Ein Beispiel für Störungen durch Freizeitler

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Ich klinke mich noch mal ein, um nicht falsch verstanden zu werden.
@Yumitori hat es im vorletzten Absatz ungefähr auf den Punkt gebracht: der Pächter, der die Zeche zahlt, möchte sein Recht auch ausüben können.
@tømrer bekräftigt, dass es richtig ist, dass jeder die Natur ohne Entgelt nutzen kann. Das ist richtig und auch gut so.
Wir Jäger haben vielleicht eine Sonderstellung, da wir die Natur nicht nur „nutzen“ sondern auch der Hege verpflichtet sind, aber keine Sonderrechte. Das ist in meinen Augen auch gut so. Und es ist gut, dass man die Details der Nutzung eben nicht mit Vorschriften geregelt hat.

Aber, und jetzt kommt der Punkt, auf den ich in meinem ersten Post hinauswollte: noch vor dreißig Jahren hat man, zumindest bei uns auf dem Lande, unaufgefordert gegenseitig Rücksicht geübt. Man hatte im letzten Büchsenlicht einfach draußen im Wald nix mehr verloren. Man fuhr mit den Moppeds nicht nachts querfeldein. Man störte keine Treibjagd und hat Absperrungen respektiert. Und man lies sich vom Jäger nicht mit einem unangeleinten Hund erwischen, wenn der Flocki nicht spurte.
Das mit den Pilzesuchern passiert, da kann man sich gegenseitig nicht böse sein.
Das Bild, das die Öffentlichkeit von uns Jägern hat, halte ich nach einigen Gesprächen und Diskussionen für relativ „unscharf mit dunklen Flecken“.
Komme grad eben von einem Wildunfall - Sau ungebremst frontal. Fragt der Verursacher doch ernsthaft, ob der Jagdpächter den Schaden zahlt, weil er selbst keine Kasko hätte...
Ich denke wir müssen vielen Vorurteilen entgegenstehen und versuchen, der Gesellschaft klarzumachen was wir tun und warum wir es tun. Den Dialog suchen und aufklären. Sonst werden wir es nicht schaffen, ein Mass an Respekt gegenüber der Natur und gegenüber uns Jägern wiederherzustellen.
Irgendwie üben wir doch ein Ehrenamt aus, für das wir auch noch bereitwillig bezahlen, oder?
 
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Das Ausmass der Störungen von Wild durch Freizeitsportler wird oft ziemlich überschätzt, solange sie auf den Wegen bleiben.
Und gerade abends und in der Nacht sind im freinen Gelände und speziell im Wald nicht wirklich viele unterwegs, dafür ist die Mehrzhal heute zu verweichlicht.
Die Geo-Cache-Hype scheint auch schon wieder abzuflachen, da spielt man jetzt wohl lieber Pokemon, das ist insofern also eine hervorragende Erfindung.

Der Druck auf die Landschaft und die Störungen waren früher eher höher als heute, als noch mit den kleinsten Ästen und sogar der Streu geheizt und der Wald so richtig "aufgeräumt" wurde.

Und ich stelle immer wieder fest, dass die Landwirtschaft zunehmend als der grösste Störer auftritt, wenn z.B. mit Flutlicht in der Dämmerung oder mitten in der Nacht gemäht, Heu eingebracht und gegüllt wird.
Oder wenn der Bauer gerne in der Dämmerung, also zur besten Jagdzeit, mit einem Anhänger angetuckert kommt, um irgendwo in einer Ecke wieder mal ganz diskret Bauschutt etc. zu entsorgen.
 
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Im heimischen Jagdrevier (in dem ich "Jagdgast" bin) läuft mir im Schnitt jede halbe Stunde eine (meistens) weibliche Person mit 1 bis 4 Tutnixen an der Kanzel vorbei-ganz gleich, wo ich sitze und ob es Tag oder Nacht ist. Gelegentlich legen Reiterinnen auf der Wiese an der Kanzel Galopptrainingseinheiten mit ihrem Gaul ein, halten hinterher vor der Kanzel an und fragen, ob sie stören.........Deshalb nehme ich gern regelmäßige Einladungen zur Jagd in eine Eigenjagd im Hunsrück an, in der ich sitzen kann, wo ich will und in der ich noch nie Spaziergänger gesehen habe. (weitab vom Dorf). Einmal im Jahr fahre ich nach Brandenburg und jage in einem traumhaften Revier (mit dem Wolf zusammen), in dem mir eine Woche lang niemand begegnet außer Dachsen, Füchsen, Sauen, Kranichen, Rehwild und Rotwild am hellen Tag.....Mit a.W. Störungen durch Freizeitler hängen von der Dichte der Besiedlung und der Entfernung zu Zentren ab.
 
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Yumitori

Guest
@Yumitori
Wie du schon richtig schreibst bezahlst du Geld dafuer, deine Passion(Hobby) auf eines anderen Mannes Grundeigentum ausueben zu duerfen. Das Betretungsrecht dieses Grundeigentums ist offenbar kostenlos.
Naturnutzer mit einem anderen Hobby wie du haben Glueck gehabt.
Auf Crossbahnen muessen die Motorradfahrer einem Mitgliedsbeitrag oder Stundenmiete bezahlen. Du kannst im Normalfall bei dem Trening kostenlos zusehen.

Wenn ich mehr wie 3 Stunden gebraucht habe um mich an einen Hirsch anzupirschen und kurz vor dem Schuss vertreibt ein Pilzsammler ihn, bin ich sehr enttaeuscht. Derjenige hat aber das gleiche Recht die Natur zu nutzen wie ich. Das ist bei uns Gesetzt. Und das ist gut so.

Meine Meinung

tømrer
Zum Gruße,
verehrter tomrer, ich habe absolut nichts gegen das freie Betretungsrecht der Landschaft, das ist schon in Ordnung - aber es kann sicher nicht angehen - und alleine darauf will ich hinaus - dass all jene, die die Natur ohne jedweden Aufwand (auch finanzieller Art) nutzen, dies immer extensiver tun dürfen und dem Jagdpächter gesagt wird, er habe genau dies hinzunehmen, ihm aber die gleichen finanziellen Opfer und der gleiche Hegeaufwand "abgeknöpft" werden wie vorher.
@eisenkraut hat ja richtig geschrieben, dass man alles gesittet gestalten kann.
D a s ist es, was in vielen Revieren in der Nähe von Ballungsräumen nicht mehr geschieht. Man möchte, dass das Schwarzwild kurz gehalten wird, gleichzeitig verpachtet man seitens der Jagdgenossen ( das sind in D nicht Jäger sondern die Grundeigentümer eines gemeinschaftlichen Jagdbezirkes) möglichst viel Fläche an Betriebe, die aus Raps oder Mais tolle Sachen machen.
Es geht nicht zuerst um die Enttäuschung, wenn mir jemand einen Hirsch oder einen Bock vertreibt - es geht vor allem darum, dass wir in solchen Bezirken kaum mehr jagen können, weil zu wirklich allen Tageszeiten irgendwer sein Betretungsrecht wahrnimmt. Und wehe, er hört einen lauten Knall, dann rennt er zur Polizei und zeigt Dich an... .
Mir ist vor nicht allzu langer Zeit bei der Krähenjagd aus gut getarntem Schirm genau folgendes passiert: Nachdem die "Späher" den großen Flug geholt hatten, gaben drei Jäger, zu denen auch ich gehörte, mehrere Schüsse ab, zwei Krähen fielen sogleich, zwei weitere erst nach einer geringen Flugstrecke auf einem Rad-und Fußweg an einem kleinen Fluss. Dort kamen in der Dämmerung drei Radfahrer, die uns tatsächlich festnehmen wollten, weil wir angeblich widerrechtlich auf arme Tiere... . Ich sollte - wie die anderen auch - sofort meine Waffe hergeben, dies sei ein freies Land, da könne doch nicht jeder...
Ich denke, Du lebst glücklicherweise in einem Land, in dem Du drei Stunden pirschen kannst und darfst, bis ein Pilzsucher kommt. Hier ist es oft so, dass man drei Pilzsucher gesehen hat, bevor man zu pirschen beginnen darf...
 
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Etwa 1990 saß ich mit Vater morgens um 6 Uhr im Rheinhardswald, Forstamt Gahrenberg, auf den Brunfthirsch an. Das Rudel erschien, war aber extrem unruhig und sicherte fortlaufend unter (!) unsere Kanzel und sprang ab. Vater musste sich dann auch noch "lösen" und pieselte von oben die Kanzel runter. Wir sind dann bald abgebaumt und erschraken, als unter dem Sitz ein ein fröhlicher Herr mit Bart und Kameras um den Hals hocke. Der freute sich strahlend über seine tollen Aufnahmen. Nur das Pieseln auf seinen Hut fand er nicht so toll. Es war der berühmte und von mir bewunderte Wildfotograf Burkhard Winsmann (damals noch ohne -Steins). Analog, schwarzweiß, Leica. Es war eine andere Zeit. Er hatte Aufnahmen geschossen für die Wild und Hund, uns aber so ungewollt den Jagderfolg vereitelt. So kannns auch gehen - Freizeitdruck der anderen Art. Ich muss heute noch über die Situation herzlich lachen. Unverständlich, warum uns der Forstamtsleiter beiden dieselbe Stelle zugewiesen hatte.
 
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Es beruhigt, zu lesen, dass ich nicht alleine dem Drang, der Schwerkraft freien Lauf zu lassen, nachgebe :)
 
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@Yumitori
Du hast sicher recht mit deiner Aussage und es ist vermutlich so, dass ich dich misverstanden habe. Von meinen wenigen Aufenthalten, zur Jakt, in Norddeutschland kann ich sicher nicht dein ganzes Land beurteilen.
Das was ich aus deinen Beitrag nr. 34 zu verstehen glaube ist, das du im speziellen die Ruechsichtnahme der verschiedenen Naturnutzer untereinander vermisst. Ausserdem bist du durch die Naehe deines Revieres zu groesseren Staedten sicher mehr in deinen Jaktmuligheter beeintraechtigt wie ich hier auf dem Land (Distrikt).
Von Freunden und Bekannten, die hier in der Naehe von "groesseren" Staedten jagen, weiss ich dass auch dort haeufiger "Stoerungen" hingenommen werden muessen, wie hier bei mir. Zusaetzlich leben ja in ganz Norwegen etwa so viele Menschen wie in Berlin und Koeln zusammen.

Der Wunsch vieler Menschen von Erholung in der Natur und die gleichzeitige "Urbanisierung" fuert wohl zu dem Fehlverhalten und Unverstaendniss fuer die Dinge, die wirklich in der Natur ablaufen. Gegenseitige Ruecksichtnahme zu erwarten ist dann vermutlich sehr ambitioniert. Ob und wie diese Entwicklung gedreht oder aufgehalten werden kann, weiss ich auch nicht. Noch mehr Verbote sind in deinem Land ja kaum noch moeglich und koennen genausogut auch dich selbst betreffen. Wie lange unser "allemannsretten" unter unserer linken Regierung erhalten bleibt ist nicht abzuschaetzen. Dieses Recht (allemannsretten) ist aber sehr wichtig, weil es nicht nur den Landeigentuemern, ich bin auch einer, sondern jeder Person das Recht auf Naturnutzung einreumt. In meiner kleinen Welt wird nur jemand der die Natur liebt, sie auch schuetzen. Ich hoffe ich behalte Recht!

Dir lieber Yumitori wuensche ich viele ungestoerte Jakttage und weniger von den von dir beschriebenen Begegnungen.

tømrer
 
Y

Yumitori

Guest
Zum Gruße,
wie es auch laufen kann, wie es gesittet gestaltet wurde:
1976, Blattzeit in einem Revier im Vogelsberg. Auf der Jagdhütte erschien ein junger Mann mit toller Fotoausrüstung und fragte sehr höflich, ob er denn mal mit auf den Ansitz dürfe, er wolle Wild fotografieren. Mein Vater schaute mich an und fragte: "Kannst Du Herrn xyz mitnehmen ? Ich hatte einen Ansitz auf einer für 2 Personen ausgelegten Kanzel vor und natürlich war klar, mein Vater hatte mit der Frage die Order ausgedrückt, wer von uns den Fotografen mitzunehmen hatte.
Es gelangen dem netten Herrn einige gute Fotos von einem Hasen und einem Jährlingsbock und er war noch ein paar Mal mit, immer nach vorheriger Anmeldung. Bloß bei den damals noch sinnvollen Frühansitzen, da mochte er nicht mit, das war ihm zu früh - und bei Schnee war's ihm zu kalt ( was mir nur recht war, denn wenn es dem Fuchs gilt, macht einer allein schon zu viel "Musik").
 
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Gamswild und Rehwild stört sich nicht an den Wanderern. Die halten ihren Abstand und gut ist es. Einzig die Pilzsucher, die leise durchs Gelände streifen, die stören bei der Jagd. Aber jedem sein Hobby.

Robert
 
S

Schorse2210

Guest
Moin,

manches regelt die Natur auch noch selbst, bzw. der Mensch als Bestandteil davon. Wir hatten mal zwei solche querfeldein Kradfahrer im Revier und die beiden haben sich fast totgefahren bei ihrem Freizeitvergnügen. Sie haben eine alte Grabenanlage der NVA, auf dessen ehemaligen Truppenübungsplatz sie sich befanden, gefunden und ausgekundschaftet. Sprich sie sind mit ihren Mühlen durch das Dach gebrochen und lagen dann im Dreckwasser unter ihren Krädern eingeklemmt. Die Rettungsaktion im prä-Handy Zeitalter wäre eine Premiumfolge der RTL-Sendung Notruf wert gewesen, wer die mit Hans Meiser noch kennt!
Hatte auch noch einen bitteren Beigeschmack für die beiden, außer den gebrochenen Knochen und der ledierten Maschinen gabs noch einen auf die Mütze wegen:
1. Da darfst Du gar nicht rumgurken!
2. Umweltverschmutzung, weil aus den Karren Benzin oder Öl austrat, oder beides!
3. Die Karren waren nicht angemeldet und wurden mit entstempelten Kennzeichen bewegt!
4. Der Oberkracher: Einer von beiden wurde per Haftbefehl gesucht :D

WmH
Schorse

Wenn ich heute solche Typen in unserem neuen Revier sehe, denke ich daran zurück und
hoffe das denen natürlich nichts passiert! ;)
 
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Komme grad eben von einem Wildunfall - Sau ungebremst frontal. Fragt der Verursacher doch ernsthaft, ob der Jagdpächter den Schaden zahlt, weil er selbst keine Kasko hätte...

Stellt sich die Frage, ob das Wild wirklich den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepaßt wurde. Wenn ein Unfall passiert, wo eher nicht.

Von daher interessanter Ansatz.
 
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24 Aug 2016
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Stellt sich die Frage, ob das Wild wirklich den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepaßt wurde. Wenn ein Unfall passiert, wo eher nicht.

Von daher interessanter Ansatz.
Dann würde ich überall Schilder an die Felder stellen: "Achtung, Fahrzeugwechsel! Vor dem Überqueren der Strasse links, rechts und nochmal links äugen"
 
Registriert
27 Jun 2014
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Dann würde ich überall Schilder an die Felder stellen: "Achtung, Fahrzeugwechsel! Vor dem Überqueren der Strasse links, rechts und nochmal links äugen"
Aber bitte auch für flüchtiges Wild lesbar ...
Qabl eubur alshsharie aineataf ysarana wymynana wysarana maratan 'ukhraa !
 

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