Das sind wenigstens die Details die jeden bewegen. Trotzdem würde ich gleich mal drauf hinweisen wollen, dass die Lebensrealität der meisten Menschen eben bei maximal ca. 100-200km/pro Tag liegen.
Denn ich bin ja auch Kind dieser Zeit. Auch ich bin privat, aber vor allem beruflich auf ein gewisses Maß an Mobilität angewiesen. Ich Arbeite nicht unmittelbar neben meiner Wohnung oder von zu Hause aus und beurteile die Elektrifizierung des PKW-Verkehrs nicht aus meinem Elfenbeinturm.
Erst vorletzte Woche musste ich beruflich 2100km in drei Tagen abspulen (französische Atlantikküste und zurück). Unterwegs war ich mit einem Firmenfahrzeug wie es typischer kaum sein könnte: VW Passat Diesel. Fahrtzeit 11h einfach.
Losgefahren um fünf Uhr früh, damit ich noch bei Tageslicht am mir nicht geläufigen Zielort ankomme. Nach etwas über der Hälfte der Fahrt, also 5-6h Stunden und ca. 500-600km, waren die körpereigenen "Akkus" erstmal leer. Also Rastplatz angesteuert, Sitz zurück und erstmal eine halb-dreiviertel Stunde powergenappt und was gegessen. Dann die restlichen Kilometer runtergerissen.
Da frag ich mich nun aber, wieso unbedingt 800km Reichweite? Solang kann man eh kaum am Stück fahren. Das ist auch weit weg von der üblichen Tagesstrecke der großen Masse an PKW-Nutzern.
Da schwingen doch hauptsächlich die Bedenken zur Ladedauer von mehren Stunden im Hinterkopf mit. Man will einen großen Akku um weit zu kommen, damit man nicht ständig langwierig laden muss.
Aber auch an der Front der Ladedauer bewegt sich einiges. Die Oberklassehersteller führen aktuell die 800Volt Systemspannung ein. Per zugehöriger IONITY-Ladesäule (max. 350kW!) ist dann eine Ladung auf 80% innerhalb von 15 Minuten möglich, das sind >450km.
In der Zeit meiner oben geschilderte Fahrt-Pause, wäre der Akku sogar wieder zu 100% voll gewesen.
Und das ist keine technikverliebte Zukunftsmusik für das was in zehn Jahren vielleicht möglich sein wird, sondern das ist die Technik die jetzt marktreif ist und aktuell eingeführt wird!
Diese 15 Minuten für eine Ladung von 450km, also ca. 4h Fahrtzeit bewegt sich sowieso im Bereich der empfohlenen Pausenzeit für Fahrzeuglenker. Zeitverlust gegenüber Diesel dadurch quasi null. Das diese Rechnung nicht für die Fahrer aufgeht die gewaltsam 8h Stunden am Stück herunterreißen ist auch klar, die sollten man aber vielleicht sowieso besser einbremsen und die Ausnahme dürften sie auch sein.
Dabei wäre die Ladung für den Durschnitts-PKW-Besitzer schon dann kaum mehr ein Problem wenn flächendeckend an den meisten Parkplätzen Ladesäulen stünden. Dort wo man über Nacht abstellt, kann sowieso immer unkompliziert mit geringer Leistung geladen werden.
Wieso sollte die Ladeinfrastruktur ausgerechnet mit Wasserstoff leichter zu realisieren sein? Stromkabel liegen doch an jeder Ecke, Wasserstoffpipelines überhaupt nirgends. Aufgrund der niedrigen Energiedichte würden dann massenhaft Wasserstofftanklastzüge herumfahren die entweder mit >350bar oder -250°C Wasserstoff beladen sind (und undicht). Wenn man darin kein Problem sieht, dann braucht man auch nicht mehr mit der Brandgefahr von Lithiumakkus argumentieren wollen.
Ich glaube nicht das wir zeitlebens noch in den Genuß von grenzenloser Energie kommen.
Regenerative Energien bedeutet ja nicht das sie in unbegrenzter Menge zur Verfügung stehen. Ich gehe davon aus, dass Energie immer ein knappes Gut bleiben wird.
Bei unbegrenzter Energie träumt man ja gern von Kern-Fusion, dass wäre aber übrigens keine regenerative Energie, da die Fusionspartner verbraucht werden.
Zum Thema Heizung noch folgendes, ich habe im Verlauf des Threads schon mehrfach klar gemacht dass ich die Ablösung des Verbrenners schon allein wegen des bizarr schlechten Wirkungsgrades herbei sehne. Viele machen sich scheinbar nicht bewusst warum es üblich ist bevor man ins Auto für eine längere Fahrt steigt die Jacke auszuziehen. Bei knapp 30% Wirkungsgrad entstehen 70% Verlust die in Wärme abgeführt werden. Der PKW mit 100kW Motor hat bei Vollast also 200kW Heizleistung. Im üblichen Fahrbetrieb, also bei Teillast (wo der Wirkungsgrad auch noch schlechter wird), mindestens noch 30-50kW. Die Heizung in meinem Dreiparteien Haus hat nur 30kW...
Mit diesem Übermaß an Wärme fällt es natürlich leicht den Innenraum im Auto zu temperieren. Im Grunde ist das aber gar kein Feature sondern ein Bug. Die Wärme im Innenraum wird teuer an der Tanke bezahlt. Mindestens 2/3 der Spirtkosten, eher 3/4, werden sinnlos zu Wärme. Das meiste verpufft selbst im Winter (immer Sommer erst recht), da die Insassen eingehen würden, wenn man sie der vollen Motorabwärme aussetzen würde.
Die Elektroautos haben (meist ausschließlich) Oberflächenheizung, also Sitzheizung/Lenkradheizung, damit die Wärme da ankommt wo sie gebraucht wird. Die E-Autos sind keine Eisschränke aber die Jacke behält man entsprechend der Außentemperaturen eben einfach an. Ich kann ehrlich gesagt nichts gravierendes daran finden sich im Auto dann eben etwas wärmer anzuziehen statt auszuziehen.
Viele Gegenargumente laufen eben nach wie vor auf Bequemlichkeit heraus.