extrem schwacher Jährling

G

Gelöschtes Mitglied 13565

Guest
Schlag mal aus der Decke, ich hatte vor Jahren mal ein sehr schwaches Schmalreh im Revier, welches von einem Kollegen erlegt wurde.

Äußerlich gesund und ohne Befund an den Organen, meinte er rate mal, ich hab nach etwas überlegen auf Schrot getippt- und genauso war es. Das Reh hatte Schrote unter der Decke.


CdB
 
G

Gelöschtes Mitglied 8926

Guest
Schlag mal aus der Decke, ich hatte vor Jahren mal ein sehr schwaches Schmalreh im Revier, welches von einem Kollegen erlegt wurde.

Äußerlich gesund und ohne Befund an den Organen, meinte er rate mal, ich hab nach etwas überlegen auf Schrot getippt- und genauso war es. Das Reh hatte Schrote unter der Decke.


CdB

Deinem Namen nach und diesem Bericht schlussfolgernd, jagt ihr wohl direkt an der französisch/deutschen Staatsgrenze. ;)
 

ElCaracho

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Vielen Dank für eure Antworten.
Ich habe gestern in Absprache mit den Pächtern nach dem Aufbrechen am Erlegungsort das Stück verworfen, da es stark abgekommen war und vor allem die Lunge mit den wassergefüllten Bläschen, sowie Verfärbungen für mich bedenkliche Merkmale waren.
Außerdem sah die Leber mit ihren unterschiedlichen Färbungen und dunklen großen Flecken nicht ok aus.
Die vielen weißen Punkte in der Milz sagen nur aus, dass das Immunsystem auf Hochtouren lief?

Ich gebe da gern diesen Grundsatz weiter: Wenn ich es nicht essen möchte, dann setze ich es auch keinem anderen vor. In diesem Sinne ist deine Entscheidung es zu verwerfen völlig in Ordnung.

In mir wäre nur noch etwas mehr die Neugier geweckt gewesen was mit dem Stück nicht stimmt. Befall mit dem kleinen Lungenwurm habe ich auch schon öfters gehabt und gesehen. Dies führt aber selten zur Genussuntauglichkeit.

Hier ist bei uns z.B. das LGL Bayern eine gute Anlaufstelle um es zu beproben (kostet so 60-80 Euro). Die Damen und Herren an deren Institut in Erlangen sind sehr freundlich und geben gern ihr Fachwissen weiter,
Ich mache jetzt sowas nicht, weil ich das Reh unbedingt behalten und verzehren will, sondern lediglich aus Neugier, was denn da mit einem bestimmten Stück nicht stimmt. Ich konnte über Beprobungen und Sichtungen schon viel lernen und kann das auch jedem ans Herz legen, wenn eine entsprechende Stelle in Reichweite ist.
Auch wer etwas über die Keimbelastung bei seiner Wildbretverarbeitung/Lagerung/Weiterverarbeitung wissen will - sehr interessant was die Profis einem neben dem normalen Jagdwissen noch beibringen können.

Ich halte es für wichtig im Bereich Hygiene und Lebensmittelsicherheit immer neugierig zu bleiben und hier ist das Geld für Fachleute gut angelegt. Man lernt viel und schläft besser.
 

ElCaracho

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Hier nochmal ein starker Befall mit dem kleinen Lungenwurm, labordiagnostisch bestätigt, trotzdem nach entfernen der Lunge uneingeschränkt genusstauglich. Andere Organe unauffällig, kein Dasselbefall. Jährling mit knapp 10kg. IMG_5522.jpgIMG_5521.jpgIMG_5519.jpgIMG_5518.jpgIMG_5523.jpg
 
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Ich gebe da gern diesen Grundsatz weiter: Wenn ich es nicht essen möchte, dann setze ich es auch keinem anderen vor. In diesem Sinne ist deine Entscheidung es zu verwerfen völlig in Ordnung.

In mir wäre nur noch etwas mehr die Neugier geweckt gewesen was mit dem Stück nicht stimmt. Befall mit dem kleinen Lungenwurm habe ich auch schon öfters gehabt und gesehen. Dies führt aber selten zur Genussuntauglichkeit.

Hier ist bei uns z.B. das LGL Bayern eine gute Anlaufstelle um es zu beproben (kostet so 60-80 Euro). Die Damen und Herren an deren Institut in Erlangen sind sehr freundlich und geben gern ihr Fachwissen weiter,
Ich mache jetzt sowas nicht, weil ich das Reh unbedingt behalten und verzehren will, sondern lediglich aus Neugier, was denn da mit einem bestimmten Stück nicht stimmt. Ich konnte über Beprobungen und Sichtungen schon viel lernen und kann das auch jedem ans Herz legen, wenn eine entsprechende Stelle in Reichweite ist.
Auch wer etwas über die Keimbelastung bei seiner Wildbretverarbeitung/Lagerung/Weiterverarbeitung wissen will - sehr interessant was die Profis einem neben dem normalen Jagdwissen noch beibringen können.

Ich halte es für wichtig im Bereich Hygiene und Lebensmittelsicherheit immer neugierig zu bleiben und hier ist das Geld für Fachleute gut angelegt. Man lernt viel und schläft besser.

Vielen Dank für deine sehr hilfreichen Antworten!
Ich informiere mich mal, wo in der Umgebung eine solche Begutachtung durchgeführt werden könnte.
Neugierig und wissbegierig bin ich bei dem Thema sowieso.
Deshalb ja auch die Frage hier, in der Hoffnung, dass viele mit einem deutlich größeren Wissen, als dem meine (nach 3 Jahren Jagdschein), dieses teilen.
 
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Nicht falsch verstehen, aber woher der Schluss? Ich kann an dem gezeigten, jetzt erstmal keine direkte Genussuntauglichkeit feststellen.

Das gezeigte Reh wurde als "extrem schwaches und abgekommenes Stück Rehwild" beschrieben.
Nach Anlage 4 Tier-LMHV (https://www.gesetze-im-internet.de/tier-lmhv/anlage_4.html) ist auf folgendes zu achten:

1.3
Beim Erlegen, Aufbrechen, Zerwirken und weiteren Behandeln ist auf Merkmale zu achten, die das Fleisch als gesundheitlich bedenklich erscheinen lassen. Diese liegen vor bei [...]
1.3.9 erheblicher Abmagerung;


Das heißt, das Tier ist zur amtlichen Fleischuntersuchung anzumelden. Das regelt https://www.gesetze-im-internet.de/tier-lmhv/__2b.html
Ohne Untersuchung ist es nicht für den menschlichen Verzehr geeignet - auch nicht im eigenen Haushalt.
 
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Gelöschtes Mitglied 8926

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Das gezeigte Reh wurde als "extrem schwaches und abgekommenes Stück Rehwild" beschrieben.
Nach Anlage 4 Tier-LMHV (https://www.gesetze-im-internet.de/tier-lmhv/anlage_4.html) ist auf folgendes zu achten:

1.3
Beim Erlegen, Aufbrechen, Zerwirken und weiteren Behandeln ist auf Merkmale zu achten, die das Fleisch als gesundheitlich bedenklich erscheinen lassen. Diese liegen vor bei [...]
1.3.9 erheblicher Abmagerung;


Das heißt, das Tier ist zur amtlichen Fleischuntersuchung anzumelden. Das regelt https://www.gesetze-im-internet.de/tier-lmhv/__2b.html
Ohne Untersuchung ist es nicht für den menschlichen Verzehr geeignet - auch nicht im eigenen Haushalt.

Abmagerung ist was anderes als ein schwaches Stück.
 

ElCaracho

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Das gezeigte Reh wurde als "extrem schwaches und abgekommenes Stück Rehwild" beschrieben.
Nach Anlage 4 Tier-LMHV (https://www.gesetze-im-internet.de/tier-lmhv/anlage_4.html) ist auf folgendes zu achten:

1.3
Beim Erlegen, Aufbrechen, Zerwirken und weiteren Behandeln ist auf Merkmale zu achten, die das Fleisch als gesundheitlich bedenklich erscheinen lassen. Diese liegen vor bei [...]
1.3.9 erheblicher Abmagerung;


Das heißt, das Tier ist zur amtlichen Fleischuntersuchung anzumelden. Das regelt https://www.gesetze-im-internet.de/tier-lmhv/__2b.html
Ohne Untersuchung ist es nicht für den menschlichen Verzehr geeignet - auch nicht im eigenen Haushalt.

Alles richtig was du sagst, jedoch ist es wohl kaum ein abgekommenes Stück. Wann soll denn der Jährling mal mehr gewogen haben?
Der ist einfach nichts geworden, die Fragestellung die bleibt ist also: Warum ist das letztjährige Kitz ein so kümmerlicher Jährling?

Bleiben uns also zwei Wege zu erkunden: 1. Erkrankung 2. Fehlende Führung
Hungernot schließen wir jetzt mal aus, da dass dann wohl eher den ganzen Bestand betreffen müsste.

Zu 1. Eine Erkrankung können wir auf den ersten Blick nicht feststellen. Auch eine weitere Untersuchung ist nicht mehr möglich. Das ergibt der fotographische Organbefund einfach nicht her.

Zu 2. Eine Führungslosigkeit ist nicht abschließend klärbar, jedoch zumindest wahrscheinlich.

Die Führungslosigkeit von Kitzen lässt sich auch häufiger an der sozialen Interaktion mit anderen Rehen beobachten. Kitze die relativ früh die Geiss verlieren, sind wie erwartet bereits körperlich schwächer als die anderen. Dazu kommt, dass sie häufig allein Abseits der anderen Rehe zu finden sind und teilweise sogar Fluchverhalten vor ihren eigenen Artgenossen an den Tag legen. Die Äsungsperioden sind signifikant kürzer und nervöser, diese holen also auch nicht mehr auf. Ich konnte dies nach Wildunfällen mehrfach beobachten und diese Kitze sind auch schwer zu bejagen, da sie extrem scheu sind.
Der nächste Grund, dass wir diese so selten zu Gesicht bekommen ist, dass die überwiegende Mehrheit noch im Kitzalter eingeht, nur wenige schaffen es bis ins nächste Lebensjahr. Hier scheinen wir eines dieser seltenen Exemplare zu sehen.
 

ElCaracho

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Genau um zwischen 1) und 2) zu unterscheiden, ist die amtliche Fleischuntersuchung gefordert.

Also ich habe ja doch schon so einige Fleischuntersuchungen mitgemacht, das macht der AmtsVet ja auch ohne Meckern, aber der fragt schon vorher nach den bedenklichen Merkmalen und nach der Lebenderscheinung. Auch lässt er sich mal was via E-Mail kommen. Ich wüsste jetzt nicht was ich hier sagen sollte außer schwach.
 
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Ich schalte mich mal ein:
@Meister Grimbart ist einer von der vorsichtigen Sorte (= KEINE Kritik!),
@El Caracho ist mehr mit Erfahrung/gesundem Menschenverstand dabei - ganz typisch für solche Diskussionen im Grenzbereich: was ist ein "schwaches", was ist ein "abgekommenes" Stück...
Als Veterinär und langjähriger Jäger erlebe ich natürlich öfters solche Fälle.
Hat solches Tier mit gegenüber seiner Kohorte deutlich geringerer Körpermasse auch sonstige Erscheinungen, die dies naheliegend machen (Räude, Rachenbremsen, Unfall-Verletzung Organveränderungen u.a.) sagt meine innere Stimme "Ist das Stück abgekommen/erhebliche Abmagerung"?, sprich: hat es ein bedenkliches Merkmal?
Ab damit in den großen Naturkreislauf (Luder).
Ist es ein "Micker", also deutlich geringer entwickelt gegenüber seiner Kohorte ohne sonstige Verdachtsmomente bei Bewegung & Verhalten und Organbefunden, liegt halt kein bedenkliches Merkmal vor, das zum Verwerfen zwingt.
Ob man es seinen Gästen mit Appetit vorsetzen mag?...In Notzeiten ja, sonst für den Hund!
 
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Ich schalte mich mal ein:
@Meister Grimbart ist einer von der vorsichtigen Sorte (= KEINE Kritik!),
@El Caracho ist mehr mit Erfahrung/gesundem Menschenverstand dabei - ganz typisch für solche Diskussionen im Grenzbereich: was ist ein "schwaches", was ist ein "abgekommenes" Stück...
Als Veterinär und langjähriger Jäger erlebe ich natürlich öfters solche Fälle.
Hat solches Tier mit gegenüber seiner Kohorte deutlich geringerer Körpermasse auch sonstige Erscheinungen, die dies naheliegend machen (Räude, Rachenbremsen, Unfall-Verletzung Organveränderungen u.a.) sagt meine innere Stimme "Ist das Stück abgekommen/erhebliche Abmagerung"?, sprich: hat es ein bedenkliches Merkmal?
Ab damit in den großen Naturkreislauf (Luder).
Ist es ein "Micker", also deutlich geringer entwickelt gegenüber seiner Kohorte ohne sonstige Verdachtsmomente bei Bewegung & Verhalten und Organbefunden, liegt halt kein bedenkliches Merkmal vor, das zum Verwerfen zwingt.
Ob man es seinen Gästen mit Appetit vorsetzen mag?...In Notzeiten ja, sonst für den Hund!
Klasse Beitrag ! 👍👍👍
 
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Ich schalte mich mal ein:
@Meister Grimbart ist einer von der vorsichtigen Sorte (= KEINE Kritik!),
@El Caracho ist mehr mit Erfahrung/gesundem Menschenverstand dabei - ganz typisch für solche Diskussionen im Grenzbereich: was ist ein "schwaches", was ist ein "abgekommenes" Stück...
Als Veterinär und langjähriger Jäger erlebe ich natürlich öfters solche Fälle.
Hat solches Tier mit gegenüber seiner Kohorte deutlich geringerer Körpermasse auch sonstige Erscheinungen, die dies naheliegend machen (Räude, Rachenbremsen, Unfall-Verletzung Organveränderungen u.a.) sagt meine innere Stimme "Ist das Stück abgekommen/erhebliche Abmagerung"?, sprich: hat es ein bedenkliches Merkmal?
Ab damit in den großen Naturkreislauf (Luder).
Ist es ein "Micker", also deutlich geringer entwickelt gegenüber seiner Kohorte ohne sonstige Verdachtsmomente bei Bewegung & Verhalten und Organbefunden, liegt halt kein bedenkliches Merkmal vor, das zum Verwerfen zwingt.
Ob man es seinen Gästen mit Appetit vorsetzen mag?...In Notzeiten ja, sonst für den Hund!

Hier schreibt der erfahrene Praktiker. (y)
 
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Schwere abnormale Auffäligkeiten vermag ich auch nicht an den Organen zu erkennen. Die Leber scheint mir nicht klar und an den Rändern nicht scharf ( kann aber auch die Fotobelichtung sein). Ausschlaggebend für meine Entscheidung hier wäre die Lebenbbeschau des Stücks (Verhaltensauffälligkeiten). In Verkehr bringen des Wildbret nein, Eigenvezehr nach ermessen.
Scheint mir auch eher ein verwaistes Stück zu sein und gerade ein schwacher Jährling kriegt ab Frühjahr nur noch Stress mit den anderen Böcken. Der muss sich dann am besten irgendwo verkriechen.
 
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Zu obigen sehr anschaulichen, sauberen Bildern des verdienstvollen @ElCaracho die Anmerkung, dass alle abgebildeten Organe - bis auf die Lunge - unauffällig sind (Milz, Leber, Niere).
Die stets lehrbuchhaltig auftauchenden "scharfen Ränder" der Leber sind fiktiv, da von Kreislaufsituatuionen abhängig und in kurzer Zeit wandelbar, wie z.B. hier, zu einer leicht abgerundeten, blutgefüllteren Form, ohne das dies im geringsten als "bedenkliches Merkmal" einzustufen ist.
Gerade nach Stress des tierischen Organismus wie Schusseinweirkung sind solche Reaktionen
"ganz normal". ich kann mich keiner "Scharfkantigkeit" bei Lebern der von mir erlegten Rehe erinnern.
 

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