Meines Erachtens vermischt der Artikel zwei Themen, welche nicht zwingend zusammengehören.
Da ist einerseits die Gesetzesnovelle, die sicherlich inhaltlich diskutabel ist. Wer bisher scharf Schalenwildarten jagen wollte, der konnte es tun. Es ist mitnichten so, dass die Gesetze den Waldbau behindert hätten. Insbesondere was die Sanktionierung des Elterntierabschusses angeht trifft Hornung hier einen Punkt. Eine gesetzliche Sanktion spiegelt auch die ethische Einstellung einer Gesellschaft wieder. Ob es nun die gleiche Gesellschaft, die Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz stehen hat, befürwortet hier eine weniger harte Sanktion einzuführen, halt ich für sehr fragwürdig. Diese Regelung dürfte am ethischen Grundkonsenz der Gesellschaft vorbei getroffen werden, so sie es wirklich ins Gesetz schafft. Ich persönlich halt Kritik hieran auch für gerechtfertigt. Man kann scharf jagen. Es gibt durchaus Gründe, wie den Artenschutz bei der RaubwildBejahung, die ASP beim Schwarzwild oder auch den Waldbau beim wiederkäuenden Schalenwildarten. Aber: Alles mit Maß. Fähe statt Jungfuchs, führende Bache im Milchweizen oder die Ricke im Mai; sowas darf nicht passieren. Und dieses „darf nicht passieren“ hat im Gesetz auch eine Entsprechung zu finden und nicht das neue „80 bei 60 in der Baustelle“ zu werden.
Die andere Thematik - um die es Herrn Hornung wahrscheinlich gar nicht geht, welche aber im Text mit drin steckt - ist die Entfremdung von Forstpartie und privater Jägerschaft. Diese empfinde ich als sehr bedauerlich und in der Sache auch nicht hilfreich. Indem der Fingerzeig auf beiden Seiten immer auf die jeweils andere geht, manifestieren sich auch die Maximalpositionen. Das hilft weder einer der beiden Interessengruppen, noch dem Wild, dem Wald bzw. der Natur. Hier fällt es mir auch schwer irgendeinen Hoffnungsschimmer zu erkennen. Die Kulturen bei Forstpartie und privater Jägerschaft haben sich mittlerweile doch sehr entkoppelt und die Querverbindungen sind nach meinem Eindruck seltener geworden. Dieses Phänomen ist gar nicht einfach in Worte zu fassen. Vielleicht am ehesten durch eine beispielhafte Anekdote: Die herzliche Drückjagd-Einladung des Jagdpächters und Waldbesitzers gegenüber dem jungen Revierförster, der beim Waldbegang zur Käfersituation und dem Umgang mit den neuen Kahlschlägen beraten hatte, beantwortete dieser mit „ Ich hab genug zu tun und kann mich nicht um Eure Probleme kümmern!“ Für den einen ist es Pflicht, Last und Probleme, der andere sah es als schöne Veranstaltung an die man genießen kann. Ein Einzelfall, aber vielleicht doch mittlerweile symptomatisch für das Verhältnis von privater Jagd und Forstpartie?
Ich treffe den jungen Mann bald wieder an meinen ehemaligen Fichten. Bin gespannt ob er nur einen schlechten Tag hatte.