Die Jagd verkommt zur Schädlingsbekämpfung

kr1

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Äh, ja. Und mit der Landwirtschaft machen wir das genauso, ällerbätsch. Ab sofort lebt der Mensch vom guten Gewissen.
Sorry, aber für nen Akademiker postest Du manchmal ein unreflektiertes Blech, das weckt das Verlangen nach Schulreform.

Es geht um den Ausgleich von Flora und Fauna. Die Feldzüge der Forstämter sind das Gegenteil: Es ist willfährige und gewissenlose Gefügigkeit für skrupellose Gewinnmaximierung weil die Einnahmequelle bis zum Anschlag ausgequetscht wird. Da kommen eben bei manchem Ekelgefühle auf. Besonders wenn man daran denkt, wie der Staat diese Einnahmen verwendet.
 

z/7

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Das fällt in die gleiche Kategorie wie Dein Vorvorposter. Nochmal nachdenken, Wiedervorlage.
 
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Kann es sein, dass die Sichtweise wie fast immer vom eigenen Standpunkt abhängig ist?

In kenne ein Revier, in dem in den letzten 30 Jahren jeweils nur 1 Bock geschossen wurde, ansonsten nur gehegt. Dafür wurde Fuchs, Dachs und Schwarzwild absolut klein gehalten.

In anderen Revieren laufen dafür Sauen die als Überläufer schon 100 kg auf die Waage bringen weil die Bedingungen einfach prächtig dort sind und die Bejagung (warum auch immer) kaum erfolgt. Dafür wird Rehwild wann immer möglich erlegt.

Wenn sich jetzt in beiden Revieren die Pächter verändern werden natürlich die neuen Pächter erstmal "aufräumen" wollen um ihre Vorstellungen durchzusetzen. Sind das dann Schädlingsbekämpfer?

Bei uns gibt es einige Weiserflächen anhand derer man den Verbiss relativ gut messen kann. Dann kommt die entsprechende Wunschvorgabe des Waldinhabers um auf einen gesunden Bestand bei Flora und Fauna zu kommen.
 
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... daß Jagd schon immer Mittel zum Zweck war ...
Können wir uns darauf einigen, dass Jagd zwar als Mittel zum Zweck entstand, aber die daraus entwickelte Kultur sie im Laufe ihrer Entwicklung weit über die reine Funktionalität erhoben hat / haben sollte?

Der reine Zweck, also das Erlegen von Wildtieren - a) zur Nahrungsgewinnung oder b) zur Schadensminimierung - erforderte schließlich weder die Entwicklung einer Jagdkultur, noch die eines unbestimmten Rechtsbegriffes wie "Waidmännisch", noch die Berücksichtigung wildbiologischer Belange.

Der Versuch, die Jagd heute wieder ausschließlich über ihren Zweck zu definieren und zu legitimieren, ist also nicht weniger als ein weiterer kultureller Rückschritt.

Und auch wenn eine solche Entwicklung nicht alleine die Jagd betrifft, sondern in vielen Lebensbereichen zu beobachten ist (Unterhaltung, Kleidung, Umgangsformen, ...), so führt dies im Falle der Jagd eben nicht nur zu unerträglicher Niveaulosigkeit, sondern zu ihrer vollständigen Abschaffung. Schließlich sind die Zwecke Nahrungsgewinnung und Schadensbegrenzung auch mit anderen Mitteln als mit der Jagd zu erreichen.

Wird die Jagd also tatsächlich als Mittel zum Zweck statt als erhaltenswerte Kulturtechnik verstanden, so ist ihre eigentliche Existenz beendet.
 
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Die langfristigen Folgen werden sein, daß die Jagd wie wir sie kennen in der Tat abgeschafft wird und das Regulieren der Wildbestände wird einigen ausgewählten Berufsjägern, Forstwirten, Förstern und Rangern überlassen wird.
Wie soll das denn gehen? Die Staatsforsten hätten ja jetzt schon keine Chance, ihre Flächen ohne private Jäger zu bejagen.
Anständige Jagd bedeutet auch erheblichen Personalaufwand. Wie sollen das "einige Ausgewählte" denn machen? Wer bezahlt die? Wo findet man die überhaupt in ausreichender Zahl?
Die Jäger haben momentan das Problem, dass die Mentalität, mit der sie viele Jahrzehnte lang gejagt haben, dank des Klimawandels jetzt massive Probleme für die Leute bedeutet, die bisher damit klargekommen sind, weil es gereicht hat, wenn ein paar Fichten und Kiefern dem Äser entwachsen.
Die Probleme sind inzwischen sogar so groß, dass sie mehrmals pro Woche in Fernsehen und Zeitungen thematisiert werden und damit bisher ungekannte Aufmerksamkeit auf die Jägerschaft lenken, die sonst immer in ihrer eigenen Welt weitestgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit geflogen ist. Und plötzlich sieht man sich Fragen ausgesetzt, die offenbar schiere Panik verursachen. Mit dem Geschrei von "Schädlingsbekämpfung", Unterstellungen von Profitgier und "Ausrottungsfeldzügen" greift man permanent Strohmänner an, offenbar, weil einem nichts Besseres einfällt. Der einzige Grund, warum der Jägerschaft bzw. ihren großen Verbänden (deren Interessen auch oft weit auseinandergehen) die Entwicklung nicht noch viel schneller davon läuft ist, dass sie noch eine relativ einflussreiche Lobby stellen. Aber die scheint zu bröckeln, sonst hätten wir heute weder Schalldämpfer, noch Vorsatzgeräte, verlängerte Jagdzeiten, etc.
Wie sich das Ganze noch entwickeln wird, werden wir sehen. Klar ist, dass der Leidensdruck wächst. Wie das aber auf eine Abschaffung der privaten Jagd hinauslaufen soll, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Vielmehr denke ich, dass die Nachfrage nach (privaten) Jägern, die sich der Entwicklung nicht so verbissen entgegenstellen stark wachsen wird.
 
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@Skogman: Wenn aber die Kulturtechnik anfängt, sich als Zweck zu verstehen, dann wird es kritisch.

Der Zweck bestimmt das "was", die Kultur beeinflusst das "wie". Wird die Kultur zum Zweck, dann ist das auch keine Jagd mehr, sondern Folklore und schafft "die Jagd" auch ab bzw. trennt sie in "Trachtengruppe (mit Horn und ggf. Holzgewehr)" und "Schädlingsbekämpfer".
 
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@Skogman, dazu tragen doch oft die Revierstrukturen bei. Viele hier, besonders Anfänger kennen doch nur den Staatswald mit Schalenwild. da hockt man sich hin und schießt tot.

Die großen Reviere mit einem ausgewogenen Feld/Wald/Wasseranteil gibts doch kaum noch, die Reviere in denen man morgens ansitzt, danach die Flinte schnappt und zu Fuß! eine Feldrunde dreht und das Entenwasser kontrolliert, abends unter den Schlafbäumen Elstern wildtiermanagt und natürlich auch auf Sau und Bock ansitzt, aber alles nur, weil man Spaß dran hat und nicht weil man Sauen am Energiemais reduzieren muss.
 
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@Skogman: Wenn aber die Kulturtechnik anfängt, sich als Zweck zu verstehen, dann wird es kritisch.

Der Zweck bestimmt das "was", die Kultur beeinflusst das "wie". Wird die Kultur zum Zweck, dann ist das auch keine Jagd mehr, sondern Folklore und schafft "die Jagd" auch ab bzw. trennt sie in "Trachtengruppe (mit Horn und ggf. Holzgewehr)" und "Schädlingsbekämpfer".
Ups, da hast Du Deinen Berufsstand aber treffend beschrieben. :p
 
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Die dürfen dann immerhin noch mit Waffen draussen rumlaufen und wirklich Jagen, die anderen können sich dann an Fasching in den Umzug einreihen. :p
 
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@Skogman: Wenn aber die Kulturtechnik anfängt, sich als Zweck zu verstehen, dann wird es kritisch.
Noch ist es - aus gutem Grund so -, dass die Jagd selbst z.B. als "vernünftiger Grund" zum Töten eines Wirbeltieres gewertet wird. Das heißt, die Jagd - als Ausfluss aus dem Eigentumsrecht - findet ihre Begründung / ihren Zweck aus sich selbst heraus. Genau diese Prämisse abzuschaffen, ist aber Ziel der vermeintlichen "Zweckjäger".

... trennt sie in "Trachtengruppe (mit Horn und ggf. Holzgewehr)" und "Schädlingsbekämpfer"...

Die Trennung ist doch keine Entwicklung, die zukünftig zu befürchten steht. Sie existiert bereits lange und manifestiert sich insbesondere durch das Bestreben der "Zweckjäger", ihre vorgebliche Motivation der Jagd als einzig legitime zu definieren.
 
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Äh, ja. Und mit der Landwirtschaft machen wir das genauso, ällerbätsch. Ab sofort lebt der Mensch vom guten Gewissen.

Sorry, aber für nen Akademiker postest Du manchmal ein unreflektiertes Blech, das weckt das Verlangen nach Schulreform.
Landwirtschaft ist kein Gemeingut .....? Oder sind Bauern Beamte ?
Ich rede vom Staatseigentum , et letat cest (moi) nous , und von hoheitlichen Aufgaben .....verstehscht ???
Anscheinend sind wir noch etwas grün hinter den Ohren ? ....ich kenne Land -/+ Forstwirtschaft noch von früher , ......da hatte man auch Samstags noch Schule !!!
Möglicherweise kann ich deshalb auch Texte lesen , verstehen und deuten ......ist evtl. mein Fehler, dass nicht jeder diese Inhalte versteht weil es evtl schon zu viele Schulreformen gegeben hat .....und ja es müsste eine Schulreform geben, damit die Leute wieder lernen Texte nach dem Lesen auch zu verstehen...!
Nein ich bin kein Akademiker sondern Handwerker ! Aber trotzdem haben Bolle und Sirius recht ...ich habe die Botschaft verstanden.....!
Und vom guten Gewissen muss hier keiner leben , wenn das erwirtschaftete (Steuer) Geld auch wieder an die Bürger zurückfliesst und nicht zweckentfremdet die halbe Welt alimentiert...
Wenn ein Verein seine Mitgliedsbeiträge nicht in Vereinseigentum investiert, sondern völlig hirnlos das Geld verschleudert , dann ist er bald kaputt und die Mitglieder treten aus , das Vereinsheim verkommt und Geld fehlt an allen Ecken, das wars dann - dies als Beispiel- ....hoffe das hat jeder verstanden .....?!?
Grüße +WMH Olli
 

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