Im Hausbüro sitzend amüsieren mich diese Titanenkämpfe zu einem guten Teil. Zum anderen Teil bestätigen sie mich in der Annahme, dass das Auseinanderfallen des Eigentums an Nutzflächen und des darauf ruhend Jagdrechts das Problem ist. Fruchtlos sind diese Diskussionen hier im Forum alle Mal, weil ich beide Seiten in der Masse nicht für ehrlich genug oder für zu verbohrt halte, eine diskursive Lösung sachlicher Natur zu wollen und auch auszuprobieren oder liege ich falsch? Ich kenne mehr übereinander nörgelnde Hegefetischisten und Förster, als konstruktiv miteinander planende und umsetzende. Charakterprobleme? Sachzwänge, die irgendwann ein Ventil suchen? Zu heftige Zielkonflikte? Den Förstern halte ich zugute, dass ökonomische Ziele jedes einzelnen Forstbetriebs verpflichtend sind und nur Erträge und Gewinne ernähren uns!
In unserem Revier (Pacht) beschwert sich niemand über den Verbiss. Forst nicht, Waldbauern nicht. Warum? Weil sie wissen, was möglich ist und was unmöglich ist. Im Gegenteil, wir werden in den Forst zur Jagd eingeladen, weil wir eine saubere Kugel schießen, leistungsstarke Hunde haben und die Jagdziele des Flächeneigentümers im Wald, Feld und Flur als Oberstes Gebot anerkennen und die Intervalljagd länger betreiben als der umliegende Staatsforst und sogar noch sauber ansprechen können.
Irgendwo ist allerdings der Grenznutzen jeder noch so intensiven Jagd als alleiniger Schutzfunktion der Aufforstungsflächen erreicht. Manche Fläche kann man in dicht besiedelten, topografisch ungünstigen Bereichen gar nicht oder nur unter Inkaufnahme erhöhter Sicherheitsrisiken mit der Büchse schützen. Kalamitätsflächen, die unmittelbar oder nah bei gelungenen Naturverjüngungen liegen sind besonders betroffen. Besonders dann, wenn schon überall dem Wild die Naturverjüngung in den Äser wächst. Aber in solchen Abteilungen braucht sich auch niemand jagdlich zaghaft bewegen. Wo genug Äsung wächst, gibt es hinreichend Wild für alle.
In unserem Fall hat der Hegering über 12 Jahre hinweg einen erhöhten Streckenplan verhindert. Die Wildbretgewichte sind entsprechend gering trotz starker Trophäen. Tags ist kein Wild in den Feldbereichen zu sehen. Tritt spät aus, zieht früh zu Holze. Sobald der Grenznutzen jagdlicher Aktivitäten erreicht ist oder wie in unserem Falle bewusst durch Einschränkungen im Streckenplan abgesenkt wurde, ich möchte manchmal von Sabotage reden, aber egal....Es müssen dann begleitende Massnahmen her. Gatter, Äsungsflächen im Bereich ungefährdeter Revierteile und vor allem Wildruhezonen. Unser Wild, also bei uns im Revier, wird touristisch auf kleinstem Raum zusammengepresst. Das Netz an Wegen ist dicht. Alle 150 m kommt ein parallel laufender welcher. Und gerade die Schaffung echter Wildruhezonen und deren wirksame Verteidigung gegen den letzten Gassigänger, Pilzesucher, Mountainbiker und eben auch unvernünftigen Jäger ist ein dickes Brett, welches der Forst, egal ob staatlich oder privat, bisher noch nicht gebohrt hat, geschweige denn in der Fläche der Staatsforstes umgesetzt hat. Hier hätte das Waldgesetz statt des Jagdrechts eine Reform dringend nötig gehabt. Der Blödsinn des umfassenden und jederzeitigen Betretungsrechts muss weg! Die Städter trampeln bar jeder Ahnung überall hin, auch durch die Frucht im Feld, mahdreifes Gras, entlang der Ufer während gleichzeitig der Standuppaddler den Schilfgürtel perforiert.
Der Staatsforst hat mit seinen Forstwegen soviele Saumzonen tief im Forst entstehen lassen, da folgt das Reh dem Äsungsangebot. Warum auch nicht.
Es gehört auch die Frage gestellt, ob es nicht besser andere Mindestgrössen bei Pachtrevieren geben sollte, die weit über die bisherigen Größen hinaus gehen. Zwergreviere und Wildbiologie gehen nicht konform. Das gilt für Rotwild wie für Hühner.
Und ja, ich freu mich immer, wenn Jagd und Waldbau Hand in Hand gehen und Konzepte entwickelt werden, die funktionieren, weil das Ziel in ein Interessenausgleich ist. Aber dazu gehört Ruhe in der Argumentation und Zeit, Konzepte auszuprobieren.
Warum hab ich soweit ausgeholt? Ich halte es für müßig und fruchtlos, sich hier erregt Argumente um die Ohren zu hauen, die jedes für sich genommen richtig sein mag. Seine Wirkung entfaltet es aber nur am konkreten Objekt. Also mault Euch nicht voll. Bringt eh nix. Unterzieht Euch der Mühe, konkrete Situationen in Revieren zusammenzustellen, Probleme zu definieren und Lösungsansätze zu entwickeln. Nur dann wird es fruchtbar.