Ein besonderes Jagdjahr

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Im Laufe des Jägerdaseins werden einige Dinge doch zur Gewohnheit und Erlebnisse, über die man sich als Jungjäger wie Bolle gefreut hat, werden kaum noch erwähnenswert. Aber, und das ist das Schöne an der Jagd, gibt es immer wieder Erlebnisse, die man so nicht erwartet hat. So auch für mich in diesem Jagdjahr. Aufgrund von corona und der Vaterpflichten, die für mich immer vorgehen, habe ich für diese jj kaum Erwartungen gehabt. Dennoch hatte ich mir etwas vorgenommen und bescheiden wie ich bin, auch den Jagdfreunden meine diesjährigen jagdlichen Ziele vollmundig mitgeteilt. 😅😅
Mein ambitionierter Plan am Anfang des Jahres war, den über Jahre geschonten und gehegten starken Bock und die erste Sau seit Menschengedenken im heimischen Niederwildrevier zu erlegen.
Ich selbst glaubte nicht daran, aber der Ruf, der mir phasenweise im Forum vorauseilte, sollte sich bestätigen. 😎
Der Reihe nach:
Vor einigen Jahren konnte ich einen sehr starken Jährling bestätigen, den ich unbedingt heranwachsen lassen wollte. Dabei hatte er seinen Einstand in einem lebensgefährlichen Bereich: eine Hauptstraße begrenzte seinen Einstand ebenso wie die Grenzlinie zu 4 weiteren Revieren. Viele Möglichkeiten also, für einen Bock ums Leben zu kommen. Schnell kam er auch anderen Jägern unter die Augen, meine zunächst wahrheitsgemäße Legende, dass dieser ein bis zweijährige bock viel zu schade sei, konnte ich über die gesamten Jahre immer wieder an geeigneter Stelle anbringen 😇. Mit jedem Jahr wurde ich jedoch nervöser, ob das noch glaubhaft sei.😅. Die Hauptstraße mied der Bock Gott sei Dank die ganzen Jahre über, vielleicht auch deshalb, weil ich immer darauf bedacht war, jeden Konkurrenten, der ihm den Einstand streitig machen könnte, frühzeitig der Wildbahn entnahm. Nun, nachdem ich den Bock auf 6+ schätzte, war es an der zeit, auf ihn zu jagen, zu unglaubwürdig meine Jährlingslegende und er hatte vom letzten auf dieses Jahr bereits deutlich zurückgesetzt.
Aber nicht ich selbst wollte ihn erlegen, meinem Senior, 72, wollte ich den Bock gönnen. Da er sich mittlerweile beim ansprechen etwas schwer tut, gingen wir gemeinsam auf die Ansitze. Der Bock, sonst durchaus vertraut, schien es zu ahnen, machte es uns nicht leicht, mehrere Wochen war er gänzlich von der Bildfläche verschwunden. Doch als wir uns schon Sorgen machten, trat er letztlich völlig unspektakulär aus und fiel dann im Knall. Mit etwas über 450 Gramm ist er der wohl stärkste der letzten 20 Jahre im Revier und der Lebensbock meines Vaters.
Die Freude war riesig und das Hallo der Mitjäger groß, doch es sollte noch besser kommen...
 

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Wenige Wochen später bestätigte ich erste Mal seit Menschengedenken Damwild im Revier. Etwa 20 km weiter gibt es seit jeher Damwild Vorkommen, bis zu uns war es jedoch nie vorgedrungen. Ende Juli jedoch erschienen 4 Hirsche bei uns im Revier, 2 Spießer, ein knieper und einen, den ich als Löffler bis Halbschaufler ansprach.
Auch die Kollegen hatten sie im Anblick und schnell wuchs der Plan, die Gunst der Stunde zu nutzen und gemeinschaftlich am ersten Tag der jagdzeit anzusitzen. Als der Tag jedoch näher rückte, waren sie wieder vom Radar verschwunden und wir fanden uns schon damit ab, dass das Damwild weitergegeben ist. Am 30.07. stellte ich am heimischen Bach nachts den Aalen - mit Erfolg- nach. Und was seh ich auf dem Heimweg im Scheinwerferlicht? Stehen 2 Stücke Damwild seelenruhig 20 Meter neben der Straße! Nun wusste ich also, sie sind noch da! Am nächsten Morgen den mitjäger angerufen und ihm meine Sichtung mitgeteilt und dass sie direktan der von ihm regelmäßigbesetzten Kanzelstanden, da er wohl jedoch nicht recht dran glaubte, was ich ihm berichtete, meinte er: "Ich komm eh nicht aus dem Bett, setz du dich da man hin."
Ich freute mich, saß am 1. noch vor dem ersten Hahnenschrei, konnte grinsend beobachten, wie die Kollegen die Lage im Revier vom Auto aus erkundschafteten, während bei mut tatsächlich ein Spießer auftrat....
Der Rest ist Legende :cool:...doch es sollte weitergehen...
 

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Teil 3
Auch in unserer reinen Niederwild Gegend breitet sich das Schwarzwild zunehmend aus. Noch ist es allerdings in allen Revieren in der Umgebung seltenstes Wechselwild, meist wenn sich im Spätsommer Maisschlag an Maisschlag reiht. Über die letzten Jahre mehrten sich dann aber doch in allen Revieren der Umgebung die Zufallserlegungen bei der Treibjagd oder beim Fuchs/Bockansitz. Mittlerweile haben sämtliche direkt angrenzenden Reviere zumindest eine Sau gestreckt. Nur unser eigenes Revier blieb ein weißer Fleck diesbezüglich. Wer mich kennt, weiß, das ich eine gaaaanz leichte Affinität zum Schwarzwild habe 😅. Darum auch mein Plan am Anfang des Jahres, die erste Sau seit Menschengedenken bei uns zu strecken.
Auch bei uns zogen die Wutze immer mal vereinzelte Nächte durch das Revier Trittsiegel und Brechstellen bewiesen es. Daher griff ich zu den klassischen Methoden Buchenholzteer und etwas Kirrung um die Wutze zumindest mal an einen Platz zu dirigieren, wenn sie mal vor Ort waren.
Vergangene Woche lag ich mit schwerer Männergrippe im Wundbett, als mich ein Jagdkollege anrief, er habe Sauen gefährtet und wolle sich ansetzen, ob er sich auf die von mir angelegte Kirrung setzen könne. Schniefend und hustend hatte ich keinen Antrieb selbst rauszugehen. Eine Stunde später konnte ich es nicht fassen, schickte mir die wildkamera die bis dahin ausschließlich Hase, Fasan und Reh abgelichtet hatte, ein Foto!
Ich konnte es nicht glauben, da tut sich ewig nix, man liegt krank im bett, der Kollege sitzt an und dann sind sie da!
Ich rechnete fest damit, dass Foto 2 eine liegende Wutz zeigt und Foto 3 den danebenstehenden Erleger 😅
Doch stattdessen konnte ich beobachten, wie die Sauen sich sichtlich wohlfühlen ohne gestört zu werden.
Hm, der Kollege saß wohl doch nicht.
So ereilte mich eine spontane Blitzheilung und ich fand mich notdürftig jagdlich gekleidet an den Ort des Geschehens heranpirschend wieder. Die Sauen waren mittlerweile von der Kirrung weg etwas weiter gezogen, aber noch brechend in der Nähe. Das schreckende Rehwild sorgte für bange Augenblicke, aber es gelang mir, die Sauen bis auf 30 Meter anzugehen, dass sie mich und meine Schniefnase nicht bemerkten, war wohl reines Glück. Die Erlegung selbst war "Business as usual".
Jedoch nachdem ich sicher war, sie liegt, begann das große Zittern, denn da wurde mir klar, mehrere hundert Sauen stehen im Streckenbuch, aber diese erste im Niederwildrevier nimmt mir keiner. 😍
Wieder war das Hallo im Revier groß, bei den waidwillis läuft es.:cool:
Ich bin gespannt, was dies Jagdjahr noch zu bieten hat, Diana scheint es offensichtlich derzeit sehr gut zu meinen.
 

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Waidmannsheil.
Bei uns im Revier wird das mit dem Porzellanteller und dem Rehtrophäe auch noch so gemacht!
 

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