Wir haben im Revier eine Fasan gesichtet, nun kam uns die Idee ein paar Hennen zu kaufen und diese dort auszusetzen. Hat jemand von euch Erfahrungen, wie man am besten vorgeht und ob das klappen kann?
Nimm mir jetzt meine ehrliche Antwort nicht krumm: Aber solche Anfragen bekomme ich fast wöchentlich. Der eine Satz von Dir deutet aber darauf hin, dass Du bei Null wissen anfängst. Man stellt eine Sprechblase ins Netz und schon kommt ein Sack voller Tipps, die vermeintlich besten sucht man sich raus und ab geht's ins Desaster. Da will sich jemand ins Cockpit eines Düsenjägers hocken und ist noch nicht mal mit nen Segelflieger geflogen. Das Forum hier ist voll von diesem Thema.
Also ich würde mir an Deiner Stelle erst mal die zur Verfügung stehende Literatur wälzen.... (früher bekam ich immer Anrufe aufm Handy "ich habe mir jetzt einen jungen Hund gekauft, was kann ich mit dem schon alles machen? - man erwartet einen Crashfortbildungskurs am Handy worüber man Bücher geschrieben hat, heute ist das mit dem Fasan so)
Dann musst Du wissen, dass es in Deutschland so gut wie keine wildbahntauglichen Fasane und noch weniger Rebhühner in den Fasanerien zu kaufen gibt.
Dein Wissen über den Fasan muss über die 5 oder 6 "W" hinausgehen, wobei es meist schon bei der Definition dieser Schlagworte ausbeißt. Mit dem Wissen ob er am Ständer oder am Kopf getragen wird kommst nicht sehr weit in der Hegepraxis.
Du musst also Deine Elterntiere z.B. aus ausgemähten Wildgelegen rekrutieren und daraus den Nachwuchs aufziehen. Dazu musst Du für die weitere Zucht quasi ein Wissen wie ein Ziergeflügelzüchter - z.B. über Krankheiten, Verhalten aneignen. Wer noch keine Zwerghühner gezüchtet hat, sollte gleich die Finger davon lassen. Nicht alles was wie ein Fasan aussieht, verhält sich auch so.
Dann musst Du Dich in punkto Raubwild um einige 100 % gegenüber bisher verbessern, je nach Situation im Revier. "Wir schießen jeden Fuchs oder ich habe...... erlegt" ist Krampf.
Du musst in punkto Biotopverbesserung etwas mehr wissen als der durchschnittliche Jungjäger, der schon mit 4 Getreidearten bei der mündlichen Prüfung Schweißausbrüche bekommt.
Dann musst Du bereit sein, die Rehböcke mit Geburtsfehler (zu nahe an der Grenze) zu Gunsten der Jungfuchsbejagung eine Zeit noch begnadigen, selbst auf die Gefahr hin dass der Nachbar die "Zuchtauslese" durch Abschuss vornimmt.
Und verabschiede Dich von der Regel: 20 % Aufwand genügen für 80 % Erfolg, die letzten 80 % Aufwand würden nur eine Steigerung um 20 % beim Erfolg bewirken. Du brauchst 300 % Aufwand für 100 % Erfolg.
Zum Schluss sollte man sich die Frage stellen, woher der Hahn kam, ob es vorher auch schon welche gab oder ob er aus einem hochmotivierten Versuch drei Reviere weiter stammt, sozusagen der letzte Mohikaner.
Vielleicht erfüllst Du ja den einen oder anderen Gesichtspunkt aber das kommt aus Deinem Posting nicht raus.
Was mir eben immer stinkt: Es wird über keine Wildart so viel Blödsinn erzählt wie über den Fasan, dazu das Abwinken "haben wir alles schon probiert, alles für die Katz". Mag ja sein, aber wenn man dann 2 Sätze weiter hört wie vorgegangen wurde, dann rollt es einem die Zehennägel auf. Ich wage zu behaupten dass 95 % aller Bestandstützungen oder echten Wiedereinbürgerungen erfolglos waren. Mit diesen Ergebnissen wird eine mögliche Hegearbeit schlecht geredet.
Nicht überall kann man über Biotopverbesserung und Verringerung des Räuberdruckes eine Zuwanderung erreichen, daher muss es auch echte Wiederansiedlungen geben.