Die Jagd verkommt zur Schädlingsbekämpfung

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[QUOTE="nerofrankkirn, post: 4390003, member:
Bei uns wird verbrochen, geborgen, versorgt und totgetrunken (auch wenn ich mal alleine bin 😁).....

Grüße +WMH Olli[/QUOTE]

Ich sehe mich ja als traditioneller Jäger, wobei meine Tradition weit vor dem Reichsjagdgesetz und den daraus resultierenden Verirrungen beginnt und ich somit als Fleischjäger getrost auf Jagdersatzhandlungen wie zB „Totrinken“ verzichten kann.

Gruß mcmilan
 
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... ich somit als Fleischjäger ...

Ich empfehle dazu Herrn Kalchreuter: "Die Sache mit der Jagd", 1977, Seite 51 ff.. Da geht es um die Unterscheidung der Nahrungsjagd von der Marktjagd und der von uns durchgeführten Erholungsjagd.

"Satt und wohlgenährt zieht der Waidmann unserer Tage auf die Jagd. Er ist wirtschaftlich ganz unabhängig vom Wild; Industrie, Handel, Gewerbe, Dienstleistungen ernähren ihn durch ein vielfach verflochtenes Wirtschaftssystem. Entsprechend ist sein Einsatz auf der Jagd. Sie soll ja Erholung oder Hobby sein. ..."

Der Jäger in unserer Region und in unserer Zeit ist ein Erholungsjäger im Kalchreuterschen Sinne - sofern er nicht Berufsjäger ist. "Fleischjäger" gibt es in unseren Breiten nicht mehr.
 
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Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Identifikation einer Gruppe und deren Einstehen für Traditionen und Brauchtum weltweit problemlos funktioniert, nur nicht in Deutschland.
Vielleicht geht es vielen hier tatsächlich zu gut und man lässt sich zu sehr beeinflussen ohne auf seine Wurzeln zu schauen.

wipi
 
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Na dann bin ich ja mal gespannt, wie der Staat dann das Personal auftreiben will, um auf den 32 Mio. ha jagdbare Fläche in Deutschland "Schädlinge zu bekämpfen".:LOL:
Für was Personal:unsure:??? Prätadoren werden doch gefördert:sneaky: wenn's dann genug davon gibt, wird dann der ,,Hobbyjaager" noch benötigt:sneaky:
MfG.
 
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Ich will mal zu den Einlassungen von Rehschreck auf # 69 noch ein paar Ausführungen machen.
Zunächst erst mal zur Altersstruktur : Perfekt und "natürlich" wird die sicher niemand hin bekommen. Das ist auch nicht der Sinn der Hege, die Natur perfekt zu kopieren. Der Gesetzgeber macht dazu auch klare Ausführungen und ich verzichte auf eine Zitierung.
Ich verweise ganz klar darauf, daß wir in Mitteleuropa eine Kulturlandschaft besitzen und diese pflegen und keinen Urwald haben, auch die Ökoförster wollen oder müssen Geld verdienen.
Das wird immer wieder von der Schießerfraktion umgedeutet, so als ob ihr tun in einer gewissen Natürlichkeit den Ansatz finden würde.
Allerdings, und das halte ich für sehr bedeutsam, sollte man stets bemüht sein, sich dem Ideal zu nähern. Dass das nicht immer möglich ist, ist mir schon klar, aber wenn ich im vorneherein jedes Stück erlege, was ich sehe , dann handele ich als SCHÄDLINGSBEKÄMPFER ohne jede Achtung vor der Kreatur.
Ein mir bekannter Revierförster, sagte mir einmal, ohne jede Skrupel, daß alles geschossen wird was er sieht", "denn das was man nicht sieht ist immer noch genug".
Das ist keine Jagd, dass ist Krieg gegen Tiere.
Auf die Frage zum Thema Neozoen, wie Waschbär und Marderhund kam nur Achselzucken, die Antwort war genauso hirnlos und naturverachtend wie die erstgenannten Ausführungen, denn er sagte daraufhin "die machen doch keinen Schaden".
Die Frage ist, warum soll ein entsprechend fit erscheinender Bock, der gut gebaut ist, oder eine entsprechende Ricke, erlegt werden wenn es noch andere Möglichkeiten gibt.
Die Antwort ist klar, es sind ökonomische Gründe.
Und ich will ebenso darauf verweisen das ein "naturnaher Wald" aus ökonomischer Sicht, ebenso schlecht abschneidet.
In tatsächlich naturnahen Wäldern, würden so viele bedrohte Arten vorkommen, dass eine weitere Nutzung sich von ganz allein verbieten würde.
Wie beim Ökologischen Jagdverband mit Wild umgegangen wird, haben genug Filmberichte in der Vergangenheit gezeigt, unaufgebrochen auf Anhänger geworfen, als wäre es der letzte Dreck. Ich habe einmal gelernt das Wild innerhalb einer halben Stunde nach der Erlegung idealerweise aufzubrechen ist, da danach der Verwesungsprozess einsetzt.
Wenn ich mir da so manche Drückjagd beim Staat ansehe, wo stundenlang Wild unaufgebrochen im Busch liegt, obwohl die Möglichkeit zum Aufbrechen besteht, dann zentral aufgebrochen wird und man das alles noch als besonders "hygienisch" darstellt, dann weiß ich bescheid. Die nächste Eskalationsstufe wäre es einfach im Busch liegen zu lassen, tot ist es ja schon.
Der Ökojäger" verkörpert im Grunde genommen den Begriff des Schießers und nicht des Jägers, schon gar nicht des Weidmannes.
Er versteckt sich hinter Begriffen wie "ökologisch" oder "naturnaher Waldbau", bedient aber in Wirklichkeit damit die Effektivität der Forstwirtschaft.
Genau diese Leute sind der Totengräber der Jagd.
Für mich ist Jagd mehr als nur totschießen, sie ist Bestandteil unserer Kultur die es zu pflegen gilt.
 
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Es geht nicht um den Menschen.....oder wo steht das ???
Es geht um "mit Geld kann ich alles machen" .......ich kenne einige Pächter die heimatnahe, jahrelange Jagdbezirke verloren haben weil sie bei der Vergabe kurz mal um das doppelte überboten wurden, von gelben Nummernschildern ......! Nur weil die Genossenschaften vor lauter Geldgier blind waren (kein Wunder wenn man weiß wer da drin sitzt 😂!) ...gut , Geldsäcke mit scheiß Charakter gibt es hier auch genug .....!
Geld verdirbt ja auch gar nicht den Charakter, es hebt den wahren Charakter nur hervor !
Grüße +WMH Olli

nu, ich glaube, dem Fahrer mit dem gelben Nummernschild darfste da aber keinen Vorwurf machen. Ich glaube, diese Entwicklung haben dann eher die Genossenschaften zu verantworten.
 
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Ich schmelze es mal zusammen.
Auch wenn jetzt wieder ein Geschrei los brechen wird und bestimmt auch der ein oder andere mitrasiert wird, der sich redlich bemüht und sich dann bitte einfach nicht angesprochen fühlt!!!!!!!!!!!!

Die auch leider oft genug von Jägerseite bejubelte Möglichkeit per Schnellbesohlung an den JS zu gelangen, führt nunmal dazu, dass unfassbar viel Grundlagenwissen auf der Strecke bleibt.
Und so natürlich auch ganz schnell die Überlegung, warum man den eigentlich macht was man macht. Weil man gar nicht mehr alle Zusammenhänge kennengelernt hat, kann man sich darüber schlicht auch keine Meinung bilden. Logisch irgendwie.
Und wer die Zusammenhänge nicht kennt, sich deswegen keine eigene fundierte Meinung bilden kann, ist im Ende abhängig von Vorgaben und Ansagen anderer.
Ist überall so. Die Jagd macht da keine Ausnahme.
Bekommt man als Maschinenbediener nur drei Handgriffe angelernt, weiß man nicht mal im Groben, wie das Ding funktioniert und muss eben das tun, was einem der Anlagenführer ansagt, macht ein dummes Gesicht, wenn man mit den drei Handgriffen nicht mehr weiter kommt.
Muss jeder für sich entscheiden. Mein Anspruch und mich und mein Tun ist da ein anderer.

Zum Thema Tradition, die ja in mancher Augen nur dann gut, schützenswert und selbstverständlich ist, wenn sie andere als die indigene Bevölkerung betrifft, ist zu sagen, dass sie aus gewisser Notwendigkeit heraus entstanden ist.
Angefangen von optisch der Umgebung angepasster Bekleidung (Camo, Realtree etc ist nix anderes als eine Weiterentwicklung selbiger) über die Jägersprache, eben eine Fachsprache, die sehr exakt Dinge ausdrückt, die sich in NJ Sprache eben nicht so schnell und eindeutig abbilden lässt.
Das hat sich auch bis heute nicht verändert.
Beispiele?
Ansprechen
Abgekommen
Alttier
Sag mal ohne Jägersprache "hab das Alttier als abgekommen angesprochen"
Wer mir hier mit einem Gefasel à la "die ältere Frau vom Hirsch hatte einen schmutzigen Po und war sehr dünn und strubbelig, hab ich gesehen" kommt, kann doch gern lieber Golf spielen gehen.

Und die Tradition, dem erlegten Wild einen gewissen Respekt gegenüber zu bringen, in Form von Strecke verblasen, letzter Bisse, Trophäen aufsetzen etc, ist auch, ganz zur Beruhigung einiger, keines Wegs eine deutsche Erfindung, die man daher ablehnen muss oder derer man sich schämen könnte, sondern selbstverständlicher Teil des Lebens als Jäger und Sammler, das sämtliche Völker weltweit entwickelt haben und bis heute fortführen.
Heute und bei uns kann man sagen eine gewissen Ethik, aus dieser Tradition heraus geboren.
Also ist Tradition in vielen Dingen eben bis heute das Weitergeben des Feuers und nicht die Bewahrung der Asche, wie hier einige, die möglicherweise nochmal drüber nachdenken sollten, behaupten.
Und seltsamerweise werden überall auf der Welt Klimmzüge gemacht, um der indigenen Bevölkerung ihre Traditionen zu bewahren, weil man festgestellt hat, wie wichtig selbige zum Überleben des einzelnen Individuums sind, nur bei uns wird ein Theater darum veranstaltet und es wird bei keiner Gelegenheit ausgelassen, Tradition in jedweder Form in Frage zu stellen.
 
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Ein mir bekannter Revierförster, sagte mir einmal, ohne jede Skrupel, daß alles geschossen wird was er sieht", "denn das was man nicht sieht ist immer noch genug".
Das ist keine Jagd, dass ist Krieg gegen Tiere.
Den Spruch hat der Revierförster aber von den Niederwildjägern übernommen, bei denen es halt um Füchse statt um Rehe geht: "Auf jeden Fuchs den ich schiesse, kommen mindestens fünf andere, die ich nicht sehe!"

Was die Wildprethygiene angeht, beginnt nach 30 min. nicht "die Verwesung", sondern der Zusammenbruch der Darmbarriere und Keime können in den Bauchraum austreten.
Ist beim Reh nicht anders als beim Hasen auf der Treibjagd.....strecke.

basti
 
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Ich empfehle dazu Herrn Kalchreuter: "Die Sache mit der Jagd", 1977, Seite 51 ff.. Da geht es um die Unterscheidung der Nahrungsjagd von der Marktjagd und der von uns durchgeführten Erholungsjagd.

"Satt und wohlgenährt zieht der Waidmann unserer Tage auf die Jagd. Er ist wirtschaftlich ganz unabhängig vom Wild; Industrie, Handel, Gewerbe, Dienstleistungen ernähren ihn durch ein vielfach verflochtenes Wirtschaftssystem. Entsprechend ist sein Einsatz auf der Jagd. Sie soll ja Erholung oder Hobby sein. ..."

Der Jäger in unserer Region und in unserer Zeit ist ein Erholungsjäger im Kalchreuterschen Sinne - sofern er nicht Berufsjäger ist. "Fleischjäger" gibt es in unseren Breiten nicht mehr.
Man ist auf das Fleisch vielleicht nicht zwingend angewiesen, aber man kann ja trotzdem mit dem ausschließlichen Ziel der Fleischbeschaffung auf die Jagd gehen und sich als reiner Fleischjäger sehen.
Und selbst wenn man sich nicht als Fleischjäger sieht, aber so handelt, kannst sicher sein das irgendjemand einem den Begriff um die Ohren haut.
 
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Wir hätten es einfach nicht soweit kommen lassen dürfen.
Heute sind in vielen Teilen der Republik die Wildbestände so hoch, dass nur noch eine intensive Jagd funktioniert um eine Land- und Forstwirtschaft ohne Schutz zu betreiben.

Nur ein bestimmter Anteil der Jagdfläche wird in Deutschland doch tatsächlich in Eigenregie der Flächeneigentümer organisiert. Der Großteil besteht wohl noch aus Pachtflächen. Ich gehe davon aus, dass der Großteil dieser Pächter und dessen BSI "traditionell" bis "konservativ" jagen, oder sehe ich das falsch?

Also worum handelt es sich bei der Kritik? Bekommt da etwa jemand keinen BS beim örtlichen Pächter und "muss" zum bösen Staat, der seinen Wald ohne Zaun klimaplastisch umbauen möchte? Ein Schelm, der Böses dabei denkt :)
 
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... man kann ja trotzdem mit dem ausschließlichen Ziel der Fleischbeschaffung auf die Jagd gehen und sich als reiner Fleischjäger sehen ...
Man kann sich selbstverständlich so sehen und nennen wie man möchte.

Seltsam nur, dass sich kaum ein Jäger als das sieht, was Kalchreuter beschreibt: Erholungsjäger, bzw. Hobbyjäger, Entspannungsjäger, Spaßjäger, Freizeitjäger, Erlebnisjäger, Zerstreuungsjäger, usw., usf..

Warum nur dieser unbedingte Drang, seinem Freizeitvergnügen einen höheren Sinn geben zu wollen? - Schlechtes Gewissen wegen der Tötung eines Lebewesens? Geringes Selbstbewusstsein gegenüber Jagdgegnern? Angst vor der gesellschaftlichen Ächtung? Scham vor dem eigenen Jagdtrieb?

Die Öko-Jäger unterscheiden sich in den Zielen ihres Framings nicht einen Deut von den altvorderen Lodenjockeln. Beide Gruppen machen sich (und der Gesellschaft) gerne selbst etwas vor um ihr Tun zu überhöhen. Die Einen trugen stets die Monstranz des Bestandsbewirtschafters als Ersatz für Großraubwild vor sich her, die Anderen retten den Wald, das Klima, die Welt. In jedem Falle sind beide Gruppen in höherem Auftrag unterwegs.

Ich nicht. Ich jage um des Jagens willen. Ich will Draußen sein, mit meinen Hunden effizient jagen und vor allen Dingen Beute machen. Ich habe keinen höheren Auftrag, wohl aber positive "Nebeneffekte" in Bezug auf den Natur- und Artenschutz in meinem Revier.

It's the thrill, stupid.
 
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Man kann sich selbstverständlich so sehen und nennen wie man möchte.

Seltsam nur, dass sich kaum ein Jäger als das sieht, was Kalchreuter beschreibt: Erholungsjäger, bzw. Hobbyjäger, Entspannungsjäger, Spaßjäger, Freizeitjäger, Erlebnisjäger, Zerstreuungsjäger, usw., usf..
Warum sich keiner so (offen) nennt, kannst du ja u. a. hier Thema lesen.
 

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