Denk, das ist ein vielschichtiges Problem.
Ne ganze Zeit lang war es ja schick auf Dörfern die gemeindlichen Strukturen runter zu fahren und so auch noch die letzten Tapferen davon zu überzeugen, dass man in die nächstgelegene Stadt ziehen muss. Bis man dann feststellte, dass das gar nicht funktioniert. Städte verstopft, Dörfer am sterben.
Dörfliche Strukturen zu erhalten, so weitsichtig waren wenige Bürgermeister und Landräte.
Dort, wo das aber erfolgreich versucht wurde, noch Kindergärten, Schule, Arzt, halbwegs Busverbindung vorhanden sind, dort bleiben auch junge Leute und Familien wohnen.
Und Bäcker, Metzger, Tante Emma Laden, Gaststätte, Schwimmbad, Tischtennisverein, Kerbborsche etc sind kein nostalgischer Schnickschnack, sondern Teil des öffentlichen Dorflebens.
In einem Dorf, das das alles nicht mehr bietet, ist ja kein wirkliches Leben mehr. Die Leute kennen sich untereinander kaum noch. Schlafdörfer, morgens ins Auto und in die Stadt, abends heim.
Wo und wie soll da Gemeinschaft entstehen? Mit wem soll man in die Kneipe/ins Wirtshaus gehen, wenn man niemand kennt?
Dazu kommt dann noch, was dort geboten wird. Oder eben nicht.
Im Biergarten unserer Dorfwirtschaft ist üblicherweise ordentlich Betrieb. Ein Saal für die jährliche Hegeschau, Hochzeiten, Beerdigungen etc vorhanden und wird auch genutzt. Ist halt Eigentum. Auch ein wichtiger Faktor.
Und in der nächstgelegenen Kleinstadt hat vor ein paar Jahren auch einer einen Biergärten eröffnet, da bekommt man nicht mal einen Parkplatz, bei halbwegs Wetter.
Genauso in der Gaststätte zwei Dörfer weiter. Sind Jugos, das Essen ist super, die Wirtin total lustig und nett, hält Schwätzchen mit ihren Gästen, Sonderwünsche gehen problemlos, wenn's rappelvoll ist, quetscht sie einem noch irgendwo hin.
Da gibt's auch etliche Tische allabendlich mit ausschließlich Abtrinkern.
Der Wandel, der sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat, kam ja nicht übernacht. Und es ist wie immer im Leben. Stillstand ist Tod.
Wer ein Auge und ein Ohr für die sich ändernden Umstände hatte, den gibt's noch und der wird auch gebraucht.
Und wer, wie ich, das Glück hat, in einer intakten Dorfgemeinschaft zu leben, diese auch nutzt und dadurch am Leben erhält, der lebt schon sehr auf der Sonnenseite.
Da könnt man mir eine 4 Zimmerwohnung in München, Hamburg, Köln, Frankfurt gern hinterher schmeißen.
Ned geschenkt würd ich tauschen.