Während ´Fridays for Future´ auf der gesamten Welt demonstriert, wird klar, wie schwierig eine tatsächliche ´Energiewende´ ist. Was auf Fahrer von E-Autos in Deutschland warten könnte, zeigt Großbritannien: Neun Stunden pro Tag sollen sie in Zukunft in ihrer Garage nicht mehr laden.
www.focus.de
Das Ganze nennt sich dann Smart-Grid und ist nun wirklich nichts neues oder beängstigendes für jeden der sich jemals ernsthaft mit der Materie rund um die Energiewende beschäftigt hat. Aber so dramatisiert lockt man natürlich mehr Leser an.
Ich gehe davon aus dir im Speziellen ist das bekannt, es ist das selbe Prinzip wie die Fernwirktechnik/Rundsteuerempfänger an der PV-/Biogas-Anlage nur das Verbraucher und nicht Produzenten geregelt werden.
Es war immer klar, dass man im Zuge der Umstellung auf erneuerbare Energien, und der damit einhergehenden Volatilität derselben, auch weitere Lösungen im Stromnetz schaffen muss. Der Begriff "Smart-Grid" fällt in diesem Zusammenhang schon seit mindestens 20 Jahren. Die temporäre Abschaltung unkritischen Verbraucher gehört ebenso dazu wie die Schaffung von Speichermöglichkeiten im großen (Pumpspeicher, Biomethan) wie im kleinen Stil (Heimspeicher).
Das braucht aber niemanden zu beunruhigen auch wenn der Trugschluss nahe liegt zu befürchten das eigene E-Auto sei womöglich nicht voll wenn er los muss. Es wird so sein, dass man sein Auto immer voll laden kann wenn man das unbedingt will/braucht. Nur wird es Zeiträume geben in denen es günstiger ist und welche in denen es etwas teurer ist, bspw. natürlich dann, wenn Strom gerade knapp ist. Wer darüber nun furchtbar empört sein will erklärt mir mal wieso er das Spielchen mit den schwankenden Spritpreise an der Tanke lieber mitmacht.
Das man nämlich nicht ausgerechnet in den Spitzenlastzeiten morgens und abends unbedingt das E-Auto laden muss dürfte nachvollziehbar sein.
Für den typischen Autobesitzer wird die Abschaltung in den Spitzenzeiten auch völlig egal sein, es ist noch genug vom Tag übrig. Er will dass sein Auto das er abends in die Garage gestellt hat am nächsten Morgen wieder voll ist, bzw. mindestens so voll dass er zur Arbeit und zurück kommt. Ob das jetzt von 18 bis 24 Uhr lädt oder von 0 bis 6 Uhr ist egal. Daher wird es kaum jemandem überhaupt negativ auffallen sollte der Ladestrom von 16-22 Uhr nicht fließen.
Nochmal zur Erinnerung von wegen Massentauglichkeit:
Das durchschnittliche Auto steht >95% seiner Nutzungsdauer nur ungenutzt herum.
Die durchschnittliche Pendelstrecke in D liegt je nach Quelle bei 20 bis 30km pro Tag.
Es ist also massig Zeit um die Autos zu hause oder am Arbeitsplatz (wird gern unterschätzt/unterschlagen) zu laden.
Und die Vorstellungen von der täglich notwendigen Ladedauer für die 30km sind allgemeinhin auch völlig überzogen. Für einen Tesla 3 mit einem Verbrauch von ca. 15kWh/100km braucht man an einer der üblichen 11kW Wallboxen daheim gerade einmal eine halbe Stunde laden um die ca. 5kWh wieder aufzuladen. An der Haushaltssteckdose sind es bei 2,7kW auch nur zwei Stunden. Fährt man nun täglich die doppelte, dreifache oder vierfache Strecke verlängern sich die Zeiten im gleichen Maß. Unterm Strich also immer noch massig Zeit für den
Normalnutzer.
Das übliche Szenario ist, dass der "Tank" eines E-Autos eben anders als der eines Verbrenner nicht fast leer gefahren wird und dann in einem Rutsch wieder aufgeladen/getankt wird, sondern täglich wieder nachgeladen wird. Das Auto ist jeden morgen voll.
Je nach Reichweite und Pendelstrecke sind natürlich auch andere Szenarien denkbar, etwa wenn das Auto doch nur am Wochende geladen wird wenn der Stromverbrauch im Gewerbe niedriger ist. Insgesamt kann das sehr flexibel gestaltet werden, da allein dadurch dass das Auto daheim am Kabel hängt noch keine Kosten entstehen. Es besteht also für den Anwender auch die Möglichkeit nur dann zu tanken wenn der Strom maximal günstig ist oder idealerweise gerade von der PV vom eigenen Dach kommt.
Langsamer mit weniger Leistung laden ist sogar noch besser für jeden Akku.
btw: Wer sich mit der aktuellen kfw-Förderung eine Wall-Box hat installieren lassen wird bemerkt haben dass die Wall-Boxen genau diese Fähigkeiten zur intelligenten/smarten Regelung bereits eingebaut haben (ist Fördervoraussetzung), das Ganze ist also keine ferne Zukunftsmusik sondern schlichtweg Stand der Technik.