Warum ist der Hahndrilling, wenn er auch aus den 50ern zu stammen scheint, gleich doppelt so viel oder mehr wert?
Eine SEM und ein altes Glas hat er ja auch.
Einfach, weil Hahndrillinge etwas besonderes (und daher gefragter) sind, oder sind sie aufwendiger zu fertigen bzw. bieten im praktischen Einsatz irgendwelche Vorteile?
Die Fertigung eines Hahndrillings ist, oder besser war einfacher.
Der Preis für obigen Winkler Hahndrilling ist einfach der Wunschpreis des Verkäufers. Bei den Gebrauchtpreisen liegen Massenfertigung und individuelle Handfertigungen aus der Vorkriegszeit heute nicht mehr außeinander, was Besitzer von "bespoken guns" zur Verzeiflung treibt und Besitzern von "Waffen von der Stange" meist zu ungeahnten (Preis)höhenflügen treibt, sobald da etwas mehr als eine Randstichgravur drauf ist.
Leider sind nicht nur die Gebrauchtwaffenpreise für klass. Jagdwaffen seit 20 Jahren stark rückläufig, sondern ebenso das techn. Verständniß vieler ihrer Besitzer bzw. das div. Händler.
Wichtig ist (bar jeder Schaftholzklasse und Gravurmotiven) das die Waffe in einem techn. wie opt. Einwandfreien Zustand ist, dann kann sie, auch fachmänn. restauriert, wie der Hahndrilling gerne 2000-2500€ kosten.
Hahndrillinge hatten ihre große Zeit etwa von 1890 bis 1925. Danach kamen dann Selbstspannerdrillinge, was bei den damaligen hohen NW-Besätzen ja auch noch gerechtfertigt war. 35 Jahre Hahndrillingsbau zu danach 80 Jahren Selbstspannerdrillingsbau verschiebt die Präsenz auf dem Gebrauchtmarkt deutl. zugunsten der Selbstspanner, so daß die natürl. auch viel häufiger auf dem Gebrauchtmarkt vertreten sind. Das Angebot ist größer und damit sinkt der Preis, auch wenn ein Selbstspanner techn. viel aufwendiger zu fertigen ist/war.
Vorteil des Hahndrillings ist, daß er nur zwei Schlosse hat, er also Kugel und rechtes Schrotschloß nicht doppeln kann, wie beim Selbstspanner.
Zudem ist eine Hahnwaffe ein Handspanner, mit zwei Hähne kann sogar das Schloß, daß gerade nicht benötigt wird ungespannt bleiben (eine Möglichkeit die moderne, außenhahnlose Handspanner nicht bieten).
Nachteil ist die diagonale Führung des Schlagbolzens für´s Kugelschloß. Durch die diagonale Führung wird eine höhere Schlagenergie benötigt, so daß es bei bes. dickwandigen Zündhütchen zu Zündversagern kommen kann. Dagegen hilft eine schwächere Schlagbolzenfeder.
Da deutsche und öster. Hahnwaffen seit den Jahren um 1880 fast ausschließl. mit Rückspringschlossen ausgestattet werden, läßt sich ein Hahnschloß völlig lautlos spannen:
Betreffenden Abzug durchziehen und halten. Dann Hahn mit dem Daumen bis zum Anschlag zurückziehen, Abzug loslassen und den Hahn bis zum einrasten in die Spannposition mit dem Daumen nach vorne gleiten lassen.
Da Hahnwaffen im Gegensatz zu Selbstspannern über kein Spanngestänge im Vorderschaft/Baskül verfügen lassen sie sich 1.) leichter und 2.) völlig lautlos öffnen.
Mit einem Hahndrilling hat man also die Vorteile gegenüber Selbstspannerdrillingen:
- lautloses Öffnen
- lautloses Spannen
- entspanntes und geladenes Führen
- Einzelhandspannung für jedes Schloß
- geringere Abszugsgewichte als Blitz- und viele Kastenschlosse, da Seitenschlosse
- geringeres Waffengewicht (i.d.R. 150-200g), da Spannstücke fehlen