Vorderschaft-Repetierer in 12/76 und wenn ich verschiedene Munitionssorten hier liegen habe, ist das doch irgendwie ein gewisses Risiko...
12/70 frisst alles, angefangen bei den Sportslugs mit 60mm über die 65er und die 67,5er zu 70. Wenn man merkt, dass die 70er nicht mehr reicht für eine bestimmte Jagdart, gibt es ja irgendwann mal die Option für 12/76. Oder man kooft se sich gleich, ist ja heute fast schon eine Art neuer Standard.
 

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