... dann bitte eine Erklärung von Dir: Wie kann es sein, das vor ca. 50 Jahren, wo keine intensive Raubwildbejagung stattgefunden hat, die Strecke an Hasen, Rebhuhn und Fasan um ein vielfaches höher waren als heute.
D.T.
Diese Frage ist ganz einfach zu beantworten:
Damals gab es erheblich weniger Prädatoren:
viel weniger Bussarde und Habichte, viel weniger Krähenvögel, viel weniger herumstreunende Katzen, sehr viel weniger Haarraubwild. Letzteres wurde in regelmäßigen Abständen durch die Tollwut dezimiert. Nicht nur Füchse, auch Dachse und Marder fielen der Tollwut massenhaft zum Opfer. Die Fuchspopulation begann erst zu explodieren, als der Mensch der Natur massiv ins Handwerk fuschte und Füchse gegen die Tollwut impfte. Davon proftierten neben Füchsen auch Dachse, Marder und ja, auch die Waschbären. Man schaue sich einfach nur die Streckenentwicklungen dieser Spezies an.
Mäusebussarde und Habichte sind schon seit Jahrzehnten geschont. Erstere haben in vielen Revieren eine sehr hohe Dichte erreicht, die vielen Bodenbewohnern das (Über)Leben fast unmöglich macht.
Aaskrähen und Elstern wurden weit über ein Jahrzehnt komplett mit einer ganzjährigen Schonzeit versehen. Bis zu Beginn dieser Schonzeit hatten die Reviere die Krähenvögel richtig gut im Griff. Am Ende dieser Schonzeitperiode hatten die Aaskrähen eine Dichte erreicht, die sie fast flächendeckend zur Plage werden ließen. Diese jetzt wieder auf das Niveau vor der unsäglichen Schonzeit wieder runter zu bekommen, ist fast unmöglich, vorallem auch, weil uns viele effektive Bejagungsmöglichkeiten genommen wurden.
Zum Lebensraum:
Einige hier verstehen offensichtlich darunter nur und ausschließlich die Vegetationsstruktur einer definierten Landschaft. Ein Lebensraum besteht aber immer aus Flora
und Fauna, also aus Pflanzen
und Tieren. Gerade die FAUNA ist in unserer Kulturlandschaft, und dazu zähle ich auch unsere Kultur(natur)schutzgebiete, in eine extreme Schieflage geraten: die Gewinner dieses Kulturlandschaftswandels, dazu zähle ich alle Prädatoren, behaart und befiedert, erreichen immer größere Dichten, während die Verlierer ums nackte Überleben kämpfen. Das haben mittlerweile auch sehr viele Schutzgebietsbetreuer erkannt und beginnen allmählich gegenzusteuern.
Der Lebensraum stimmt erst dann, wenn aufgrund sehr deutlich reduzierter Prädatorendichten die Verliererpopulationen wieder bestandserhaltenden Nachwuchs bekommen.
In diesem Zusammenhang kann ich jedem Interessierten wärmstens das Buch REVIERGESTALTUNG von HUBERT WEINZIERL ans Herz legen. Und wer Hubert Weinzierl ist, brauche ich wohl niemandem zu erklären.
Schönes Wochenende