Ferlacher Drilling von Josef Winkler, 1954/55

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Hallo an alle Interessierten,

in unserer Familie haben wir von meinem Urgroßvater einen Drilling von Josef Winkler aus Ferlach.
Gleich vorneweg:
Bilder werde ich morgen reinstellen, ich muss noch welche machen, aber ein paar Fragen kann ich ja vielleicht schon einmal stellen.

Ich habe wenig Ahnung von Drillingen und würde gern etwas über die Waffe bzw. Josef Winkler und seine Arbeiten erfahren.

Zur Ausführung:
6,5x57R Kugellelauf mit Klappkimme
2x 16/70 Schrotläufe
Tiefgestochene Gravuren, links Rehbock, rechts Hase, unten Auerhahn.
Der Laufstahl ist Böhler Blitzstahl für die Flintenläufe und Böhler Spezial für den Kugellauf. Der Abzugsbügel ist aus Horn.

Montage, wie damals üblich SEM, es ist ein Zeiss Diatal-Z 6x42 mit T* darauf. Glas und Montage habe ich nur der Vollständigkeit halber genannt.
Was mich interessiert ist, ob Josef Winkler ebenso, wie Franz Sodia eher der Massenfertigung und damit dem unteren Preissegment zuzurechnen ist, oder ob er konkrete Auftragsarbeiten verrichtet hat.
Dass er keiner der "großen Meister" ist, habe ich soweit überblickt. Die Waffe soll auch nicht veräußert werden.
Ich würde nur einfach gern von ein paar Leuten, die Ahnung von Drillingen haben, etwas mehr zu ihr erfahren.
Ich habe schon etwas im Internet gesucht, aber wirklich viel gefunden habe ich nicht. Ein paar Drillinge von Josef Winkler im guten Zustand werden für teils über 3.000,-€ angeboten, was mir sehr viel vorkommt. Andere teils schon für unter 300,-€ auf egun.
Zwischen den besagten Angeboten kann ich als Drillingslaie tatsächlich keinen so großen Unterschied erkennen, wobei mir schon klar ist, dass der Zustand nicht uninteressant ist... Aber der war in etwa gleich.

Es würde mich freuen, etwas mehr über die Waffen von Josef Winkler zu erfahren.

Cheerio,

Corvus
 
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Servus,
Standardwaffen waren immer auf Lager, ausgefallene Stücke gab es auf Bestellung. Es gab von jedem Ferlacher Hersteller das gesamte Spektrum vom „Bauernprügel“ bis zur „Oligarchenorgel“
Winkler war zwar einer der größeren Betriebe (die dahinterstehende Familiengeschichte lasse ich weg, das würde nur Verwirrung stiften), von Massenproduktion kann aber keineswegs die Rede sein. Was heißt „groß“? In den 60er-Jahren gehörte man mit 25 Angestellten zu den größten in Ferlach, abgesehen von F. Sodia, der seit 1954 eigene Wege ging und aus der Genossenschaft austrat.
Mein J. Winkler-Drilling aus 1968 eine Waffennummer um 3000. 1947 wurde der Betrieb in Ferlach generell wieder aufgenommen, bei J. Winkler war der Start holpriger, nach Rückkehr von der Zwangsaussiedlung. Demnäch wären das in den 20 Jahren im Schnitt 150 Waffen jährlich. Das war in dem Zeitraum eigentlich im guten Durchschnitt.
Die tatsächliche Qualität deines Drilling vermagst du selbst zu beurteilen. Bin gespannt auf die Fotos.
Produktion Rohteile, System, Läufe fand in den Maschinenhallen der Genossenschaft statt. Endfertigung, Baskülieren, Schäften, Brünieren, Montieren in den Betrieben. Graviert wurde meist in Heimarbeit (wie auch viele andere Arbeiten, seltener von einem hauseigenen Graveur.
Offiziell schloss die Fa. erst um 2010 ihre Pforten.
 
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Hallo,

welche Schlosse hat der Drilling denn? Kastenschloß, Blitzschloß, Seitenschloß mit oder ohne außenliegenden Hähne? Gab´s nämlich alles bei den Ferlachern. In Dtl. wurden nach dem Krieg nur noch Drillinge mit Blitzschloß (und eine Hand voll mit Seitenschlosse) hergestellt. Der Kastenschloß-Drilling von Münch/Aachen (60er-80er Jahre) kam in Rohteilen auch aus Ferlach (glaube sogar von Winkler, weiß nur nicht, ob vom Joseph oder vom Benedikt W.).

Grüße
Sirius
 
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Und hier die versprochenen Bilder:

Und gleich noch eine Frage hinterher:
Ich habe den Schaft wieder etwas aufgehübscht, bin noch ganz am Anfang. Lediglich viel verharztes Öl mit CCL Schaftpolitur entfernt. Die Frage ist: Kann es sein, dass das ein Lackschaft ist?

Zumindest wirkt es so. Ist es ein Sakrileg, wenn man einen solchen Lackschaft selbst in einen Ölschaft umwandelt?
Das wäre nämlich ein durchaus schönes Projekt, wie ich finde.

PS:
Weitere Infos bei Bedarf heute Abend, bin auf dem Sprung.
Danke schon einmal für die interessanten Antworten!
 

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Katalog „Ferlacher Jagdwaffen“ 1948 sowie „Gewehrfabrik Josef Just“, ca. 1955.

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Mein J. Winkler-Drilling, Kastenschloss, kurze 60cm-Läufe, gefertigt für einen norddt. Büchsenmacher 1968; .222Rem. 20/70 (alle Läufe Antinit, automatisches Visier, Glas ließ ich erst kürzlich montieren):

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