Hallo,
"richtige" Stutzenkaliber gibt es heute eigendlich gar keine mehr. Diese erkennt man an niedrigem Pmax und offensiven Treibladungsmittel (senkt beides den Mündungsgasdruck und damit Mündungsfeuer, Hochschlag und Knall). Typisch dafür sind:
- 8x51kurz (das war die ".308Win. der ersten Jhd.-Hälfte" des 20.Jhd, sorry Stomberger)
- 9x57
- 9,3x57
- 10,75x57
und die vier Mannlicher Schönauer Patronen:
- 6,5x54
- 8x56
- 9x56
- 9,5x57
7x57, .30-06, 8x57J(S) sind ehem. Miltärkaliber die für Lauflängen von 70-75cm entwickelt wurden. Diese wurden auch für die damaligen Kavallerie-Einheiten um 1900 in speziellen kurzläufigen (meist 43-50cm) und ganzgeschäfteten Karabineren eingelegt. Was bei den vorangegangnen Schwarzpulverpatronen funktionierte, stellte sich bei den nun mit Nitropulver geladenen Patronen als suboptimal in Hinblick auf kurze Läufe herraus. Die führigen, handlichen Karabiner vertielten üble Schläge und sehr laute Geräuschentrwicklung. Zudem verriet das starke Mündungsfeuer die eigenen Leute.
Deshalb ging man schnell auf den Kompromiss von ca. 60cm Lauflänge bei den Militärgewehren über und zwar sowohl bei der Infantrie (dort etwas später) und bei den Kampfunterstützungstruppen.
Jäger die aus ihrer Militärzeit, ob bei Kavallerie, Artillerie, Pioniere, Train, MG- und Telegraphentruppen, her die kurzen, führigen Karabiner wegen ihrer Handlichkeit schätzen gelernt hatten, wollten auch gerne für die Jagd solche kurzen, führigen Waffen (Kanzeln waren damals aber noch weniger gebräuchlich) haben, allerdings ohne die "Nebenwirkungen" Knall, Rückstoß, Mündungsfeuer. Also ging man, v.a. bei der Steyr AG dran und konstruierte die eigenen 8mm, 9mm und 9,5mm Patronen extra für die kurzen 50cm-Läufe des neuen Mannlicher Schönauers. Bei der 9mm orientierte man sich in etwa an der in Deutschland populären 9x57. Die 9,5 wurde im Hinblick auf den brit. Markt und das dort beliebte Kaliber .375" hin konstruiert und bei der 8mm nahm man das Kaliber der damaligen, österr.-ungar. Ordonnanzpatrone von 1889-1933 8x50R Mannlicher (.325").
Das zur selben Zeit auch 6,5x57, 7x57, 8x57 und 9,3x62 in kurzläufigen Waffen eingelegt wurden, lag an dem damligen meist offensiveren TLM, die "Nebenwirkungen" waren aber doch deutlich stärker als bei den eigendlichen Stutzenkalibern.
Bei 50cm Lauflänge und den heute meist progressiveren TLM sind bei Fabrikmunition 6,5x55, 6,5x57, 7x57, 8x57JS eher suboptimal, .270Win., 7x64, .30-06 werden meist mit einer doch erheblichen Menge noch progressiveren TLM geladen. Bei der 9,3x62 werden die leichten Geschosse mit einem hohen Satzgewicht an offensiven TLM geladen (teils über 4g) und die schweren Geschosse dann wieder mit progressiverem TLM.
Alle hier genannten Patronen sind als Fabrikpatronen optimal auf rd. 60cm Lauflänge (.270Win. und 7x64 bereits schon 65cm) ausgelegt. "Grenzkaliber" dürfte hier wirklich die 8x57JS sein.
Die .308Win. wurde für kurze Läufe konstruiert, allerdings mit hohem Gasdruck nur bei Verwendung geeigneter Kugelpulver.
Außer .308 und 8x57JS eigenen sich alle anderen "moderne" Patronen aus meiner Sicht nur wiedergeladen mit den noch sinnvoll offensivsten TLM für kurze Stutzenläufe.
Grüße
Sirius