Drilling mit Jägerverschluss?

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Liebe alle,
nachdem mein Primus nun schon an der frischen Luft war und einer von Euch so was von einem Drilling mit Jägerverschluss geschrieben hatte, habe ich mich auf die Suche gemacht. Aber ausser Blaser habe ich keine zur Zeit verfügbaren Angebote von Drillingen mit dem Verschlusstyp gefunden.
Für entsprechende Hinweise bin ich dankbar.
 
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Franz Jäger brachte zwei typische Verschlüsse für mehrläufige Kipplaufwaffen auf den Markt:
1. Der (Simson-)-"Jäger-Verschluss", den Blaser nicht anbietet, besteht aus einer Längsteilung eines Laufhakens, dessen Hälften dann nach außen versetzt sind - mit entsprechenden Aussparungen im Bascül-Boden.
Die von Jäger (und der Fa. Simson) darein gesetzte Erwartung der deutlich erhöhten Festigkeit und Dauerhaftigkeit dieses Verschlusses wird von Fachleuten kritisch gesehen.
2. Unstrittig als einer der dauerhaftesten Gewehrverschlüsse für Kipplaufwaffen gilt der Jägersche "Kippblockverschluss", derzeit von Blaser und zeitweise von Merkel-Suhl dankenswerterweise wieder realisiert.
Dies ist wohl der von Dir angefragte?
Hierbei schiebt sich beim Schließen der Waffe ein oben ringförmiger beweglicher Block, der als Stoßboden und Verriegelungsteil dient, in eine entsprechende Aussparung der oberen Laufenden;
Wurde und wird bis zu stärksten Kalibern eingesetzt.
Aber zur Nomenklatur bleibt zu unterscheiden zwischen dem "Jägerverschluss" und dem Kippblockverschluss - beide vom Herrn Jäger konstruiert.,..

PS:
(Habe ich Dir nicht schon einmal ein paar technische Bücher zur Waffenkunde empfohlen??)
 
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und vom Jäger Kippblockverschluss gibt es noch ein paar Abwandlungen / Unterarten.
Aber die sind bei Originalwaffen aus der Zeit nich schwieriger zu finden.
 
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1. Der (Simson-)-"Jäger-Verschluss",.......

Die von Jäger (und der Fa. Simson) darein gesetzte Erwartung der deutlich erhöhten Festigkeit und Dauerhaftigkeit dieses Verschlusses wird von Fachleuten kritisch gesehen.

Bin zwar kein Fachmann, aber wenn man sich die physikalischen Verhältnisse ansieht bezweifel ich diese Aussage. Dazu muss man diesen einfach aufgebauten und unkompliziert zu fertigenden Verschluss im Vergleich zu den anderen, zeitgleichen Verschlussarten sehen- so schlecht schneidet er dann nicht ab, im Gegenteil.
 
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Aus der Praxis:
Ich bekam für kleines Geld eine Waffe mit recht "ausgeleiertem" Jäger-Verschluss angeboten und brachte sie zu einem erfahrenen (!) Büchsenmacher um auch die preisliche Frage einer Verschlussdichtung zu klären.
Dabei stellte er die Frage: "Wieso soll eigentlich die Aufspaltung nur eines Laufhakens in 2 recht dünne Elemente und deren Verlagerung an die Peripherie bei Wegfall des vorderen Hakens unter Wegfall des Verriegelungskeiles und Verbindung des Laufbündels mit dem Verschlusskasten nur über einen Greener-Riegel dauerhafter sein als der klassische Verschluss über 2 massive, zentrale Laufhaken mit Keil plus Greener?"
-----
Ich habe diese Frage an andere Büchsenmacher weitergegeben - und habe bis heute noch keinen Jäger-Verschluss in meiner Batterie...

Und wenn er trotz einfacherer Fertigung besser sein soll frag ich mich nach dem Grund seines fehlenden Siegeszuges durch die Welt der Verschlüsse?
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Hinweis für Interessierte zur Veranschaulichung:
Seite 100 & 101 des E.G.Dieter-Buches "Im Zeichen des Waffenschmieds", Teil 2...
beschreibt beide Jäger'schen Verschlüsse, die hier zur Diskussion standen.
 
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Aus der Praxis: Besitze drei Waffen mit dem "Simson-Jägerverschluss", DF16, DB 8x57IR, Drilling 8x57IR /16. Alle dicht wie am ersten Tag, insbesondere der Drilling stark gebraucht. Alle drei sind nicht nachgedichtet.
Das Drehmoment über zwei Seitenflanken ausserhalb der Seelenachsen abzufangen ist so verkehrt nicht- im Vergleich zum "einfachen" mittig liegenden Verschlusshaken. Sicher nicht der Stein der weisen, aber eine stabile Konstruktion im Bereich der "einfachen" Verschlüsse.
 
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zumal wohl die meisten der damaligen Verschlußkonstruktionen nicht einer "Unverträglichkeit leistungsstarker Patronen" zum Opfer fielen, sondern einem immer höher steigerndem Lohnniveau inkl. Lohnnebenkosten, die deren Weiterfertigung betriebswirtschaftl. völlig unrealist. machen würden.
Das begann in den 30er Jahren und steigt immer noch kontinuierlich an.
Wenn man heute "was stabileres" will, wird einfach "mehr Metall drangelassen", was die betr. Waffen dann aber schwerer, klobiger, also unhandlicher macht.
 
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@ Habermann:
"Denk ich an Thieme & Schlegelmilchs "Nimrod Kasten- und Seitenschloss" in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht".
Die geniale Abzugsstange als 2-armiger Hebel zusammen mit der peripher angeordneten Schlagstückrast...einfach, bombensicher, optimale Abzugscharakteristik - vergessen zugunsten der unsicheren, ruppigen Blitzschlosse an teuer aufgemotzten Waffen mit geschmacklosen Gravuren.
 
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@ Habermann:
"Denk ich an Thieme & Schlegelmilchs "Nimrod Kasten- und Seitenschloss" in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht".
Die geniale Abzugsstange als 2-armiger Hebel zusammen mit der peripher angeordneten Schlagstückrast...einfach, bombensicher, optimale Abzugscharakteristik - vergessen zugunsten der unsicheren, ruppigen Blitzschlosse an teuer aufgemotzten Waffen mit geschmacklosen Gravuren.

Und die genau im 45°-Winkel des Hebelarmes angelegte Schlag-(Schenkel)feder, die die Kraft auf die beiden Rasten gegenseitig aufhebt, nicht zu vergessen, sowie (zumind. bei den Drillingen) die Verwendung von 3!!! Seitenschlosse. :giggle:
 

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