Eine Woche im Jahr 1945

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Hallo Zusammen,

anlässlich des 75 Jahrestages des Kriegsendes, kam bei mir folgende Frage auf :

Wieso hat es noch eine Woche nach dem Selbstmord von AH bis zur vollständigen Kapitualtion gedauert?

Hierzu suche ich Literatur.

Danke schonmal.

Alex
 

steve

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In der Kurzform: Dönitz & Co. hofften sich mit den Westmächten noch über eine Teilkapitulation einigen zu können bzw. überhaupt der bedingungslosen Kapitulation entgegen zu können. Mit dem Angebot ist Jodl nach Reims gereist.

Wikipedia fasst es zusammen:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bedingungslose_Kapitulation_der_Wehrmacht

Detailliertere Literatur kenne ich nicht. Gibt es aber sicher zuhauf.
 
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So ungefähr ist es mir auch geläufig.
Und grundsätzlich ist mit Löschung des "Kopfes" auch selten ein abruptes Ende zu erwarten. Die nächsten drei Untergebenen sind in der Regel keinen Deut besser und das Netzwerk ist längst vorhanden.
Als der Überfall auf Bin Laden per Video gezeigt wurde und Angie dazu applaudiert hat, hab ich mir meinen Teil gedacht
 
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Als der Überfall auf Bin Laden per Video gezeigt wurde und Angie dazu applaudiert hat, hab ich mir meinen Teil gedacht

Wovon sprichst du?
Bin Laden ist nicht überfallen worden. Es war ein Ziugriff auf einen Topterroristen und eine Geißel der Menschheit. Wenn du also das meinst - da haben sehr sehr viele applaudiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
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@steve , Danke.
Gestern abend kam die Doku auf Phönix? "Die letzten hundert Tage" da wurde es auch erklärt.

++++

Ich wage stark zu bezweifeln das Fr. Merkel den Tod von OBL beklatscht hat.
Videobeweis?
Es gibt eine Szene wo Barak Obama, Hillary Clinton und andere hohe Köpfe in einem Büro sitzen und angeblich life dabei sind und dies anschliessend beklatschen.
 
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Sie beklatschten vermutlich, aus Erleichterung,

dass die riskante Operation gut gegangen war, inkl. der Evakuierung der einheimischen Mitarbeiter, die vor Ort entscheidende Informationen gesammelt und geliefert hatten, und die sie nur einen Hubschrauber gekostet hatte. Wenn man auf dem Video die Gesichter von Clinton und Obama sieht, als OBL erschossen wird, sieht das nicht triumphal aus.

Gruß,

Mbogo
 
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Bis eine milit. Entscheidung vom polit. Verantwortlichen (in dem Fall Reichspräsident v. Dönitz) über den Chef des Generalstabes (Gen.Fm. v. Keitel) zu den Inspektions-/Armeechefs, hinunter durch Korps, Divisionen, Brigaden, Regimenter, Batallione, Kompanien bis hin zum kleinen Uffz. der mit deinen vier/fünf Mann in irgendeinem Straßengraben im Bayr. Wald "Stellung bezogen" hat ankommt (zudem kriegsbedingt noch bei teilweise oder ganz zerstörtem Kommunikationsnetzt) dauert es halt auch ´ne gewisse Zeit.
Dazu kam wohl auch noch die gerade für die Führungspositionen bis hinunter auf Batallionsebene berüchtigte Kompetenz-Zauderei der Wehrmacht, deren bekanntestes Beispiel die Durchführung des Attentates des 20. Juli 1944 und die daran anschließende versuchte Abwicklung der milit. und polit. Übernahme des Reiches ist, die eben gerade an den Zauderern an den markanten Schnittstellen gescheitert war.
 
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Erschwerend kommt hinzu, dass einzelne Verbände weiter gegen die Sowjets gekämpft haben, auch nach dem 08.05.1945, der eigentlich nur ein "fiktives" Datum ist, die bedingngslose Kapitulation wurde am 07.05. unterzeichnet, gültig ab dem 08.05.1945, ratifiziert am 08.05.1945 in Berlin, durch Verzögerungen aber doch erst nach Mitternacht, also am 09.05.1945. Es ist kompliziert.

Die Frage wäre, was wäre im 1. Weltkrieg passiert, wenn der Kaiser schon vor Nov. 18 abgedankt hätte? Die Militärs machen gern mal "eigene Sachen", so richtig ist ja auch nicht geklärt, was die Gruppe um Stauffenberg eigentlich genau wollte, Waffenstillstand oder Kapitulation waren es jedenfalls nicht, im Zweifel wäre es mit den Westalliierten gegen die SU gegangen.
 
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Bis eine milit. Entscheidung vom polit. Verantwortlichen (in dem Fall Reichspräsident v. Dönitz) über den Chef des Generalstabes (Gen.Fm. v. Keitel) zu den Inspektions-/Armeechefs, hinunter durch Korps, Divisionen, Brigaden, Regimenter, Batallione, Kompanien bis hin zum kleinen Uffz. der mit deinen vier/fünf Mann in irgendeinem Straßengraben im Bayr. Wald "Stellung bezogen" hat ankommt (zudem kriegsbedingt noch bei teilweise oder ganz zerstörtem Kommunikationsnetzt) dauert es halt auch ´ne gewisse Zeit.
Dazu kam wohl auch noch die gerade für die Führungspositionen bis hinunter auf Batallionsebene berüchtigte Kompetenz-Zauderei der Wehrmacht, deren bekanntestes Beispiel die Durchführung des Attentates des 20. Juli 1944 und die daran anschließende versuchte Abwicklung der milit. und polit. Übernahme des Reiches ist, die eben gerade an den Zauderern an den markanten Schnittstellen gescheitert war.
Diese Zauderer gab es immer und wird es immer geben und es wird auch Konstellationen geben, wo dieses "Zaudern" (Hinterfragen) auch mal die richtige Entscheidung ist.
 
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... 75 Jahrestages des Kriegsendes ...
Wieso hat es noch eine Woche nach dem Selbstmord von AH bis zur vollständigen Kapitualtion gedauert?
Auf das zusammengebrochene Nachrichtenwesen sowie die aufgeriebenen und teils versprengten deutschen Truppen wurde oben hingewiesen.
Der zentrale Grund für die verstrichene Woche liegt allerdings darin, dass von deutscher Seite aus taktiert, d.h. der Kapitulationszeitpunkt ganz bewusst hinausgezögert wurde, und zwar um mit den gewonnenen Tagen möglichst vielen deutschen Soldaten und Flüchtlingen die Möglichkeit zu verschaffen, aus dem Bereich der Roten Armee herauszukommen und sich den westlichen Alliierten ergeben zu können.
Das ergibt sich eindeutig aus den letzten Akten des OKW und ist nachzulesen beispielsweise in Schultz-Naumann: Die letzten 30 Tage, in Shirer: Aufstieg und Fall des Dritten Reichs, sowie in ein paar anderen einschlägigen Standardwerken.
Warum es für deutsche Soldaten und Flüchtlinge so wichtig war, aus dem Bereich der Roten Armee herauszukommen, soll hier nicht erörtert werden. Es war jedenfalls ganz wichtig.

Eisenhower (siehe diesbezüglich seine Memoiren) erkannte die Verzögerungstaktik, brachte angesichts der Hintergründe Verständnis auf und spielte zunächst mit, hatte nach ein paar Tagen der "Vorspiegelungs- und Verzögerungstaktik" (seine Worte) dann allerdings die Faxen dicke und setzte dem Treiben schließlich ein Ende, indem er androhte, den Durchgang weiterer deutscher Flüchtlinge durch die Linie der Westalliierten mittels Gewalt zu verhindern.
Daraufhin erfolgte unverzüglich die Kapitulation, und zwar am 7. Mai um 2.41 Uhr in einer kleinen Schule zu Reims vermittels Friedeburg und Jodl. Letzterer durfte ein paar Sätze sagen. Falls ich es gerade richtig im Kopf hab: "Mit dieser Unterschrift sind das deutsche Volk und die deutschen Streitkräfte auf Gedeih und Verderb der Hand des Siegers ausgeliefert. .. Ich kann in dieser Stunde nur die Hoffnung ausdrücken, dass der Sieger sie mit Grossmut behandeln wird."

Apropos:
... Kriegsende ...
Der Ausgangsfrage liegt offenbar ausgehend vom Begriff Kriegsende der Eindruck zugrunde, dass es einen exakten Zeitpunkt des Endes des Verhängnisses gegeben hätte und es insofern auf eine Woche mehr oder weniger angekommen wäre. Genau besehen ist dies allerdings überhaupt nicht der Fall:
“For Germany, May 8, 1945, became known as “The Hour Zero”—the end of a nightmare and the beginning of a dark, uncertain future. Most assumed, no doubt, that awful though the coming weeks and months would be, the worst was nevertheless behind them. But these people were wrong. The worst yet lay ahead. Though the shooting and bombing had indeed stopped, the war against Germany continued unabated. World War II was history’s most catastrophic and terrifying war, but what still lay ahead would prove, as Time magazine later phrased it, “History’s most terrifying peace.””
Goodrich, Thomas: Hellstorm – The Death of Nazi Germany 1944 – 1947, 2010, S. 279.
 

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