Findet ihr die Jagd verliert an Tradition?

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anonym

Guest
Hallo,

ich stelle mir oft die Fragen:

[*] Wie wird die Jagd wohl in ein paar Jahren/Jahrzehnten ausschauen?

[*] Wird die Technik irgendwann soweit sein, dass man nur noch den Finger krumm machen muss?

[*] Verliert die Jagd immer mehr an Brauchtum?

Mir geht immer so durch den Kopf, warum der ganze Aufwand? Früher hat es genauso geklappt!
Früher haben die Jäger auch ihr Wild geschossen! Und das ohne jeglichen Bimbam. Und ohne Bestimmungen von Abschussplänen, die den Verbiss senken sollen? Früher gab es viel mehr Wild und es wurde auch nicht mehr verbissen, und schaut an.... der Wald steht heute noch!

Der Jäger ging früher auf die Jagd hatte einen Drilling, einen Rucksack, ein Messer, ein Fernglas und ein Schweißtuch! - Und davon auch nicht das Teuerste vom Teuersten! Warum all dieser Schnickschnack von z.B. beheizbaren Gummistiefeln, Thermostiefel etc.
Wenn ich auf die Jagd gehe, gehe ich auf die Jagd! Ich muss mir das Wild "verdienen".. wenn ich es warm und kuschlig haben will, setze ich mich zu Hause auf die Couch!

Ich habe schon des öfteren mitbekommen, dass dem Wild nicht einmal mehr die Ehre erwiesen, nach der Erlegung seinen "letzten Bissen" zu erhalten.
Gerade der Brauchtum ist meines Erachtens unverbindlich mit der Jagd verbunden und ein Zeichen von Respekt gegenüber dem Wild. Deshalb frage ich mich, warum dies alles so in Vergessenheit gerät? - Mir scheint, dass heutzutage vieles einfach zu selbstverständlich ist..

Little John
 
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Gelöschtes Mitglied 3257

Guest
Warum fährt man nicht nach wie vor mit einem Golf 1 oder einem Käfer durch die Gegend? Warum muss es ABS, Klimaanlage, Sitzheizung etc. sein? Kommt man deswegen schneller von A nach B? Fragen über Fragen
 
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Gelöschtes Mitglied 7846

Guest
Waidmanns Heil @Little Jon
Little John schrieb:
Hallo,

ich stelle mir oft die Fragen:

[*] Wie wird die Jagd wohl in ein paar Jahren/Jahrzehnten ausschauen?
anders.. wenn der sich abzeichnende Trend nicht bald gestoppt wird :21:

Little John schrieb:
[*] Wird die Technik irgendwann soweit sein, dass man nur noch den Finger krumm machen muss?
..ist sie doch heute schon :21:
Ohne Finger krumm zu machen, gehts nicht.
Aber voher schauen wird man wohl immer müssen :26:

Little John schrieb:
[*] Verliert die Jagd immer mehr an Brauchtum?
...

Little John
Ja, leider. Aber das hast Du ja ohnehin schon selber erkannt.
 
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13 Jan 2012
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Geb dir 100% Zustimmung, dass Brauchtum ein Ausdruck von Respekt für die Kreatur ist.
Dies gilt es zu erhalten.

Ich teile aber nicht die Meinung, dass früher alles "besser" war, nur weil es einfacher war.

Hätte es vor 100 Jahren beheizbare Thermostiefel zu erschwinglichen Preisen gegeben, wären die zu auch verwendet worden. Außerdem muss man den ganzen Schnickschnack ja nicht verwenden und er verhilft ja nicht automatisch zu besserem Jagderfolg. Durfte im Dezember mit einem 70 jährigen Jäger zur Gamsjagd und es war für mich erstaunlich wie lautlos jener den Hochsitz hochkletterte und konnte auch sonst noch einiges lernen.

Ich bin wie ein Christbaum mit Zeugs behangen :lol: hinterher.
Beim 2 mal kam nur mehr Waffe und Fernglas mit.

WH
 
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Sehe das geanu so wie Nobel und ein ähnliches Erlebnis mit einem alten Waidmann hatte ich auch. Der hat aber sicherlich seine brauchbare Ausrüstung am Mann und auch einen 98er und keinen Faustkeil :31:
 
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anonym

Guest
Forestgump schrieb:
Warum fährt man nicht nach wie vor mit einem Golf 1 oder einem Käfer durch die Gegend?
Wenn man mir einen baut nehm ich einen Käfer. :idea: Heutzutage wird bewusst auf "Wegwerf" und "muttu Werkstatt fahren" gebaut. Bis hin zum nicht mehr vorhandenen Ölmeßstab und Lampen die so verbaut sind dass man nicht mal mehr rankommt ohne Gefahr sonstwas kaputt zu machen. :22:
Einen Käfer könnt (sogar) ich am Leben halten..

Ob die Jagd an Tradition verliert? Tradition muß halt gelebt werden, wir hätten es also selber in der Hand.
Manche haben ein arges Problem damit irgendwas zu nehmen oder zu tun was schon eine Generation vorher "in" war. Ungeachtet ob es auch taugen würde oder nicht. Pubertieren um jeden Preis.
Ist aber nicht nur bei der Jagd so. Wenn ich mir das "Münchner" oder "Landshuter" Bayrisch der heute um die 20 Jahre alten Einheimischen so anhöre - redn muaßt wia a Vollpreiß, dann bist "in"... :22: :16:

*Edit: Rächtschraipung*
 
A

anonym

Guest
Nobel schrieb:
Ich teile aber nicht die Meinung, dass früher alles "besser" war, nur weil es einfacher war.

Hätte es vor 100 Jahren beheizbare Thermostiefel zu erschwinglichen Preisen gegeben, wären die zu auch verwendet worden. Außerdem muss man den ganzen Schnickschnack ja nicht verwenden und er verhilft ja nicht automatisch zu besserem Jagderfolg.

Ja, ich möchte nicht sagen dass es schlecht ist! Klar, erleichtert es einiges! Aber manche Dinge sind meiner Ansicht einfach nicht nötig! -Vieles nur Geldmacherei!! Natürlich muss jeder für sich entscheiden, was er braucht und was nicht..
 
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Auch an der Jagd geht das Problem "der schnelllebigen Zeit" nicht spurlos vorbei.Tagsüber, oder die Woche über sitzt man im Büro, und in der knappen Freizeit muss Alles möglichst effektiv "erledigt" werden. Da ist keine Zeit mehr für Tradition, leider.....
Auf der letzten Jagd habe ich den Spruch abgelassen:"In zehn Jahren jagen wir alle nicht mehr so wie wir es gelernt haben und wie wir es gewohnt sind". Nur ungläubige und verdutzte Gesichter. Wir Jäger sind keine Fraktion mehr die irgendwo auf dem Lande autark vor sich hin werkelt. Wir werden immer mehr ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Es machen sich Menschen Gedanken über die Jagd, die sich noch vor 10 Jahren garnicht dafür interessiert haben und wenig bis garnichts darüber wußten. Heute sind wir in aller Munde, dank der negativen Presse die wir haben. Zum Teil sind wir daran selbst schuld.
Ich habe die Jagd vor über 30 Jahren als kleiner Pimpf kennengelernt. Die Jäger sind im Sommer abends mal auf Rehwild gegangen und im Herbst fanden Treibjagden statt, mit Hasenstrecken die wir heute ins Reich des Jägerlatein schieben würden.
Heute müssen wir hier im Sommer fast jeden Abend raus, nicht weil es so toll ist, sondern weil die Sauen zu Schaden gehen. Alles andere interessiert hier nicht mehr. Keiner hegt hier mehr Niederwild, weil die begrenzte Zeit vollumfänglich der Wildschadesabwehr geopfert wird.
Früher sind die Jägers hier Abends mit geschultertem Drilling oder Büchse bei uns in die Kneipe gekommen und haben ein zünftiges Schüsseltreiben abgehalten. Heute versteckt man seine Waffen in Futteralen die man klammheimlich vom Waffenschrank zum Auto schleppt und nach der Jagd genauso wieder in die andere Richtung.
Es hat sich alles geändert. Ich könnte hier noch tausend Beispiele nennen, aber ich glaube jeder weiß was ich meine.
Nicht das ich das gutheißen will, im Gegenteil. Aber wir werden die Jagd so wie wir sie mögen nicht erhalten können, leider.... :19:
 
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Findet ihr die Jagd verliert an Tradition?

Tradition ist Kultur und eine Glaubensfrage. Es kommt drauf an wie weit jeder einzelne diese Tradition pflegt und weiter gibt?
Diese unsere Tradition wird sicherlich in absehbarer Zeit durch eine andere ersetzt oder verändert.
Wenn du die Jagd von seinem Ursprung her mit Heute vergleichst,hat diese eine enorme Entwicklung
durch gemacht. Die frühere Tradition hat ja auch nichts mehr mit der heutigen zu tun. Also wird sich da in den nächsten Jahren wohl auch einiges noch tun? Wir werden wohl das eine oder andere von unseren Altvorderen noch mitnehmen,aber so nach und nach wird die Tradition wie sie,na ich sage mal,in den letzten 80? Jahren gehalten wurde,wohl nach und nach verschwinden? :14:
 
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Zustimmung zu dem Vorangeschriebenen! :27:

Aber wir sollten bedenken, dass der Hauch des Zeitgeistes auch durch unsere Reihen weht!
Stichwort Kaliberdiskussionen! Und anderes.

Und was wir bewahren wollen müssen wir pflegen!
Bsp: bei wieviel Jagden hört Mann und Frau denn heute noch ein Jagdhorn?
Eben.

Mein Lehrprinz überreichte im Dez 2012 den Erlegerbruch schweißrot auf der blanken Klinge!
' fand ich schön!


Es wird vieles anders, nicht alles besser, aber wir gestalten mit!

Waidmannsheil!
 
A

anonym

Guest
fuchsjaeger schrieb:
Früher sind die Jägers hier Abends mit geschultertem Drilling oder Büchse bei uns in die Kneipe gekommen und haben ein zünftiges Schüsseltreiben abgehalten. Heute versteckt man seine Waffen in Futteralen die man klammheimlich vom Waffenschrank zum Auto schleppt und nach der Jagd genauso wieder in die andere Richtung.

Wenn man schon erwähnt man ist Jäger, wird man schon doof angeschaut.. Was der hat Waffen? Er tötet Tiere?

Dieses Bild "Jäger" in der Gesellschaft ist einfach von ein paar auf die Gesamtheit übertragen worden. Es müsste viel mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden, schon von Kindes auf. Aber diese Aufklärungsarbeit wird bei älteren Menschen einfach auf taube Ohren stoßen. Der Jäger ist der böse und somit haben wir einen Schuldigen. Und aus diesem Vorurteil wieder herauszukommen wird sehr sehr schwer..
 
A

anonym

Guest
nur so ein paar Thesen:

Alle in meinem Umfeld wissen, dass ich Jäger bin, ich bekomme zuhauf Anfragen nach Wildbret, bin "Schwarzwildberater" für Normalbürger, Kummerkasten für Marder- und Waschbärprobleme, der "Naturbursche" und Hundemann. Vielleicht liegt es an einem selbst?

Wenn man vor 100 Jahren keine Hightech hatte war das Unvermögen. D.h. nicht, dass man heute alles machen muss was man kann. Der Mensch hat über Jahrtausende weitgehend im erträglichen Gleichgewicht mit der Natur gelebt, das ist vorbei. Man muss und m.E. darf man auch nicht alles machen, was man kann, es reicht zu tun, was man will.

Die Jagd löst sich durch weitere Technisierung und Naturentfremdung selbst auf, verliert an Glaubwürdigkeit und entseelt sich selbst.

Tradition, die nicht verstanden und zum leeren Pathos wird, ist nichts wert. Das größte Brimborium kann letztlich Haltung und Einstellung nicht kompensieren. Die bewußt angenomme und reflektierte Tradition kann aber helfen beides zu finden/ zu entwickeln.

Ich wünsche mir zu mindest für die, die es können und wollen, dass eine natürliche Jagd um ihrer selbst Willen und um das Recht der freien Persönlichkeit erhalten bleibt. Alle Ersatzargumente laufen letztlich ins Leere.
 
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Ich empfinde es leider recht ähnlich. Die Jagd verliert mehr und mehr an Tradition. Viele Jäger adoptieren immer mehr das Jagd-Selbstverständis vieler Amerikaner. Ich vermisse die pure, "bodenständige" Jagd - alles muss effektiver, schneller, erfolgreicher werden. Die Jagd wird "versportlicht"
 
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20 Feb 2003
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Gleicht sich doch alles aus.
Die Chancenverschiebung durch Technik wird durch die Spiele auf den Smartphones wieder wettgemacht. Oder durch die Tablets auf den Kanzeln.
 
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25 Apr 2012
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Tiroler Bracke schrieb:
Gleicht sich doch alles aus.
Die Chancenverschiebung durch Technik wird durch die Spiele auf den Smartphones wieder wettgemacht. Oder durch die Tablets auf den Kanzeln.

Kann ich da einen pöhsen Ton herauslesen? :26:


:27: :28:
 

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