Ein Volk, dass seine Wirte nicht ernähren kann, ist es nicht wert eine Nation genannt zu werden

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Bei uns gab´s Mitte der 90er noch eine waschechte Dorfdisko (mit angeschlossener Kneipe), eine umgebaute ehem. Scheune. Mitten in einem kleinen Kuhkaff (wahrscheinl. noch keine 100Einw.), etwas Abseits gelegen, da verirrte sich außer Einheimische im Umkreis von 10km sonst niemand hin.
Das waren aber in den späten 60ern und in den 70ern auch noch mehrere dieses Typs im ganzen LK verteilt.
Sowas
https://diginights.com/event/2010-06-12-40-jahre-skippie-club-labbaduddl-discostadl
 
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Die Kundschaft wird allgemein wankelmuetiger und anspruchsvoller.

Frueher ging man mal zur Pommes-Bude, heute muss es, wie z.B. in Aachen das "Frittenwerk" sein. Alles nur dreimal so teuer. Aber auch dieser hype ist dann in 3-4 Jahren wieder vorbei und was neues muss her. Launch fast - fail fast - iterate faster.

Wenn du nicht gerade ein Ausflugslokal hast, wo du mit einer sicheren Anzahl an Kunden rechnen kannst, wie willst du alles frisch bevorraten? Und bei nur 5 Gerichten auf der Karte maulen auch wieder die ersten. Wie? Nichts vegetarisches? Nichts glutenfreies? Wo sind die Kindergerichte? Kein Fisch?
Und wenn man anfaengt, alles bei Bestellung frisch zu kochen und der Gast muss etwas warten?? Das geht ja ueberhaupt nicht.

In Kanada bleibt von 1 Dollar sales 5 ct profit. Wird in DE nicht viel anders sein. Da musst du knallhart kalkulieren. Die Lebensmittel duerfen im Prinzip kaum noch was kosten.

Nicht jeder Dorfwirt ist social media savvy. Wie soll er die juengere Kundschaft einfangen?
Kneipe war zur Zeit unserer Vaeter, wo es zum Fruehschoppen ging. Aber das Familienleben hat sich gewandelt. Vater bleibt bei der Familie oder man geht zusammen aus, dann halt nicht gerade in eine Kneipe, ist fuer die meisten kids nicht so prickelnd.

Ich kann mir gut vorstellen, nach diesem Corona Disaster wird es in der Gastronomie mau aussehen und nur wenige werden diesen Schritt noch wagen, sich mit einem Restaurant selbstaendig zu machen.
 
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Frueher ging man mal zur Pommes-Bude, heute muss es, wie z.B. in Aachen das "Frittenwerk" sein. Alles nur dreimal so teuer.

Und dabei finde ich es da nicht mal lecker...

Ich gehe gerbe und recht häufig gut und lecker essen, aber auf das was hier häufig an Service, Freundlichkeit und Qualität geboten wird, kann ich gut verzichten...

Bei den Dorfkneipen darf man nicht vergessen, dass sich heute auch der Umgang mit Alkohol geändert hat. Jeder braucht seinen Führerschein, keiner will den Jagdschein verlieren weil er nach der Jagd noch ein Bier trinken gegangen ist und die meisten wollen den nächsten Tag ohne Kopfschmerzen erleben, ich zumindest.

Zum meiner Jugend war es eher noch normal, während der Treibjagd schon das eine oder andere Bier zu trinken und abends (bzw. besser morgens) nach dem Schüsseltreiben sind nicht wenige selbst nach Hause gefahren. Das war schon damals gemeingefährlich, nur aufgrund des geringeren Verkehrs ist meistens nichts passiert.
 
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Gelöschtes Mitglied 15848

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Bei mir kann man schon lange nach Gastronomie mit der Lupe suchen. Bei den Dorfkneipen sind gute 80% des ehemaligen Bestandes weg, Ausflugsgastätten gibts auch nur dort wohin die Stadtmenschen mal nen Ausflug machen.

Ist aber komisch. Imbisse, Dönerbuden, Chinesen, Italiener, Griechen scheinen im Land besser mit dem Druck klarzukommen, arbeiten lieber am Abend und am Wochenende, brauchen anscheinend weniger Geld, verarbeiten andere Ware. Der fastfood Anteil und Tiefkühlware ist enorm. Lässt sich besser lagern, verarbeiten, weniger Aufwand. Vorkochen muss man nicht.

Deshalb hat mich in diesem Forum schon immer gewundert wieviel Wildpret hier einige angeblich an die Gastronomie absetzen... An der Vorstellung einer solchen aufnahmefähigen Gastronomielandschaft und ihren zahlreichen Kunden ist mein Kopfkino schon lange gescheitert.
 
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Gelöschtes Mitglied 25156

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Und zum Schluß kommt der Brandschutz und sperrt Dir die Bude zu. So hier passiert.
Eine Renovierung um den Auflagen gerecht zu werden ist fast unmöglich.
Vorher Wirtshausbetrieb, im Saal regelmäßig Kelinkunst, gut besucht. Jetzt steht eben der Bauzaun
seit 2 Jahren um die Bude, Zukunft ungewiss.
Zu den Italienern, Chinesen, Griechen: Schon mal eine Stellenanzeige von so einem Restaurant gelesen, irgendwo? Scheint ja immer Nachwuchs und Personal aus den eigenen Reihen vorhanden zu sein ;-)
 
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Wie gesagt, ich bin kein Gourmet. Hab mein ganzes Berufsleben Mittags in Firmenkantinen gegessen. Es hat aber alles seine Grenzen. Mittlerweile weis ich an Hand der Speißekarte, war man essen kan und was nicht. So seh ich das mit dem "Frisch" nicht so kritisch. Aber wenn ich am Spätnachmittag/Abend unterwegs bin, mit dem Bub irgerndwo war und wir Hunger haben, sind wir eigentlich ganz einfach zu frieden zu stellen. Schnitzel, Nudeln, Currywurst, Burger oder so. Das kann ja nicht so schwierig sein. Meint man. Wir haben aber letztens eine Wirtschaft in einer Kleingartenanlage gefunden, der sicher auch einiges bevorratet. Haben Schnitzel und Currywurst gegessen. War genau mein Geschmack, dünnes Schnitzel und eine würzige, rote Currywurst,die mein Sohn gegessen hat, ich aber probieren durfte. Das war preislich nicht "billig", aber günstiger als im Lokal an der "Ecke". Und wenn es schmeckt zahl ich das gerne. Und komm vor allem wieder.
 
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Zu den Italienern, Chinesen, Griechen: Schon mal eine Stellenanzeige von so einem Restaurant gelesen, irgendwo? Scheint ja immer Nachwuchs und Personal aus den eigenen Reihen vorhanden zu sein ;-)

Ja, das ist bei denen aber fast normal. Hier der Kroate und die Pizzaria, da arbeiten nur Verwandte. Beim Chinesen weis ich es nicht. Ist mir aber auch wurst, da passt der Service. Entgegen wenn ich in das Wirtshaus am "Platz" geh bei uns, schon sein kann, dass es am Ende nen Zusammenstoß zwischen dem Personal und mir gibt. Die Außnahme bei den fremdländischen Lokalen bildet hier ein "Bella Italia". Riesen Laden, mit dem Charme einer Bahnhofsmission, da hat man immer den Eindruck unerwünscht zu sein. Der Kellner nörgelt immer vor sich hin, wollt schon mal fragen ob er Torret hat. Aber es gehen trotzallem genug hin...
 
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doghunter

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Alle die sich hier über Sklaventum in der Fleischindustrie auslassen, sollten mal darüber nachdenken, wie oft Sie im Internet kaufen... Die Kurierfahrer leben tlw. in Ihren Sprintern:mad:
und dass Karstadt jetzt so viel Buden zu macht und die Innenstädte Leerstand haben, hat auch einen Grund.
Na ja, aber aus das ist hausgemacht von Händlern und Politik! fahre ich in die nächste Kleinstadt zum Händler heißt es " haben wir nicht, kann ich sie nicht beraten, kenn ich nicht aber muss ich ihnen bestellen...dauert 5 Tage und kostet 300€"...also müsste ich dann erneut in die Kleinstadt, um es abzuholen und anzuschauen. Bei Amzon & co kann ich es selbst bestellen, habe es am nchsten Tag und kann es 14 Tage ausprobieren...30 € günstiger ist es auch noch!

Fahre ich mal in die Großstadt (Berlin), muss ich sehen ob die Straßen "Dieselfrei" sind, suche teure Parkplätze, werden von Massen an "Migranten" aggressiv angemacht und gehe dann zum C&A + CO um eine Jeans zu kaufen. Da suche ich mühsam ein paar Modelle in verschiedenen Größen und gehe zur Umkleide. Dort keift mich eine mittfünfzigerin an "aber nur 3 Stück mit in die Kabine nehmen, können sie nicht lesen" Also nehme ich nur 3 Jeans...Schuhe aus, Hose aus und probieren...alle 3 passen oder gefallen nicht...also meine Bux und Schuhe wieder an und erneut 3 Stück geholt!

Nein, auch meine Klamotten werden per Internet geholt und Ruhe zu Hause anprobiert!
 
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....bin eigentlich immer der gewesen, der lieber in den Laden geht. Aber meine Erfahrung der letzten 10 Jahre ist das selbe. Ware ist nicht vorrätig. Oder der Verkäufer hat absolut keine Ahnung oder keine Lust... Und da bestell ich dann auch. Letztens hätte ich Eley KK gebraucht, nur mal zum Testen, Club, Sport, Match oder so. War in drei Läden im Großraum M., keine einzige Schachtel da.
Klamotten bestell ich alles. Weiß meine Größe und weiß was ich anzieh.... Was halt Englbert Strauss, Snickers, Carhart und Co so anbieten. Bin da mehr "praktisch" veranlagt....
 
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Denk, das ist ein vielschichtiges Problem.
Ne ganze Zeit lang war es ja schick auf Dörfern die gemeindlichen Strukturen runter zu fahren und so auch noch die letzten Tapferen davon zu überzeugen, dass man in die nächstgelegene Stadt ziehen muss. Bis man dann feststellte, dass das gar nicht funktioniert. Städte verstopft, Dörfer am sterben.
Dörfliche Strukturen zu erhalten, so weitsichtig waren wenige Bürgermeister und Landräte.
Dort, wo das aber erfolgreich versucht wurde, noch Kindergärten, Schule, Arzt, halbwegs Busverbindung vorhanden sind, dort bleiben auch junge Leute und Familien wohnen.
Und Bäcker, Metzger, Tante Emma Laden, Gaststätte, Schwimmbad, Tischtennisverein, Kerbborsche etc sind kein nostalgischer Schnickschnack, sondern Teil des öffentlichen Dorflebens.
In einem Dorf, das das alles nicht mehr bietet, ist ja kein wirkliches Leben mehr. Die Leute kennen sich untereinander kaum noch. Schlafdörfer, morgens ins Auto und in die Stadt, abends heim.
Wo und wie soll da Gemeinschaft entstehen? Mit wem soll man in die Kneipe/ins Wirtshaus gehen, wenn man niemand kennt?
Dazu kommt dann noch, was dort geboten wird. Oder eben nicht.
Im Biergarten unserer Dorfwirtschaft ist üblicherweise ordentlich Betrieb. Ein Saal für die jährliche Hegeschau, Hochzeiten, Beerdigungen etc vorhanden und wird auch genutzt. Ist halt Eigentum. Auch ein wichtiger Faktor.
Und in der nächstgelegenen Kleinstadt hat vor ein paar Jahren auch einer einen Biergärten eröffnet, da bekommt man nicht mal einen Parkplatz, bei halbwegs Wetter.
Genauso in der Gaststätte zwei Dörfer weiter. Sind Jugos, das Essen ist super, die Wirtin total lustig und nett, hält Schwätzchen mit ihren Gästen, Sonderwünsche gehen problemlos, wenn's rappelvoll ist, quetscht sie einem noch irgendwo hin.
Da gibt's auch etliche Tische allabendlich mit ausschließlich Abtrinkern.
Der Wandel, der sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat, kam ja nicht übernacht. Und es ist wie immer im Leben. Stillstand ist Tod.
Wer ein Auge und ein Ohr für die sich ändernden Umstände hatte, den gibt's noch und der wird auch gebraucht.
Und wer, wie ich, das Glück hat, in einer intakten Dorfgemeinschaft zu leben, diese auch nutzt und dadurch am Leben erhält, der lebt schon sehr auf der Sonnenseite.
Da könnt man mir eine 4 Zimmerwohnung in München, Hamburg, Köln, Frankfurt gern hinterher schmeißen.
Ned geschenkt würd ich tauschen.
 
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ihr werdet die kneipen nicht retten, die gehen genauso über den jordan wie alles andere auch
 
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Dann haben sie es nicht besser verdient, wenn sie wegen 1/4 Jahr in Konkurs gehen. Der Gasthof in dem wir blasen ist in 4. Generation in Familienbesitz und hat 2 Weltkriege überstanden...
 

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