Ein Trauriger Ansitz

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Ich verstehe nicht ganz, wie du von den "Fachbegriffen" der Jagd auf die Leidensfähigkeit der Tiere schließt.

Was willst Du dann (Deine Worte!) an der Weidmannssprache "krititsch bewerten"?
Ein Kitz ist verendet. Das beschreibt heute wie anno dunnemals den gleichen Vorgang.
Ob und was dabei in der zugehörigen Geiß vorgeht mag dunnemals anders gesehen worden sein - oder auch nicht. Das kannst Du gar nicht wissen.

Fragst in 100 Jahren einen Nachkommen von mir wer ich war und was ich gedacht habe, dann erklärt er Dir vielleicht ich wäre "vermutlich" ein Latte Macchiato trinkender Grünkernpflanzerl-Esser mit Vollbart gewesen. Weil das ja damals alle waren.
 
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... ob die Begrifflichkeiten der Jagd zu einer Zeit entstanden sind, als das "Mensch-Tier-Verhältnis" ein anderes war ...
Unabhängig davon, dass das "Mensch-Tier-Verhältnis" gewiss früher anders als heute bewertet wurde, besteht doch immer noch grundsätzlich und mehrheitlich ein Einvernehmen, welches die Tötung von Tieren zur Nutzung als legitim erachtet.

Und weil das so ist, steht auch das Töten von Wildtieren im Rahmen der Jagd nicht zur Disposition - unter der Prämisse, dass es handwerklich sauber geschieht.

Handwerklich sauber, dass heißt in diesem Zusammenhang schnell, gründlich und unter größtmöglicher Vermeidung von Tierleid. Wie dieses Töten dann namentlich bezeichnet wird? Eigentlich völlig wurscht.

Aber ..

... eine Diskussion um die Bezeichnung des Tötungsvorganges im Rahmen legitimer Jagdausübung ist für Jene von Interesse, die dieses Tun diskriminieren wollen. Jene, die es lieber hätten, wenn ich ein Stück "erschieße", statt es zu "erlegen". Jene, die es bevorzugten, dass ich ein Stück "ersteche", statt es "abzufangen" und Jene die so gerne von "Massentötungen" fabulieren wenn sie das Bild einer Strecke sehen.

Und nein, es gibt für Jägerinnen und Jäger nicht den geringsten Grund sich derlei Unterstellungsdialektik zu ergeben.

Solche Dinge zu diskutieren kann man getrost den Sprachakrobaten überlassen, die auch glauben, dass die Umbenennung der "Mohren-Apotheke" in irgendeiner deutschen Kleinstadt die Lebenssituation schwarzer Menschen auf der Welt verbessert.

Nach aktuellen Mustern wird dann aus der Diskussion um die Jagd die Identitätspolitik, die als neue und zusätzliche Zielgruppe die Wildtiere für sich entdeckt.
 
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Bar jeglicher wissenschaftlicher Basis zu behaupten es gäbe nur ein Säugetier auf der Welt, das zu Emotionen befähigt ist, das ist schon tiefes Mittelalter.
Man muss nicht gleich deshalb zanken. Ich habe die Ansicht von Cast auch für gut befunden, da diesbezüglich in der letzten Zeit oft stark übertrieben wird. Man sollte das Thema Empathie bei Tieren schon ernst nehmen, und ich denke Tiere sind auch empahtiefähig.
Auch wenn ich in mancher Hinsicht den Ansichten von Herrn Cast entschieden widerspreche, finde ich das man langsam wieder diesen Entgleisungen in der Gesellschaft entgegen treten muss und das Thema wieder auf den Boden der Tatsachen zurück führen sollte.
 
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Mal ganz ehrlich : In einem Revier, in dem mitten im Sommer ein Kitz einfach so neben einem Hochsitz eingeht, ist mutmasslich einiges nicht in Ordnung.
Da würden mich z.B. mal die Durchschnittsgewichte intessieren.
 
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Mal ganz ehrlich : In einem Revier, in dem mitten im Sommer ein Kitz einfach so neben einem Hochsitz eingeht, ist mutmasslich einiges nicht in Ordnung.
Der Grund der Mutmaßung würde mich mal interessieren. Es soll auch Faktoren geben die der Jäger in seinem Revier nicht beeinflussen kann.
 
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Ob das jetzt gleich am Revier bzw. der Situation vor Ort liegen muss??

Das Kitz wurde z.B. angefahren, von Außen nichts/wenig erkennbar, es verendet aber an inneren Verletzungen. Gibt es immer wieder mal.
 
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Hier war mal jemand zufällig Zeuge was tagtäglich passiert.
Wild geht tagtäglich auch an völlig natürlichen Dingen ein, nicht nur mit Hilfe einer Kugel.
Gerade Jungwild.
Man muss sich nur mal die Ausfälle bei Sauen in einem nasskalten Winter/Frühjahr vor Augen führen.
Da schaut halt niemand zu, wenn die Frösche eingehen.
 
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Das ist was anderes, das sind Verletzungen, natürlich leidet das Stück.
Das hat nix mit Gefühlen zu tun.
Ein Muttertier handelt rein instinktmäßig, weil das genetische Programm "Erhaltung der Art" abläuft.

Wo hast du denn her, daß Metzger einen psychologisch anstrengenden Job haben? :ROFLMAO:
Bei der Idee muss man wohl Psychologe sein....

Lächerlich, ein schönes Bild der heutigen Jagd läuft hier ab. Zum Glück gibts noch kein totstreicheln.

Ich empfinde das nicht als lächerlich, im Gegenteil, ich empfinde es ganz ehrlich als tröstlich.

Es hat mehr als ein Jahrzehnt in meinem Leben gegeben, da war mir die Jagerei fast verhasst. Ursächlich war, das ich mal wieder Reh No. xy meiner Jahresstrecke erlegt hatte und mir hinterher auffiel, dass ich absolut nichts dabei empfunden hatte . In dieser Zeit fand ich heraus, dass die Anzahl der Jäger immer geringer wird, die Anzahl der Jagenden hingegen immer mehr und ich mit der Zeit auch zu einem jagenden Knospenbeisserculler geworden war. Damit hatte ich mir selbst die Legitimation entzogen, ein Mitgeschöpf zu töten. Also habe ich es gelassen, meine sämtlichen jagdlichen Kontakte abgebrochen und bin segeln gegangen.

Man kann seine Jagerei natürlich wunderbar damit belegen, dass man angewandten Natuschutz betreiben will, dass man gesundes Fleisch auf dem Teller haben will und wie der Argumente so viele sind. Dann muss man sich allerdings die Frage gefallen lassen, warum man so blöd ist, dafür auch noch Unsummen von Geld und Zeit aufzuwenden. Bio - Fleisch würde es doch auch tun.
Der Trieb zum Jagen ist in uns allen. Bei dem einen sind die Briefmarken, bei dem anderen die Autos, bei dem dritten die Frauen, bei der vierten die Männer,... wie auch immer.
Ob man in der Realität jagt oder sich eine Ersatzbefriedigung sucht, ist eine Frage der Persönlichkeit. Ich für meine Person stehe zu diesem Trieb so wie ich zu all meinen anderen Trieben stehe. Für mich schließt sich mit jedem Stück Wild, das ich schieße, der Kreislauf meiner Evolution vom jagenden (Ur) - menschen zum modernen Lebewesen und ist mir gleichzeitig Mahnung und Ansporn.
Genau diese Ambivalenz kann es aber nur geben, wenn ich das Mitgeschöpf, das ich töte, als gleichrangig betrachte, die Freude an der Beute gleichzeitig mit der Trauer über den Verlust seiner Existenz erlebe.

Und deswegen ist es mir fast völlig mumpe, ob man mir Vermenschlichung unterstellt. Fast - weil, wenn man den Begriff der Vermenschlichung zu Ende denkt, dann kommt man zwangsläufig zu dem Ergebnis, das jeder, der Vermenschlichung ablehnt, Menschen nicht als Bestandteil der komplexen, allumfassenden Natur sieht, sondern als etwas, das irgendwie nicht dazu gehört, mehr oder vielleicht auch weniger ist.
Und wenn ich einem Tier zu Unrecht Leidensfähigkeit unterstelle und entsprechend mit ihm umgehe, ist das besser, als wenn ich sie ihm zu Recht abspreche und es mit einem Schulterzucken von mir aus sogar in gesetzlichem Auftrag nach Leibeskräften schinde.

Und damit sind wir endlich bei der Waidgerechtigkeit angekommen.

(ich bin damit aus dem Faden raus, mehr habe ich nicht zu sagen, danke)
 
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#15
Das ist was anderes, das sind Verletzungen, natürlich leidet das Stück.
Das hat nix mit Gefühlen zu tun.
Ein Muttertier handelt rein instinktmäßig, weil das genetische Programm "Erhaltung der Art" abläuft.


Für die Erhaltung der Art wird sich nie ein Muttertier "opfern".
Wenn es sich geopfert hat, ist es ein Verlustfür die Art, weil dann Mutter und Kind vorloren gehen.
Opfert sich die Mutter nicht, kann es wieder mit Jungen zu Erhaltung der Art beitragen
 
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Hier kochen ja ganz schön die Emotionen hoch. Das in einem Jäger, so wie ich ihn gerne sehe, zwei Herzen in einer Brust schlagen, ist doch auch unseren jagenden Altvorderen bekannt gewesen. Das begann mit Malereien in Höhlen, wo man vermutlich die Tiere ehrte die es zu jagen galt und mündete bei uns in den Regeln der deutschen Weidgerechtigkeit, um die sich auftuenden Wiedersprüche zu kompensieren. Das gelingt mal mehr und mal weniger.
Damit muss man leben.
Wer hierzulande jagt, ist (meistens) ein Tier-und Naturfreund und dennoch tötet er was er liebt.
Das birgt schon einen gewaltigen Wiederspruch in sich. Und dann erkläre das mal einem Außenstehenden, eigentlich unmöglich.
Es gibt Dinge, die muss man sich nicht bis in das letzte Detail erklären können, solange man nach den Grundsätzen der deutschen Weidgerechtigkeit jagt, muss man sich nichts vorwerfen.
Wer damit nicht klar kommt, ist hier fehl am Platz.
Ein Leben ohne Tod gibt es nicht möglich und jeder Mensch, ob Jäger, Normalbürger oder Vegetarier ist mehr oder weniger für den Tod anderer Lebewesen verantwortlich, da ist nun mal kein vorbeikommen möglich, es sei denn er nimmt sich den Strick. Erst dann hat das Töten ein Ende.
 
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Das ist entgegen der Wissenschaft.
Jagd wird viel erträglicher, wenn man sich soetwas ständig einredet (früher bei der Vielzahl der Jäger ausgeprägt, heute nicht nicht mehr ganz so häufig).

Im Übrigen ist in vielen Begriffen der "Weidmannssprache" zu erkennen, dass Tierleid etc. in der früheren (bis heute teilweise fortwirkenden) Jagd, wenig Platz für solche Diskussionen hatte.

Nein,

es ist Wissenschaft. Das Übertragen von menschlichen Empfindungen auf Tiere ist entgegen der Wissenschaft.

Emotionen sind erlernte Verhaltensweisen, die nicht unmittelbar in Taten umgesetzt werden müssen, aber können. Grundlegende Forschungen dazu findest Du bei Pawlov. Lernfähigkeit ist für jede Spezies spezifisch, Menschen stehen da weit oben, „über“ den anderen „Tieren“.

Du müsstest Wölfe (oder andere Beutegreifer) umgekehrt als grausam bezeichnen wegen der Art und Weise, wie sie gemeinhin ihre Beute töten bzw. sich ihr Fressen beschaffen. Beim Leoparden geht das schneller, als beim Wolf. Ist er deshalb weniger grausam? Am humansten ist der modern ausgerüstete Jäger, der Mensch. Bei ihm gelingt das Töten am schnellsten und meistens streßfrei, zumindest aber streßarm, verglichen mit dem langen Hetzen durch ein Wolfsrudel.

Wenn Wurfgeschwister sich wiedererkennen und begrüßen, geschieht das bei Tieren, die üblicherweise im Rudel-, Herden- oder Familienverband leben. Das als „Freude“ zu interpretieren ist menschlich und damit falsch. Bei Solojägern, Karakalen, habe ich erlebt, dass sich 2 Geschwister bei Erreichen des 6. Monats, dem Alter, in dem sie sich üblicherweise voneinander trennen, gegenseitig umbringen. Sind halt Solojäger. Ein Grizzly, der seine Jungen vom Vorjahr in Begleitung der Mutter wiedertrifft, bringt sie um, damit die Mutter schneller wieder paarungsbereit wird. Ist er grausam deswegen?

Denk mal nach und vergiß mal das Dschungelbuch und Disney.

Gruß,

Mbogo
 
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Um Religion geht es hier ueberhaupt nicht. Ich finde es offengestanden laecherlich, Tieren "Gefuehle" abzusprechen, und gleichzeitig mit der Jagd einer Betaetigung nachzugehen, die eben genau ausschliesslich unsere (Ur-)Instinkte und -beduerfnisse befriedigt. Der "vergeistigte Mensch", also das was uns wirklich vom Tier unterscheidet, hat mit Jagd (oder Sex oder Essen usf) nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Und wo ist dann bitte der Unterschied bei einem "koerperlich leidenden" Tier, und warum muss man das dann erloesen? Schmerz und Angst werden auch im wesentlichen durch chemische Vorgaenge ausgeloest. Ganz nuechtern betrachtet ist das auch nichts anderes als ein Instinkt bzw. instinktives Verhalten. Mutterliebe und Verlustschmerz einer menschlichen Frau ist in dieser Sicht auch nichts anderes als beim Tier.

Ich wuerde empfehlen, statt anderen eine "Vermenschlichung" vorzuwerfen, lieber ueber die eigene "Vertierung" nachzudenken. Das Prinzip der Barmherzigkeit laesst sich auch auf Tiere anwenden.

Und bevor nun irgendwer hier etwas reininterpretiert: Das bedeutet nicht, dass ich das Toeten von Tieren als unredlich oder unmoralisch ablehne. Da koennet man wohl kaum Jaeger sein.

@pudlich - vielen Dank fuer Deinen Beitrag!
@Dauphin-Trapper - auch, fuer die offene Schilderung Deiner persoenlichen Erfahrung als Schlachter
 
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Es sind Instinkte, zu Gefühlen brauchts auch ein Gehirn das mehr als nur zum fressen und fortpflanzen gut ist.
Grasfressen macht nicht intelligent, Fleischfresser sind da eine Stufe drüber. Also Hund, Wolf, Fuchs usw.
Das ist so nicht haltbar.
Grundsätzlich sind Gefühle bei allen Lebewesen nichts anderes als Verhalten, das von chemischen Botenstoffen verursacht wird. Das gibt es so auch nachweislich im Tierreich. Eine verstandesmäßige Deutung der Vorgänge im Bezug auf Mitleid usw. ist beim Menschen sicherlich ausgeprägter, kommt aber auch im Tierreich vor.
Die Unterscheidung zwischen Pflanzen- und Fleischfressern spielt dabei weniger eine Rolle als das Sozialverhalten (Rudel-/Herdentier oder nicht).
Eine sehr hohe Stufe hat hier der Hund erklommen, der sich bereits seit mehreren tausend Jahren in einer Symbiose mit dem Menschen als Sozialpartner befindet.
Nicht weit davon entfernt sind aber zum Beispiel auch Pferde, die ja recht selten carnivor sind...
 
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Ein Tier ist kein Mensch. Andernfalls hätten diejenigen, die uns als Mörder bezeichnen, recht.
Daher Vorsicht.
Aber: wenn ich in irgendeinem Sinne eine religiöse Weltsicht teile, dann sind Mensch und Tier Teil eines Schöpfungsaktes- ihre Existenz hat somit eine übergeordnete Bedeutung und einen Sinn, der unabhängig der ihnen von keinem Wesen der Welt genommen werden kann. Für eine Atheist ist halt alles nur Zufall...Aber es gilt für beide: Alle Lebewesen der Welt unterliegen der Notwendigkeit, Stoffwechsel betreiben zu müssen und somit um zu existieren, andere Wesen zu "verarbeiten". Daher kann man übrigens einem Veganer durchaus entgegenhalten, dass Pflanzen eben auch Lebewesen sind... Trotzdem sind wir Menschen vernunftbegabte und mitfühlende Wesen und es zeichnet uns aus meiner Sicht aus, dass wir mit einer aus unserer Sicht leidenden Kreatur Mitgefühl haben dürfen (unabhängig davon, was und ob das entprechende Wesen evtl. fühlen kann oder nicht..) Mir tun auch die Bäume, die im letzten Jahr durch Käferbefall und Trockenheit krank wurden, von Herzen leid. Trotzdem kann ich ohne Probleme einen Baum fällen, oder ein Stück Wild erlegen, wenn es eben notwendig ist oder ich es entsprechend verwerten möchte.
Das ist sicher ein Widerspruch, den wir aushalten müssen. Wir sind Teil Teil dieser Welt und Teil eines Kreislaufes.
So- und jetzt setze ich mich raus und versuche ich eine Sau zu erlegen.Wmh
 
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