Editorial 5/21: Keine Gnade

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Im Hausbüro sitzend amüsieren mich diese Titanenkämpfe zu einem guten Teil. Zum anderen Teil bestätigen sie mich in der Annahme, dass das Auseinanderfallen des Eigentums an Nutzflächen und des darauf ruhend Jagdrechts das Problem ist. Fruchtlos sind diese Diskussionen hier im Forum alle Mal, weil ich beide Seiten in der Masse nicht für ehrlich genug oder für zu verbohrt halte, eine diskursive Lösung sachlicher Natur zu wollen und auch auszuprobieren oder liege ich falsch? Ich kenne mehr übereinander nörgelnde Hegefetischisten und Förster, als konstruktiv miteinander planende und umsetzende. Charakterprobleme? Sachzwänge, die irgendwann ein Ventil suchen? Zu heftige Zielkonflikte? Den Förstern halte ich zugute, dass ökonomische Ziele jedes einzelnen Forstbetriebs verpflichtend sind und nur Erträge und Gewinne ernähren uns!

In unserem Revier (Pacht) beschwert sich niemand über den Verbiss. Forst nicht, Waldbauern nicht. Warum? Weil sie wissen, was möglich ist und was unmöglich ist. Im Gegenteil, wir werden in den Forst zur Jagd eingeladen, weil wir eine saubere Kugel schießen, leistungsstarke Hunde haben und die Jagdziele des Flächeneigentümers im Wald, Feld und Flur als Oberstes Gebot anerkennen und die Intervalljagd länger betreiben als der umliegende Staatsforst und sogar noch sauber ansprechen können.

Irgendwo ist allerdings der Grenznutzen jeder noch so intensiven Jagd als alleiniger Schutzfunktion der Aufforstungsflächen erreicht. Manche Fläche kann man in dicht besiedelten, topografisch ungünstigen Bereichen gar nicht oder nur unter Inkaufnahme erhöhter Sicherheitsrisiken mit der Büchse schützen. Kalamitätsflächen, die unmittelbar oder nah bei gelungenen Naturverjüngungen liegen sind besonders betroffen. Besonders dann, wenn schon überall dem Wild die Naturverjüngung in den Äser wächst. Aber in solchen Abteilungen braucht sich auch niemand jagdlich zaghaft bewegen. Wo genug Äsung wächst, gibt es hinreichend Wild für alle.

In unserem Fall hat der Hegering über 12 Jahre hinweg einen erhöhten Streckenplan verhindert. Die Wildbretgewichte sind entsprechend gering trotz starker Trophäen. Tags ist kein Wild in den Feldbereichen zu sehen. Tritt spät aus, zieht früh zu Holze. Sobald der Grenznutzen jagdlicher Aktivitäten erreicht ist oder wie in unserem Falle bewusst durch Einschränkungen im Streckenplan abgesenkt wurde, ich möchte manchmal von Sabotage reden, aber egal....Es müssen dann begleitende Massnahmen her. Gatter, Äsungsflächen im Bereich ungefährdeter Revierteile und vor allem Wildruhezonen. Unser Wild, also bei uns im Revier, wird touristisch auf kleinstem Raum zusammengepresst. Das Netz an Wegen ist dicht. Alle 150 m kommt ein parallel laufender welcher. Und gerade die Schaffung echter Wildruhezonen und deren wirksame Verteidigung gegen den letzten Gassigänger, Pilzesucher, Mountainbiker und eben auch unvernünftigen Jäger ist ein dickes Brett, welches der Forst, egal ob staatlich oder privat, bisher noch nicht gebohrt hat, geschweige denn in der Fläche der Staatsforstes umgesetzt hat. Hier hätte das Waldgesetz statt des Jagdrechts eine Reform dringend nötig gehabt. Der Blödsinn des umfassenden und jederzeitigen Betretungsrechts muss weg! Die Städter trampeln bar jeder Ahnung überall hin, auch durch die Frucht im Feld, mahdreifes Gras, entlang der Ufer während gleichzeitig der Standuppaddler den Schilfgürtel perforiert.

Der Staatsforst hat mit seinen Forstwegen soviele Saumzonen tief im Forst entstehen lassen, da folgt das Reh dem Äsungsangebot. Warum auch nicht.

Es gehört auch die Frage gestellt, ob es nicht besser andere Mindestgrössen bei Pachtrevieren geben sollte, die weit über die bisherigen Größen hinaus gehen. Zwergreviere und Wildbiologie gehen nicht konform. Das gilt für Rotwild wie für Hühner.

Und ja, ich freu mich immer, wenn Jagd und Waldbau Hand in Hand gehen und Konzepte entwickelt werden, die funktionieren, weil das Ziel in ein Interessenausgleich ist. Aber dazu gehört Ruhe in der Argumentation und Zeit, Konzepte auszuprobieren.

Warum hab ich soweit ausgeholt? Ich halte es für müßig und fruchtlos, sich hier erregt Argumente um die Ohren zu hauen, die jedes für sich genommen richtig sein mag. Seine Wirkung entfaltet es aber nur am konkreten Objekt. Also mault Euch nicht voll. Bringt eh nix. Unterzieht Euch der Mühe, konkrete Situationen in Revieren zusammenzustellen, Probleme zu definieren und Lösungsansätze zu entwickeln. Nur dann wird es fruchtbar.
 
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@Alg_de

Guter Beitrag!
Entscheidender Halbsatz:

und die Jagdziele des Flächeneigentümers im Wald, Feld und Flur als Oberstes Gebot anerkennen

Diese Selbstverständlichkeit, die sich im gesetzlichen Auftrag des BJG wiederspiegelt, sollten sich Viele in ihrem überhöhtem Selbstverständnis von Jagd und Jagdausübungsrecht vergegenwärtigen.
Jagd ist eben absolut kein Selbstzweck, wie man sogar hier mal kopfschüttelnd lesen musste.

Im übrigen gibt es viele Ecken der Republik, wo es genau so vernünftig schon längst im jagdlichen Miteinander funktioniert, wie Du es für Euch beschriebst.

Da kann die Jagdpresse in einseitig schwarz-weißer Stimmungsmache gegen Waldbesitzer und Forstleute noch soviel schreiben.
Manchmal frage ich mich, was man sich davon verspricht.
Statt die dumpfen Platitüden eines LieschenMüller-Modells in der Jägerschaft zu bedienen und bestehende Fronten weiter zu verschärfen, könnte man auch mal differenziert berichten, um etwas zur gemeinsamen Krisen- und Konfliktbewältigung in Bezug auf unsere wichtige Landnutzungsform Wald beizutragen.

Manchmal erscheint mir hierzu der Auftritt z.B. des LJV NRW deutlich zeitgemäßer im Vergleich zu Kollegen-Verein, weil ausgewogener und offener in Bericht und Aktion.
(s. RWJ 3-2021).
 
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kaum schreibt mal einer was gutes...:rolleyes:


einseitig schwarz weißer Stimmungsmache,plattitüden der Jägerschaft bedienen,überhöhtem selbstverständnis von Jagd....,


so gehts halt einfach nicht
 
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Natürlich gehts so, es ist die - zugeben viell. etwas blumige Beschreibung - für dieses unsägliche Forst-Bashing, zu dem leider viele (nicht alle!) Jäger nur in der Lage sind !
Und ja, Jagd hat sich nunmal einzuordnen, ist das so schwer ? Wir leben nicht mehr im Mittelalter, in der Feudalherrscher der Bevölkerung die Nahrungsversorgung durch Jagdwahn schmälerte !

Was ist denn Gutes zu sagen, über die WuH-Editorials der letzten Zeit, die immer nur den Konflikt schüren ?!
Ich kenne den Autor gut persönlich, dennoch hab ich langsam den Papp auf und werde bald mein Abo kündigen !

Ich mag keine tendenziöse Stimmungsmache lesen, sondern fundierte Recherche und vielschichtige Information in meinem Jagdblatt !
 
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Und ja, Jagd hat sich nunmal einzuordnen, ist das so schwer ? Wir leben nicht mehr im Mittelalter, in der Feudalherrscher der Bevölkerung blalaberblubb

Exact ! wenn du dein Abo kündigst versteh ich das ist ja ein Wild und Hund und kein Forst und Harvester Abo.

in der freien Natur (hab ich schon paarmal gesagt) treffe ich auch nicht solche bekloppten Förster oder beste der besten der besten Nachsucheführer, wie sie hier gern auftreten.

Da komm ich mit den Jungs (fast immer) klar, aber Forumshelden ... näää
 
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Siehste, auch gerade Du bist mit Deinen Kurzposts wirklich nicht einer der Sachlichsten ! :rolleyes:

Es geht hier nicht um "forstfreundliche" Editorials einer Jagdzeitung, sondern, wie ich schrieb, um die Akzeptanz eines gemeinsamen Vorgehens zur Problemlösung, aber nicht mal das ist man in der Lage zu schreiben...(vlg. dagegen div. Ausgaben des RWJ).

Und mit deinen eben getroffenen Bezeichnungen solltest Du vorsichtig sein (ich fühle mich nicht angesprochen), sonst könnte man das als Beleidigung auffassen.

Den Mehrwert der in forstlicher Berufssparte Einzuordnenden in diesem Forum solltet ihr eher schätzen, denn diese Nichtmüden geben jede Menge Input an Fach-Information !
Andere können hier nur Meinung wiedergeben und auf viele viele bunte Smilies clicken !

Und sei sicher, in der Praxis draußen triffst Du weit Rigorosere, die nicht lange mit Dir diskutieren und keine Zeit für Foren aufbringen !;)
 
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Und sei sicher, in der Praxis triffst Du weit Rigorosere, die nicht lange mit Dir diskutieren und keine Zeit für Foren aufbringen !

Ich weiß in der Praxis auch um welche Strassen ich einen Bogen machen muß ;)

Ich gehe gern mit Jägern raus, despotischen Jagdscheininhabern eher aus dem Weg...
 
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Siehste, da haben wir doch eine Gemeinsamkeit...
Man kann sich seinen Umgang aussuchen.
 
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So wie die Anzahl der Beiträge in den Jagdblätter steigt, in denen unkritisch jede Ausrüstung über den grünen Klee gelobt wird, so sinkt der Anteil an fachlich fundierten Beiträgen jeder Sparte, während fast noch jeder Redakteur meint, einen kleinen Erziehungsauftrag zu haben, nudging zu betreiben und den Wortschatz der Wildtiermanager übernehmen zu müssen.
 

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