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- 18 Sep 2018
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Da ich gestern erst dieses Forum entdeckte, möchte ich nun mit euch (etwas verspätet) mein Glück am ersten Jagdtag teilen:
Der erste Bock
Am 8.5.2018 löste ich meinen ersten Jagdschein, mein Kindheitstraum… für 3 Jahre wird er mich auf die Jagd begleiten, hoffentlich noch oft verlängert werden, denn ich bin ein „Spätberufener“ mit 51 Jahren.
Am Nachmittag bekam ich eine Nachricht meines Jagdprinzen… „Punkt 19 Uhr an der Hütte“ !
Damit hatte ich nicht wirklich gerechnet, aber gehofft hatte ich es sehr.
Wir fuhren dann gemeinsam durch das Revier. Ein wunderschöner Frühlingsabend, dachte ich… Auch wenn ich nichts zu Gesicht bekomme, so ist es doch mein erster „offizieller“ Ansitz!
In der Nähe der Reviergrenze sollte ich dann halten und einen Hochsitz in 800m Entfernung angehen, Jochen fuhr dann weiter zu seinem Ansitz am anderen Revierende.
Schon auf dem Weg zur Kanzel hatte ich Anblick. Ein kapitaler Sechser-Bock äste 200 Meter entfernt ruhig auf der Wiese auf der anderen Seite des Baches. Er beobachtete mich dann, bis ich die Kanzel erreichte und aufbaumte. Nach wenigen Minuten verschwand er im Nachbarrevier.
Ich richtete mich ein, in der Kanzel waberte die Hitze regelrecht und die Sonne fiel direkt auf mich, als ich die Fenster von den Behängen befreite.
Viertel nach sieben: ich rechnete weder mit Anblick noch mit einer „wirklichen Jagd“ ich entschloss mich einfach den Abend und somit meinen ersten Ansitz zu genießen und den Stimmen der unzähligen Waldvögel zu lauschen.
Fünf Minuten später verließ eine Ricke den Wald, kam bis auf 80 Meter an mich heran und begann seelenruhig zu äsen. Ich beobachtete sie mit meinem alten Fernglas, das ich von meinem lieben Opa geerbt habe (so wie meinen Kindheitswunsch selbst Jäger zu werden). Bewegungslos standen die Grashalme und Blumen der Wiese im Sichtfeld meines alten Feldstechers.
Viertel nach acht: Ich hatte schon deutlich erkennen können, dass die Ricke noch nicht gesetzt hatte aber kurz davor war, als eine zweite Ricke kaum 50 Meter entfernt von der Ersten aus dem Dickicht kam, kurz verhoffte und dann zielstrebig einen Platz, kaum 30 Meter von mir entfernt anstrebte um ebenfalls zu äsen.
Ich durfte die beiden Ricken bis kurz nach neun beobachten, für mich war mein erster Tag als Jäger jetzt schon ein Unvergesslicher geworden.
Plötzlich äugte die erste Ricke in meine Richtung und begann zu schrecken… aber nein, nicht ganz meine Richtung… sie äugte auf eine von mir ca. 50 Meter entfernte Stelle am Waldrand, schreckte abermals und begann eine schnelle Flucht.
Ich rätselte, was ihr wohl den Tagesausklang auf der Wiese verdorben hatte, kam dann zum Schluss, dass es sich doch lohnen könnte, mein besonderes Augenmerk auf die von ihr beäugte Stelle zu richten.
Die Sonne blendete mich schon lange nicht mehr, briet mich auch lange schon nicht mehr mit ihren Strahlen, als lautlos ein Reh aus dem Wald trat. Etwas weiter als angenommen. Ca. 80 Meter entfernt, begann es wie die anderen vor ihm, zu äsen.
Kein Wind ging, kein Geräusch außer den langsam verstummenden Vögeln drang an mein Ohr. Als das Reh sein Haupt hob, um in die mir gegengesetzte Richtung zu äugen, sah ich halblauscherhohe, noch im Bast befindliche Spieße… Einer davon etwas kürzer als der Andere. „Hast Sauen frei und Böcke, am Liebsten wäre mir ein Jährling oder schwächerer Bock, einen Sechser kannst du auch erlegen, da mach ich dir den Kopf nicht runter, aber würde ihn eher für den Pächter lassen… Weidmannsheil und gute Jagd“ hatte mein Jagdprinz zu mir gesagt als er mich vor Stunden hier zurück ließ…
Da war er… der Jährling. Und er wandte sich in eine andere Richtung, zeigte mir seine Seite!
Ich schwankte kurz zwischen „Soll ich? Darf ich? Will ich? Kann ich?“ „Ich kann und sollte… und ich will“ war dann die einzig richtige Entscheidung.
Ich brachte meine M03 in Anschlag, der Leuchtpunkt (Absehen 0) schimmerte gut sichtbar aber schwach eingestellt an der Stelle wo das Geschoss meines 8x57er Gewehres einschlagen sollte. Kurz legte ich das Fernglas nochmal über das Zielfernrohr, nur um sicher zu sein, dass die Spieße wirklich da waren… der Pinsel ein Pinsel war und ich nicht Opfer des Wunsches wurde… Ja es waren Spieße…
Stecher gedrückt und eine Sekunde später brach der Schuss die Stille. Wie vom Blitz getroffen verschwand der Bock im Gras, repetieren und warten… aber nicht einmal die Gräser und Blumen zeigten Bewegungen… atmen… ich darf wieder atmen… mein Auge fixierte immer noch die Stelle, an der der Bock verschwunden war… Hatte ich wirklich geschossen ??? Ist das eben wirklich passiert? Noch kurz hatte ich vor dem Ansitz ein kleines Zwiegespräch mit meinem Opa gehalten und gefragt ob er mir nicht ein kleines bisschen Jagdglück schenken könne… War das Opas Jagdglück!? Ja, bestimmt…
Nach wohl 10 Minuten entschloss ich mich, abzubaumen und nach zu sehen. Die Stelle hatte ich mir gut gemerkt, einen frischen Tannenzweig hatte ich in die Beintasche meiner Hose gesteckt. So trat ich an das letzte Bett meines ersten Bockes heran, fast friedlich lag er vor mir, sehr guter Kammerschuss… kein Leiden… Gut, das Wichtigste für mich… ich dachte an meinen Opa und ich dankte ihm, sagte laut was mich bewegte…
Den Hut in der Hand, das Gewehr umgehängt wachte ich noch ein paar Minuten, bevor ich den Bruch auf seine Kammer legte und ihm den letzen Bissen gab. „Reh tot“ auch wenn es nicht mehr so oft praktiziert wird.. ICH praktiziere es und blies in Gedanken (denn das Horn hatte ich vor lauter Aufregung im Auto gelassen“ (Ich werde es noch nachholen, wenn ich heute seine Spieße nehme)
Das Handy vibrierte… Whatsapp… „Der Ritter hat geschossen, ich komme“ das kam von meinem Lehrprinzen. Das Handy… ich machte noch ein Foto, zittrig wie meine Hände waren wurde es, aber egal, nicht wichtig.
Mein erster Erlegerbruch wurde mir gereicht… ich werde ihn heute am Grab meines Opas niederlegen…
Umarmung und Gratulation, Freude… aber auch tiefe Ehrfurcht vor dem erlegten Wild waren in mir.
Wir fuhren zur Hütte, wo ich dann meinen ersten Bock versorgte… seine kleinen Spieße werden neben all den Trophäen meines Opas in meinem Wohnzimmer hängen, sein Bret wird meiner Familie schmecken!
Und ich werde meinen ersten Bock…
…am ersten Tag meiner Jagd NIE VERGESSEN !!! Denn nun ist meine Jagd Wirklichkeit geworden und nicht mehr der Traum eines Kindes, das mit seinem Opa pirschen geht.
Der erste Bock
Am 8.5.2018 löste ich meinen ersten Jagdschein, mein Kindheitstraum… für 3 Jahre wird er mich auf die Jagd begleiten, hoffentlich noch oft verlängert werden, denn ich bin ein „Spätberufener“ mit 51 Jahren.
Am Nachmittag bekam ich eine Nachricht meines Jagdprinzen… „Punkt 19 Uhr an der Hütte“ !
Damit hatte ich nicht wirklich gerechnet, aber gehofft hatte ich es sehr.
Wir fuhren dann gemeinsam durch das Revier. Ein wunderschöner Frühlingsabend, dachte ich… Auch wenn ich nichts zu Gesicht bekomme, so ist es doch mein erster „offizieller“ Ansitz!
In der Nähe der Reviergrenze sollte ich dann halten und einen Hochsitz in 800m Entfernung angehen, Jochen fuhr dann weiter zu seinem Ansitz am anderen Revierende.
Schon auf dem Weg zur Kanzel hatte ich Anblick. Ein kapitaler Sechser-Bock äste 200 Meter entfernt ruhig auf der Wiese auf der anderen Seite des Baches. Er beobachtete mich dann, bis ich die Kanzel erreichte und aufbaumte. Nach wenigen Minuten verschwand er im Nachbarrevier.
Ich richtete mich ein, in der Kanzel waberte die Hitze regelrecht und die Sonne fiel direkt auf mich, als ich die Fenster von den Behängen befreite.
Viertel nach sieben: ich rechnete weder mit Anblick noch mit einer „wirklichen Jagd“ ich entschloss mich einfach den Abend und somit meinen ersten Ansitz zu genießen und den Stimmen der unzähligen Waldvögel zu lauschen.
Fünf Minuten später verließ eine Ricke den Wald, kam bis auf 80 Meter an mich heran und begann seelenruhig zu äsen. Ich beobachtete sie mit meinem alten Fernglas, das ich von meinem lieben Opa geerbt habe (so wie meinen Kindheitswunsch selbst Jäger zu werden). Bewegungslos standen die Grashalme und Blumen der Wiese im Sichtfeld meines alten Feldstechers.
Viertel nach acht: Ich hatte schon deutlich erkennen können, dass die Ricke noch nicht gesetzt hatte aber kurz davor war, als eine zweite Ricke kaum 50 Meter entfernt von der Ersten aus dem Dickicht kam, kurz verhoffte und dann zielstrebig einen Platz, kaum 30 Meter von mir entfernt anstrebte um ebenfalls zu äsen.
Ich durfte die beiden Ricken bis kurz nach neun beobachten, für mich war mein erster Tag als Jäger jetzt schon ein Unvergesslicher geworden.
Plötzlich äugte die erste Ricke in meine Richtung und begann zu schrecken… aber nein, nicht ganz meine Richtung… sie äugte auf eine von mir ca. 50 Meter entfernte Stelle am Waldrand, schreckte abermals und begann eine schnelle Flucht.
Ich rätselte, was ihr wohl den Tagesausklang auf der Wiese verdorben hatte, kam dann zum Schluss, dass es sich doch lohnen könnte, mein besonderes Augenmerk auf die von ihr beäugte Stelle zu richten.
Die Sonne blendete mich schon lange nicht mehr, briet mich auch lange schon nicht mehr mit ihren Strahlen, als lautlos ein Reh aus dem Wald trat. Etwas weiter als angenommen. Ca. 80 Meter entfernt, begann es wie die anderen vor ihm, zu äsen.
Kein Wind ging, kein Geräusch außer den langsam verstummenden Vögeln drang an mein Ohr. Als das Reh sein Haupt hob, um in die mir gegengesetzte Richtung zu äugen, sah ich halblauscherhohe, noch im Bast befindliche Spieße… Einer davon etwas kürzer als der Andere. „Hast Sauen frei und Böcke, am Liebsten wäre mir ein Jährling oder schwächerer Bock, einen Sechser kannst du auch erlegen, da mach ich dir den Kopf nicht runter, aber würde ihn eher für den Pächter lassen… Weidmannsheil und gute Jagd“ hatte mein Jagdprinz zu mir gesagt als er mich vor Stunden hier zurück ließ…
Da war er… der Jährling. Und er wandte sich in eine andere Richtung, zeigte mir seine Seite!
Ich schwankte kurz zwischen „Soll ich? Darf ich? Will ich? Kann ich?“ „Ich kann und sollte… und ich will“ war dann die einzig richtige Entscheidung.
Ich brachte meine M03 in Anschlag, der Leuchtpunkt (Absehen 0) schimmerte gut sichtbar aber schwach eingestellt an der Stelle wo das Geschoss meines 8x57er Gewehres einschlagen sollte. Kurz legte ich das Fernglas nochmal über das Zielfernrohr, nur um sicher zu sein, dass die Spieße wirklich da waren… der Pinsel ein Pinsel war und ich nicht Opfer des Wunsches wurde… Ja es waren Spieße…
Stecher gedrückt und eine Sekunde später brach der Schuss die Stille. Wie vom Blitz getroffen verschwand der Bock im Gras, repetieren und warten… aber nicht einmal die Gräser und Blumen zeigten Bewegungen… atmen… ich darf wieder atmen… mein Auge fixierte immer noch die Stelle, an der der Bock verschwunden war… Hatte ich wirklich geschossen ??? Ist das eben wirklich passiert? Noch kurz hatte ich vor dem Ansitz ein kleines Zwiegespräch mit meinem Opa gehalten und gefragt ob er mir nicht ein kleines bisschen Jagdglück schenken könne… War das Opas Jagdglück!? Ja, bestimmt…
Nach wohl 10 Minuten entschloss ich mich, abzubaumen und nach zu sehen. Die Stelle hatte ich mir gut gemerkt, einen frischen Tannenzweig hatte ich in die Beintasche meiner Hose gesteckt. So trat ich an das letzte Bett meines ersten Bockes heran, fast friedlich lag er vor mir, sehr guter Kammerschuss… kein Leiden… Gut, das Wichtigste für mich… ich dachte an meinen Opa und ich dankte ihm, sagte laut was mich bewegte…
Den Hut in der Hand, das Gewehr umgehängt wachte ich noch ein paar Minuten, bevor ich den Bruch auf seine Kammer legte und ihm den letzen Bissen gab. „Reh tot“ auch wenn es nicht mehr so oft praktiziert wird.. ICH praktiziere es und blies in Gedanken (denn das Horn hatte ich vor lauter Aufregung im Auto gelassen“ (Ich werde es noch nachholen, wenn ich heute seine Spieße nehme)
Das Handy vibrierte… Whatsapp… „Der Ritter hat geschossen, ich komme“ das kam von meinem Lehrprinzen. Das Handy… ich machte noch ein Foto, zittrig wie meine Hände waren wurde es, aber egal, nicht wichtig.
Mein erster Erlegerbruch wurde mir gereicht… ich werde ihn heute am Grab meines Opas niederlegen…
Umarmung und Gratulation, Freude… aber auch tiefe Ehrfurcht vor dem erlegten Wild waren in mir.
Wir fuhren zur Hütte, wo ich dann meinen ersten Bock versorgte… seine kleinen Spieße werden neben all den Trophäen meines Opas in meinem Wohnzimmer hängen, sein Bret wird meiner Familie schmecken!
Und ich werde meinen ersten Bock…
…am ersten Tag meiner Jagd NIE VERGESSEN !!! Denn nun ist meine Jagd Wirklichkeit geworden und nicht mehr der Traum eines Kindes, das mit seinem Opa pirschen geht.