Eine Frage an die Förster unter euch

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Liebe Foristen, eine Frage an die hier aktiven Förster:
Mein Sohn hat gerade das Abitur bestanden. Jetzt beginnt er dann mit einem Freiwilligen Ökolologischen Jahr- vormittags in einem Waldkindergarten, nachmittags im Forstamt. Er hat auch schon einmal ein 2-wöchiges Praktikum beim Forst gemacht, was im sehr gut gefallen hat. Nach dem FÖJ überlegt er- und das ist eine von mehreren Optionen- Forstwirtschaft zu studieren. Jagdlich kennt er sich auch aus, er geht immer mal wieder mit mir mit, bzw. beim Treiben oder auch beim Zerwirken.
Ich bin immer der Meinung- jenseits der Berufsberatungen- wenn du wissen willst, wie ein Beruf wirklich ist: Frage diejenigen, die ihn schon jahrelang ausüben.
Daher meine Frage an die Förster:
Würdet ihr den Beruf heute wieder ergreifen? Erfüllt er euch und empfindet ihr ihn als "sinnvoll" für euch selbst? Wohin wird er sich eurer Meinung nach entwickeln?
Die übliche Kontroverse: Jagd vs. Forst, bzw. auch Forstbashing soll hier bitte nicht rein.
Es geht um die subjektive "Berufszufriedenheit" der praktiszierenden Förster.
Danke schonmal und WH

 
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Wenn es das ist was er will, machen. Egal welchen Beruf.
Vom Forststudium hat man schon vor Jahrzehnten abgeraten, trotzdem wird es weiter studiert und Förster gebraucht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 13565

Guest
Wohin wird er sich eurer Meinung nach entwickeln?
Wenn er jetzt anfängt zu studieren sind seine Aussichten einen Job zu bekommen sehr gut, auch wenn das vielleicht nicht direkt vor der eigenen Haustür sein wird.

In den nächsten Jahren geht eine ziemliche Pensions-/Rentenwelle durch die grüne Liga.

Bis vor +/- fünf Jahren hätte ich das Gegenteil behauptet.

Arbeit ist übrigens immer mehr da als bewältigt werden kann, Knackpunkt ist aber ob es einer bezahlt.

Ansonsten ist man mit einem soliden Studium im Forstbereich gut aufgestellt für Jobs im weiteren Umfeld - GaLa, Sägewerke etc.


CdB
 
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Im Moment sind Goldene Zeiten für Forstakademiker. Die Verwaltungen haben einen weit übers Angebot hinaus gehenden Personalbedarf.

Trotzdem hätte ich meinen Jungs abgeraten - den Forstberuf, wie ich ihn vor 50 Jahren kennen gelernt habe, gibt es seit 10 - 15 Jahren nicht mehr und den, den ich heute praktiziere, gibt es in weiteren 10 bis 15 Jahren auch nicht mehr. Wald "bewirtschaften" wird immer weniger, Wald verwalten immer mehr.
Wers mag - Forstwissenschaft/wirtschaft mit Schwerpunkt Ökologie wird sicher weiter gebraucht, aber uns "Holzknechte" wirds über kurz oder lang nicht mehr geben.
 
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Zur beruflichen Tätigkeit selbst kann ich wenig sagen, jedoch zum Studium:
Ich habe, nachdem ich mich ewig mit einem BWL-Studium, welches mich wahrlich nicht erfüllt hat, schließlich die Sache an den Nagel gehängt und Forstwissenschaften (also Uni) begonnen. Der Studienzweig war in jedem Fall die richtige Wahl. Es hat wirklich viel Spaß gemacht und aktuell sind die Chancen ja sehr gut, wie man überall hört. Hier jetzt der kleine Knackpunkt, wenn es Richtung klassischem Revierdienst gehen soll: das Nadelöhr ist der Anwärterdienst. Niemand kann das Studium an FH und Uni objektiv vergleichen, da wohl kaum jemand beides studiert hat. Aus meiner, natürlich auch nicht neutralen Sicht, ist es von einer FH aus einfacher einen Anwärterplatz bekommen als an der Uni. Ob das nun an einer (tatsächlichen oder zugesprochenen) höheren Tauglichkeit der FHler liegt oder daran, dass gefühlsmäßig die Abschlussnoten an den FHs im Durchschnitt besser sind als an den Unis kann ich nicht beurteilen. Vielleicht täuscht mein Eindruck ja auch ganz.
Fakt ist jedoch, dass ein wirklich großer Teil an der Uni gerne in den Revierdienst möchte und die allgemeine Angst allgegenwärtig ist, was man tut, sollte man keinen Anwärterplatz bekommen.
Meine Empfehlung ist somit in jedem Fall eine FH. Sollte er den hierfür benötigten (Fach-)Abischnitt von etwa 2,1 nicht haben, wäre es auf jeden fall eine sinnige Überlegung einen Forstwirtausbildung zu machen: man sammelt Wartesemester für einen Platz an der FH und bei den meisten Bewerbungen auf einen Anwärterplatz wird die Ausbildung ebenfalls positiv angerechnet.
Selbst wenn dann doch noch der Master kommen soll, zählt auch hier ja die Bachelornote bei der Platzvergabe und die scheint mir wie gesagt an den FHs im Durchschnitt besser zu sein (wie betont, subjektives Empfinden).

Viele Grüße und ihm viel Spaß bei einem wirklich interessanten Studium!
 
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Nur zum Verständnis.
Ich dachte FH ist für den gehobenen Dienst und Uni für den höheren Dienst?
 
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Zur beruflichen Tätigkeit selbst kann ich wenig sagen, jedoch zum Studium:
Ich habe, nachdem ich mich ewig mit einem BWL-Studium, welches mich wahrlich nicht erfüllt hat, schließlich die Sache an den Nagel gehängt und Forstwissenschaften (also Uni) begonnen. Der Studienzweig war in jedem Fall die richtige Wahl. Es hat wirklich viel Spaß gemacht und aktuell sind die Chancen ja sehr gut, wie man überall hört. Hier jetzt der kleine Knackpunkt, wenn es Richtung klassischem Revierdienst gehen soll: das Nadelöhr ist der Anwärterdienst. Niemand kann das Studium an FH und Uni objektiv vergleichen, da wohl kaum jemand beides studiert hat. Aus meiner, natürlich auch nicht neutralen Sicht, ist es von einer FH aus einfacher einen Anwärterplatz bekommen als an der Uni. Ob das nun an einer (tatsächlichen oder zugesprochenen) höheren Tauglichkeit der FHler liegt oder daran, dass gefühlsmäßig die Abschlussnoten an den FHs im Durchschnitt besser sind als an den Unis kann ich nicht beurteilen. Vielleicht täuscht mein Eindruck ja auch ganz.
Fakt ist jedoch, dass ein wirklich großer Teil an der Uni gerne in den Revierdienst möchte und die allgemeine Angst allgegenwärtig ist, was man tut, sollte man keinen Anwärterplatz bekommen.
Meine Empfehlung ist somit in jedem Fall eine FH. Sollte er den hierfür benötigten (Fach-)Abischnitt von etwa 2,1 nicht haben, wäre es auf jeden fall eine sinnige Überlegung einen Forstwirtausbildung zu machen: man sammelt Wartesemester für einen Platz an der FH und bei den meisten Bewerbungen auf einen Anwärterplatz wird die Ausbildung ebenfalls positiv angerechnet.
Selbst wenn dann doch noch der Master kommen soll, zählt auch hier ja die Bachelornote bei der Platzvergabe und die scheint mir wie gesagt an den FHs im Durchschnitt besser zu sein (wie betont, subjektives Empfinden).

Viele Grüße und ihm viel Spaß bei einem wirklich interessanten Studium!
Vielen Dank für deine Einschätzung und für deine Infos! Ich selbst habe auch ein FH- Studium (in einem anderen Fachbereich) gemacht, nachdem ich vorher an einer Uni war, und mir hat das FH- Studium besser gepasst. Ein interessantes und gut strukturiertes Studium ist die halbe Miete.
Über den Notendurchschnitt mache ich mir keine Gedanken, der ist weit besser als 2,1.
 
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Würdet ihr den Beruf heute wieder ergreifen?
JA
Erfüllt er euch und empfindet ihr ihn als "sinnvoll" für euch selbst?
JA
Wohin wird er sich eurer Meinung nach entwickeln?
Alle Berufe, die mit Leben- zu tun haben, haben sich zwangsweise nach anderen Richtungen entwickelt wie vor z.B. 10Jahren, nur um vernünftig zu bleiben.
Um nur ein Beispiel zu nennen: ich habe 1981 den Einstellungswettbewerb als sechster von 350 Kandidaten mit 93% der Punkte gemacht: jetzt frage ich mich, ob ich die Prüfung überhaupt noch bestehen würde.
Nicht nur die Materie ist lebend, auch der Beruf lebt, also muss er evoluieren.

Von Außen gesehen ist es der schönste Beruf auf der Welt, von uns Individuen hängt es ab, ob von Innen es auch ist. Nur nicht mit dem ältesten Beruf der Welt verwechseln...
 
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Nur zum Verständnis.
Ich dachte FH ist für den gehobenen Dienst und Uni für den höheren Dienst?
So war es früher mal aufgebaut. Durch das Bologna-Verfahren, also die Strukturierung aller Studiengänge in Bachelor und Master hat sich das aber geändert.
Man Macht zunächst an FH und an der Uni einen Bachelorabschluss, dabei heißt der Studiengang an der FH nur "ForstWIRTSCHAFT" und an der Uni "ForstWISSENSCHAFTEN". Mit diesem Bachelor kann man sich u.a. auf einen Anwärterdienst (gehobener Dienst) bewerben oder auch einen Masterstudiengang. Auf dem Master an dann ein Referendariat (höherer Dienst) angeschlossen werden. Auf den Master muss man sich aber auch ganz regulär wieder mit dem Bachelor bewerben, also auch von der Uni kommend hat man hier keine Garantie für einen Masterplatz.
 
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Inzwischen kann man sogar als Master-Absolvent bei Landesforstens Anwärter werden, die sind nicht mehr so scharf in Sachen Höherqualifizierung wie früher, wo man keinen Uni-Abschluss haben durfte, wenn man sich auf eine Stelle im Revierdienst bewarb. Ob das in allen Verwaltungen so ist oder nur in denen, die nicht verbeamten, weiss ich aber nicht.

Und zu dem Job an sich:

Der wandelt sich beständig und man weiss nie, ob man in 10 Jahren noch das macht, was man heute macht und ob man das noch da macht, wo man heute ist. Es gibt aber trotzdem keinen vielseitigeren Ausbildungsweg und aktuell sehr gute Aussichten auf Übernahme / Einstellung.
 
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ja zum Thema "Masterabsolventen bewerben sich auf Anwärterstellen" schein die verschiedenen Verwaltungen noch sehr unterschiedlicher Meinungen zu sein:
Die LWK NDS schließt Bewerber aus, die noch einen zusätzlichen Master haben. Die Landesforsten NDS rechnen einen Master verbessernd auf die Bachelornote an.
 
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Ich weiß natürlich nur von unseren Refrendaren und Anwärtern, wie es heute ist, daher sind die nachstehenden Infos "zweiter Hand".

An den FH ist der praktische Bezug wesentlich höher.
Es werden mehr Excursionen angeboten.
Die Profs kommen häufig aus der Praxis
Die Semester sind kleiner, man kennt sich
Das Studium ist deutlich verschulter, da es einen klassischen Stundenplan gibt. Gasthörer sind extrem selten.

An den Unis ist der wissenschaftliche Anspruch deutlich höher
Die Profs sind selber Wissenschaftler, selten Praktiker
Das Bildungsangebot ist breiter, man kann sich Schwerpunkte suchen.
Man hat Zeit, auch mal in andere Fachbereiche zu schnuppern.
Insgesamt ist das Studium freier.

Die Noten an den FH sind nicht nur besser, weil die Ansprüche unterschiedlich gewertet werden, ich glaube, es liegt viel mehr an den unterschiedlichen Systemen. Das freie Studium setzt deutlich mehr Selbstdisziplin voraus als ein Studium an den FH.
 
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ja zum Thema "Masterabsolventen bewerben sich auf Anwärterstellen" schein die verschiedenen Verwaltungen noch sehr unterschiedlicher Meinungen zu sein:
Die LWK NDS schließt Bewerber aus, die noch einen zusätzlichen Master haben. Die Landesforsten NDS rechnen einen Master verbessernd auf die Bachelornote an.
Meines Wissens liegt das nur daran, dass wir unsere FI z.A. möglichst zeitnah den Eid der ewigen Armut schwören lassen, sprich, verbeamten.
 
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Nur zum Verständnis.
Ich dachte FH ist für den gehobenen Dienst und Uni für den höheren Dienst?
Genau so ist es...
Herkömmlich führte der klass. Studiengang FH Forstwirtschaft nach Anwärterzeit in den gehob. Forstdienst der Länder und dabei u.a. zum Berufsbild Revierleiter.
Studiengang Forstwissenschaft (Uni) erforderte anschl. ein Referendariat/Traineezeit um in den höheren Forstdienst übernommen werden zu können.
Die Berufschancen für die öffentliche Verwaltung waren seit jeher im gehobenen Dienst besser aufgrund der Stellenausstattung (Höherer D. = Leitungsdienst = weniger Stellen.)

Wer Uni studierte, um in den forstl. Revierdienst (=geh. Dienst) zu kommen, hat den falschen Studiengang gewählt. Im Bewerbungsverfahren fiel man raus, da überqualifiziert.
Umgekehrt gabs das Durchsteigen eines FH Absolventen in den höheren Dienst zum Forstrat nur in seltensten Fällen.
Heute wird aufgrund tw. herrschender Personalnot einiges möglich gemacht.

In Zeiten von heutigem Bachelor und Master ist alles etwas anders...s. post Mohawk.
 
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