Jetzt gebe ich auch mal meinen Senf dazu...
Kunststoffabfall und Recycling
Nach meinen Zahlen fallen in Deutschland etwa 6 Mio. Tonnen Kunststoffabfall an. Der Löwenanteil davon (~4 Mio. to) stellen davon Verpackungen dar.
Von dem Gesamtabfall werden etwa 1,8 Mio. Tonnen Recyklat in Deutschland hergestellt.
Der Rest wird anderweitig verwendet: Energetisch (3,3 Mio. to), Export (0,6 Mio. to), und der Rest ist Schwund und Deponie. Bitte nicht an diesen Zahlen festbeißen, es werden auch andere veröffentlicht, aber im Prinzip passt das.
Aber...
Darin enthalten ist der interne Umlauf in den einzelnen Firmen und der Recycling-Kreislauf bei den PET Flaschen. Und diese beiden Ströme haben schon (durch Pfand) eine sehr hohe Recyclingquote.
Wenn man diese Stoiffströme herausnimmt, sieht die Recyclingqoute schon recht mickrig aus.
Folienrecycling
Wenn man sich die Stoffströme bei Folien anschaut, sieht es richtig beschixxen aus. Der größte Folienrecycler in Europa sitzt in den Niederlanden und verarbeitet etwa 15.000 Tonnen pro Jahr.
Wenn ich das hochrechne, werden in Europa (in Deutschland gibt es keinen in dieser Größenordnung) vielleicht 400.000 Tonnen zu Recyklat verarbeitet. Es werden allerdings alleine in Deutschland sicher über 4 Mio. Tonnnen Folien hergestellt. Lange Rede kurzer Sinn: Die Recyclingquote von Folien ist grottenschlecht. Dieser Stoffstrom macht aber den Löwenanteil des Abfalls aus.
Und zum Thema Plastiktüte: Dies macht bei den Folienmengen wieder einen sehr sehr kleinen Anteil aus. Einen Verbot davon ist also reiner Aktionismus im Hinblick auf einer Vermeidung von Kunststoff.
Und warum ist das so? Es ist schlicht so, das sich Folien schlecht recyceln lassen. Alleine die Befüllung eines Extruder mit Folie stellt schon große Probleme dar. Von der Sortierung und Reinigung gar nicht erst zu sprechen. Kostendeckend klappt dies nur mit Industrieabfällen (Schrumpfhauben, Big Bags, etc.). Abfälle aus dem Dualen System lassen sich meines Erachtens nicht kostendeckend zu Granulat verarbeiten. Allein die Beseitung von Gerüchen ist enorm aufwendig. Auch Agrarfolien lassen sich aufgrund von Verunreinigungen nicht gut verarbeiten.
Kunststoffabfall zu Diesel/Synthesegas/Wasserstoff
Es gibt Versuchsanlagen, bei denen eine Umwandlung funktioniert.
Meines Wissens nach gibt es allerdings keine einzige funktionierende Industrieanlage.
Dies wird seine Gründe haben, die ich im Detail nicht kenne.
Ich vermute, das der umgewandelte Stoff nicht ausreichend Rein ist um ihn weiterzuverarbeiten.
Oder die Inputströme sind nicht gut genug. So würde schon ein kleiner Anteil PVC zu großen Problemen führen, da Salzsäue entsteht.
Konsequenz daraus: Verbrennen ist einfacher und die sichere Investition, auch wenn eine Umwandlung in Wasserstoff ein vernünftiger Stoffstrom wäre.
Was tun?
Der Königsweg ist aus meiner Sicht die rohstoffliche (=Verbrennung zur Energiegewinnung) Verwertung. Alles andere ist nur Aktionismus. Einzige Alternative wäre eine künstliche Verteuerung von Kunststoffgranulaten in Form von Steuern. Ein deutscher Alleingang wäre an dieser Stelle natürlich auch nicht hilfeich.
Lage Rede kurzer Sinn: Ein Verbot von Plastiktüten hilft nicht der Abfallproblematik, aber vielleicht landen davon weniger im Wald/Straßenrand... Wäre auch nicht das schlechteste!
Das wäre meine Senf.